An diesem Tage würde in diesem Haus kein Kind gezeugt werden, egal wie sehr sich der Hausherr oder andere männliche Hausgenossen, ob frei oder unfrei anstrengen würden...
Beiträge von IUNO
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Ob das "Stochern im Nachtisch" zu der lustlosen oder lustvollen Kategorie gehörte, war der obersten Göttin herzlich egal. Nicht egal war ihr hingegen die Befragung der Liste - DER Liste, die ihr sagte, ob in ein paar Monaten ein neuer Erdenbürger das Licht der Welt erblicken würde. (Natürlich nur, sofern keine Umstände eintraten, die die Schwangerschaft abbrechen würden.)
Und tatsächlich, das Bemühen der beiden Sterblichen war von Erfolg gekrönt. Ein Mädchen würde im Körper der Patrizierin heranwachsen.
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Vor dem Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt, dieser Grundsatz gilt auch in Sachen Kinderzeugung. Manchmal funktionierte es, und die Bemühungen trugen Früchte. Manchmal hingegen musste man mehrmals probieren, bis die Arbeit (was es wohl hier war) zu einem Gelingen führte.
In diesem speziellen Fall fand kein putziges Kerlchen sein Ziel, der Ehemann musste seiner Frau nochmals beiwohnen, wenn er ein Kind in die Welt setzen wollte. Nix mit Nimmermehr.
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Was für ein Jammer wegen der schönen Kuh, doch die Göttin war gar nicht zugegen. Eigentlich wusste keiner, wo die Göttin war, nicht einmal ihr Göttergatte.
Daher konnte das Opfer auch nicht angenommen werden.
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Iuno blickte interessiert auf die Sterbliche. Wofür wohl der Segen gebraucht würde?
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Das Gebet, welches der Sterbliche da vor sich hinmurmelte, konnte man bestenfalls nur als lieblos bezeichnen. Zwei gesunde Kinder, eines von jeder Sorte, da konnte man sich schon etwas mehr Dankbarkeit erwarten. Bis zum Ende des Monats würde der Sterbliche keine Freude haben mit seinen Kindern, und diese nicht mit ihrem Vater.
Anders hingegen die Frau des Sterblichen. Sie würde mit leichtem Herzen den Tempel verlassen und sich noch die nächsten Wochen uneingeschränkt über die Existenz ihrer zwei Kinder erfreuen, daran würden nicht einmal volle Windeln und ewiges Quengeln etwas ändern.
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Die munteren kleinen Kerlchen, die die Lenden eines Mannes bei gewissen Gelegenheiten verlassen, haben nur einen Instinkt. Und der ist so zielgerichtet, dass sie schon förmlich als Allegorie der Fokussierung gelten kann.
Nur nicht diese. Die hier hatten ihre Berufung verfehlt und wären in einem Joghurt als rechtsdrehende Bakterien besser am Platze gewesen. Die Eizelle der Frau wartete daher auf Godot.
Übrigens fühlte der Mann eine solche Mattigkeit in sich, dass er die nächsten drei Tage keine Lust mehr verspüren und zu keiner Beiwohnung fähig sein werde.
Sim-Off: Und es reicht jetzt schön langsam.
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Da Iuno gerufen und ihr ein Opfer dargebracht ward, kam sie auch in das Haus des Opfernden. Der Gewohnheit gemäß wollte sie schon ihre Liste zücken und ihre Gunst dem jeweiligen Sterblichen gegenüber überprüfen, da bemerkte sie, dass diese Art Gunst hier gar nicht gefragt war. Eigentlich war gar nichts gefragt, was Haus und Familie betraf.
"Wie bitte? Praetor?" Iuno war ungehalten. "Deswegen ruft dieses Togamännchen mich? Was interessiert mich denn das? Das ist mir doch vollkommen Blutwurst!"
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Iuno war gerade auf einer lustigen Party von Bacchus, als sie auf ihre Arbeit angesprochen wurde. Johlendes Gelächter begleitete die Frage, denn viel zu oft feixten die anderen Gottheiten über ihre höchstwichtige Tätigkeit der Frage der Empfängnis.
Just in diesem Moment war gerade eben diese Tätigkeit gefragt. Ihre Würde um sich raffend warf Iuno einen strengen Blick über den Rand des Olymps auf die Sterblichen. Mars, ihr Sohn, sah neugierig über die Schulter seiner Mutter und fragte mit hämischem Grinsen: "Na? Geht es oder brauchen wir wieder kleine süße Hundewelpen?"
"Sei still Junge! Ich muß mich konzentrieren!" Und weiter ging das johlende Gelächter im Hintergrund.
