Beiträge von POTITUS VESCULARIUS SALINATOR

    Potitus stöhnte. Was ihm da wieder für eine Dummheit unterstellt wurde! Er war doch kein degenerierter Patrizier, sondern war sicherlich nicht zum Stellvertreter des Kaisers aufgestiegen, weil er beschränkt war! "Natürlich wird die Ausgangssperre aufgehoben werden. Während der Staatstrauer sollten die Geschäfte allerdings trotzdem geschlossen bleiben." Den Tipp des Praefectus Praetorio überging er, da er vor allem für den Senat interessant war. Stattdessen fuhr er fort "Die Ausgangssperre wird so lange aufrecht erhalten, bis wir die Köpfe dieser Verschwörung gefunden haben! Wenn diejenigen unter euch, die etwas darüber wissen, reden, kann sie also ganz schnell vorbei sein!"

    Potitus stutzte. Die Geschichte war wirklich etwas hahnebüchen! Andererseits waren große Räuberbanden keine Seltenheit! "Naja, es gibt schon ziemlich große Banden in solchen Provinzen! Die Auxiliares können ja nicht die ganze Wüste kontrollieren!" Dass eine Guerilla-Taktik für einen unterlegenen Feind ebenfalls beliebt war, brauchte er wohl nicht zu sagen! "Trotzdem würde ich das gern genauer wissen. Lass' dir einen genaueren Bericht schicken!"

    "VESCULARIANUS!" tönte seine Stimme durch das Haus. Wenig später stand Vescularianus, der Freigelassene des Praefectus, neben dessen Kline. Auf dieser lag, noch immer ganz erschöpft, Salinator und überlegte. Dann endlich begann er, einen Brief zu diktieren.


    Als er geendet hatte, sah er seinen Freigelassenen vertrauensvoll an: "Du wirst diesen Brief persönlich übergeben! Bleibe dann in Maturus' Nähe und stehe ihm mit Rat und Tat zur Seite, berichte mir aber auch regelmäßig! Du weißt, ich liebe Maturus wie einen Bruder, aber sicher ist sicher! Warte dann auf weitere Anweisungen!" Er setzte sich auf. "Und jetzt: Brich sofort auf, nimm den schnellsten Weg!"

    Potitus fuhr sich über die Glatze. Was war nun zu tun? Das Testament lag bei den Vestalinnen, aber im Prinzip war es auch unwichtig! Immerhin hatte Salinator oft genug mit Valerianus über den Tod geredet, um zu wissen, dass der kranke Mann sich bis zuletzt keine großen Gedanken darüber gemacht hatte, dass auch Maioranus etwas zustoßen könnte! Das war auch für den Vescularier eine leidige Situation, denn das Bübchen aus Misenum zu kontrollieren, wäre ein Leichtes gewesen! Und dazu hätte es den Anstrich von Legitimität gehabt! Aber jetzt? Wahrscheinlich würden jetzt die einen oder anderen Kommandeure glauben, ihre Macht über Legionen prädestinierte sie zum neuen Imperator! Allerdings hätte Salinator dabei einen Vorteil: Er hatte bereits zahlreiche Schlüsselstellungen mit Günstlingen besetzt! Und die würden darauf warten, wen er erkor!


    Stellte sich also die Frage, wen er als neuen Kaiser wollte! Und die Antwort lag eigentlich auf der Hand, wie man noch viele Jahrhunderte später sagen würde: "Es ist besser, den als König zu bezeichnen, der die Macht hat"!

    Potitus sah zufrieden zu Cyprianus hinüber. Er hatte genau den richtigen Ton getroffen! Dass sich dadurch der ein oder andere Senator auf den Togazipfel getreten fühlte, war nicht sein Problem! "Wir werden das Testament bald öffnen! Da der vermutliche Haupterbe verstorben ist, halte ich es für mich als sein Stellvertreter für meine Pflicht, diese Öffnung zu überwachen! Im Übrigen wird einer der Decemviri litibus iudicandis dies vornehmen!" Salinator hatte auch bereits einen der Decemviri im Kopf: Cnaeus Renius Caecus, seinen Günstling! "Damit werden wir allerdings warten, bis die Lage sich beruhigt hat!" Und bis sich der Vescularier einen genauen Plan zurechtgelegt hatte! "Ihr könnt euch also ganz auf die Trauerfeierlichkeiten konzentrieren! Vielleicht wäre eine Abhol-Delegation nach Misenum auch nicht schlecht!"

