Beiträge von Quintus Tiberianus Cato

    Es tat gut, von Crista gelobt zu werden, so schienen sich die Mühen der letzten Woche durchaus gelohnt zu haben. Und natürlich freute es mich, das sie sich sicher recht bald in der Wohnung zurecht finden würde. Hier, in der beschaulichkeit unserer kleinen Räumlichkeiten, war die sicher auch leichter, als in einer riessigen Casa oder gar Villa


    "Ich hab es erst mal nur lasieren lassen, wir können es später noch bemalen lasse," erwiederte ich auf ihre Frage, während ich sie zu mir zog, meinen Arm um ihre Hüften legte und sie zärtlich auf ihren Mund küsste. "Es freut so sehr, das es dir gefällt, liebste Crista."


    Irgendwo hinter mir hörte ich leise Stimmen, wohl von Laris und Nanta im Nebenzimmer, oder vielleicht aus der Nachbarwohnung,... Das wiederrum war der Nachteil, einer Insula, ganz allein und ungestört würde man nie sein. Ich schob den Gedanken beiseite, Crista noch intensiver zu küssen, vielleicht hätte es dazu geführt, das unsere kleine Führung unterbrochen worden wäre.


    Stattdessen antwortete ich auf ihren niedlichen Wortschwall.


    "Sei unbesorgt, liebste, jeder wird unsere Insula schnell finden, auch wenn ich nicht sicher bin, ob diese Strasse überhaupt einen Namen hat, doch das Forum und der Markt sind nur ein Steinwurf entfernt."

    Ich lachte leise über Cristas Anmerkungen, ich hatte keinen Zweifel, das sie sich recht schnell in der Wohnung und ihrer Umgebung zurecht finden würde. "Sei unbesorgt, es gibt nur eine Treppe, die nach unten führt und ich habe mit den Besitzer der Geschäfte gesprochen, Sie werden dich auch an ihrem hinterer Türer bedienen. Der Garküchenbesitzer, Vicius heisst er, hat sogar Angeboten, das einer seiner Sklaven uns beliefert."


    Sanft nahm ich sie am Arm und führte sie um den Tisch herum, damit sie sich mit seinen Ausmassen vertraut machen konnte. "Der Tisch ist extra gross, daran können wir nicht nur essen, du kannst auf Näharbeiten daran machen"
    Mochte in den grossen Häusern das Atrium der Mittelpunkt des Lebens sein, hier in unserer Wohnung war es, wie in den meisten einfachen Wohnungen, der grosse Esstisch.


    Vorsichtig führte ich Crista zu einem Regal an der rechten Wand, in dem sich einiges Geschirr befand, Schüssel und Teller aus Ton, Becher und Krüge, alles was man brauchte, um Esstisch zu decken.


    "Hier ist unser Geschirr, meine Liebe," sagte ich, während ich ihre Hand vorsichtig auf ein Regalbrett legte.

    Ihr Lächeln war wunderschön und für mich der Lohn der Mühen der letzten Wochen. Langsam folgte ich Crista, blieb neben ihr stehen und legte sanft meinen Arm auf ihren. "Unten im Erdgeschoss ist eine Backstube und auch eine Garküche," erzählte ich, und erklärteso die Gerüche im Innenhof. " Zur Backstube gehst du musst einfach fünfzehn Schritt weiter, dann bist du an der Hintertür. Und die Garküche sind es fünfzehn Schritt in die andere Richtung."
    Das mein Gechäft noch dichter war, verriet ich noch nicht, das wollte ich ihr später erzählen.
    "Der Tisch ist, wie die anderen Möbel auch, aus einem hellem Holz gefertigt, damit die Wohnung nicht so dunkel ist."

    Die letzten Wochen hatte Crista mich kaum zu gesicht bekommen, ich verliess unsere temporäre Unterkunft früh am Morgen und kehrte erst spät in der Nacht wieder. Vielleicht ärgerte sich Crista darüber, doch ich wollte schnell es ging ein eigenes Zuhause für uns finden. Und wie so oft, wenn man selbst recht konkrete Vorstellungen hatte, dauerte es etwas länger bis man das richtige fand.


