Alles mußte gepackt werden und organsiert, das Schiff lag im Hafen und wartete auf den Befehl zur Abreise. Rhabos würde sich derweil um die Geschäfte hier kümmern. Das alljährliche Treffen der Händlervereinigung, der Socii Mercatorum Aureii stand an. Es würde einem Tumult gleichen. Aus allen Herren Länder, aus dem ganzen Imperium, würden Händler und Produkteure kommen und gemeinsam miteinander debattieren. Ioshua hatte es schon vor sich, die blockierten Straßen, dichtgedrängte Menschenmassen. Kurz vor dem winterlichen Stillstand der Schiffahrt würde emsige Betriebsamkeit den großen Hafen in Ostia erfüllen.
Um eine Unterbringung hatte er sich schon gekümmert, im voraus vor über zwei Monaten. Sonst waren alle Betten belegt und er mußte nach Rom ausweichen. Das war nicht nur unpraktisch, sondern auch teurer als im vergleichsweise beschaulichen Ostia. Außerdem mußte er dann jeden Morgen einige Stunden auf der breiten Via Ostiensis zwischen Rom und Ostia pendeln und der Verkehr wurde bestimmt nicht weniger.
Auch wenn er schon einige Zeit in Alexandria, der zurecht größten Stadt im östlichen Mittelmeerraum lebte, so bevorzugte er das Stadtleben nicht sehr. Seine Villa hier war indes eine Oase des Rückzugs, wo nur wenig Lärm von draußen drang. Außerdem war das Deltaviertel nicht gerade der Inbegriff von Trubel und Hektik, nicht weniger hatte es Ioshua vorgezogen, die letzten Monate auf seinem Gestüt außerhalb der Stadt zu verweilen. In letzter Zeit hatte ihn mehr und mehr die Muße gepackt und sich verstärkt der Philosophie gewidmet. Seine Geschäfte liefen erträglich. Er hatte sich einen Kapitalstock aufgebaut und war mehr und mehr damit beschäftigt sich den vermeintlich "wichtigen" Fragen des Lebens zu stellen. Ein mißglücktes Attentat in der Handels- und Karawanenstadt Bostra, wo er für einen kurzen Aufenthalt - unter anderen in seiner Funktion als königlicher Berater des tylusischen Königs - seine Zeit verbracht hatte, ließ ihn nachdenklich werden.
Nun wartete das Schiff am Kai und wiedereinmal würde sein Ziel Rom lauten. Das wievieltemal war es nun, daß er die urbs universa besuchte ? Zu Zählen vermochte er es nicht. Diesmal jedoch lohnte sich die Reise zweierlei. Sein jüngerer Bruder, Samuel, im Gegensatz zu ihm ein gläubiger Jude, war in Rom und nach endlosen Zeiten des Wartens hatten die Boten des Cursus Publicus es noch geschafft, den Brief aus Rom ihm zuzustellen. Jener war zur Zeit vertieft in ein größeres Bauprojekt und daher nicht in der Lage, Alexandria zu besuchen. So bot es sich geradezu an, daß die Versammlung der Handelsvereinigung anstand, um im Gegenzug seinem Bruder einen Besuch abzustatten.
Desweiteren war der Vertrag mit dem Senator Decimus Meridius nun endlich aufgesetzt und unterschriftsreif. Auch hier würde der Beginn einer gedeihlichen Zusammenarbeit eine rosige Zukunft bedeuten.
Was seine politische Zukunft anging, so hatte er diese vorerst auf Eis gelegt. Rechtliche Probleme zwangen ihn dazu und er würde sich dem Kapitel bei einer etwaigen Rückkehr vornehmen.