    Potitus sah weiter grimmig drein. Staatstrauer war zur Zeit sein geringstes Problem! "Jaja, darum könnt ihr euch später kümmern!" Die nächste Frage war allerdings geradezu unverschämt! "Natürlich! Wie schon gesagt, tue ich meine Pflicht! Ihr braucht euch da nicht einmischen! Kümmert euch lieber darum, dass eure Klienten Ruhe bewahren!" Die Ausgangssperre war doch offensichtlich! Und wer würde sicherlich nicht die taktische Verteilung seiner Truppen erklären, solange die Verschwörer noch vor ihm saßen!


    Dann meldete sich der Flavier zu Wort. Maioranus! Eigentlich spielte das Bürschchen keine Rolle, aber vielleicht machte sich mancher Hoffnung, Kontrolle über den Jungen zu erlangen! "Maioranus wurde ebenfalls ermordet! Ein wehrloser Junge!" erwiderte er deshalb.


    Und schließlich meldete sich der verhinderte Consulskandidat zu Wort. Wollte der nicht eigentlich nach Hispania abreisen? Stattdessen stellte er jetzt wohl lieber dumme Fragen! "Matinius, Valerianus hatte mehr Medici um sich als ein Dictator Liktoren! Ich nehme an, wir sollten ihrem Urteil glauben!"

    Potitus stand auf dem Tribunal vor der Castra Praetoria. Vor ihm marschierten die Soldaten auf, säuberlich getrennt nach Praetorianern und Cohortes Urbanae. In vielen Gesichtern glaubte der Vescularier Unsicherheit, Angst oder Verwirrung zu sehen. Das Gerücht hatte sich bereits verbreitet! Obwohl er sicherlich als einer der ersten erfahren hatte, dass Valerianus das Zeitliche gesegnet hatte (und Maioranus ebenfalls), war die Neuigkeit wohl irgendwie nach draußen gelangt! Aber gleich würden sie sowieso davon erfahren: "Soldaten!


    Etwas furchtbares ist geschehen! Unser geliebter Imperator Caesar Augustus ist gestern verstorben!"
    Trotz der militärischen Ordnung begann nun ein Gemurmel in den Reihen der Milites. Hier und da versuchten die Centuriones, für Ruhe zu sorgen, doch Salinator erhob erst nach einiger Zeit den Arm.
    "Jetzt sind wir gefragt! Der Kaiser hat mir seine Stadt anvertraut und jetzt ist die Stunde der Wahrheit! Das Volk wird verängstigt sein! Banditen und Gauner werden glauben, dass jetzt alles außer Kontrolle ist! Dass sie wehrlose Bürger überfallen, in Häuser einbrechen und öffentlichen Besitz verwüsten können! Wir müssen die Ordnung aufrecht erhalten! Deshalb verhänge ich den Notstand über die ganze Stadt! Die Leute sollen zu Hause bleiben! Wer sich auf der Straße herumtreibt, der gefährdet nur den Frieden! Deshalb werdet ihr sofort aufbrechen und durch die ganze Stadt patrouillieren, um Aufrührer festzunehmen! In dieser schweren Zeit dürfen wir nicht nachlässig sein, sondern müssen entschlossen handeln!


    Aber es gibt noch etwas, das viel schlimmer wiegt: Valerianus ist nicht einfach so gestorben! Ihr alle wisst, dass Valerianus sehr krank war und dass er deshalb mich als seinen Stellvertreter hierher gestellt hat! Aber er starb nicht an seiner Krankheit! Nein! Feige Mörder haben ihn vergiftet! Den Mann, auf den ihr euren Eid geleistet habt! Den Mann, der nicht nur das übliche für die Res Publica gegeben hat, sondern auch seine Gesundheit, der sich völlig aufgerieben hat! Es ist unsere heilige Pflicht, seinen Tod zu rächen, wie Valerianus auch den Tod jedes römischen Soldaten blutig gerächt hat! Deshalb müssen wir die Schuldigen finden! Und wir alle wissen, wer die Feinde unseres geliebten Kaisers waren: Faule Patrizier und Senatoren, die von ihrem Erbe und ihren Privilegien leben, während unsereins hart arbeitet und Unmengen an Steuern bezahlt!