    Doch schliesslich hatte ich ein Objekt gefunden, das meinen Wünschen und Vorstellungen entsprach. Die Insula hatte auf den ersten Blick schon einen guten Eindruck gemacht und nach dem ich mir selbst die Balken des Fundaments angesehen hatte, war ich relativ sicher, das wir nicht in irgendeiner Nacht vom einstürzenden Haus erschlagen würden.


    Es dauerte noch etwas, bis ich dann auch noch die Möbel und die erste Ausstattung zusammen hatte, doch heute war es endlich soweit, ich führte Crista und Laris in unser neues Heim. Langsam führt ich sie die Treppe hinauf, öffnete die Tür zu der Wohnung und präsentierte ihnen den Wohnraum, in dessen Mittag ein grosser Tisch mit einigen Stühlen darum stand.


    "Willkommen in eurem neuen Zuhause," sagte ich, nicht ohne Stolz.


    Die Insula liegt unmittel in der Nähe des Marktes, sie ist noch relativ neu und in einem guten Zustand. Im Erdgschoss ist neben einer Garküche, einer Bachstube auch die Niederlassung des Handelshause Tiberius et Tiberianus.


    Direkt darüber befindet sich im Erdgeschoss die Wohnung von Tiberianus Cato, Tiberina Crista und Laris. Sie ist nicht besonders gross, schon garnicht verglichen mit der Villa Tiberia in Rom, der Principia in einem Castellum oder gar einem Tribunen Haus, doch verfügt sie über zwei Schlafräume, einem grosszügigen Wohn- und Arbeitsraum sowie auch über einen kleinen Sanitärbereich.


    Man betritt die Wohnung direkt in den Wohnraum über den Umlauf im ersten Stock des Innenhofs, vom dem etwa 5 Schritt von der Tür der Wohnung eine Treppe nach oben und nach unten führt.


    Diese endet direkt an dem Hinterausgang der Handelsniederlassung Tiberius et Tiberianus. Will man direkt auf die Strasse gehen, so führt ein Durchgang zwischen dem Geschäft und der Garküche hinaus auf die Strasse.


    In den letzten Tag in Rom hatte ich einiges zu tun gehabt, unter anderem meine Verwalter in den Betrieben in und um Rom herum instruiert, wie es weiter gehen sollte. Naja, eigentlich waren es ja nicht unbedingt meine Verwalter, sondern die Verwalter meines Patrons, aber da ich sein Verwalter war.


    Cristas leichte Sorge, wie es denn in Germanien weiter gehen würde, fand ich bezaubend und rührend, denn auch darüber hatte ich mir in den letzten Tagen vor der Abreise gedanken gemacht und auch schon einige Schritte unternommen. Zärtlich nahm ich Crista in den Arm, küsste sie zärtlich auf die Stirn und flüsterte ihr leise ins Ohr : "Sei unbesorgt, meine kleine Crista, du glaubst doch nicht, das ich ohne ein paar Sestetzen mich auf die Reise mache ? Was glaubst du denn, ist in dem Schweren Beutel, denn ich ganz nach unten in die Kiste gepackt habe."


    Diese Worte flüsterte ich, denn auch wenn ich alllen im Wagen traute, wollte ich dennoch vermeiden, das zu viele Leute wussten, das ich mit einem kleinen Vermögen unterwegs war. Irgendwie hatte ich nie ein Problem mit zu wenig Geld gehabt, ich hatte immer alles gehabt, was ich brauchte. Und so zweifelte ich nicht, das es auch in Germanien weitergehen würde.

    "Ich habe schon einige Möbel in Auftrag gegeben, sie müssten schon unterwegs sein. Ich vermute, das wir sicher einige Tage erst mal in einem Gasthof unterkommen, bis die Möbel da sind und ich die passende Behausung für uns gefunden habe, vielleicht eine kleine Wohnung im Erdgeschoss einer Insula, nicht gross, aber gross genug für uns beide und Laris, und mit einem kleinen Geschäft darunter. Dort kann ich dann die Waren verkaufen, die ich aus Rom und Italia bekomme. Und es ist nicht weit zu dir, ich kann immer nach dir Sehen, oder du kannst ins Geschäft herunter kommen.."


