Beiträge von Medicus Germanicus Avarus

    "Die Sachen sind in deiner Amtszeit passiert. Eine Spende wäre die sauberste und unöffentlichste Lösung. Wahrscheinlich das Beste für alle Beteiligten."


    Ein wenig naiv kam ihm der ältliche Consular schon vor. So formulierte er es so einfach wie möglich. Es war nur zu hoffen, das jene Vorgänge damit beendet waren. Römische Senatoren ja Consuls an einen Pranger zu stellen, um dann vom Leder zu ziehen war immer eine unschöne Sache und selbst wenn es rechtlich bewiesen würde, das Agrippa eine Teilschuld traf, so würde trotzdem eine ganze Zunft in den Schmutz gezogen. Avarus wollte das nicht und bot daher diesen 'Kuhhandel' an. Zumal es bei einem juristischen Schlammringen ähnlich enden würde. So aber konnte man diese öffentliche Maskerade römischer Gerichte vermeiden und gleichwohl zum Stadtfrieden beitragen.


    All das ohne Waffen und was war dazu von Nöten?


    "Eine Zahlung von dreitausend Sesterzen sollte alle 'Verluste' abdecken."


    Ein Klacks für einen Mann wie Agrippa.

    Soo jung hatte Senator Avarus den Mann dann doch nicht geschätzt, das er nie ein Rennen bisweil gesehen hatte. Doch vielleicht mußte er es großen Ahnen gleich auch zu früher Lebenszeit bei den Philosophen Griechenlands versuchen und kehrte mit allerlei rhetorischen wie literarischen Kenntnissen nach der Volljährigkeit zurück. Doch das war dem Hausherren herzlich egal. Vielmehr freute er sich darüber jemanden als offiziellen Kontakt zwischen den Factiones -da machte sich die Farblosigkeit ganz gut- und dem Cultus Deorum, die für die Opferungen die bessere Wahl waren, einsetzen zu können.


    "Es ist vielleicht auch ganz gut einen Mann zur Verfügung zu haben, der im Domus der Factio Veneta nicht den Fanschal der Factio Praesina trägt."


    Avarus gab die Anweisung etwas Obst aufzufahren. Selten dieser Tage, dazu ein paar Datteln und Pomeranzen und eine gute Kanne Falerner mit zwei Silberkelchen.


    "Würde dir eine kontaktfreudige Arbeit mehr zusagen, als eine rein operative Tätigkeit? Dann könnte der Kontakt zwischen den Factiones, dem Cultus Deorum und unserem Organisationszirkel vielleicht das Richtige für dich sein?"


    Er blickte den Flavius an und beobachtete dabei mit dem zweiten Auge, das der Diener die angeforderten Häppchen stilgerecht und ordentlich platzierte. Beide Kelche wurden bis zur Schulter gefüllt.

    Avarus nickte sichtlich erkennbar. Da hatte Macer den Nagel auf den Kopf getroffen. Früher war zudem noch etwas Anders, die Aristrokraten verwehrten sich immer wehement dagegen einer einzelnen Person zuviel Befugnisse und Macht zuzugestehen. Heute hingegen blieb ihnen ein Senat, dem in vielen Dingen die Hände gebunden war, der sich immer und immer öfter an den Kaiser wenden mußte, wenn er etwas entscheiden wollte. Die senatorischen Provinzen waren dabei ein kleines Einod geblieben, was dem Senat Einkünfte und Raum für politische Spielchen ließ. Gesichert wurden sie durch kaiserliche Legionen und trotz der Eidfrage blieb immer außer Frage, wie es bei Maßnahmen für die Provinz stand. Die Legionen halfen, denn für ihre Legaten war eine tätige Legion zehnmal besser, als eine gelangweilte Legion.


    Daher wollte es auch Avarus nicht ganz aufgehen, warum Durus den Status der senatorischen Provinzen tropedierte. Vorallem bei Hispanien war ein sanftes und ruhiges Händchen gefragt, wenn es um diese Frage ging.






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    Ja das war doch mal eine spannende Geschichte. Leider nur fand keiner der Senatoren heraus, was der Aedil als Problem des Ganzen sah und so löste er denn die Aufgabe...


