Beiträge von Decima Alessa

    Mitleidvoll sah Alessa ihre Cousine an. Sie musste wohl mit Meridius mal ein ernstes Wörtchen wechseln, wenn sie sich wieder einmal mit ihm unterhielt oder mit ihm unterwegs war. So konnte das nicht angehen, es war nicht gerecht, dass er seine Schwester so sehr unter Druck setzte. Sie war auch nur ein Mensch. Alessa würde ihm zwar nichts von dem Gespräch erzählen, ihn dennoch aber aushorchen, was er dazu zu sagen hatte und wie er zu seiner Schwester stand.


    Alessa lächelte und akzeptierte, dass Lucilla nun lieber das Thema wechselte. "Nunja.. Vater hat mich zwar nach Rom geschhickt, aber ersteinmal habe ich mich eingelebt und mich im Cultus Deorum beworben. Ich diene nun der Göttin Venus, wenn ich zurück nach Rom komme habe ich bereits meine erste Prüfung. Deshalb muss ich auch bald wieder abreisen." erklärte sie. "Was die Männer angeht.. nun, bisher bin ich noch nicht vielen über den Weg geloffen." lächelte sie, kurz schweiften ihre Gedanken wieder zu Meridius Empfang ab und den Geschehnissen an diesem Abend.

    Der Druck von Alessa's Hand auf Lucilla's Schulter verstärkte sich noch etwas und sie nickte verständnisvoll. "Es tut mir leid, leider habe ich den Meridius, den du mir beschreibst noch nicht kennengelernt...daher wusste ich nicht... " sie seufzte und mitfühlend sah sie ihre Cousine an.
    "Es kann nicht angehen, dass er dich immer überwacht und das er gar kein Vertrauen zu dir hat glaube ich nicht. Er sorgt sich nur.. das aber leider zu sehr. Ich kann mir gut vorstellen wie dir zu mute ist, nur wenn du mit niemanden sprichst, dann hilft dir das nicht weiter! Hast du ihm schon einmal gesagt, wie sehr dich seine Kontrolle und die Art wie er dich behandelt, verletzt?"

    Alessa sah ihre Cousine verständnisvoll an. "Ich weis schon was du meinst, aber ich bin nicht jemand, der alles herumerzählt. Das musst du mir wirklich glauben. Ich selbst habe auch Geheimnisse und fürchte mich auch manchmal davor sie auszusprechen, da ich weis welche Reaktionen es geben kann. Ebenso bewahre ich bereits Geheimnisse anderer Personen, die bisher nicht meinen Mund verlassen haben und es auch nicht werden." antwortete sie ihr und hob wieder ihre Hand, mit der sie über Lucilla's Schulter streichelte.


    "Sag mir einen Grund warum ich dich anschwärzen sollte?" fragte Alessa und blickte aufrichtig in ihre Augen. "Wer hält dir eine Standpauke?" fragte sie mit Nachdruck. "Etwa Meriridius?"

    Alessa seufzte, warum musste immer alles so dramatisiert werden. "Niemand hat mich geschickt und ich spioniere dir auch nicht nach. Ich wollte hier spazieren gehen, sah dich hier gedankenverloren sitzen und dachte vernünftig mit dir zu reden." enttäuscht sah sie ihre Cousine an.
    "Ich dachte wirklich, du hättest mehr Vertrauen zu mir. Außerdem unterstelle ich dir nichts Lucilla... du verrätst dich selbst. Würdest du nicht so giftig reagieren, wäre an der Sache auch nichts wahres dran." antwortete sie auf die Beschuldigungen ihrer Cousine, die sie sehr kränkten. "Ich habe lediglich Augen im Kopf und er fiel mir auf..." sprach sie weiter. "Aber ich kannte nur seinen Namen, weil ihn jemand ansprach. Ich hatte ihn nie zuvor gesehen, geschweigedenn von ihm gehört." versuchte sie Lucilla mit ihren Worten zu besänftigen.

