Numerius Canuleius Corvus
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Sie hatten sich dickgefressen am Unglück der anderen, hatten sich betrunken am Blut ihrer Opfer und gebadet in ihrem Elend. Inzwischen hatten sie mehrere Häuser ausgeraubt, und doch waren die Krähen nicht satt. Diese Stadt starb, und solange sie es tat, würde es Aaskrähen geben.
Corvus war nicht satt zu bekommen. Er besah sich den Schmuck und das Gold des letzten Raubzuges, und doch war es ihm nicht genug. Sie alle hatten mehr Geld als jemals zuvor in ihrem erbärmlichen Leben, sie konnten damit gut ein Jahr hinkommen, aber noch war er nicht satt. So eine Gelegenheit ergab sich nicht so schnell wieder. Und er wollte mitnehmen, so viel er tragen konnte, auch wenn seine Gefährten allmählich gesättigt waren.
“Ich hab einen neuen“ kam das jüngste Mitglied ihrer Bande herein. Er betrat das Gasthaus, das ihnen nunmehr als Unterschlupf diente, und ging stolz zu ihrem Anführer. Die anderen horchten auf, um mitzubekommen, was anstand.
“Das Haus der Aponier, in der Nähe des Pantheons.“
Corvus horchte auf und überlegte, während der Junge schon fortfuhr. “Ich glaub, die müssen ziemlich krank sein. Sie kaufen alles, was an Kräutern noch da ist, egal zu welchem Preis. Und es gehen immer nur zwei hinaus, um die Medikamente zu kaufen. Die nächsten immer erst, wenn die zurück sind. Ich denke, die werden nicht viel mehr als fünf oder sechs Sklaven noch haben.“
Corvus stand auf und brachte damit Schweigen in die Runde. Man konnte sich nicht lange als Anführer einer Bande von Mördern und Halsabschneidern halten, wenn man keine Übersicht hatte und blindlings irgendwo hinmarschierte, nur weil einer in der Gruppe das sagte. Die Informationen waren ihm definitiv noch zu dürftig.
“Ich will, dass du und du das Haus beobachtet. Ihr wisst, wie das geht. Ich will wissen, wie viele Leute da drinnen sind und wie viele davon krank. Und zuverlässige Informationen, ihr wisst, was ich meine.“
Er hatte sich an zwei der älteren Mitglieder gewandt, welche mit Erfahrung. Nicht grüne Jungs, die meinten, etwas zu wissen.
Und so beobachteten sie auch das Haus, zählten mit, wer wann hinaus und wieder hineinging, merkten sich die Gesichter. Mal standen sie an einer Ecke, mal gingen sie am Haus vorbei zu einem anderen Haus, klopften an und versuchten zu betteln. Bettler waren nichts ungewöhnliches, auch wenn ihnen niemand die Tür aufmachte. Sie klopften sogar einmal an der Türe des Hauses, fragten nach etwas Brot, husteten dabei ein wenig. Gingen dann auch wieder.
Im Grunde warteten sie nur auf ihre Chance, immer unauffällig im Hintergrund. Ihnen war ja nicht auf die Stirn geschrieben, wer und was sie waren, und Bettler gab es auch jetzt noch genug. Und schließlich am zweiten Tag kam ihre Gelegenheit, als einer der vermeintlichen Sklaven aus der Villa allein loszog, um neue Medikamente zu ordern. Mit einem schnellen Schlag war der Mann außer Gefecht gesetzt, und die beiden zogen ihn mit sich zu einem stilleren Plätzchen, um ihn zu verhören.