    "Nun das Problem zeigt sich weniger darin auf, wenn beide Institutionen besetzt sind, denn vielmehr wenn sie es nicht sind. Sowohl der Aedilis Plebeii als auch der Praefectus Annonae werden vom Praefectus Urbi vertreten. Wie soll er nun gleichzeitig Getreide austeilen und sich dabei kontrollieren, das es auch ordnungsgemäß geschieht?"










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    Seit einigen Tagen ging das Gerücht um, das ein wohlhabender Senator den Markt von Getreide durch spekulative Großkäufe preislich stabil halten wöllte. Natürlich sagte man in den Gassen etwas Anderes. Aber erstens glaubte ein anderer Senator nur selten das, was in den Straßen der Stadt verbreitet wurde und zweitens hielt sich Getreide nun wirklich nicht ewig, was einen überzogenen Preis niemals gewähren lassen würde.


    Heute kam ein Bote zur Casa Decima. Einer jener Jungen die vor der Hochzeit des Senator Avarus mit Decima Lucilla diesen Weg sehr oft gingen. Er kannte den Weg und er wußte damit auch, wo der Kasten für die Post war.



    An
    Maximus Decimus Meridius
    Casa Decima
    Roma
    Italia


    Salve Senator, mein herzliches Beileid für den Verlust Deines Sohnes. Es ist immer schwer einen geliebten Menschen zu verlieren. Noch viel schwerer ist es einen eigenen Sohn vor sich selbst sterben zu sehen. Aus eigener Erfahrung kann ich dir schreiben, das es nötig ist sich intensiv davon abzulenken.


    Ich möchte in diesem Brief um etwas bitten. Vor zwei Tagen kam einer meiner Verwalter nach Rom und beklagte sich über den geringen Marktmengen an frischen Hafer. Jetzt durch eine Erweiterung der Kapazitäten hat sich diese Situation für meinen Zuchtbetrieb noch verschärft. Daher würde ich gerne darum bitten, das du mir ein Zukaufangebot für eintausendvierhundert Scheffel Getreide pro Woche unterbreitest.


    Vale bene


    [Blockierte Grafik: http://www.ostheim21.de/Imperium/Sig_Avarus.gif]


    ANTE DIEM IV NON FEB DCCCLVIII A.U.C.

    "Ja natürlich, danke."


    Der Aedil setzte sich und hatte mit dem kurzen Ausruf schon beide Dinge, das Setzen und die Kompetenzen gemeint.


    "Meiner Meinung nach ist es gut, wenn alle zusammenspielenden Aufgaben bei einer Überprüfung auf einmal gemacht werden können. Während du dich um die Wasserzuführung, Qualität kümmerst, würde ich mich um Sauberkeit und Hygiene bemühen. So ist nebenbei bemerkt auch ausgeschlossen, das schmuddlige Bäder versuchen ihr Ansehen durch verfälschte Blitzaktionen zu retten. Schaut man sich erst das Wasserzuführungssystem genau an und kommt dann über den Abwasserkanal zu den Becken, wird man bei Notständen immer in der Lage sein die Kabinen und Latrinen zu reinigen. Was einer Überprüfung aber entgegen läuft. Es soll ja immer rein und ordentlich sein und nicht nur wenn ein Überprüfer vor Ort ist."


    Macer schien bereit zu sein, ob gleich oder später?


    "Wie steht es mit der Zeit bei dir? Ich könnte mich da ganz nach dir richten."


    Heute zumindest. Es gab immerhin einige große Anstalten in Rom. Da hätte er auch alleine den ganzen Tag gebraucht und somit diesen von allen anderen Terminen freigemacht.

    "Der Hausherr befindet sich in der Casa, wohl wahr. Aber er ist schwer beschäftigt..." tat der Diener gewichtig. "... in welcher Angelegenheit bist du gekommen, Annaeus Varus?" Wollte er dann schon noch wissen, um entscheiden zu können, wann oder ob sofort ein Termin drin war.


