    Schmunzelnd bemerkt Alessa, dass sie mit ihrer Vermutung genau ins Schwarze getroffen hat, da sie Lucialla's Puls schneller schlagen spürt. "Er ist also Gladiator?" fragte sie und biss sich dabei lächelnd auf die Lippen.


    "Er war bei Vaters Beerdigung, nicht wahr? Ich habe gesehen wie er zu uns herübersah, bzw. zu dir. Ist er derjenige, von dem die Rede ist?" fragte sie lächelnd. Erstaunlich, wie ruhig Lucilla bleiben konnte, sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. "Du kannst es mir ruhig sagen. Hab vertrauen zu mir, niemand sonst wird es erfahren! Ich verspreche es dir" schwor sie und streichelte dabei Lucilla's Hand.

    Aless musste herzhaft lachen. "Bei den Göttern...nein, ich will Meridius ganz sicher nicht heiraten, obwohl er eine sehr gute Partie wäre, wenn man bedenkt wie einflussreich und wohlhabend er ist. Aber wie ich schon sagte...er lässt nichts anbrennen" räusperte sie sich. Sie überspielte es mit einem Grinsen, dennoch musste sie innerlich zugeben, dass sie recht eifersüchtig auf Alkestis war, als diese auf Meridius' Bett schlief. Aber das war eine andere Geschichte...er war nicht der Mann zum heiraten.. nicht der, den sie sich vorstellte.


    Schnell schob sie ihre Gedanken beiseite um auf den Boden der Tatsachen zurück zu kehren. "Ja, du hast recht.. es wäre allerdings recht komisch" lächelte sie. Sie senkte ihren Kopf und ihr Blick viel auf das teuere Amulett, das Meridius ihr geschenkt hatte. Somit viel ihr der Abend im Garten wieder ein und Avitus. Er und Meridius spukten ständig durch ihren Kopf. "Erzähl mir von Spartacus" bat Alessa und sah dann wieder zu ihrer Cousine auf.

    "Ohja" antwortete Alessa und schmunzelte als auch sie an Livianus denken musste, dem sie auf die Sprünge geholfen hatte. "Unser Livianus ist ja damit schon fleißig am Werk." lachte Alessa.


    Sie wog den Kopf hin und her zum Thema Cousins. "Naja.. also dagegen sprechen würde nichts, erlaubt ist es ja. Aber mal ehrlich.. könntest du dir vorstellen das ich zum Beispiel deinen Bruder heiraten?" sie schüttelte dabei hastig den Kopf. "Wenn ich nur daran denke...bei ihm ist doch wohl keine Frau sicher und ich weis nicht, ob ich meinen Mann teilen wollen würde."

    Verwundert sah Alessa ihre Cousine an. Diese Seite kannte sie gar nicht von Meridius... "Wirklich? Das wusste ich gar nicht!" antwortete sie verwundert. "Aber ich glaube nicht, dass er dich wirklich als Jungfer sterben lassen will." schmunzelte sie wieder.


    "Schließlich müssen wir doch mit unseren künftigen Kindern für Nachkommen sorgen, oder denkst du er will, dass wir alle aussterben?" grinste sie und übertrieb mit ihren Worten eigentlich ein bisschen. Dennoch wollte sie Lucilla aufmuntern und ihr Mut zusprechen.

    Liebvoll sah sie ihre Cousine an. "Wer ist er denn überhaupt, dass du solche Angst vor Meridius hast, weil du ihn gern hast?" fragte Alessa um mehr herauszubekommen und Lucilla besser helfen zu können.


    "Glaubst du wirklich, Meridius ist so ein Unmensch? Du hast dich wohl verliebt und es gibt keinen Grund sich dessen zu schämen." stellte Alessa fest. Das Gefühl, das Lucilla beschrieben hatte kannte sie aus den Erzählungen ihres Vaters, sie selbst hatte es noch nicht erlebt. Sie hatte schon geküsst, aber so richtig leidenschaftlich oder aus Liebe aber noch nicht.

