Beiträge von Decima Valeria

    Valeria warf Maximian einen belustigten Blick zu, ehe auch sie sich wieder über den Schweinekörper beugte. Interessiert studierte sie die dampfenden Innereien, dabei eine kleine Skizze auf ihrem Pergamentbogen anfertigend. Bei Maximians Frage runzelte sie die Stirn und dachte nach. Chylus, chylus.... Ah!


    "Meines Wissens nach ist das der Speisebrei, der die Stoffe enthalt, die man zum Leben braucht. Was mich interessiert: haben die nicht verwertbaren Stoffe auch eine medizinische Bezeichnung?"
    Fragend sah sie Apollonius an.

    "Ja, irgendwie schon", sagte diese und reichte Arria die Hand.
    "Auf unsere Freundschaft. Ich danke Fortuna, dass sie uns erlaubt hat, dass wir uns treffen."


    Sie lächelte nun ebenfalls, stand dann aber auf.
    "Sag mal...wenn du neu in Tarraco bist, dann kennst du sicher noch nicht alles. Was hältst du davon, wenn wir heute Abend ins Stadtbad gehen? Bei diesem Ekelwetter sicherlich eine Wohltat."

    "Ach Quatsch, das geht schon. Mach dir da mal keine Gedanken. Ich tippe drauf, dass du dich nur selbst unter Druck setzt. Dein Vater...und dann willst du deinen Geliebten nicht verlieren..."
    Valeria zuckte mit den Schultern.
    "Nichts zu danken."


    Eine Weile saßen die beiden einfach nur nebeneinander, dann sah Valeria Arria von der Seite her an.
    "Na, da haben sich schon zwei Problemfälle gefunden, hm?"

    Valeria kam sich nun noch älter vor als sie war. Im Kopf hatte sie dieses Bild von einem alten Mütterchen, gebückt gehend und mit einem Tuch um den Kopf, wie sie einem jungen Mädchen erklärte, was sie tun sollte. Das verlangte ihr ein Grinsen ab.


    "Oh Arria, du lässt mich älter dastehen, als ich bin!", lachte sie.
    "Aber wie meinst du das, es geht nicht?"

    "Wieso?" fragte Valeria geradeheraus.
    "Ich meine, du kannst doch mit ihm schlafen oder....oder ihn anderweitig glücklich machen."
    Das verstand sie nicht. Gut, sie und Maximian hätten gut daran getan, wenigstens etwas besser aufzupassen, aber nun ja, inzwischen war es zu spät und ließ sich nicht mehr ändern. Noch dazu kam, dass sie notfalls heiraten konnten, wenn etwas passierte. Dieser Ausweg blieb Valeria und Max ja ebenfalls verwehrt.

    Valeria fühlte sich leicht unbehaglich. Trotz seiner Art hatte Meridius stets versucht, kompromissbereit zu sein und logisch zu handeln. Und sie hatte ihm und Severa noch nicht einmal gratuliert. Das würde sie nachholen, auf der Stelle, wenn es sich ergab. Doch da er zuerst einmal das Wort an Arria richtete, wartete Valeria geduldig, bis es ins Gespräch passte.

    "Warum? EIn neues Leben ist etwas Wunderbares. Nur manche sehen das anders, besonders wenn es zum falschen Zeitpunkt entsteht. Aber deswegen bin ich nicht traurig. Ich hätte eben nur besser aufpassen müssen. Wir...hätten besser aufpassen müssen. Aber das ist nicht mehr zu ändern und ich habe mich damit abgefunden, dass ich bald Mutter werde. Und dafür danke ich Iuno."
    Sie setzte ein Lächeln auf.
    "Aber warum fragst du?"

    "Aber dass er dich mitnehmen wollte, spricht doch schon mal für ihn, findest du nicht?"
    Valeria stand auf und zog Arria mit sich.


    "Gut, dann werd ich dir jetzt mal das Paar vorstellen", bestimmte sie und zog Arria an der Hand hinter sich her auf Meridius zu. Severa konnte sie gerade nicht ausmachen. Bei ihm angekommen, sagte sie:


    "Meridius? Das ist Petronia Arria, eine Mitschülerin von mir. Sie ist mit Iulius Ambro...ich meine Imperiosus hier."
    Valeria warf Arria einen kurzen Blick zu und musste kichern.

    "Salve, ich bin Valeria, du erinnerst dich doch hoffentlich an mich? Um dein Gedächtnis aufzufrischen: wir sind beide Discipula..." spaßte Valeria herum.
    Arrias Laune gefiel ihr nicht; sie war der Meinung, dass sie ruhig fröhlicher sein konnte, wenn sie einem fest beiwohnte. Aber... sie selbst war ja auch nicht gerade auf einem Höhenflug... Das brachte sie auf einen anderen Gedanken.
    "Hast du das Paar schon kennengelernt?"

    "Lässt dein Vater dich bei deinem Ambrosius wohnen? Nein. Also, warum sollte das meiner tun?" fragte Valeria mürrisch.
    Das machte ihr keinen Mut, das hielt ihr nur wieder die ausweglose Lage vor Augen, in der sie sich befand. Sie legte den Kopf in den Nacken und blies die Luft aus, die sich vor ihrem Gesicht zu einer kleinen Dunstwolke zusammenballte, um dann zu vergehen.


    "Ja", antwortete sie schlicht auf Arrias Frage.

    "Also, wenn du einen ratschlag von mir willst, dann geh am besten wieder zurück und sieh, was er macht. Nur weil er dich in einem Moment nicht beachtet, heißt das nicht, dass er dich nicht mehr will. Außerdem musst du bedenken, dass er heute Abend viele Mitglieder seiner Familia wiedersieht. Hast du mir selbst erzählt.... Und eben hat er ja wirklich nur von dir geredet."