An
Maximus Decimus Meridius
Casa Decima in Rom
ITALIA
Lieber Onkel,
es wird dich sicher verwundern, dass du Post aus Ägypten bekommst. Aber das hat einen ganz einfachen Grund: Ich habe dem Cultus Deorum den Rücken gekehrt und mich auf eine, zugegebenermaßen, etwas überstürzte Reise nach Alexandrien gemacht. Rüge mich bitte nicht deswegen, mir geht es gut und ich bin wohlauf.
Nach meinem Besuch bei deinem Klienten und meinem Freund Apollonius, der inzwischen ja auf Capri residiert, habe ich mich entschieden, hier am Museion und der daran angeschlossenen medizinischen Fakultät um eine Anstellung als Ärztin zu bitten. Stell dir vor, man hat mich sogleich eingestellt! Derzeit sitze ich in einem Zimmer des weitläufigen Museionsgeländes und schreibe diesen Brief. Der stellvertretende Epistates tou Museion hat mich allerdings bereits darüber aufgeklärt, dass es sich für einen Philologos (das bin ich nun) nicht ziemt, im Museion zu hausen. Deswegen werde ich mich nach einer kleinen Wohnung oder einem Haus in der Nähe umsehen, je nach dem wie mein Budget ausreicht. Hier gleich eine Bitte: Sende mir bitte kein Geld. Ich möchte versuchen, mir eine eigene Existenz aufzubauen, auch wenn du ebendiese vermutlich nicht sehen wirst, da du ja Senator bist.
Hier in Ägypten ist vieles anders. Allein die Fahrt hierher war schon ein Erlebnis für sich. Ich weiß jetzt, warum so viele die Herbststürme des Mare Internum verfluchen, denn ich gehöre zu denen, die es tun. Das beständige Auf und Ab machte mich ganz verrückt, und ich habe immer noch manchmal das Gefühl, auf einem riesigen, sich bewegenden Schiff zu sein. Die Häuser sind beinahe alle aus hellem Sandstein, die Menschen sind fröhlich und die Einheimischen tragen ganz bunte und seltsam anmutende Gewänder. Ich bin nun seit zwei Tagen hier, habe aber noch nicht viel gesehen außer dem erstaunlichen Hafen mit seinem riesigen Leuchtturm, den Märkten und dem Museion selbst. Einer meiner Akroatai möchte allerdings eine Stadtführung mit mir machen, damit ich mich nicht mehr verlaufe - das war nämlich am Tag meiner Ankunft der Fall.
Lieber Meridius, eines wurmt mich ja schon die ganze Zeit. Wie geht es Severa und wie geht es dem Kind? Ich hoffe doch, dass beide wohl auf sind. [strike]Weißt du, ich habe in letzter Zeit wieder über das Thema Familie nachgedacht und beschlossen, dass du mir [/strike]
Bitte entrichte auch den anderen meine Grüße. Sie sollen sich nicht um mich sorgen, ich verspreche auch, regelmäßig zu schreiben. Wenn ihr mir antworten möchtet, so sendet die Briefe bitte vorerst an das Museion direkt. Sobald ich eine Bleibe gefunden habe, werde ich euch das wissen lassen, dann ändert sich auch die Adresse.
Mögen die Götter über dich und die andren wachen!
Valeria