    Erst jetzt merkte Alessa, das es Lucilla wirklich ernst war. Sie hatte erschreckender Weise keine Ahnung, was die Beziehung zwischen Frau und Mann betraf. Nun gut, sie wusste wohl dass man sich küsste, aber dass man davon gleich schwanger werden würde?


    Erneut nahm Alessa ihre Hände, da sie sah, wie nervös sie wahr. "Lucilla...es tut mir leid.. ich wusste ja nicht, dass..." sie atmete tief durch. Wie sollte sie ihr das jetzt erklären.
    "Hör mir zu..." begann sie nun einfühlsam und vorsichtig. "...ich weis nicht, wer dir diese Schauermärchen erzählt hat.. aber ich kann es mir schon denken. Jedenfalls ist es nichts gefährliches und sollte es auch nichts verbotenes sein, einen Mann zu küssen. Von Küssen und zärtlichen Berührungen kann man nicht schwanger werden und somit ist eigentlich auch nichts schlimmes dabei... im Gegenteil" zwinkerte sie ihrer Cousine zu. "Es war doch schön, nicht wahr?" fragte sie sanft lächelnd und mit einer gewissen Spur von Neugierde.

    Aufmerksam hörte Alessa ihrer Cousine zu. Als diese sie bat, nur nichts Meridius zu sagen, nickte Alessa. "Keine Sorge. Ich habe dir versprochen nichts zu sagen und daran halte ich mich auch. Ein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben und bleibt verschlossen. Meridius geht das gar nichts an, was wir zwei hübschen bereden." lächelte sie verschmitzt.


    "Du hast also einen Mann kennengelernt..." stellte Alessa nochmals fest und musste wieder an Avitus und den Vorfall mit dem Brunnen denken. Unweigerlich begann sie zu lachen als Lucilla sie fragte, ob sie von dem Kuss schwanger werden könnte.
    "Bei den Göttern, NEIN!" schmunzelte Alessa. "Liebste Cousine, hat dir denn niemand die Sache zwischen Mann und Frau erklärt?" fragte sie sanftmütig, dennoch aber amüsiert. Ihr Vater hatte sehr darauf geachtet, dass seine Kinder darüber bescheid wussten, da es Gang und Gebe war, vor allem bei Frauen, früh zu heiraten und Kinder zu bekommen. "Nein, von einem Kuss kann man ganz sicher nicht schwanger werden." erwiderte sie ihrer Cousine.

    Tröstend fühlte sie Lucilla's Hand auf ihrer Schulter und wieder wusste sie, dass sie niemals alleine sein würde. Schon bei der Beerdigung, hatte sie Lucilla's Hand gehalten und es war ihr ein guter Trost, denn auch ihre Cousine litt sehr unter dem Verlust, war Proximus ja auch schon zu einer Art Vater für sie geworden.


    Sie richtete sich auf und sah ihre Cousine dankend an. Dann entschloss sie, sich hinzulegen und später noch einmal nach dem Grab ihre Vaters zu schauen. An der Trauerfeier mochte sie lieber nicht teilnehmen.
    "Entschuldige mich" sagte sie leise. "Aber ich denke ich werde auf mein Zimmer gehen und mich etwas hinlegen."

    Verständnisvoll sah Alessa in Lucilla's Augen und lächelte sie sorgenvoll an. Sanft ergriff sie ihre Hände und streichelte diese, um sie zu beruhigen.


    "Meridius dir den Kopf anbschlagen? Ho ho..." lachte Alessa und schmunzelte. "Das bezweifle ich doch stark, bist du doch seine Schwester und sein ein und alles. Aber Spaß beiseite...erzähl mir, was auf deinem Herzen liegt. Ganz ruhig und ganz von vorne... es bleibt unser Geheimnis und niemand...schon gar nicht Meridius, wird davon erfahren." liebevoll lächelte Alessa ihrer Cousine zu. Sie wusste wie schwer es war, wenn man niemanden hatte, dem man sich anvertrauen konnte.