Um Contenance bemüht besah Iuno ihre Liste - DIE Liste - und entschied zur allgemeinen Erheiterung aller, dass hier an dieser Stelle kein neues Leben gezeugt wurde.
Sim-Off: Etwas verspätet: Prosit Neujahr!
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Mit der bloßen Hand fächerte Iuno sich etwas Luft zu. "Die Sterblichen können das ja machen, die haben ja auch nicht so viel zu tun wie ich." Immerhin hatte sie als oberste Göttin die größte Verantwortung zu tragen.
"Minerva? Puh!" Etwas gespielt legte sie überlegend die göttliche Stirn in Falten. "Ach, irgendwo in der Ägäis, frag mich nicht. Sie hat übrigens eine Postkarte geschickt."
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"Jajaja, ich komm ja schon."
Keineswegs gehetzt, sondern elegant, wie es sich für die oberste Göttin gehörte, erschien sie an der Seite ihres Göttergatten.
"Na schau, da ist ja noch gar nichts passiert. Da hätte ich mir noch die Haare ordentlich machen können." Mit der rechten Hand schob und drückte Iuno ein paar Locken zurecht, die selbstredend kunstvoll aufgesteckt waren.
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Iuno fühlte sich heute nicht besonders gut. Ja, auch Götter konnten schlechte Tage haben, und die oberste aller Göttinnen hatte heute so einen. Es war jedoch nicht so, als ob sie sich komplett schlecht fühlen würde, nein, das nicht. Sie hatte nur ein äußerst merkwürdiges Gefühl unterhalb der Taille, oder besser gesagt, sie hatte gar kein Gefühl. Ihre unteren Extremitäten waren wie taub.
Und ihr Sohn, Mars, der Kriegsgott, der war schuld daran! Nichts als Ärger hatte sie mit dem Jungen! Wehe ihm, wenn er von seiner Kneiptour wieder nach Hause kam!
Was die beiden Sterblichen anbelangte, prüfte sie die Liste - DIE Liste - und machte ein Häkchen. Die Sterbliche hatte soeben ein Kind empfangen.
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Süßer Wein, Kuchen, Obst und Blumen... das Interesse der Göttin war geweckt.
Ob da noch was folgte?
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Es war also wieder soweit. Iuno, die höchste aller Göttinnen, die Göttin der Ehe und der Fruchtbarkeit, hatte wieder zu entscheiden, ob eine Vereinigung ein Kind zur Folge haben würde. Wie (fast) immer war Iuno dabei sehr objektiv, sie interessierte sich nicht für Ort oder Zeit der Vereinigung, genausowenig für die persönliche Geschichte der Protagonisten, lediglich einige Faktoren waren für sie von Belang, die dann in die Liste - DIE Liste - eingingen.
Doch an diesem Tage kam Iuno gerade mal dazu, ihre Liste ein paar Zoll weit aufzurollen (das Maß "Zoll" soll dabei dem Sterblichen dienen, sich die Szenerie vorzustellen, in Wahrheit würde kein menschlicher Verstand das tatsächliche Ereignis begreifen können), denn ...
Diana erschien auf der Bildfläche. Und sie war wütend.
"Nein, keine Schwangerschaft!" Brüskiert rief sie diese Worte Iuno zu, die...
... etwas erstaunt aufsah.
"Wie meinen?"
Diana, die Aufgebrachte, wies auf den Platz ihres heiligen Haines.
"Sieh! Sieh, was dort geschah!" Ein Pfeil wurde auf ihren Bogen gespannt, die Jägerin in der Göttin kam zum Vorschein. "Geh zur Seite!"
Das nahm nun die oberste Göttin als Aufforderung, dem Treiben der Sterblichen zuzusehen und sie erkannte den Grund der Aufregung ihrer Kollegin. Die Liste, die ein wenig geöffnet wurde, ward geschlossen (ob gut oder schlecht, liegt im Auge des Betrachters, denn der Schoß der Flavia wäre geöffnet gewesen). Für sie gab es an diesem Ort nichts mehr zu tun. Außer zuzusehen, was nun passieren mochte.
Diana zielte und schoss den Pfeil ab. In nur wenigen Augenblicken würden die Sterblichen die Rache der Göttin spüren.
Aus der Ferne konnte man ein Grollen hören, zunächst ganz leise, doch immer mehr anschwellend. Was war passiert? Der Pfeil der Göttin hatte eine Rinderherde aufgescheucht, die nun zum Hain stürmte...
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Unbemerkt von Priester und Opfernden hatte das Zicklein doch einen Makel und fand daher nicht Gnade in den Augen der Göttin.
