Ioshua hatte es sich im Schatten unter einem Sonnensegel bequem gemacht, während der Senator mit einem Angehörigen sprach. Er folgte dem Gespräch zwischen den beiden Personen. Ein Rechtsgelehrter also, ein Advocatus, möglicherweise ergab sich ja auf der Reise die Gelegenheit für ein abendliches Streitgespräch. Sowas konnte durchaus interessant werden, dachte Ioshua, und ließ die allabendliche Monotonie an den Lagerfeuern der Wüste durchbrechen. Der Vertrag entsprach im wesentlichen seiner Zustimmung. Im Geiste ging daher schonmal die nächsten Schritte ihrer Expedition durch.
Um die Anheuerung des Schiffes nach Caesarea kümmerte sich der Senator, also um den ganzen offiziellen Kram. Wichtig war nur, daß man Kapitän und Besatzung, die den Senator und seinen Trupp "nach Caesarea bringen sollten", vertrauen würde können. Doch mit einer entsprechenden Summe würde man sich jedes Vertrauens jeden noch so gerissensten Seemanns erkaufen können und Ioshua ging nicht davon aus, daß dem Senator es an nötigen Kleingeld fehlte.
Was ihn anging, so würde er seinen Sekretär in Tyros anschreiben. Ein Kurier würde in vier - fünf Tagen da sein, wenn er gute Pferde finden und sonst keine Hindernisse auf dem Weg liegen würden. Sie könnten dann in drei Tagen aufbrechen. Die Dhow lag schiffsklar vor Anker, Platz für Waren hatte sie keine, dafür konnte sie bei der Rückfahrt aus Tyros auf einen freien Lagerraum zugreifen. Er würde Rhabos mitnehmen, der konnte dann gleich weiter nach Ostia aufbrechen. Es wäre an der Zeit, die dortigen Niederlassungen zu kontrollieren und hier in Alexandria gab es sowieso nichts zu kontrollieren.
Dann mußte ein Karawanenführer gefunden und angeheuert werden. Karawanen waren große Vereinigungen von Händlern, die sich zusammenschlossen zum Transport von Waren. Er war früher oft mit ihnen gereist, die fernen Routen gen Osten, Weihrauchstraße und Seidenstraße, so daß er die Gegend, in der sich fast nichts außer Wüste befand, sehr gut kannte.
Wenn sie Pech hatten, würden bei ihrer Ankunft in Tyros alle Karawanen weg sein und bis die nächste auftauchte, konnten womöglich Wochen vergehen. Zu viel Zeit, die verloren gehen würde. Hier mußte sein Sekretär den nötigen Kontakt herstellen. Was es kosten würde, einen Karawanenführer, angesehene Männer, die immer stark nachgefragt waren, dazu zu bewegen, zwei - drei Tage die anstehende Reise aufzuschieben, wollte er sich gar nicht ausmalen. Daß in einigen Tagen ohnehin eine neue Lieferung aus dem Osten erwartet werden würde, vorausgesetzt die Karawane würde sich nicht verspäten, war ein glücklicher Umstand. Trotzdem war Zeit Geld, im sprichwörtlichsten Sinne.
Außerdem war es nicht schlecht, von seinem Sekretär einige politische Informationen aus Damaskus einzuholen. Wie waren die Parther aufgelegt nach dem Krieg gegen Rom, der sich auch bei Ioshua bemerkbar gemacht hatte ? Gab es Unsicherheiten, mit denen zu rechnen sein konnte ? In Damaskus, der Provinzhauptstadt, würden sie diese Informationen vor Ort am besten erlangen. Inwieweit der dortige Statthalter vertrauenswürdig war und informiert werden konnte, wußte er nicht. Vielleicht konnte der Senator etwas dazu sagen.
Abrupt rieß es ihn aus seinen Gedanken. Er sah zu Decimus und seinem Verwandten, die offenbar noch über dem Vertrag hingen oder schon fertig waren ?
"Können wir unterschreiben ?" fragte Ioshua.
Sim-Off:Tut mir leid nochmal für die Verzögerungen meinerseits.