    Diese Männer sind die gefährlichsten für Roms Frieden, denn durch den Mord an Valerianus haben sie die ganze Stadt ins Chaos gestürzt! Sie wollen nun eine Tyrannis aufbauen! Das muss verhindert werden! Deshalb werden wir alle Verdächtigen festnehmen! Widerstand ist sofort zu brechen!


    Ich erwarte von euch, dass jeder Mann seine Pflicht tut! Für Rom! Für Valerianus!"
    Nun stand Schweiß auf der Stirn des Praefectus. Er hatte sich in Rage geredet, aber seine Emotionen schienen ihre Wirkung zu entfalten: Ein zustimmendes Kriegsgeschrei, das sicherlich auch außerhalb der Castra gehört werden würde!

    Potitus war zufrieden. Der Praefectus Praetorio arbeitete so, wie er es sich erhofft hatte! "Dann verlieren wir keine Zeit! Ich will informiert werden, wenn wir die Burschen haben!" Von Burschen zu sprechen, war natürlich beim Alter der Herren etwas übertrieben! "Ich werde mich um meine Ansprache kümmern! Vale!" Damit rauschte Salinator hinaus.

    Potitus blickte in die Reihen der Senatoren. Sie wirkten verängstigt und aufgeregt, denn die Ausgangssperre war bereits seit einiger Zeit inkraft, ohne dass der Senat informiert worden war. Außerdem war Salinator nicht wie gewöhnlich erschienen: Er trug einen goldenen Muskelpanzer unter seiner Toga, neben ihm saßen zwei bewaffnete Skythen und darum seine senatorischen Freunde, die feindselig umherblickten. Aber er wollte kein Risiko eingehen, wenn er sich in die Höhle des Löwen wagte! Und deshalb war auch seine Rede entsprechend: "Senatoren!


    Ihr wundert euch vielleicht, warum ich euch erst jetzt zusammenhole, nachdem bereits seit längerer Zeit eine Ausgangssperre besteht! Und ihr wundert euch vielleicht, dass manche von euch fehlen! Aber vielleicht wundert ihr euch auch gar nicht so sehr!


    Ja, die Gerüchte sind wahr: Der Imperator Caesar Augustus ist verstorben! Ermordet! Gaius Ulpius Aelianus Valerianus wurde heimtückisch vergiftet, während er krank und wehrlos in Misenum zur Genesung seiner schweren Krankheit weilte, an der er seit Jahren litt! Und tut nicht so unschuldig: Ich weiß genau, dass einige von euch dahinterstecken! Und glaubt mir, ich werde sehr bald herausfinden, wer zu den Mördern gehörte und wer davon wusste!


    Wer irgendetwas mit dieser Sache zu tun hatte oder etwas weiß, den wird seine gerechte Strafe treffen! Wer aus der Stadt flieht, den werde ich automatisch für einen Staatsfeind erachten, der sich unseren Ermittlungen entzieht! Als Stellvertreter des Kaisers ist es meine Pflicht, den Mord an Valerianus zu rächen! Und das werde ich bis zum letzten Mann!


    Ihr habt genau einen Tag, euch von euch aus bei mir zu melden, wenn ihr etwas von den Geschehnissen wisst! Ich denke, ich brauche euch nicht an euren Eid auf den Imperator Caesar Augustus und eure Pflicht, die Ordnung und den Frieden des Staates zu wahren, zu erinnern! Vielleicht lasse ich Gnade walten, wenn jemand zur Ergreifung der Drahtzieher beitragen kann.


    Alle anderen seien aber gewarnt: Wer irgendetwas unternimmt, die Situation der Angst und Verwirrung in der Bevölkerung für eigene Pläne zu nutzen oder Unruhe zu stiften, den wird meine gnadenlose Strafe treffen! Ich bin der Praefectus Urbi und für die Sicherheit und Ordnung Roms zuständig! Und ich werde meine Aufgabe ohne Rücksicht auf Privilegien und Befindlichkeiten erfüllen." Er setzte sich und verschränkte die Arme vor der Brust. Jetzt wussten die Herren wenigstens, welche Stunde geschlagen hatte!

