Beiträge von Narrator Italiae

    Da die Mitgliedschaft bei den Salii Palatini ausschliesslich Patriziern vorbehalten war, die dazu noch aus einer confarreatischen Ehe entstammen mussten, konnte der Magister nicht erkennen, weswegen der Gast seine Einladung zu einem Getränk nicht annahm. Hier trafen sich lediglich die Mitglieder der ältesten und adligsten Familien Roms und der Magister ging in seiner eigenen Nobilitas einfach davon aus, dass er in seinem Ansehen und Status über jedem seiner Gäste stand.


    So hörte er sich den Wunsch des Gastes zuerst einfach an bevor er antwortete:

    Marcus Claudius Marcellus, dein Name stammt von einer unserer ältesten Gentes, doch die Familien darin sind vielfältig und die Aufnahmebedingungen für die Salii Palatini sind streng. Kannst du deine Herkunft aus einer confarreatischen Ehe beweisen? Leben beide deine Eltern noch?


    Da der Magister einen neuen Bewerber nicht abschrecken wollte, nannte er die weiteren Bedingungen, wie den Verzicht darauf andere Ämter im Cultus Deorum anzunehmen, nicht.

    Ex administratione imperatoris


    An den Juristen Aulus Iunius Tacitus.


    - Domus Iunia -


    Der Imperator Caesar Tiberius Aquilius Severus Augustus

    gewährt die gewünschte Audienz.

    Der Zutritt

    in das an jenem Tage bezeichnete Officium Imperatoris

    in der Domus Flaviana auf dem Palatin,

    wird durch die Prätorianer am Tor gewährt.


    Der Termin ist angesetzt für


    ANTE DIEM XV KAL SEP DCCCLXXIII A.U.C. (18.8.2023/120 n.Chr.)


    um die vierte Stunde.




    Siegel - Procura Augusti

    Der Praetor sah, wie der Vigintivir die Liste mit den Namen an einen Prätorianer weitergeben wollte und schritt sofort ein.


    Diese Liste ist gemäss meinem vorgängigen Beschluss an die Cohortes Urbanae zu übergeben, nicht die Prätorianer! Den Rest des Satzes, welchen er gerne noch aussprechen wollte, liess er in Anbetracht der bereits beträchtlichen Wut des Patriziers unausgesprochen.


    Ein Scriba behob den Fehler sofort, bevor der Prätorianer etwas mit der Liste anfangen konnte, und übergab sie an einen der anwesenden Soldaten der Cohors Urbana.

    Ein Bote des Kaisers persönlich überbrachte die folgende Mitteilung in die Villa Aemilia.


    Ex administratione imperatoris






    An den amtierenden Vigintivir Nero Aemilius Secundus



    - Villa Aemilia -






    Der Imperator Caesar Tiberius Aquilius Severus Augustus



    erwartet deine Anwesenheit zu einem persönlichen Gespräch



    in das an jenem Tage bezeichnete Officium Imperatoris



    in der Domus Flaviana auf dem Palatin.






    Der Termin ist angesetzt für



    ANTE DIEM VI KAL AUG DCCCLXXIII A.U.C. (27.7.2023/120 n.Chr.)



    um die vierte Stunde






    Siegel - Procura Augusti


    Der Kaiser hatte den amtierenden Vigintivir Nero Aemilius Secundus lange warten lassen, nachdem er dessen Schreiben mit der Bitte um eine Audienz erhalten hatte. Er wollte zuerst die offene Anhörung abwarten, um darauf reagieren zu können. Entsprechend wählte er für dieses Zusammentreffen nun auch nicht irgend ein Officium, sondern den grossen, eindrücklichen Audienzsaal. Mit Prunk und einer Unmenge Gold ausgestattet, liess dieser auch auf den reichsten Patrizier einen Eindruck der Kleinheit wirken. Jeder in Rom war klein im Vergleich zum Kaiser und ganz genau dies strahlte dieser Raum aus.

    Dem Prätor war der Zorn des kleinen Vigintivir nicht entgangen. Er hatte auch keine Sorge deswegen und würde keine Sekunde seines ruhigen Schlafes deswegen verlieren. Er war geschützt durch sein Amt und ein Racheakt eines kleinen Vigintivir, egal ob Patrizier oder nicht, würde ihn, den hohen Magistraten mit dem Vertrauen des Senats und des Kaisers nicht erschüttern. Mit traurigem Blick, denn der Vigintivir würde sein eigenes Grab schaufeln, wenn er nicht lernen wollte, schaute er diesem nach bevor er sich an Kyriakos wandte.


