Beiträge von Narrator Italiae

    Die Reaktion des offensichtlich noch sehr in den seit Jahrhunderten bereits vergangenen Privilegien der Patrizier gefangenen Vigintivirs, begang dem Scriba innerlich ein amüsiertes Lachen zu generieren. Äusserlich merkte man ihm nichts an. "Das konnte ja tatsächlich noch lustig werden" dachte er sich und blieb ganz professionell:


    Hochgeachteter Vigintivir, als vom Senat gewählter, einem höheren Beamten unterstellter Amtsträger solltest du wissen, dass es sehr wohl einen Praetor Peregrinus gibt. Nur weil dieser im Moment gerade krankheitshalber nicht selbst den Vorsitz über Klagen führen kann, heisst dies nicht, dass seine Iudices und sein Stab nicht arbeiten und es somit keine Richtersprüche geben könnte. Allerdings ist es in der Tat so, dass wenn der Beklagte aussagt, dass er Bürger sei, dies in den Bereich des Praetor Urbanus fallen würde. Nur muss ich diese Aussage natürlich von ihm selbst hören, denn wie immer vor Gericht ist "Hörensagen" kein Beweis.


    Dann stand der Scriba auf, ging ganz gemütlich zu einem Regal mit Gesetzestexten und suchte eine Rolle hervor. Diese brachte er dann zurück zum Tisch, suchte in aller Ruhe eine Stelle und las sie daraufhin laut vor.


    Codex Iuridicalis, Pars Tertia, Subpars Secunda, Paragraph 95 - Geldfälschung
    Abschnitt 1: Mit Freiheitsstrafe nicht unter 6 Monaten oder mit Geldstrafe nicht unter 1200 Sz. wird bestraft, wer Geld in der Absicht nachmacht, dass es als echt in Verkehr gebracht oder dass ein solches Inverkehrbringen ermöglicht werde, oder Geld in dieser Absicht so verfälscht, dass der Anschein eines höheren Wertes hervorgerufen wird, falsches Geld in dieser Absicht sich verschafft oder feilhält oder falsches Geld, das er unter den obigen Voraussetzungen nachgemacht, verfälscht oder sich verschafft hat, als echt in Verkehr bringt.

    Abschnitt 2: Handelt der Täter gewerbsmäßig oder als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung einer Geldfälschung verbunden hat, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter 7 Monaten oder Geldstrafe nicht unter 1800 Sesterzen.


    Dann schaute der Scriba wieder hoch zum Vigintivir und sprach dann leise, höflich und ohne jeglichen Anflug von Sarkasmus:


    Dies ist das vom Senat und dem Kaiser erlassene und in diesem Moment gültige Gesetz zur Geldfälscherei. Woher nimmst du das Recht zu behaupten, dass ab sofort der blosse Besitz von Falschgeld strafbar sei, Vigintivir? Bist du der neue Gesetzgeber? Bist du der Senat? Sprichst du mit Ermächtigung der Consuln für den Senat? Oder bist du gar der neue Kaiser?


    Mehr sagte der Scriba nicht und er ging auch nicht auf die Feststellung ein, dass der Angeklagte vielleicht scheinbar den Amtsträger verunglimpft hatte, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass dem Angeklagten noch kein Advocatus gestellt worden war, wie es das Gesetz für einen Bürger (der Vigintivir hatte ja gesagt es handle sich um einen Bürger) verlangte. Im Moment kam es viel eher auf die Antwort des Vigintivirs an, ob nicht er selbst wegen Anmassung oder sogar Hochverrats Probleme bekommen würde.


    Sim-Off:

    ACHTUNG: SimON sind immer alle Ämter besetzt, auch wenn sie simOFF gerade nicht bespielt werden!

    Mit "nur für den Adressaten" markiert und deutlich mit "Nur für den Praefectus Praetorio C. Heius Vibulanus"

    angeschrieben, erreichte das Antwortschreiben der kaiserlichen Kanzlei die Poststelle der Prätorianer.


    An den Praefectus Praetorio C. Heius Vibulanus


    Dein Wunsch wird jederzeit gewährt. Finde dich in der Domus Flaviana ein, wenn es für dich passt.


    Siegel_Administratio_Impera.gif

    Die Nase rümpfte sich noch etwas mehr, was dazu führte, dass ein Mundwinkel sich ebenfalls nach oben verzog. Dies verlieh dem Scriba ein Aussehen, als würde er beinahe lächeln.