    Potitus sah Classicus verwirrt an. "Aemilius, das ist mir alles bekannt! Ich bin der Stellvertreter des Kaisers und man hat mich natürlich unterrichtet! Ich habe bereits alles Notwendige veranlasst und Befehle ausgegeben!" Es war zwar geradezu süß, dass der Optio glaubte, er wisse besser Bescheid als der Praefectus Urbi, aber der Mann war immerhin noch jung! "Du solltest dich mit deiner Centuria zum Exerzierplatz begeben! Ich werde in Kürze die versammelte Mannschaft informieren!" Gerade wollte er sich umdrehen, als ihm etwas doch noch etwas kam, wobei ihm Classicus helfen konnte. "Aber woher wissen deine Spitzel davon? Mein Bote ist erst vor wenigen Stunden nach Rom gekommen und er hat mir versichert, er wäre so schnell hierher gekommen, wie es mit einem staatlichen Passierschein möglich ist!" Hatte wohl irgendjemand aus seinem eigenen Haushalt geplaudert? Wenn dieser Soldat es wusste, dann war es für die Mörder Valerianus' sicherlich ein Leichtes, ebenfalls über die Entwicklungen informiert zu sein!

    IN NOMINE IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
    EDICTUM PRAEFECTI URBI


    Hiermit verhänge ich den Notstand über die Urbs Roma. Alle Bürger und Einwohner der Stadt haben ihre Häuser und Wohnungen zu hüten! Alle öffentlichen Versammlungen sind bis auf weiteres verboten! Das Öffnen von Geschäften auf dem Forum und öffentlichen Plätzen, Zusammenrottungen von Menschen und allgemeines Verbreiten von Unruhe sind strengstens untersagt!


    Gegen Unruhestifter wird ohne Warnung
    mit Waffengewalt vorgegangen!


    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/SiegelCuPUPVS.png]

    Potitus nickte. "Ich habe mir gedacht, dass ich sofort einen Appell für die Cohortes Urbanae anberaume und die Lage kurz erkläre. Die Gefangennahme der Verdächtigen muss aber sofort erfolgen, bevor sie gewarnt werden." Wahrscheinlich hatten diese Kerle sowieso Spitzel bei den Praetorianern, die in diesem Moment zu ihren Herren eilten! "Die übrigen Praetorianer sollten auch auf dem Exerzierplatz erscheinen! Wir sollten Seite an Seite auftauchen, nicht wahr?" Salinator wollte verhindern, dass irgendwer den Eindruck bekam, in Loyalitätsprobleme zu geraten!

    Potitus runzelte die Stirn. "Naja, einen Legaten verhaften könnte schwieriger sein. Aber der sitzt ja über die Alpen, dah haben wir mehr Zeit!" antwortete er dann. "Der Tiberier und Vinicius Lucianus sind meines Wissens in Rom, denen sollten wir zuerst an den Kragen. Vinicius Hungaricus ist meines Wissens in seiner Villa vor dem Toren Roms, also sollten wir auch an den leicht herankommen. Bei den anderen weiß ich nicht, wo sie sich zur Zeit aufhalten." Immerhin war Salinator nicht der Praefectus Praetorio, sondern hatte nur ein paar Spitzel und Informanten! "Übernehmen das deine Männer oder meine? Oder mischen wir Urbanae und Praetorianer?" fragte er dann, denn diese Sache hatte vorerst höchste Priorität!

    Potitus nickte. "Gut. Aber wir müssen trotzdem handeln! Je mehr Zeit verstreicht, desto gefährlicher werden diese Männer! Wir sollten also gegen alle Verdächtigen vorgehen!" Er zog eine Tabula hervor.

    Marcus Vinicius Lucianus
    Manius Tiberius Durus
    Lucius Flavius Furianus
    Marcus Decimus Livianus
    Herius Claudius Menecrates
    Marcus Vinicius Hungaricus


    "Hier ist eine Liste mit Leuten, die durch Kritik am Kaiser aufgefallen sind. Du wirst sie sicherlich noch ergänzen können, aber ich denke, wir sollten diese Leute, soweit sie hier sind, vorläufig verhaften und sehen, was wir aus ihnen herausbekommen!" Er gab die Liste an Cyprianus weiter. "Sind ein paar große Nummern dabei, aber wir können uns keine Zurückhaltung leisten!" Am liebsten hätte er diese Männer heute statt morgen im Carcer! "Außerdem sollten wir den Notstand verhängen, um Aufrührer besser erkennen zu können!"