    Ja, so etwa waren meine Vorstellungen, ich brauchte nicht viel, um Glücklich zu sein, keine riessige Villa, keinen protzigen Reichtum, ich brauchte nur die Nähe meiner liebsten Crista.


    Und wenn ich dafür das sonnige Italia hinter mir lassen müsste, dann sollte es so sein...

    Ich hatte dieses Ungetüm von Gebirge, das Italia von Germanien trennte, ja schon einige Mal passiert, so nickte ich nur zustimmend bei den Ausführungen unserer Begleiterin. Auch wenn mir die Namen der Orte egal gewesen waren und ich sie mir folglich nicht gemerkt hatte, so hatte ich die raue Landschaft noch gut im Gedächnis.


    "Vielleicht haben die Götter dieses Gebirge nur entlassen, um uns von den barbarischen Völker dort im Norden zu schützen." sagte ich leise, murmelte es fast mehr. Mit jedem Hufschlag, der uns Germanien näher brachte, schien meine Abneigung gegen dieses Land zu steigen. Doch schon der Klang der Stimme meiner Crista, liess mich diese tristen Gedanken vergessen und ich fing wieder an etwas über die Landschaft zu erzählen, die an uns vorüber zog.


    "Ich glaube nicht, das es in seiner Geburtsstadt noch eine Statue von ihm gibt. Er war ein Etrusker, glaub ich und die hatten häufig Ärger nicht nur mit Römern sondern auch mit Kelten. So eine Statue steht heute sicher nicht mehr. Ausserdem wurden die Könige ja aus Rom verjagt," erzählte ich, was mir aus manchen Erzählungen des Legatus noch vertraut schien.


    Etwa eine Meile zu unserer rechten Entfernt, lag auf einem Hügel gelegen, eine prächtige Villa Rustica, die Hänge des Hügels waren mit Wein bewachsen, an einem Hang hinter der Villa konnte ich aus der Ferne einen Oilivenhain ausmachen.

    Nachdenklich blickte ich hinaus auf die Landschaft Italias, lauschte dabei den Worten meiner Begleiter, ebenso nachdenklich nahm ich den Wasserschlauch und trank etwas.

    "Es ist lange Jahre her, ich war noch ein Junge von vielleicht 10 Jahren, in der Villa Rustica in Gallica, da rief der alte Legatus uns alle zusammen. Er sprach lang zu uns, ungewöhnlich lang, denn er war kein Freund langer Worte, doch er erzählte uns lang von dem Verrat eines Germanen, der doch ein römischer Bürger war, und vom dem Versagen eines Römers diesen Verrat zu erkennen. Und dann liess er einen Germanen vorführen, der, als freier Mann, auf dem Land der Villa Rustica gearbeitet hatte..."


    "...doch er hatte sich wohl berreichert, das Gut und den Legatus betrogen. Dieser brachte ihn vor den Magistratus und so erhielt er die gerechte Stafe : Das Kreuz.."


    Dann verfiel ich wieder etwas in schweigen, bis meine Crista mich wieder direkt ansprach.

    "Es ist ein wundervolles Gebiet für den Anbau von Wein und Oliven, besonders der Wein ist in diesen Regionen hervorragend,.... und das seid Jahrhunderten,... es heist, das der erste König von Rom ein Bürger einer dieser Städte hier entlang unser Reiseroute war..."


    Zärtlich strich ich Crista über die Stirn....

    Wie konnte man über Germanien einen guten Eindruck bekommen ? Und das sogar aus erster Hand ? Irgendwie konnte ich mir das nicht erklären, ganz und gar nicht... Ich hielt Cristas Hand umschlossen, lächelte sie an, sie war der Grund, warum ich überhaupt wieder nach Germanien reiste.