    Kyriakos, tritt vor und nimm deinen Schadenersatz entgegen. Dieser Aureus ist für deinen Schaden und nicht für die Staatskasse.


    Den Rest liess er dort stecken wo er es dachte.

    Der Praetor war sich sicher, dass er auf Grund der vorliegenden Aussagen keine Wahl hatte. Es würde keine Hauptverhandlung geben.


    Nun denn, auf Grund der hier gemachten Aussagen bleibt mir keine andere Wahl als die Klage abzuweisen. Es wird in diesem Fall keine Anklage und somit auch keine weitere Verhandlung geben!


    Unruhe entstand im Saal. Scheinbar hatten einige Leute nicht diese Entscheidung erwartet, denn es surrten auch Worte durch die Luft, welche unangemessen waren.

    Mit einer energischen Handbewegung liess der Praetor nach kurzem Abwarten einen Scriba für Ruhe sorgen:

    RUHE! Der Praetor wird seine Entscheidung erläutern!


    Dies folgte dann auch sogleich nachdem es im Saal wieder ruhig geworden war.


    Vom Kläger wurden in dieser Anhörung keinerlei Beweise vorgelegt, dass es sich bei dem Beklagten um einen Mann handelt, der selber Falschmünzen herstellt oder diese wissentlich und um dem Staate zu schaden in Umlauf bringt. Somit gibt es keine Beweise welche den Beklagten eines Verbrechens überführen könnten. Es liegen somit auch keinerlei Fakten vor, welche eine Hauptverhandlung gegen Kyriakos ermöglichen würden.
    Es war das erste Mal, dass der Praetor den Namen des Griechen nannte. Bislang hatte er immer nur vom Beklagten gesprochen.

    Nun blickte er aber streng in die Richtung des Vigintivir.


    Im Gegensatz dazu liegen jedoch deutliche Hinweise darauf vor, dass der Vigintivir gleich in mehrfacher Art gegen die Regeln seines Amtes und die Gesetze Roms verstossen hat. Ich rate dem Vigintivir daher, meine folgenden Ausführungen genau zu verfolgen und seine Lehren daraus zu ziehen. Ansonsten wird er sich nicht im Senat, sondern als Angeklagter vor Gericht wiederfinden.
    Eine kleine Kunstpause verlieh der Ankündigung das nötige Gewicht.


    Nun also zum Ablauf der Ereignisse und weiteren Entscheidungen meinerseits:

    1. Der Grieche Kyriakos brachte 5 Aureus Münzen zur Prüfung durch den Vigintivir.

    2. Er wünschte ein Quittung, welche ihm verwehrt wurde. Anmerkung 1: Es ist bei jedem kriminellen Geldverleiher üblich, Quittungen auszustellen. Entsprechend müsste es eigentlich selbstverständlich sein, dass der römische Staat solche auch ausstellt, insbesondere bei Summen, welche ein Mehrfaches eines Monatslohnes des betroffenen Menschen darstellen. 5 Aurei mögen für den Vigintivir eine kleine Summe sein, doch für einen Peregrinus kann dies auch durchaus ein ganzes Jahreseinkommen darstellen! Quittungen sind daher unbedingt auch ungefragt auszustellen!

    3. Kyriakos verschluckte darauf die fraglichen Münzen. Anmerkung 2: Das ist zwar keine Straftat, aber unglaublich dumm, wenn man sich nicht verdächtig machen möchte.

    4. Der Vigintivir ordnete daher das Einflössen eines Brechmittels an. Dabei wurde die Kleidung des Kyriakos derart verschmutzt, dass der Vigintivir sie entsorgen liess. Anmerkung 3: Der gestellte Ersatz für die zerstörte Kleidung ist minderwertig zur Originalkleidung. Bastschuhe ersetzen keine griechischen Schuhe und eine Leinentunika ist kein Ersatz für anständige griechische Kleidung. Der Vigintivir hat daher vor Verlassen des Gerichtes den Betrag von insgesamt 10 Sesterzen an Kyriakos zu bezahlen, um die zerstörte Kleidung angemessen zu ersetzen.

