Das grosse Packen
Irgend so ein schlauer Philosoph hatte einmal gesagt, daß Hausrat alles ist, was aus einem Haus rausfällt, wenn man es auf den Kopf stellt. In diesem Fall fiel verdammt fiel aus der Casa von Plautius . Plautius, Medeia, die Sklaven und der Casa-Katze Augustus. Und verdammt viel Hausrat.
Ein Heer von Sklaven wuselte durch die Casa und hatte begonnen alles für eine Übersiedlung von „Matinius Medeia“ nach Ägyptus zu verpacken. Plautius hatte geschmunzelt als er diesen Namen auf einer großen Kiste mit dem Zusatz „Kleider für zu Hause“ entdeckt hatte. Etwas irritierter hatte er dagegen geschaut als er eine andere Kiste entdeckt hatte: „Artorius Plautius – Korrespondenz“. Na ja, solange es alles im selben Haushalt in Alexandria ankam.
Kiste für Kiste wurde auf Reisekarren verladen, die vor dem Haus standen. Das ganze Zeug für die Kisten konnte doch unmöglich alles in dieser Casa gewesen sein? Oder verpackte man auf Medeias Anweisungen alles einzeln. Die Kisten schienen beschriftet und katalogisiert zu sein. Wann trug Medeia nur die vielen Kleider? Vage erinnerte er sich, daß sie jeden Tag und bei jedem öffentlichen Anlass etwas anderes trug. Auch hatte sie ein beeindruckendes Sortiment durchsichtiger Nachtgewänder aus Seide mit raffiniertesten Schnitten, welche sie aber meist nur kurz trug, wenn Plautius ins Bett kam. Aber die schienen ohnehin nie sonderlich warm zu halten, denn in der Nacht klaute sie Plautius dann die Decke und zog sie sich bis über die Ohren. Diese Kisten füllten zusammen mit dem Schmuck, den Kosmetika und den Schuhen von Medeia 3 Karren. Vermutlich gab es dafür nur noch leere Medeia-Zimmer in der Casa Artoria in Roma. Ein Zeichen dafür, wie wohl sich seine Frau bei ihm fühlte.
1 weiterer Karren wurde mit dem persönlichen Hausinventar von Medeia und Plautius bepackt. Etruskische Vasen, Vorhänge, Teppiche, die Schlachtsouvenirs aus Germania, Marmorbüsten etc.. Den gallischen Hinkelstein würde man erst einmal nach Roma, zur Casa Matinia und Bruder Fuscus, schicken.
Hier würde sich seine Frau in Alexandria bei dem neuen Domus um eine komplett neue Einrichtung und Möbel kümmern müssen, denn die Casa eines Tribunus oder Praefectus war bereits vollständig eingerichtet, wenn man sie bekam. Das Inventar gehörte aber der Legio. Diese Sachen müssten aussortiert und wieder hinein getragen werden. Ohnehin hoffte er, daß Medeia dort ein passendes Anwesen fand.
2 Karren wurden mit Kisten von Plautius beladen. Nachdem Medeia ihn mal neu eingekleidet und seine Togas und Sandalen aufgestockt hatte, kam da auch einiges zusammen. Eigentlich wären es in seinem Fall mindestens 6 Karren gewesen, aber Medeia hatte den Umzug zum Anlass genommen mal ohne Ende auszusortieren. Aber daß er immer noch so viel Zeug hatte, zumal sein Reisegepäck und die Ausrüstung für Parthia schon ausgesondert war ... Sein Schreibtisch war seine Sache gewesen. Medeia hatte hier nichts angerührt. Zumindest hatte er nichts davon bemerkt. Ob sie seinen Testamentsentwurf gelesen hatte?
Medeias Reisesänfte und dazugehörige Sklaven wurden aus einem Horrea heran getragen, wo die Sänfte in der Zwischenzeit meist geparkt worden war.
Dann kamen die Kisten mit den vielen Schriftrollen, Karten und Büchern. Medeia und Plautius hatten alles persönlich verpackt und keinen Sklaven ran gelassen. Da kam auch noch einmal 1 Karren zusammen. In seiner Bibliothek hatte das nach gar nicht mal so vielen Schriftrollen ausgesehen, aber er hatte sich geirrt. Bis auf die ein oder andere Karte, sowie einige militärische Standardwerke hatte er nichts für Parthia eingepackt. Lediglich noch 1 dickes Buch über Medizin und „Frauenleiden“. Ob Medeias „Unpässlichkeiten“ der letzten Zeit auf eine Schwangerschaft hindeuteten? Sie wollte doch keine Kinder, aber vielleicht hatte Iuno das anders gesehen. Vielleicht sollte er hier mal Medeias Leibsklavin Olympia als Informantin gewinnen.
Er beobachtete Olympia kurz, welche einen Katzenkorb mit dem Casa-Kater Augustus zu einem der Karren tragen ließ. Medeia wäre nicht begeistert, wenn sie wüsste, daß die Katze mitkam, aber Pumillus und Olympia würden sich um das Tier kümmern. Pumillus wuselte überall herum und gab Anweisungen und überwachte.
Plautius ließ seinen Blick über die Sklaven schweifen. Die hatten sich in den letzten Wochen und Monaten auch immer mehr vermehrt. Plautius konnte sich dem Eindruck nicht erwehren, daß seine Frau hier sehr berechnend und strategisch vorgegangen war. Sobald er einen Sklaven 3-4 Mal gesehen und sich etwas an ihn gewöhnt hatte, tauchte irgendwo im Haus der Nächste auf. So waren es immer mehr geworden. Also wenn er die Sklaven der Legio jetzt mal abzog, ebenso die Trägersklaven der Sänfte und die 2 Leibsklaven von Medeia, Pumillus und Olympia, dann blieben mindestens noch 11-14 Sklaven übrig. Ob die alle ihm und Medeia gehörten?
Er ging ein letztes Mal durch das geräumte Haus, welches die Präsenz seiner Bewohner aber immer noch enthielt. Zumindest glaubte Plautius Medeias Duftöl in jedem Raum riechen zu können.