    "Germanien ist ein raues Land, voller dunkler Wälder in denen die wildesten Tiere hausen. Und seine Bewohner sind wild, ungestühm und voller Kampfeslust, mutig zwar, doch ohne disziplin,..."


    Es waren nicht meine Erfahrungen, die sich in meine Schilderungen mischten, es waren auch die Geschichten des alten Legatus.

    "Diesseits des Rhenus gibt es zum Glück einige Lichtblicke der Civilisation, vielleicht liegt es daran, das die Bewohner dort mehr Kelten, weniger Germanen sind,... Doch auf der anderen Seite,.... schon Caesar hat erkannt, das es dort nichts lohnenswertes gibt,.... Es soll wohl am Überschuss an Blut in den Körpern der Germanen liegen,...."

    Ich war in der Tat sehr still, zu sehr beschäftigen sich meine Gedanken mit dem Geschehennissen der letzten Tage und Woche. Irgendwie hatte sich mein Leben mit dem Sturz von Crista mein Leben begonnen doch fast täglich zu verändern. Verändern, nein, das traff es nicht wirklich, es wurde umgekrempelt und auf den Kopf gestellt.


    Und nun ging es wieder nach Germanien...


    Germanien, immer wieder Germanien. Nein, grosse Liebe zu diesem Landstrich hatte ich nie gehabt, ganz im Gegenteil. Ich hatte die Zeit in der Gefangenschaft eines Barbarenclans nie vergessen, meine Flucht durch die Wälder, die mich dann auf wundersame Weise wieder zu meinem Dominus gebracht hatte. Germanien war nass und kalt, dunkel und finster,...


    Germanien, immer wieder Germanien. Dort hatte ich Miriam wieder getroffen und doch war uns kein Glück bescherrt gewesen. In Ketten hatte man mich nach Rom verschafft, nach dem Miriam unsere Flucht am Tor verraten hatte. Germanien war kein Ort, an den ich schöne Errinnerungen hatte.


    Die Landschaft Italias zog an uns verbei, bald würden die lieblichen Weinberge und Olivenhain von schroffen, rauen Felsen abgelöst, bis wir dann in das Dunkel der barbarischen Wälder eintauchen würden.


    Doch der Klang von Cristas Stimme veränderte die düstere Stimmung, die mich bisher umgeben hatte, rief sie mir doch in Erinnerung, warum ich diese Reise tat und bestärkte mich darin, das es diesmal anders sein würde, diesmal würde es besser werden. Ich lächelte, umschloss mit beiden Händen Cristas Hand und drückte sie zärtlich.

    "War jemand von euch schon mal in Germanien ?"
    fragte ich lächelnd.

    Ich kam einige Zeit später an, Crista war schon einige Zeit in der Casa verschwunden. Sie musste lernen, mit ihrer Einschränkung zu leben, daher hatte ich mich etwas zurückgehalten, sie zu begleiten, dennoch hatte ich den Wunsch verspürt bei ihr zu sein. Und so entschied ich, das der Weg hin zu Casa Prudentia allein genug war, auf den Weg zurück würde ich sie begleiten.


    Direkt gegenüber der Porta lies ich mich nieder, wartete darauf, das meine Liebste heraus kam...

    Es war nur ein kurzer Blick, den ich Arvinia zu warf, doch er genügte, mir die Gewissheit zu verschaffen, das die Freude über unsere Heimkehr grösser war, als die Tatsache, das wir einfach verschwunden waren. Ich fragte mich nur, was wohl ihr Bruder sagen würde, wenn er davon erfahren wurde.


    Doch das war mir jetzt auch egal, ich ging zügig auf Crista zu, hörte dabei nur Cristas Wortschwall zu und musste dabei einfach lächeln, ihr leichrt verhedderrtes Geplapper war einfach zu süss. Als ich allerdings ihre Frage hörte, verschlug mir einen Moment die Sprache.
    Ich ergriff einfach ihre Hände, ging vor ihr auf die Knie und strich ihr über die Wange. Und statt etwas zu sagen, zog ich ihr Gesicht etwas dichter zu mir und küsste sie.