    Anmerkung 4: Der Vigintivir ist nicht die Cohors Urbana oder die Cohors Praetoria! Er hat keinerlei polizeiliche Befugnisse. Das Einflössen von Brechmitteln zur Beweismittelsicherung obliegt den zuvor genannten Diensten. Handelt es sich um eine Vergiftung, so ist ein Medicus zu holen. Allerdings gehe ich davon aus, dass bei der kleinen Grösse von Aureus Münzen auch Mutter Natur dafür gesorgt hätte, dass die fraglichen Münzen wieder zum Vorschein kommen, hätte man den Mann einem der zuvor genannten Diensten übergeben.

    5. Die Anordnung einer Hausdurchsuchung durch den Vigintivir stellt eine erneute, noch viel deutlichere Überschreitung seiner Kompetenzen dar. Ich wiederhole meine Anmerkung 4. Ein Vigintivir ist ein niedriger Magistrat, der einem höheren Magistraten unterstellt ist. Er hat keine polizeilichen Befugnisse.

    6. Auf Grund dieser Ereignisse halte ich folgendes fest:

    - Die echten Münzen sind Kyriakos sofort zurückzugeben.

    - Der Schadenersatz für die Kleidung ist hier und sofort zu bezahlen.

    - Die Summe von 1 Aureus wird dem Vigintivir zusätzlich als Strafe für das unangemessene Verhalten auferlegt. Diese wird er dem Kyriakos als Entschädigung für seine Behandlung ebenfalls hier und sofort bezahlen.

    - Der Vigintivir wird hiermit offiziell gerügt! Bei weiteren Verstössen gegen die Gesetze Roms, die Regeln des Cursus Honorum und den Ehrencodex der Amtsinhaber, wird der Senat offiziell und schriftlich informiert werden.


    Der Praetor fixierte den Vigintivir bei dieser letzten Aussage mit einem eisigen Blick. Fehler durfte man machen, aber man musste daraus lernen. Dies war unmissverständlich klar gemacht worden.


    Und noch eine letzte Sache: Die Liste mit den Namen der möglichen Falschmünzer ist an die Cohors Urbana zu übergeben. Diese wird sich mit dem Fall beschäftigen, wenn sie es für wichtig genug hält. Somit ist diese Anhörung geschlossen!

    DECRETUM CONSULUM


    Wahltermin für die Magistrate der Stadt Rom.



    Die Bestimmungen lauten:


    Der Wahltermin wird festgesetzt auf

    ANTE DIEM III NON SEP DCCCLXXIII A.U.C.

    (3.9.2023/120 n.Chr.)

    und

    PRIDIE NON SEP DCCCLXXIII A.U.C.

    (4.9.2023/120 n.Chr.).



    Kandidaten können ihr Interesse ab sofort und bis spätestens ANTE DIEM XIII KAL SEP DCCCLXXIII A.U.C. (20.8.2023/120 n.Chr.) gegenüber den Consuln erklären, welche die Kandidatenlisten erstellen.


    Die Ernennung und Vereidigung der neuen Magistrate erfolgt an den KAL OCT DCCCLXXIII A.U.C. (1.10.2023/120 n.Chr.).




    cursushonorum.gif


    Der Testamentarius prüfte die Liste der Verstorbenen, stellte fest, dass die Angaben leider korrekt zu sein schienen und dass auf der Liste der Testamente kein Testament für die Verschiedene vorhanden war.


    Annaea Crispina verfügte über Vermögen. Dieses wird an dich überschrieben werden. Sonst liegen keinerlei Dokumente oder Hinweise auf zu erbende Dinge vor. Mein herzliches Beileid, Praetor Annaeus Florus Minor.


    Der Praetor hatte in der Zwischenzeit genug gehört. Seine Tafeln waren voll mit Notizen und der Eindruck, welchen die Anwesenden auf ihn gemacht hatten, tat das Seine dazu, ihn zu beeinflussen. Es fiel ihm schwer, sachlich zu bleiben, aber er tat sein Bestes:


    Bislang wurde folgender Ablauf geschildert:

    1. Der Angeklagte brachte 5 Aurei zur Prüfung

    2. Eine Quittung wurde gewünscht aber verweigert, die Prüfung ergab, dass Falschmünzen dabei waren

    3. Der Angeklagte verschluckte die Münzen

    4. Der Vigintivir gab den Befehl, ihm Brechmittel einzuflössen und ihn auf den Kopf gedreht zum Erbrechen der Münzen zu bringen

    5. Die durch die Behandlung unbrauchbar gewordene Kleidung des Angeklagten wurde entsorgt und nicht gleichwertig ersetzt

    6. Der Vigintivir gab den Befehl einer Hausdurchsuchung im Betrieb des Angeklagten

    7. Der hier anwesende Münzmeister Gideon hat diese Hausdurchsuchung selbst durchgeführt

    8. Durch diese unerlaubte Durchsuchung sind Menschen genannt worden, welche Kunden des durch den Ankläger betriebenen Lupanars sind