    Soso, ein Falschmünzer. Welchen Stand hat der Mann denn, den du Kyriakos nennst? Ist er Bürger oder Peregrinus, denn bei Beteiligung eines Peregrinus ist der Praetor Peregrinus zuständig und du bist hier dann falsch. Hat der Beklagte bereits einen Advocatus oder wurde ihm dieses Recht gemäss Codex Iuridicalis bislang vorenthalten? Und zuletzt ebenfalls noch relevant, um welche Summe an Falschgeld handelt es sich überhaupt? Einige wenige Münzen sind wohl kaum die Zeit des Praetors würdig.


    In Pars Tertia des Codex Iuridicalis, Paragraph 95, ist übrigens Geldfälschung als Straftat definiert. Dazu muss durch den Kläger bewiesen werden, dass der Beklagte die Münzen hergestellt hat. Der blosse Besitz von gefälschten Münzen ist nicht strafbar. Kannst du das beweisen, Vigintivir?


    Der Scriba war sich einiges gewohnt. Er hatte oft auch ältere Patrizier hier vor Gericht, meist als Advocati, die auch immer dachten, sie hätten eine spezielle Behandlung verdient. Auch diese mussten sich daran gewöhnen, dass hier der Scriba das Gesetz war und Standesdünkel vor dem Praetor Urbanus keinerlei Bedeutung hatte.

    Der Scriba des Praetors hatte die Aufgabe zu entscheiden, welche Fälle wichtig genug waren, dass sie dem Praetor umgehend gemeldet werden sollten und welche warten konnten. Daher zog er eine Augenbraue hoch, als der junge Vigintivir sich derart fordernd äusserte. Ein Blick zeigte ihm einen Patrizier, was dazu führte, dass die Augenbraue sich wieder senkte, jedoch die Nase sich kräuselte.


    Welche Fälle dem Praetor sofort vorgetragen werden und welche warten müssen entscheide ich, werter Vigintivir. Du solltest daher dein Anliegen mir vortragen.

    Wie üblich, versammelten sich die frisch gewählten und in den letzten Tagen in ihre Ämter eingeführten Magistrate auf dem Forum Romanum, um auf der Rostra ihren Amtseid abzulegen.


    Auf einer Tabula des zugewiesenen Scriba standen die Namen der gewählten Magistrate und ihre jeweilige Zuteilung:

    Nero Aemilius Secundus wird als Vigintivir den Tresviri aere argento auro flando feriundo.


    Damit auch keine Fehler passierten wurden Papyri mit dem Text des Eides verteilt für die, welche ihn noch nicht kannten oder noch nicht sicher auswendig gelernt hatten.


    - IVS IVRANDVM -


    EGO, -NOMEN- HAC RE IPSA DECUS IMPERII ROMANI

    ME DEFENSURUM, ET SEMPER PRO POPULO SENATUQUE

    IMPERATOREQUE IMPERII ROMANI ACTURUM ESSE

    SOLLEMNITER IURO.


    EGO, -NOMEN- OFFICIO -AMT- IMPERII ROMANI ACCEPTO,

    DEOS DEASQUE IMPERATOREMQUE ROMAE IN OMNIBUS MEAE VITAE

    PUBLICAE TEMPORIBUS ME CULTURUM, ET VIRTUTES ROMANAS

    PUBLICA PRIVATAQUE VITA ME PERSECUTURUM ESSE IURO.


    EGO, -NOMEN- RELIGIONI ROMANAE ME FAUTURUM ET EAM

    DEFENSURUM, ET NUMQUAM CONTRA EIUS STATUM PUBLICUM ME

    ACTURUM ESSE, NE QUID DETRIMENTI CAPIAT IURO.


    EGO, -NOMEN- OFFICIIS MUNERIS -AMT-

    ME QUAM OPTIME FUNCTURUM ESSE PRAETEREA IURO.


    MEO CIVIS IMPERII ROMANI HONORE, CORAM DEIS DEABUSQUE

    POPULI ROMANI, ET VOLUNTATE FAVOREQUE EORUM, EGO

    MUNUS -AMT- UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS

    ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO.


    In der Reihenfolge der Ämter, die Consuln zuerst, betraten die Magistrate danach gemeinsam die Rostra und stellten sich auf. Jeder trat vor und leistete seinen Eid, so begann die neue Amtszeit.


    Sim-Off:

    ÜBERSETZUNG DES AMTSEIDS:

    Ich, ____________________ (VL-Name), schwöre mit diesem Eid feierlich, die Ehre des Imperium Romanum zu verteidigen und immer zum Wohle des Volkes, des Senates und des Kaisers des Imperium Romanum zu handeln.