    "Ja, das möchte ich," flüsterte ich, nach dem unser Kuss geendet hatte.

    Ich hatte einem Moment vor der Tür verharrt, es ging mir so viel durch den Kopf, das ich das erste Herein garnicht hörte, erst beim zweiten mal reagierte ich, riss die Tür regelrecht auf und stürmte herein.


    "Crista... weisst du was ich...." begann ich, doch ich beendete den Satz nicht, ein Blick auf Crista zeigte mir, das sie bereits wusste, was geschehen war.

    Ich hatte Crista natürlich zur Villa begleitet, war ihr sogar bis kurz vor die Tür von Tiberia Arvinia geführt. Dann allerdings hatte ich mich kurz von ihr getrennt, es war ein Sklave an mich heran getreten und mich gebeten, einmal nach den Überresten meiner Unterkunft zu sehen. Während wir dorthin gingen, plauderten wir etwas und während dieser Plauderei erzählte mir der Sklave natürlich alles, was das Ableben des Dominus von Arvinia betraff und welche Neuigkeiten Crista betrafen.


    Ich blieb einfach stehen, so überrascht war ich davon und mir wurde klar, wie überaschend es für Crista sein musste. Ich musste bei ihr sein...


    Ich drehte mich um, lief bis zur Tür von Arvinia und klopfte an.

    Die beiden Sklaven in der Tür waren mir in diesem Moment egal, ich hörte nur ihre leise, zärtliche Stimme, hörte ihre wunderbare Liebesbezeugung, hörte sie nicht nur, sondern spürte sie regelrecht. Ihre Worte und ihre Berührungen liessen mir regelrecht wohlige Schauer den Rücken herunter wandern.
    Zärtlich strich ich ihr über die Wange, erwiederte zärtlich den Kuss, schloss langsam die Augen, um so alles noch intensiver in mir aufnehmen konnte. Und ganz von allein, begann ich auch leise zu singen:

    "Gerade noch rechtzeitig,... Ich fand dich gerade noch rechtzeitig,... bevor du kamst, verinn meine Zeit,... war ich verloren... die Würfel fielen schlecht,... alle Brücken versperrt,... kein Ausweg in sicht... Nun bist du hier.. und ich weiss wohin es geht.... keine zweifel, keine Ängste... ich fand meinen Weg,....Liebe kam zur rechten Zeit,... du kamst zur rechten Zeit,... und rettete mein einsames Leben,... an diesem wunderbaren Tag..."

    Es waren für mich schöne Tage gewesen, die Crista und ich zusammen in der kleinen Unterkunft verbracht hatten. Hier waren wir ungestört und ich konnte wohl und ganz für sie da sein, sie trösten, sie aufmuntern, ihr kleine Geschichten aus meinen Leben erzählen und dann auch noch zu sehen wie ihre Wunde langsam aber sicher verheilte...


    Nur wenn ich allein war, weil sie schlief oder ich kurz die treppen herunter ging um in einer der Garküchen etwas zu essen zu holen, nur in diesen Momenten kehrten meine Sorgen zurück. Denn auch wenn ich es Crista gegenüber nicht erwähnte, als ich mit Crista auf dem Arm die Villa verlassen hatte, hatte ich sie zwar nicht entführt, war sie doch eine Sklavin, schlimmer noch ich hatte sie gestohlen. Und das wir uns nicht ewig in der Subura verstecken konnten, das war mir klar, doch einfach so zurück konnten wir doch auch nicht....


    Während ich noch grübelte, nach einem Ausweg suchte, schuffen die beiden Sklaven in der Tür Fakten, die ich nicht mehr verdrängen konnte. Natürlich erwiederte ich Crista griff nach meiner Hand.


    "Ich bin hier, liebste Crista," sagte ich so beruhigend ich nur konnte. "Natürlich werd ich dich nicht allein lassen."