    9. Es liegen keine Beweise vor, dass diese Kunden Falschmünzen hergestellt haben und sie nicht selbst von irgendwo erhalten haben


    Sollte dieser Ablauf korrekt sein, so fehlen mir noch folgende Angaben:

    1. Welche Anklage wird eigentlich erhoben?

    2. Welche Beweise gibt es für diese Klage?

    3. Wer hat den Angeklagten verhaftet und vor den Praetor Urbanus geführt?


    Ausserdem bitte ich den anwesenden Scriba Praetoris zu bestätigen, dass die bisher gehörten Aussagen dem entsprechen, was ihm gestern vorgetragen wurde. Falls Ergänzungen notwendig sind, wären diese jetzt anzubringen.


    Der Scriba des Praetor Urbanus erhob sich.

    Verehrter Praetor Peregrinus, die bisher gemachten Angaben stimmen mit dem überein, was mir gestern berichtet wurde. Ich kann zudem bestätigen, dass auch mir keine Angabe gemacht wurde, welche Anklage konkret erhoben werden sollte und welche Beweise es dafür gibt. Die Aussagen des Vigintivir lassen darauf schliessen, dass er vielleicht eine Anklage wegen Herstellung von Falschgeld erheben möchte, doch ausgesprochen hat er dies nicht. Er hat mir gestern auch keine Beweise dafür vorgelegt.

    Als letzten Punkt muss ich festhalten, dass der Kläger den Angeklagten 'verhaftet' hat und ihn mir vorführen liess. Erst ich habe die Cohortes Urbanae eingeschaltet und den Angeklagten aus der Obhut des Klägers in die der Cohortes Urbanae übergeben lassen.


    Der Praetor bedankte sich für diese Aussage, worauf der Scriba sich wieder setzte. Dann wandte sich der Praetor an den Kläger:


    Nun denn. Welche Anklage wird gegen diesen Mann erhoben und welche Beweise dafür könnte der Vigintivir in einem allfälligen Verfahren vorlegen?

    Der Praetor machte sich derweil Notizen auf einer Tabula. Einige Dinge waren ihm nicht ganz klar, die würde er entweder nachfragen, oder sie würden durch die Fragen der Gegenseite geklärt werden. Im Moment jedoch liess er der Sache ihren Lauf.


    Hätte jemand auf seine Tabula schauen können, so hätte man folgendes gesehen:


    - Welcher Art waren die Münzen? Aurei oder Asse - grosser Unterschied

    - Quittung wurde gewünscht aber verweigert - Wirklich?

    - Wunsch nach Quittung wurde als Beleidigung des Amtes interpretiert - Echt jetzt?

    - Einem freien und nicht verhafteten Menschen wurde ein Brechmittel eingeflösst? - Geht's noch?

    - Der Tresvir hat selbst ein Haus durchsucht oder durchsuchen lassen? - Nicht die Cohortes Urbanae?

    - Wo ist die gefundene Schatulle?

    - Welche Straftaten hat der Angeklagte begangen?

    - Welche Straftaten hat der Kläger begangen?

    Da nun alle versammelt waren, deren Anwesenheit für diese erste Anhörung notwendig war, eröffnete der Praetor Peregrinus den Tag.


    Guten Morgen zusammen. Gemäss meinen Unterlagen klagt hier der Vigintivir und Tresvir monetalis, Nero Aemilius Secundus, gegen den Peregrinus Kyriakos. Dies ist noch kein Gerichtsverfahren. Es ist eine erste Anhörung, in welcher entschieden werden soll, ob es überhaupt zu einem Verfahren kommen wird, oder ob der Fall die Zeit eines römischen Gerichtes nicht wert ist. Es werden hier alle Seiten angehört und es wird die Möglichkeit geben, um die Gegenseite zu befragen. Ich wurde informiert, dass der Advocatus Aulus Iunius Tacitus den Angeklagten vertreten wird.


    Hier blickte der Praetor in die Runde um festzustellen, ob jemand einen Einwand vorzubringen hatte. Da dies nicht der Fall war, fuhr er fort.


    Ich nehme an, dass Nero Aemilius Secundus selbst für sich und sein Amt sprechen wird, da er keinen Advocatus benannt hat. So dies korrekt ist, erteile ich ihm das Wort zur Schilderung der Vorkommnisse, welche zu dieser Klage geführt haben.

