Potitus erschien persönlich im Senat. Das war schon lange nicht mehr geschehen! Aber die letzte Abstimmung war ein Schlag ins Gesicht gewesen! Er musste reagieren! Zur Sicherheit erschien er mit einer großen Abordnung seiner skythischen Leibwache und trug einen vergoldeten Brustpanzer unter der purpurnen Toga. Die Consuln machten ihm gehorsam Platz, als er zielstrebig auf das Podest mit den Sellae Curules zuhielt und vor diesen stehen blieb. Die beiden Liktoren am Eingang schlossen das Portal und postierten sich davor, jetzt wurde deutlich, dass ihre Rutenbündel heute mit Äxten ausgestattet waren. Dann begann Salinator seine Rede mit zornigem Blick: "Senatoren!
Vor einigen Tagen fand hier in diesen ehrwürdigen Hallen eine Frechheit statt, wie ich sie in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt habe! Der Senat stellte sich geschlossen gegen seinen Kaiser! Er hat leichtfertig die Stabilität und Ordnung unseres Staates aufs Spiel gesetzt und das für ein Häuflein Familien, die auf kaum etwas als ihre großen Namen verweisen können! Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, was?
Wie lautet der § 18, Absatz 1 des Codex Universalis?" fragte er in Richtung Maecilianus Sermos, der pflichtschuldig aufzubeten begann:
"Der Imperator Caesar Augustus ist das Staatsoberhaupt des Imperium Romanum und als solches sind seine Anweisungen allgemein absolut bindend. Der Senat hat ausschließlich nur beratende Funktion gegenüber dem Imperator Caesar Augustus."
"Sehr richtig!" fuhr der Kaiser fort. "Ich werde es nicht dulden, dass ihr aus Egoismus und Geiz das ganze Imperium blockiert! Ihr habt lange genug arrogant und fett in euren Villen gesessen, während das arme Volk auf der Straße buckeln muss und mit seinem sauer verdienten Geld eure fantastischen Pöstchen und Posten finanziert!" Er machte eine kleine Pause und sah kurz in die Reihen der Senatoren. "Ich wollte ein Zeichen setzen, dass Senat und Kaiser mit einer Stimme sprechen, gerade in so schwierigen Zeiten, in denen ein Patrizier, ein Kaisermörder, dreist nach dem Thron grabscht! Ich habe euch meine Hand zum Bunde hingehalten, aber ihr habt darauf gespuckt und damit nicht nur mich, sondern auch das Andenken unseres geliebten Valerianus und aller anderen Kaiser beschmutzt!
Das werde ich nicht akzeptieren! Ihr wollt keinen Bund? Gut, könnt ihr haben! Ich brauche euch nicht! Ihr seid ein Puppentheater, gestützt auf irgendwelche Traditionen und Privilegien! Aber was nützt ein Senat, der seinen Aufgaben nicht nachkommt? Der nicht integriert, sondern spaltet? Garnichts! Deshalb werde ich ab jetzt eben ohne euch regieren! Ich habe genug Freunde und Klienten, die ich zu Senatoren machen kann, damit sie die paar senatorischen Posten übernehmen können und dem Volk die Fassade des funktionierenden Staates aufrechterhalten können! Ab sofort werden andere Saiten aufgezogen!
Ich werde die Senatsliste nochmal einer kritischen Prüfung unterziehen, um Platz für loyale Senatoren zu schaffen, die dieser Institution Ehre machen! Und ich kann euch versichern, dass sehr klar verzeichnet ist, wer die Frechheit besaß, gegen meinen Antrag zu stimmen!" Er funkelte die Consulare und Praetorier, die ganz vorn saßen, böse an. "Und wenn ihr mich blockiert, blockiere ich eben euch! Kraft meiner Tribunicia Potestas werde ich jeden einzelnen Antrag, der in diesem Raum gestellt wird, ablehnen! Gesetze werden ab sofort auf dem Palatin beschlossen!"
Einen Moment überlegte der Vescularier, ob er zum Abschluss noch auf den Boden spucken sollte, wagte das aber doch nicht. Stattdessen gab er seinen Männern ein Zeichen und marschierte grußlos durch den Saal auf die Tore zu. "Und übrigens: Das Dekret von Iulianus ist natürlich aufgehoben! Und ich erkläre diese Sitzung zum Staatsgeheimnis gemäß Codex Iuridicialis! Wer versucht, diese Sache hier hinauszuposaunen, um das Volk zu verwirren, den werde ich ohne Gnade hinrichten lassen!" Damit öffneten die Liktoren das Portal und der Kaiser, umgeben von Leibwächtern und Liktoren, marschierte davon.