...fand nun schon seit einigen Tagen statt. Und es wurde immer schlimmer. Je mehr Leute die Helfer der Stadt, die mit viel Geld dazu überredet wurden die Kranken und Toten zu transportieren, in die Thermen schafften, umso hoffnungsloser wurde die Lage in denselben. Die Thermen waren geräumig, aber nicht so geräumig um all die Kranken einer Stadt aufzunehmen, die im Sommer einige zigtausend Menschen beherbergte. Nun war es Winter, aber das verbesserte ihre Lage kein Stück.
Für jeden Toten den sie rausschafften kamen zwei neue Kranke, und für jeden 'Gesunden' (ein Begriff, der einen Menschen beschrieb der nicht mehr mit Pluto tanzte aber noch meilenweit fern der Heilung) kamen gleich zehn. Im Moment machten die Medici und vielen Helfer nicht viel mehr als die Kranken zu verwalten, gegen den Gestank anzuputzen und festzuhalten wer kam, wer starb und wer wieder 'entlassen' wurde. Letzteres hielt sich im Überschaubaren Rahmen, aber man bildete sich ein, dass die Lage besser würde. Langsam, aber sie würde besser. Sie MUSSTE besser werden. Nicht jeder Helfer kam am nächsten Tag wieder, und die Zahl der Freiwilligen war ebenso überschaubar wie die Zahl der Entlassungen.
Was blieb bei einer solchen Überforderung übrig? Man kochte Wasser im Akkord, streute ein paar Kräuter rein und hoffte, dass die lächerlich geringen Dosen überhaupt noch was ausrichteten. Wenigstens hielten sie die Kranken warm und sorgten dafür, dass die Menschen nicht austrockneten.. denn die Winde, das stand fest, trieben das Wasser aus den Körpern der Menschen. Egal aus welcher Öffnung... sie schwitzten, sie erbrachen sich, sie litten Fluss, sie bluteten... aber das Wasser verließ in Strömen ihren Körpern. Und am Ende verdursteten sie. Zumindest war das die Theorie der Medici, die ihren Dienst hier versahen.
Memmius Calavianus Eutychides
[Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/z-spezielle/eutychides.png]
"..keine Verwandten? Dann legt ihn zu den anderen in der Seitenstraße, und hofft, dass sie bald abgeholt werden.", murmelte der alte Grieche Eutychides vollkommen erschöpft, als ihm die Nachricht vom Tod eines junge Mannes zugetragen wurde. Und er hoffte wirklich, dass man die Toten in der Seitenstraße bald abholte, denn sonst würden sie ein Problem bekommen. Vor allem da er kaum die Möglichkeit hatte eigene Leute dazu abzustellen sich mehr um die Toten zu kümmern als sie einfach vor die Thermen zu legen und auf die Helfer zu hoffen, die sie aus der Stadt schafften. Wenigstens die toten Legionäre konnten sie wieder der Legion übergeben. Allerdings waren die im Vergleich zu den toten Zivilisten ein Tropfen aus den glühend heißen Stein.
Umso mehr freute man sich über jeden, der Besserung zeigte. Es waren wenige, aber man hatte das Gefühl, dass es mehr wurden.
"Was ist mit dem hier?", fragte er mehr der Gewohnheit als dem eigenen Willen folgend mit Blick auf einen ziemlich großen Kerl im Soldatenkittel. Man erzählte ihm von der blutenden Nase, vom Sturz von einem Pferd und vor allem von dem Fieber, dass den irgendwo fremdländisch aussehenden Mann seit einigen Stunden schüttelte. Die Nachfrage, ob sich der Mann bereits erbrochen hatte wurde verneint. Zumindest hatte das niemand mitbekommen. Die Tunika aus grober Wolle sah sauber aus, aber der Kerl war kreidebleich.
"Das übliche... wenn er wach wird, flößt ihm warmes Wasser ein und drückt ihm zwei Salbeiblätter unter die Zunge. Wenn er die Nacht überlebt, werden schauen wir morgen früh weiter was wir für ihn tun können..."
Und jetzt brauchte er dringend einige Minuten Ruhe... vielleicht eine Stunde Schlaf, wenn er sich irgendwo verstecken konnte wo man ihn nicht allzu schnell fand. Sonst würde er sich bald dazulegen müssen, weil er vor Erschöpfung zusammenbrach.