    Ein kurzes Lächeln huschte über Alessa's Gesicht und sie nickte ihrer Cousine zu. "Ja ich erinnere mich sehr gut." Dann sah sie Lucilla wieder ersnt an. "Aber was ist los mit dir? Ich sehe, dass du etwas auf dem Herzen hast. Wenn du jemanden zum Reden brauchst...ich bin für dich da."

    Auch Alessa stattete dem Stadtpark einen Besuch hab. Früher war sie mit ihrem Vater desöfteren hierher gekommen und auch mit ihrem Bruder, wenn sie über bestimmte Dinge sprechen wollten.
    Als sie so durch die Alleen schritt, erinnerte sie sich wieder daran. Noch immer schmerzte der Verlust, aber sie lernte langsam damit fertig zu werden und wieder an anderen Dingen freude zu haben.


    Nach einer Weile entdeckte sie plötzlich ihre Cousine Lucilla. Sie sah betrübt aus und war sichtlich in Gedanken versunken. Alessa entschied zu ihr zu gehen. Sie war eine gute Zuhörerin und Lucilla schien dies zu brauchen.


    "Darf ich mich zu dir gesellen?" fragte Alessa und sah sie freundlich an. "Ich hoffe ich störe dich nicht, ansonsten gehe ich weiter und lasse dich alleine."

    ...angekommen begab sich Alessa in den Garten. Zwischen den Säulen hindurch schlenderte sie auf einen großen Baum zu, unter dem ein kleines Bänkchen war, auf dem sie Platz nahm. Wieder brach all ihr Schmerz aus ihr heraus und weinend legte sie sich hin. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und kämpfte damit sich wieder in den Griff zu bekommen.

    Je länger sich alles hinzog, umso schlimmer wurde es für Alessa. Der Druck auf ihrem Herzen, der Schmerz, die leidenden Menschen um sich herum...dem konnte sie nicht mehr länger standhalten. Sie löste sich aus Lucillas tröstenden Arm, entschuldigte sich bei ihr und den anderen und machte sich auf den Weg zurück zur Casa. Sie würde später noch einmal zum Grab ihres Vaters gehen, doch jetzt brauchte sie Zeit für sich.

    Als Meridius die Fakel sinken lies liefen wieder Bäche von Tränen über Alessa's Wangen. Es sollte also nun das letzte mal sein, dass sie ihren Vater sah.


    Zuvor war sie noch ein letztes Mal an die Bahre getreten und hatte ihm eine Rose auf die Brust gelegt. Die Blute war dunkelblau, was sie besonders machte. Er hatte ihr solche Rosen immer geschenkt, weil sie etwas besonderes waren und seine Tochter seiner Meinung nach nur solche verdiente. Obwohl sie eigentlich nichts außergewöhnliches waren. Weiße Rosen in Tinte gestellt, färbten sich dunkel, da sie die Tinte wie Wasser in sich aufsogen.
    Sie küsste seine Stirn und verabschiedete sich als letzte von ihm.


    Nun als die Flammen gen Himmel aufstiegen wurden ihre Knie weich und sie glaubte jeden Augenblick zusammen zu brechen.

    Bei dieser Stimmung lief Alessa ein Schauer über den Rücken. Sie drückte noch fester Lucilla's Hand und biss sich auf die Lippen um nicht vor Leid und Trauer loszuschreien. Die Hand an Mercator's Schulter erhielt ebenso mehr Druck. Ihr Körper zitterte und sie wünschte sich nichts sehnlicher in diesem Moment, als ihren Bruder bei sich zu haben, der sie in die Arme nehmen würde.

    Calliope und Gallus hatten Alessa's Zimmer in Stand gehalten, was sie sehr erfreute. Schon lange war sie nicht mehr hier gewesen und vieles aus ihrer Kindheit befand sich noch in diesen Räumen. Ob sie hier würde schlafen können? Sie seufzte, bedankte sich bie den Sklaven und nahm ersteinmal ein Bad um sich zu entspannen. Danach ruhte sie sich noch etwas aus und zog sich dann an, um wieder ins Atrium zu den anderen zu gehen.