    SKLAVE - GENS GERMANICA

    Ein Schnipp da, ein Knack dort. Der Schreiberling tat sich recht behände bei einer Arbeit, die eigentlich der Gärtner erledigte. Heute aber war es eine Art Ausgleich für die geistig hochanstrengenden letzten Tage und so war Philomelus leicht erschrocken, als der junge Sklave mit den Wassermännern um die Ecke bog.


    Er ließ von seinen kniffigen Entzweigungen ab und konzentrierte sich auf die 'Gäste'.














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    Es ließ sich nicht vermeiden dieser Vorschlag hatte etwas intressantes an sich. Avarus hatte letztens mit Senator Macer darüber debattiert und sich bereits fest dazu entschlossen Rennen zu veranstalten. Das jetzt ein junger Mann daran beteiligt sein wollte, störte ihn nicht im Geringsten, im Gegenteil. In den Gedanken kramte er nach einer Nachricht. Auch jene führte Unterstützung an und bezog sich auf die Wagenrennen. Der Funke kam, er sprang und entzündete sich. Richtig die Opferungen davor. Diese in äußerst fähigen Händen zu wissen war sehr wichtig und Germanicus Avarus überlegte und stocherte tiefer.


    "Klingt intressant, wie würdest du dir diese Beteiligung denn vorstellen?"


    Da fiel ihm gleich noch etwas ein.


    "Welchem Rennstall hast du dich eigentlich verschrieben?"


    Das Sitzen änderte sich in ein bequemeres Liegen. Noch war keine Zeit etwas zum Knappern anzubieten.

    Es war allseits bekannt, das die Spiele voller Gewalt und Schweiß nie etwas für die alten Gentes waren. Sie verpöhnten das geschehen, kamen nur äußerst selten dazu und wenn dann gab es herbe Hiebe rhetorischer Art. Wenigstens laut genug, um die eigene Anwesendheit zu erklären. Doch das Thema schien gefunden.


    "Rom hat viel zu bieten, um zu unterhalten. Mir persönlich gefallen dabei ebenfalls die Wagenrennen am Besten, aber auch am errungenen Sieg im Kolloseum habe ich nichts auszusetzen. Doch sag, was dich zu mir führt."

    Er kam nicht zur Sache, also setzte sich Avarus doch auf eine der Klinen. Von dem misserablen Stück hatte er gehört, war aber damals glücklicherweise nicht Erster gewesen. Die Hände faltete er vor dem Bauch und wartete auf den Buben. Vielleicht erhoffte sich dieser noch eine Antwort... naja und wenn schon. Ein 'fahre ruhig fort' oder ein 'nur zu junger Mann' klang immer sehr Obermeier mäßig, zumal die voranschreitende Stille sicher gleiches ausdrückte.

    Die Überlegung ob und wenn woher er das Gesicht kannte, brachte keine Gelegenheit hervor. Sehr viele Sprosse dieser Gens hatte Avarus noch nicht kennen gelernt. Die Meisten von denen er sich ein Bild machen konnte, fröhnten dem Leben auf dem Land. Dieser hier war nun also zu ihm gekommen. Die kleine Verbeugung zeigte die Erziehung auf. Gespannt war er schon, was dieser Flavius von ihm wollte.


    "Salve, setz dich doch." Er selbst blieb erstmal stehen, wußte er weder, wie lange es dauern würde, noch ob eine anschließend theatralische Setzung nötig wurde. "Was kann ich tun." Eine extra Vorstellung gab es nicht, immerhin hatte man den Gast zu eben jenen Mann des Hauses geführt, der gewünscht wurde zu sprechen. Das sollte genügen. So recht traute er dem Gast eh noch nicht über den Weg. Patrizier waren dem Germanicus eh immer erstmal suspekt, danach kam eine ganze Weile nix. Vertrauen war dabei schwer zu erwirtschaften.

    "Das kann ich mit klarem Gewissen verneinen. Was ich dir aufzeigen wollte, ist die Tatsache, wie es die von dir angenommenen Kritiker verwenden werden, sollte diese Sache öffentlich werden. Und das wird sie, wenn wir nicht zu einer gütlichen Lösung für den Staat kommen."


