Papiria Occia führte die Neue weiter durch die Anlage, diesmal ging es jedoch durch einen Gang, der sie endlich wieder auf eine freie Fläche führte. Der Tempel der Vesta stand auf einer Art niedrigen Terrasse, von der aus man hinunter auf das Forum blicken konnte (und das man von dort auch erreichen konnte).
Der Tempel selbst war rund und mit Säulen umgeben. Occia umrundete den Tempel und ging auf den Eingang zu.
"Hier ist Stille geboten. Sieh dir also einfach alles an, dann verlassen wir den Tempel wieder."
Damit ging sie die Stufen zur Tür hinauf und öffnete sie. Im Innern des Tempels war die einzige Lichtquelle das Loch in der Mitte des Daches. Darunter stand ein gemauerter Herd, an dem eine Vestalin kniete. Sie hatte eine goldene Schale mit Kohlen, die sie vorsichtig in den Herd warf: Das Herdfeuer der Vesta war nämlich gar kein Feuer, sondern eher eine stete Glut. Als sich die Tür öffnete, zuckte die Frau zusammen, doch als sie Occia erblickte, nickte sie nur.
Entlang der gesamten Tempelwand standen Steinbänke, die den Vestalinnen als Sitzgelegenheit während ihrer "Feuerwache" dienten. Gegenüber des Eingangs befand sich jedoch eine Art Marmorbecken, in dem Kohlen aufbewahrt wurden. Der Raum war jedoch wesentlich kleiner, als der Tempel von außen wirkte. An einer Stelle konnte man sehen, warum: Es befand sich eine relativ tiefe Nische in der Wand. In ihr stand eine bronzene, uralt wirkende Statue - das sagenhafte Palladium, das Aeneas aus dem brennenden Troja gerettet hatte. Die Innenwand war zwar aus Marmor, jedoch mit Kassettenartigen Reliefs. Vermutlich schlummerten hinter den Wänden die berühmten Sacra, die im Tempel versteckt wurden und so geheim waren, dass möglicherweise nicht einmal die Vestalinnen wussten, um was genau es sich dabei handelte (außer vielleicht die Virgo Vestalis Maxima).