    Auch der Scriba Praetorius des Praetor Urbanus, welcher gestern den ersten Kontakt mit dem Kläger, dessen Gefolge und dem Angeklagten gehabt hatte, war anwesend. Er war ein wichtiger Zeuge und war daher von seinem Chef für diese Verhandlung abkommandiert worden. Seine Zeugenschaft war dem Praetor Peregrinus schriftlich gemeldet worden.


    Ich sehe keinen Grund, deine anwaltliche Vertretung zu verhindern, Aulus Iunius Tacitus. Wie du sagst, stellt die Klientel keinen Ausschlussgrund dar. Zudem gehört ihr in dieser Sache der jeweiligen Gegenseite an und der Praetor Urbanus ist gar nicht in den Fall involviert. Somit liegt in meinen Augen keinerlei Hinderungsgrund vor.


    Langsam füllte sich die Halle auch mit Zuschauern.

    Die letzte Aussage des Aemiliers berührte den Scriba nicht. Der Termin war notiert, der Gefangene überstellt und seine Arbeit somit getan. Alles Andere war ihm ziemlich egal, denn im Gegensatz zum Vigintivir war er schon seit vielen Amtszeiten hier im Amt und blieb nicht bloss für eine Einzelne.

    Auf dem Plan des Praetor Peregrinus erschien ein neuer Fall, von dem er noch nichts gehört hatte. Vielleicht lag es daran, dass er krank gewesen war und alle Fälle an Iudices übergeben hatte, vielleicht gab es einen anderen Grund. Wie auch immer, der Praetor Peregrinus wunderte sich, weshalb der Name eine Vigintivir für die Münzprägung auf seiner Liste erschien. Er war auf jeden Fall für die erste Anhörung bereit und wartete nun auf das Erscheinen der beiden Parteien.

    Damit war der Fall klar. Dieser Mann war ein Peregrinus und kein römischer Bürger und somit musste die Anklage vor dem Praetor Peregrinus vorgetragen werden und nicht vor dem Praetor Urbanus. Alle weiteren Dinge, die Misshandlung des Angeklagten, die Verweigerung eines eigenen Advocatus, die scheinbare Gefangennahme durch einen Amtsträger, der eigentlich keine Befugnis für eine Festnahme hatte, dies alles würde hier keine Rolle mehr spielen, genau wie die Frage, ob die Münzen nur im Besitz des Angeklagten waren oder er selbst diese hergestellt hatte.


    Wir haben die Aussage des Angeklagten gehört. Er gibt an, NICHT römischer Bürger zu sein. Somit ist hier der falsche Ort für seine Anklage. Der Praetor Peregrinus wird sich um diesen Fall kümmern. Ich lege aber bereits einen Termin fest vor dem Praetor für eine erste Anhörung. Ob jener dann selbst urteilen wird oder einen Iudex ernennen wird, ist ihm überlassen.


    Ausserdem verfüge ich, dass der Angeklagte in die Obhut der Cohortes Urbanae überstellt wird, da der Vigintivir zuständig für die Münzprägung keine Befugnis hat Gefangene zu verwahren. Die Cohortes Urbanae werden die Unversehrtheit und Sicherheit des Angeklagten bis zur ersten Anhörung garantieren und gleichzeitig sicherstellen, dass er Zugang zu einem Advocatus erhält und keine Beweise vernichten kann. Die Cohortes Urbanae werden desweiteren alle polizeilichen Handlungen übernehmen. Der Vigintivir hat keine polizeilichen Befugnisse.


    Dann konsultierte er die Terminliste, welche täglich unter den Scribae der Praetores ausgetauscht und abgeglichen wurde.


    Die erste Anhörung vor dem Praetor Peregrinus wird auf morgen, zur 4. Stunde angesetzt. (Erste Anhörung Praetor Peregrinus - Nero Aemilius Secundus vs. Kyriakos - Verhandlungen - Imperium Romanum (imperium-romanum.info))


    Auf einen Wink des Scriba traten zwei Soldaten der Cohortes Urbanae zum Angeklagten und wollten diesen von den Häschern des Aemilius übernehmen. Die Cohortes Urbanae bewachten und sicherten die Örtlichkeiten, für den Fall von Problemen. Es waren also immer genügend dieser Soldaten vorhanden um einen Gefangenen in Obhut zu nehmen.