    Das dem so war, hatte Avarus schon vorher bestätigt. Sein Sprichwörtchen war wohl nicht dort angekommen, wo es sollte. Doch dem Aedilen fiel auf, wie schwer es wohl war Klarheiten zu erkennen und daraus sinnvolle Schlüsse zu ziehen. Einen Vorschlag in dieser Lösungsrichtung würde er nicht machen. Dafür hatte Agrippa genügend politische Amter beglitten, um das Offensichtliche zu erkennen, zu analysieren und eine Lösung daraus zu formulieren. Avarus auf jeden Fall war ganz Ohr.

    Das halbschläfrige Nicken von Avarus, der die Sinne auf Sparbetrieb gestellt hatte, wurde durch ein Stuhlrücken unterbrochen. Einfach Wahnsinn! Wie er erkannte, sollte das längst überfällige Urteil doch noch an diesem Tag gefällt werden. So erhob er sich ebenfalls. Würdigte den Angeklagten keines Blickes, sondern überließ lieber dessen Verteidiger ein bedauerndes Gesicht für soviel Pech in der Karriere und folgte den 'Richtern' in den formalen Diskussionsraum.


    Was für ein Schauspiel, was sprach da bitte noch dafür?

    Wer hier Wen in Was übertraf stand nicht zur Debatte, der Weg zum Speisesaal ließ aber selbst höchstwohlstandsgenährte Römer staunen. Das dieses Heim nicht mit der Kargheit einer aristokratischen Schlichtheitsbleibe mithalten konnte, lag wohl daran, das es von einem Emporkömmling bewohnt wurde.


    "Ihr habt Glück, der Aedil befindet sich im Haus, wenn ich euch führen darf?!"


    Nach dem Türschließen ging der Mann voran.












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    Matinius Agrippa war doch etwas leichtgläubiger als Avarus es vermutet hatte. In Gedanken malte er sein Bild weiter, kam aber zu dem Schluss, das es wohl besser war über die Fakten zu reden, denn hier und heute mit einem flauen Magen die Casa zu verlassen.


    "Es ist eine unschöne Sache, die damals in Hispanien passiert ist. Dort wo man gegen den Kaiser zog, lag es nicht in deinem Möglichen Kammern senatorischer Schätze zu bewachen, das sehe ich als logisch an. Jene Magistrate aber, die unbeobachtet im provinziellen Vermögen wildern konnten, sind auf unbedachtes Handeln, vielleicht sogar Blauäugigkeit auch deinerseits mit Staatseigentum davon gekommen. Es wird sich so anhören. Mir liegt an dieser Darstellung nichts, aber es gibt Kräfte, die nur auf eine solche Gelegenheit warten. So hart es klingen mag, aber Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, denn gerade als Überwachungsorgan hättest du fungieren müssen. Doch nicht einmal ein dir vertrauter Beamter hat dies getan. Die Konsequenz daraus ist der Status heute. Dem Staat sind Steuern und damit Vermögen geraubt worden. Die Diebe haben den Weg in den Hardes angetreten, der Schatz aber bleibt verschwunden..."


    Avarus erwiderte jetzt den Blick, das Resultat aus dieser Misserie konnte immerhin unöffentlich bleiben. Mußte es aber nicht.

    Auch dem Aedilen fielen die vielen Täfelchen ins Auge. Doch war es nichts Ungewöhnliches und so ließ er sich davon auch nicht beirren.


    "Salve Senator, die Arbeit als Aedil ist es diesmal, die mich in deine Nähe treibt. Und die Badehäuser sind es welche Parallelen zwischen unseren Aufgaben bilden. Wenn du ein wenig Zeit hast, könnten wir die Überprüfung gemeinsam durchführen und ich auf dein geübtes Auge zurückgreifen. Ich weiß ja nicht in wie weit deine Angestellten selbst mit den Inspektionen der Anschlüsse für diese Anstalten sind... vielleicht trifft es sich ganz gut... auch für euch Wasserwirtschaftler."



    Hah, heute war er schnell. Der Türsklave übertraf sich selbst und blinzelte in die Sonne hinaus.


    "Salve, was ist dein Begehr?"


    Fragte er und sah, das sich hinter dem vor der Tür stehenden Knaben ein weiterer Kopf befand.




    SKLAVE - GENS GERMANICA