    Ich, ____________________ (VL-Name) nehme das Amt als ____________________ (Amtsbezeichnung) des Imperium Romanum an und schwöre die Götter und Göttinnen Roms, sowie den Kaiser, in meinem ganzen öffentlichen Leben und all meinen öffentlichen Handlungen zu ehren und die römischen Tugenden sowohl im privaten als auch öffentlichen Leben zu befolgen.


    Ich, ____________________ (VL-Name) schwöre, dass ich die Religio Romana als Staatsreligion beschützen und befolgen werde und niemals öffentlich dagegen verstossen werde, damit sie keinen Schaden erleide.


    Ich, ____________________ (VL-Name) schwöre ausserdem, das Amt als ____________________ (Amtsbezeichnung) und alle seine Verpflichtungen mit all meiner Kraft und nach bestem Wissen und Gewissen auszuführen.


    Auf meine Ehre als Bürger des Imperium Romanum, und vor allen Göttern und Göttinnen des römischen Volkes, und durch deren Willen und Güte, nehme ich das Amt als ____________________ (Amtsbezeichnung) mit allen damit verbundenen Aufgaben, Rechten, Pflichten und Verantwortungen an.

    Als er sah, dass der junge Patrizier ihm folgen würde, ging er also voran und führte ihn zum Officium des Magisters. Dort klopfte er an, wartete den "Herein" Ruf ab, trat ein und meldete den Besucher an.


    Salve Magister. Hier ist Marcus Claudius Marcellus, der euch gerne sprechen möchte.


    Der Magister bedeutete, den Gast eintreten zu lassen, was der Mann tat. Dann verliess er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.


    Der Magister deutete auf einen Stuhl und auf ein silbernes Tablett mit Bechern, Wein und Wasser.

    Salve Marcus Claudius Marcellus. Bitte, setz dich und schenk dir ein. Was bringt dich zu mir?
    Der Magister konnte sich das zwar durchaus denken, aber er war kein Mann, der seinen Gästen vorgreifen würde.

    Der Name Claudius Marcellus liess in der Tat aufhorchen. Der helfende Mann liess sich jedoch seine Nervosität auf Grund der Wirkung des Namens nicht anmerken. Er war es gewohnt, dass hier einflussreiche Patrizier ein und aus gingen und als Mitglied des Kultes musste er sich nicht vor ihnen fürchten.


    Salve Marcus Claudius Marcellus. Es freut mich, dass du den Brauch deiner Familie ehren möchtest. Bitte folge mir. Ich bringe dich gleich zu unserem Magister, damit du ihm deinen Wunsch vortragen kannst.


    Bevor der Helfer jedoch voran schritt, wartete er die Reaktion des Claudiers ab.

    Jeder Eintretende wurde im Haus der Salii Palatini schnell bemerkt und von jemandem angesprochen. So geschah es auch hier:


    Salve, willkommen in der Curia Saliorum Palatinorum. Kann ich dir vielleicht behilflich sein? sprach einer der vielen Helfer den Mann mit seinem Sklaven an.

    Nach den Wahlen war es üblich, dass die Resultate im Senat verlesen wurden.

    Daher ergriff der Consul heute das Wort:


    Patres, wir schreiten nun zur Verkündung der Wahlresultate:


    Zum Vigintivir wählte der Senat Nero Aemilius Secundus.


    Das Haus diskutiert nun die Zuteilung, ich nehme eure Stellungnahmen auf.


    Sodann setzte er sich wieder und wartete gespannt darauf, welcher der Senatoren vortreten würde und einen ersten Vorschlag unterbreiten würde. Der Kandidat hatte keine Vorliebe genannt, so dass es an seinen offensichtlichsten Unterstützern war, ihn für eine Position vorzuschlagen.

    Nach einem längeren Briefverkehr mit einer der Personen, welche für ein Amt kandidieren wollten, verstrich die Anmeldefrist und der Consul veröffentlichte die folgende Liste mit Kandidaten und eröffnete somit hoch offiziell die Zeit des Wahlkampfes:


    Die folgenden Männer bewerben sich um ein Amt im Cursus Honorum:


    Vigintiviri: Nero Aemilius Secundus


    Sim-Off:

    Die aktuellen Magistrate sind bereit, ihr Amt weiter auszuüben und diese Zeit wie durch einen Präzedenzfall bereits abgesichert, als 1 Amtszeit zählen zu lassen.

    DECRETUM CONSULUM


    Wahltermin für die Magistrate der Stadt Rom.