    Der Aemilier konnte verärgert sein so lange er wollte. Der Scriba wusste genau, dass er ihm gar nichts anhaben konnte.


    Ob der Beklagte das Falschgeld selbst hergestellt oder es in verbrecherischer Absicht in Umlauf gebracht hat, das ist nicht meine Aufgabe zu entscheiden. Aber der blosse Besitz von Falschgeld ist nicht strafbar und daran wird auch deine Wut nichts ändern. Ebenfalls wird sie nichts daran ändern, dass ich zuerst die Aussage des Beklagten benötige, ob er sich tatsächlich auf das Bürgerrecht beruft.


    Der Scriba wandte sich also an den Beklagten, der die ganze Zeit nichts gesagt hatte.


    Du hast gehört was der Vigintivir ausgesagt hat. Bist du römischer Bürger?

    Die Reaktion des offensichtlich noch sehr in den seit Jahrhunderten bereits vergangenen Privilegien der Patrizier gefangenen Vigintivirs, begang dem Scriba innerlich ein amüsiertes Lachen zu generieren. Äusserlich merkte man ihm nichts an. "Das konnte ja tatsächlich noch lustig werden" dachte er sich und blieb ganz professionell:


    Hochgeachteter Vigintivir, als vom Senat gewählter, einem höheren Beamten unterstellter Amtsträger solltest du wissen, dass es sehr wohl einen Praetor Peregrinus gibt. Nur weil dieser im Moment gerade krankheitshalber nicht selbst den Vorsitz über Klagen führen kann, heisst dies nicht, dass seine Iudices und sein Stab nicht arbeiten und es somit keine Richtersprüche geben könnte. Allerdings ist es in der Tat so, dass wenn der Beklagte aussagt, dass er Bürger sei, dies in den Bereich des Praetor Urbanus fallen würde. Nur muss ich diese Aussage natürlich von ihm selbst hören, denn wie immer vor Gericht ist "Hörensagen" kein Beweis.


    Dann stand der Scriba auf, ging ganz gemütlich zu einem Regal mit Gesetzestexten und suchte eine Rolle hervor. Diese brachte er dann zurück zum Tisch, suchte in aller Ruhe eine Stelle und las sie daraufhin laut vor.


    Codex Iuridicalis, Pars Tertia, Subpars Secunda, Paragraph 95 - Geldfälschung
    Abschnitt 1: Mit Freiheitsstrafe nicht unter 6 Monaten oder mit Geldstrafe nicht unter 1200 Sz. wird bestraft, wer Geld in der Absicht nachmacht, dass es als echt in Verkehr gebracht oder dass ein solches Inverkehrbringen ermöglicht werde, oder Geld in dieser Absicht so verfälscht, dass der Anschein eines höheren Wertes hervorgerufen wird, falsches Geld in dieser Absicht sich verschafft oder feilhält oder falsches Geld, das er unter den obigen Voraussetzungen nachgemacht, verfälscht oder sich verschafft hat, als echt in Verkehr bringt.

    Abschnitt 2: Handelt der Täter gewerbsmäßig oder als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung einer Geldfälschung verbunden hat, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter 7 Monaten oder Geldstrafe nicht unter 1800 Sesterzen.


    Dann schaute der Scriba wieder hoch zum Vigintivir und sprach dann leise, höflich und ohne jeglichen Anflug von Sarkasmus:


    Dies ist das vom Senat und dem Kaiser erlassene und in diesem Moment gültige Gesetz zur Geldfälscherei. Woher nimmst du das Recht zu behaupten, dass ab sofort der blosse Besitz von Falschgeld strafbar sei, Vigintivir? Bist du der neue Gesetzgeber? Bist du der Senat? Sprichst du mit Ermächtigung der Consuln für den Senat? Oder bist du gar der neue Kaiser?


    Mehr sagte der Scriba nicht und er ging auch nicht auf die Feststellung ein, dass der Angeklagte vielleicht scheinbar den Amtsträger verunglimpft hatte, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass dem Angeklagten noch kein Advocatus gestellt worden war, wie es das Gesetz für einen Bürger (der Vigintivir hatte ja gesagt es handle sich um einen Bürger) verlangte. Im Moment kam es viel eher auf die Antwort des Vigintivirs an, ob nicht er selbst wegen Anmassung oder sogar Hochverrats Probleme bekommen würde.


    Sim-Off:

    ACHTUNG: SimON sind immer alle Ämter besetzt, auch wenn sie simOFF gerade nicht bespielt werden!