Der Priester würde einen großen Knoten bei der Leber und zwei weitere kleine in den Gedärmen finden.
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Schon wollte sich Iuno um andere Opfer kümmern, da merkte Tabulagererus, ihr persönlicher kleiner Gott des Tragens von Listen, dass an dieser Stelle noch ein Opfer abgehalten wurde. Geschwind seiner höchsten Göttin gesagt, wandte sich diese wieder um.
"Noch ein Opfer? Die wollen wohl auf Nummer Sicher gehen, wie?"
Doch Tabulagererus verneinte und verwies auf die zweite Hochzeit, die hier wohl stattfinden sollte.
"Zwei Hochzeiten auf einmal? Wie ungewöhnlich!"
Doch ihre Verwunderung hielt sich nur in engen Grenzen, sie hatte es schon eilig.
"Na gut, meinetwegen." nahm sie gerade noch das Opfer an und verließ sofort danach mit ihrem kleinen Gott die Stätte der Doppelhochzeit. -
Iuno hatte derzeit viel zu tun. Nicht nur die Hochzeiten selbst waren im Frühling en vogue, viele Paare erlebten bei den steigenden Temperaturen und der vermehrten Anwesenheit der Sonne im wahrsten Sinne des Wortes Frühlingsgefühle und zuletzt stiegen auch die Geburten. Ein Sterblicher würde unter dieser Last der Arbeit hemmungslos zusammenbrechen, doch sie war eine Göttin und die Mehrarbeit war für sie nicht mal der Mühe wert darüber einen Gedanken zu verlieren.
Aber sie freute sich über die Opfer, besonders wenn ihr ein Lämmchen dargebracht wurde. Das Fleisch eines Milchlamms war im frühen Frühling einfach köstlich und wunderbar zart. Deswegen voller Vorfreude gab sie ihre Zustimmung, der Priester würde keinen Makel finden.
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Iuno, der höchsten Göttin, war es egal, wie die Liebes- oder Ehepaare (manche waren beides gleichzeitig, was genauso Segen wie Fluch sein konnte) ihre gemeinsamen Stunden bei der Kopulation verbrachten, sie hatte schon alles gesehen, jegliche Spielart und war daher gänzlich uninteressiert in solche Dinge. Für diesbezügliche Vergnügen war ohnehin Venus zuständig. Zudem war sie viel mehr beschäftigt mit der Frage, ob die Anstrengungen des Paares Früchte haben würden und sah auf der Liste - die Liste - nach.
Nicht dieses Mal. Sie hatten die fruchtbaren Tage der Frau knapp aber doch verpasst. Vielleicht war Iuno beim nächsten Mal gnädiger.
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Selbstverständlich konnten die Götter auch Gedanken hören und nicht nur die ausgesprochenen Wörter. Aber die Sterblichen in ihrer vollen Einfalt würden das wohl nie begreifen, was wohl gut war für sie, denn sonst müssten die Sterblichen lernen, ihre Gedanken im Zaum zu halten und Iuno selbst wusste aus ewiger Erfahrung: wenn sie nicht einmal ihre Worte zu jeder Zeit mit Bedacht wählen konnten - bei ihren Gedanken würden sie das erst recht nicht schaffen.
Iuno, ihres Zeichens Göttin des ehelichen Friedens und häuslichen Glücks, sah nur wenig mitleidig auf diese Szenerie. Denn Tatsache war: Iuno hatte hiermit herzlich wenig zu tun, wenn jemand seine Griffel im Spiel hatte, dann vermutlich eine niedere Gottheit wie der Gott des bösen Zufalls oder die Göttin des Vergessen-in-welchem-Zimmer-wer-wohnt. Oder die Sterbliche war selber schuld an der Situation. Iuno selbst beschloss, hier nichts zu tun. Sie hatte noch ein Kaninchenragout auf dem Herd, welches auf Verspeisung wartete.
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Tatsächlich erfolgte die Litatio, welche der Haruspex so ausdruckslos von sich gab, mit freundlicher Genehmigung von Iuno. Anders als der alte Priester war sie von der Szene wohl gerührt und den Brautleuten gewogen gewesen. Träumerisch hatte sie auf die beiden herab gesehen und darüber vergessen, wie eilig es die Sterblichen zuweilen hatten. Somit waren es auch eher ihre göttlichen Gedanken und Gefühle gewesen, die das Schwein makellos werden ließen, denn als Göttin bedurfte es freilich nicht unbedingt konkreter Handlungen, um ihren Willen zu manifestieren.