    Die Bestimmungen lauten:


    Der Wahltermin wird festgesetzt auf

    PRIDIE KAL MAI DCCCLXXIII A.U.C. (30.4.2023/120 n.Chr.)

    und

    KAL MAI DCCCLXXIII A.U.C. (1.5.2023/120 n.Chr.).



    Kandidaten können ihr Interesse ab sofort und bis spätestens ANTE DIEM XVI KAL MAI DCCCLXXIII A.U.C. (16.4.2023/120 n.Chr.) gegenüber den Consuln erklären, welche die Kandidatenlisten erstellen.


    Die Ernennung und Vereidigung der neuen Magistrate erfolgt an den KAL IUN DCCCLXXIII A.U.C. (1.6.2023/120 n.Chr.).




    cursushonorum.gif


    Der Sklave der Iulii erreichte die Domus der Iunii und gab den irregeleiteten Brief ab.


    Ad

    Aulus Iunius Tacitus

    Domus Iunia

    Roma


    De

    Iunia Matidia

    Domus Iunia

    Mogontiacum

    Provincia Germania Superior



    Salve, liebster Bruder,


    In Deinem letzten Brief hattest Du mir berichtet, dass Du wieder in Deine Heimat zurückkehren möchtest. Wie schön es doch gewesen wäre, hätten wir uns wieder einmal gesehen, statt immer nur diese Briefe zu schreiben. Leider kam es anders, wie Du vermutlich bereits gemerkt hast, und ich machte mich, zusammen mit Mutter, auf dem Weg nach Germania Inferior, um meinen schwer verletzten Verlobten zu besuchen. Eine vielleicht etwas wenig durchdachte Entscheidung, aber nach Vaters Tod war Mutter davon nicht abzubringen. Du kennst diese Willensstärke von uns beiden ja ganz gut.


    Eigentlich wollte ich mich nun als eine glückliche, mit ihrem Verlobten vereinte, Frau, die womöglich bereits sogar verheiratet wäre, bei Dir melden. Die Welt könnte soviel einfacher sein! Aber bedauerlicherweise meinte Fortuna es wieder nicht gut mit uns. Noch bevor wir Colonia Claudia Ara Agrippinensium erreichten, verstarb mein Zukünftiger, und wir waren letztlich vollkommen umsonst so weit gereist! Du kannst Dir unsere Enttäuschung vorstellen, und ich will nicht bestreiten, dass ich Mutter gegenüber recht laut wurde. Dabei meinte sie es doch nur gut, und inzwischen tut es mir leid.


    Denn ich komme zum eigentlichen Anlass meiner Nachricht. Wir machten uns recht umgehend auf den Rückweg, doch kurz vor Mogontiacum wurden wir überfallen. Zwar konnten die Wachen den Angriff zurückschlagen und es wurden nur Kleinigkeiten entwendet, aber Mutter wurde verletzt. Zum Glück kamen wir bald in die Stadt, wo ihr geholfen werden konnte, aber sie wird sicherlich den Winter hier verbringen müssen. Und ich mit ihr, in dieser schrecklich kalten Provinz. Sobald es Neuigkeiten gibt, werde ich sie Dir natürlich mitteilen, aber es geht ihr täglich besser. Wir sind hier gut untergebracht und haben auch entfernte Verwandte hier, Sorgen musst Du Dir also keine machen. Höchstens, dass ich zu einem grobschlächtigen Landei werde. Ich vermisse Roma!


    Ich hoffe, Du hast Dich in dort wieder gut eingelebt? Es wird Zeit, dass wieder bessere Zeiten für unsere Familie anbrechen.


    Deine Schwester,

    Matidia

    Die Gens Iulia war vieles, doch niemand konnte ihr vorwerfen, sie sei zu stolz, um Fehler anderer Menschen zu korrigieren, wenn es ohne grosses Brimborium möglich gewesen wäre.


    So erhielt ein Sklave der Iulii den Befehl, diesen falsch abgegebenen Brief schleunigst an die Iunii zu überbringen.

    Ein Kurier des Palastes überbrachte die folgende Urkunde:


    IN NOMINE IMP. CAES. AUG.

    TIBERII AQUILII SEVERI AUGUSTI


    berufe ich


    Senator Publius Matinius Agrippa


    zum


    Curator Rei Publicae


    Mögen die unsterblichen Götter ihm gewogen sein!


    - ANTE DIEM XVI KAL APR DCCCLXXIII A.U.C. (17.3.2023/120 n.Chr.) -


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