Beiträge von Aulus Corvius Ingeniosus

    Stumm schaute ich meine Schwester an.
    Dieses wunderschöne Geschöpf sollte wirklich vom gleichen Blute wie ich sein?
    Ich hatte mir oft überlegt wie meine Schwester wohl aussehen würde, da ich noch das Bild des vierjährigen Mädchens im Kopf hatte.
    Doch kamen all meine Hirngespinste nicht an ihre wahre Gestalt heran.


    Ich stand auf und nahm sie in die Arme. Ich fühlte mich, als wäre ein Stück meiner Seele zurückgekehrt.
    Tränen der Freude brannten in meinen Augen, doch ich versuchte mich zusammenzureißen. Was sollte denn meine kleine Schwester von mir halten, wenn ich vor ihr in Tränen zerfließen würde.
    Ich entließ sie aus meiner Umarmung und schob sie etwas von mir weg um sie anzuschauen.


    "Groß bist du geworden" Stammelte ich und lächelte etwas hilflos.
    "Es ist wundervoll dich wiederzusehen!"

    "Flavian dient zur Zeit in Mantua, in der Legio I Traiana Pia Fidelis. Jedoch hat er nicht so oft Zeit uns zu beehren.
    Ancharia weilt hier im Haus, aber wo sie jetzt gerade ist, weiß ich nicht. Vielleicht stößt sie später noch zu uns."


    Ich schaute erst Deandra und dann Cadior an.


    "Ich hoffe, ich bin nicht indiskret, wenn ich euch frage, wie ihr euch kennen gelernt habt.
    Soweit ich weiß, gehörst du"
    Ich schaute Aurelia an. "zu einer patrizischen Familie und die gens Corvia ist dies nicht."


    Fragend schaute ich beide an.

    "Zum römischen Zweig der Familie gehören auch noch Flavian, der derzeit jedoch verhindert ist, und Ancharia. Sie sind meine >Vollgeschwister<. Leider weilte meine kleine Schwester schon als dreijähriges Kind nicht mehr in Rom, da sie zu unserer Großmutter nach Ägypten ging. Flavian trat der Armee bei und ich begab mich nach dem Tod unseres Vaters auf Reisen, sodass der römische Zweig der Familie fast zerfallen wäre.
    Wir trafen uns jedoch, wie durch einen Zufall, hier im Hause des Cadior wieder.
    Er scheint unserer Familie Glück zu bringen."


    Ich prostete meinem Halbbruder zu und trank einen Schluck auf ihn.

    Diese Aufgabe war schwieriger gewesen als die Erste.
    Langsam begann ich zu erahnen, was es wirklich bedeutete ein Amt inne zu haben. Dennoch hatte ich ein paar Straßenkarten auftreiben können.


    Ich betrat meinen Arbeitsplatz und bewegte mich zum Raum des Magistraten. Ich klopfte an seine Tür und meldete:
    "Ich habe ein paar Karten auftreiben können, Cadior. Du müsstest mir nur sagen, ob sie >nah< genug sind."


    Sim-Off:

    Ich schau mal was sich machen lässt...

    Ich hatte Mühe den Packen an Karten festzuhalten, als ich aufs neue die Curia betrat. Hoffentlich waren es auch die passenden Karten, sonst könnte ich nochmals von vorne anfangen.


    "Ich habe hier einige Karten aufgetrieben Cadior."


    Während ich dies sprach schaute ich mich nach einen Platz zum ablegen der Karten um.


    Sim-Off:

    Soll ich einfach die Karten laden, auch wenn sie von heute sind?

    "Nach dem Tod unserer Eltern beschloss Flavian in die Armee einzutreten.
    Zwar bin ich der Ältere von uns beiden, jedoch reizte mich eine Reise durch das Reich mehr, als der Ruhm auf dem Schlachtfeld.
    So fuhr ich mit der Hilfe von Bekannten von Rom über Corsica und Sardinia bis nach Carthago. Doch auch dort hielt es mich nicht lange und ich kam über Sicilia wieder zurück auf das Italische Festland.
    Doch lange kann ein Mensch nicht ohne seine Familie überleben und so sehnte ich mich nach Verbundenheit mit Menschen, die nur eine Verwandschaft bringen kann.
    Ich erinnerte mich, dass mir Flavian einst von einem Halbbruder erzählt hatte und so machte ich mich auf die Suche nach dem Haus der gens Corvia. Ich zog Erkundigungen ein und stieß bald auf den Namen der Stadt Mantua. Und zu guter letzt habe ich hier ja auch die Familie wiedergefunden!"


