Potitus erschien, wie er es liebte: Geleitet von seinen skythischen Leibwächtern, die wie immer finster dreinblickten und derzeit tatsächlich die einzige effektive Leibwache darstellten, ritt er auf einem Schimmel auf das Marsfeld. Sein ausladender Körper steckte in einer goldenen Rüstung, ein purpurnes Paludamentum war um seine Schultern drapiert und auf seinem Kopf saß ein goldener Helm mit einem purpurnen Federbusch. Die in Rom verbliebenen Prätorianer erwarteten ihren Imperator inzwischen an der großen Tribüne, die man vor den Neronischen Thermen errichtet hatte.
Langsam schob der Kaiser sich mit seinem Tross durch die Menge, dann endlich erreichte er seinen Bestimmungspunkt und trat auf das Podest auf der Tribüne. Anders als sonst behielt er seinen Helm auf, um einerseits besser gesehen zu werden (vor ihm hatte sich eine gewaltige Menge versammelt), andererseits um einen militärischen Eindruck zu machen. Dann begann er mit lauter Stimme zu sprechen und seine Worte wurden von Herolden an verschiedenen Stellen wiederholt, um alle Bürger zu erreichen: "Volk von Rom!" begann er und sah über die Menge hinweg.
"In einer dunklen Stunde unseres Imperium stehe ich heute vor euch! Furchtbare Gerüchte gehen um in dieser Stadt, man sagt, die Lage sei hoffnungslos! Und ich stehe heute vor euch, um diese Gerüchte zu bestätigen!" Er machte eine künstlerische Pause. "Ich muss euch sagen, es ist wahr: Ja, droben im Norden sind aufständische Legionen über die Alpen gezogen! Ja, sie haben italischen Boden entweiht und den Rubikon überschritten, haben das Mutterland unseres Imperium mit ihren staubigen Caligae betreten, wo doch kein Heer von wahren Römern jemals einen Fuß hineinzusetzen wagt! Ja, sie haben sogar treulose Bundesgenossen, die seit Jahrhunderten an der Seite Roms kämpften, von Rom abspenstig gemacht! Und vor allem: ja, sie haben ein Heer aufrechter Römer, die den langen und beschwerlichen Weg von Illyricum bis nach Italia marschiert waren, um ihre Heimat vor den wütenden Rebellen zu bewahren, bei Vicetia geschlagen!" Diese Nachrichten waren erst vor kurzer Zeit in Rom eingetroffen, weshalb sicherlich der eine oder andere noch nicht alles davon wusste. Tatsächlich ging erschrockenes Raunen durch die Menge.
"Aber noch viel schlimmer: Der Mann, der hinter all dem steckt, der Verräter und Kaisermörder Cornelius Palma, ist ebenfalls hier in Italia aufgetaucht. Er, der unseren geliebten, aber siechenden Valerianus, auf den er einen heiligen Eid geschworen hatte, hinterrücks vergiften ließ! Er, der eine unschuldige Familie seiner blanken Machtgier bedenkenlos geopfert hat, hat wahrgemacht, was ich nicht zu fürchten gewagt hatte: Gemeinsam mit seinen Verschwörern und einer Armee voller griechischer Söldner ist in Rhegium gelandet und marschiert seinerseits gegen Rom! Von Norden und Süden umzingeln uns unsere Feinde, wie es seit den Zeiten Hannibals nicht mehr geschehen ist!"
Er hob grimmig die Faust. "Doch ihr alle wisst, wie es Hannibal ergangen ist! Er musste schmerzlich lernen, dass niemand Rom vernichten kann! Er glaubte, er könne sich Söldner aus aller Herren Länder zusammensammeln, um die aufrechten Quiriten zu schlagen! Wie dieser Palma warb er germanische Barbaren an, führte ein Heer aus Orientalen über das Meer und überwand scheinbar jedes Hindernis, um seinen Hass zu stillen! Auch er schlug ein römisches Heer um das andere, stampfte treue Söhne der Roma in den Staub und metzelte unschuldige Frauen und Kinder nieder!"
"Aber trotz alledem:" Salinator deutete vor sich auf den Boden. "Hier endete sein Kriegsglück! Niemals gelang es ihm oder einem feindlichen Heer, das Pomerium zu überschreiten!" Leichter Applaus machte sich bemerkbar und der Verscularier unterbrach seine Rede, um Raum dafür zu lassen.
Als sich der Applaus wieder etwas gelegt hatte, fuhr er schließlich fort: "Und von ihnen, von diesen großen Männern, können auch wir lernen! Niemals wird Rom sich beugen! Möge ein Heer besiegt sein - wir stellen ein neues auf! Mag der getreue Laberius Maturus von blutrünstigen Germanen zerhackt worden sein - in diesem Moment segelt eine Flotte mit einer neuen Armee nach Süden, um den abgehalfterten Haufen, mit dem Palma sich im Süden hält, niederzustrecken und uns den Kopf dieses Verräters zu bringen! Aus Dacia eilt Marius Turbo heran, um seinen Kaiser und seine Hauptstadt, um euch aus dem Würgegriff des Feindes zu befreien! Er hat bereits ein Heer des Corneliers besiegt, nun wird er sich den Rest holen!"
"Die Lage ist also weitaus besser, als sie zu Zeiten unserer Väter war: Hannibal war ein junger Mann, von großer Kriegslist und glühendem Hass, während Cornelius Palma ein treuloser alter Mann ist, der nicht erkennt, dass seine Zeit ein Ende hat! Hannibal hatte alle Heere geschlagen, während Rom in jenen Tagen nur auf wenige Getreue bauen konnte. Wir dagegen haben den Großteil des Imperiums hinter uns! Schon marschieren die Entsatzheere, um das Haupt der Welt zu retten! Alles, was wir also tun müssen, ist ausharren!"
Er deutete in Richtung der Stadt. "Aber nicht diese Mauern, durch deren Tore ihr hierher gekommen seid, haben Hannibal aufgehalten! Nein, es war der unbeugsame Wille der Bürger Roms, den er damals und Palma heute unterschätzt haben! Auf diesen Willen baue ich bei der Verteidigung dieser Stadt! Seit mehr als hundert Jahren wurden die römischen Bürger nicht mehr zu den Waffen gerufen! Doch heute ist es wieder so weit: Nur gemeinsam können wir die Beutegier und den glühenden Neid dieser Verräter auf unsere blühende Stadt besiegen! Reiht euch also ein und meldet euch gleich heute, gleich hier für die Verteidigung eurer Stadt! Lasst nicht zu, dass germanische Söldner und orientalische Schönlinge unsere Tempel plündern, unsere Frauen schänden und unsere Kinder als Beute mitnehmen! Lasst nicht zu, dass Palma, dieser Verräter und Eidbrecher seine Schreckensherrschaft entfaltet, um seine Clique von Mördern die Reichtümer Roms zuzuschachern!
Kämpft mit mir! Gemeinsam werden wir den Feind aufhalten!" Nun brach Applaus aus, der von den Anhängern des Kaisers besonders angeheizt wurde. Doch der Vescularier machte eine beschwichtigende Geste. "Und eines noch: Ich verspreche euch, dass dieser Krieg keine sechzehn Jahre dauern wird, wenn wir zusammenstehen! Die Rettung ist nahe, es kann nur um Tage oder Wochen gehen!" Damit gab er das Zeichen, dass er tatsächlich zu einem Ende gekommen war und der Jubel brandete erneut auf.