    Sachte legte ich meine Arme um sie, hielt sie in meinen Armen, erst vorsichtig, dann langsam etwas fester. "Nein, mein geliebste Mädchen, du trägst keine Schuld am Brand, nicht im geringsten,... du lagst schon lange bewusstlos im Bett... es muss ein Blitz gewesen sein,... ich hab ein lautes Donnern gehört kurz vorher..."
    Ich bemühte, mir meine Sorgen nicht anmerken zu lassen, die ihr fehlendes Augenlicht machten. Verzweifelt bemühte ich mich, mich daran zu erinnern, was ich von den Ärzten gehört hatte, versuchte mich daran zu erinnern, ob sie erwähnt hatten, das diese Blindheit eine temporäre Folge sein könnte.
    "Alles wird gut, mein Schatz, davon ist auch der Medicus überzeugt..."

    Was interessierte mich dieser unglückseliger Kater ?


    Crista war wach,.. doch sie konnte mich nicht sehen. Was es eine Folge des Sturtzes ? Oder war der Grund der Brand ? Was hatte der Medicus an ihrem Krankenbett gesagt ?

    "Es ist alles gut, geliebte Christa,... Du bist in der Villa gestützt,... und die Villa ist abgebrant,... setzt sind wir aber in Sicherhet."


    Nur kurz stand ich auf, nahm ein Tuch und feuchte es an, bevor ich es über ihr Gesicht legte.

    "Der Medicus hat gesagt, das es dir hilft....."

    Vorsichtig legte ich meine Hände auf ihre Schultern, sie sollte sich nicht aufrichten, nicht sofort, nicht so schnell. "Ganz ruhig, liebste Crista, es brennt nicht mehr,... wir sind in sicherheit..."


    Ich stand vom Boden auf und setzte mich neben sie auf das kleine Bett. "Bleib ruhig liegen, du musst dich noch von deinem Sturz erholen."


    Die Villa Tiberia war scheinbar abgebrannt,... aber meine Crista war erwacht.

    Langsam beruhigte sich mein Puls und auch mein Atem wurde etwas ruhiger, ich merkte auch, wie sehr ich mich auf unser Flucht aus der Villa verausgabt hatte. In dem Maße wie mein Körper zur Ruhe kam, wurde auch mein Kopf klarer und die Bilder unser Flucht drangen auch mich ein.


    Ja,... Flucht.... zum ersten Mal registierte ich, das wir geflüchtet waren. Hinaus aus der Villa meines Patrons war ich gerannt, tief hinein in die Subura, weg von der Villa, hatte meine Crista in Sicherheit gebracht,... und in noch grössere Gefahr. Denn ich war ein Freigelassener, ich war frei und konnte gehen wohin ich wollte, doch Crista war eine Sklavin, die Sklavin eines strengen Herren, der ihr sicher nicht verzeihen würde. Nein, sie war durch mich eine Sklavin auf der Flucht, sie konnte nicht zurück....


    Vielleicht wären mein Gedanken etwas weniger deprimiert, weniger pessimistisch, wenn mir klar gewesen wäre, das ihr Dominus schon lange tot war, doch just in diesem Moment sah ich nur diesen alten, zörnenden Mann vor mir, der meine kleine Crista mit der Peitsche geschlagen hatte und der sicher seine Freude daran gehabt hätte, sie ans Kreuz zu schlagen.


    Bonna dea, was hatte ich nur getan ? Ich hatte das liebste was ich hatte in Sicherheit bringen wollen und hatte sie doch nur in Gefahr gebracht. Das Bild meiner Crista ans Kreuz geschlagen drang vor mein inneres Auge, als ihre leise Stimme an meine Ohren drangen.


    Katze ? Was meinte sie mit Katze ? Ich verstand einfach nicht, was sie damit meinte. Vorsichtig setzte ich mich auf meine Knie, blickte auf Crista hinab, strich über ihre Wange.

    "Ich bin da, meine kleine Crista,"
    flüsterte ich ihr zu, küsste sie zärtlich auf die Stirn. "Du bist in Sicherheit meine geliebte. Alles wird gut..."


    Ich hoffte, das meine Stimme optimisticher klang, als ich es selbst war.