    Es war etwas allgemein gefasst, aber vielleicht würde es meinen Bruder erstmal zufrieden stellen. Ich nahm wieder einen Schluck von dem Wein in meinem Becher und beobachtete die Reaktion von Cadior.

    Schweigend nickte ich mit dem Kopf.
    Ein wunderbarer Anfang sich in die Familie einzuleben.
    Es sollte mir eine Lehre für mein Leben werden erst genug Erkundigungen einzuziehen, bevor ich entscheide.
    Doch es half nun auch nichts sich vor Aufgaben zu verstecken, es musste das Beste aus der Sache gemacht werden.


    "Wenn ich etwas tun kann um in dieser Sache behilflich zu sein, so sag es mir!"


    Es sollte doch hoffentlich nicht so schwer sein die Aurelier zu besänftigen. Notfalls müsste ich auf das Amt verzichten, sofern dies irgend möglich war.
    Ich könnte auch eine persönliche Erkärung an die Aurelier senden und die Schuld an diesem Fehler mir allein einräumen.
    Die Fäden des Schicksals sind oft so verworren, dass uns erst später der Fehler in unserem Denken auffällt.

    "Ich hoffe du bist mir nicht böse, wenn du nun erfährst, dass ich mich vom Legatus Augusti pro Praetore zum Stadtschreiber von Mantua habe ausrufen lassen. Denn es war und ist mein Wunsch erst Erfahrung zu sammeln und erfahreneren Männern bei der Arbeit zur Hand zu gehen. Wo könnte ich dies besser tun als in der Heimat meiner Familie und unter der Führung meines Bruders?
    So hab ich dich, als ich noch in Rom weilte nicht um Erlaubnis fragen können, aber mir ist es wichtig, dass auch du mir als Magistratus und als Bruder deinen Segen für diese Sache gibst!"


    Erwartungsvoll richte ich die Augen auf meinen Bruder und stelle den Becher, noch halb gefüllt mit Wein, auf dem Tisch ab, dass er nicht das Zittern meiner Hand bemerke.

    Ich schenke mir etwas Wein ein.


    "Ich werde erstmal in die Regionalpolitik gehen und mir alles anschauen. Vielleicht liegt mir die Politik ja doch nicht und ich werde etwas anderes tun..."


    Ich führe den Becher zum Mund und nehme einen kleinen Schluck.


    "Kommt Zeit, kommt Rat! Und übrigens ein sehr guter Wein!"

    Ich nicke dem Mann der mir entgegen kommt und der netten Dame freundlich zu und betreten das Officium und stelle mich dem LApP vor.


    "Salve Legatus Augusti pro Praetore! Ich bin Aulus Corvius Ingeniosus und komme aus Mantua. Es stehen zwar gerade keine Wahlen des Cursus Honorum an, jedoch habe ich bemerkt, dass die Stelle des Schreibers in Mantua noch unbesetzt ist. Mir wurde gesagt, dass auch der Legatus Augusti pro Praetore Ämter vergeben kann. So haben ich den Weg zu euch gesucht."

    In Erwartung einer längeren Wartezeit lehne ich mich an die Wand und döse etwas vor mich hin.
    Die Dame, die mich empfangen hatte war im Officium des LApP verschwunden und ist bisher nicht wieder hergestellt.
    Im Schatten des Warteraums kann man sich zum Glück von den heißen Temperaturen des beginnenden Sommers erholen.

    "Ich werde wohl erstmal etwas in der Politik machen, jedoch wird mir mein Leben hoffentlich noch genug Tage bescheren auch andere Arbeiten zu verrichten."


    Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und wendete mich wieder an Cadior.


    "Ist sonst niemand hier außer dir?"