Sie schloss kurz die Augen als er ihre Stirn küsste und blickte ihm nach. Dann erhob sie sich und sah noch einmal zu der Sklavin, die noch immer auf seinem Bett schlief. Würde sie wohl die ganze Nacht bei ihm verweilen?
Mit einem verwirrten Kopfschütteln, versuchte sie diese Gedanken los zu werden. Sie wand sich Meridius noch einmal zu und küsste ihn auf beide Wangen. "Gute Nacht" sagte sie und lächelte sanft.. vielleicht konnte sie diese Nacht endlich schlafen. Doch nachdem sie sich noch nicht müde fühlte, bezweifelte sie es.
Beiträge von Decima Alessa
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Sie sah ihn etwas ertappt an. "Nun, ich bin ihm heute Abend im Garten begegnet. Durch meine Tollpatschigkeit war ich in den Brunnen gefallen und rutschte auf dem dummen Algenteppich aus. Er war so freundlich und half mir heraus. Er ist sehr nett.. und ich habe bemerkt, dass er mich einige Male ansah." erwiderte sie ihrem Onkel.
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Sogleich ging sie seiner Aufforderung nach und setzte sich neben ihn. "Ich werde es mir merken" antwortete sie und lächelte. "Vielen Dank jedenfalls."
Sie lehnte sich zurück und sah wieder zu ihm. "Es geht mir schon etwas besser, aber es wird noch lange Zeit dauern, bis ich darüber hinweg sein werde. Das Beste ist, wenn ich so wenig wie möglich daran denke. Und vielleicht ist es auch besser, dass ich ihn so, wie ich ihn das letzte Mal gesehen habe, in Erinnerung habe und nicht anders."
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Alessa lachte. "Ja, da hast du wohl recht." stimmte sie ihm zu und dachte über den heutigen Abend nach. Avitus fiel ihr wieder ein, der ihr aus dem Brunnen geholfen hatte. Sie hatte ihn ganz schön angegiftet, aber dennoch war er höflich und freundlich geblieben. Ein äußerst liebenswürdiger Mensch.
"Sag.. kennst du diesen Aulus Octavius Avitus?" fragte sie neugierig. Lustig, dass sie sich seinen Namen merken konnte. "Oder seinen Vater?"
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Sie nahm Platz und warf einen Blick auf Alkestis, die auf Meridius' Bett eingeschlafen war. Ohne zu wissen warum, stieg in ihr ein leichtes Gefühl von Eifersucht auf. Die Sklavin verbrachte fast den ganzen Tag in Meridius' Zimmer. Lange musterte Alessa sie, bis ihr Cousin auf sie einsprach und sie somit aus ihren Gedanken riss.
"Ich habe einen Brief an meinen Bruder geschrieben. Nun wollte ich dich fragen, wohin ich ihn bringen soll oder ob du ihn für mich aufgeben könntest?"
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Von ihrer Trauer wieder abgelenkt, lächelte sie ein wenig. Sie freute sich darüber, was sie hörte, war sie es doch gewesen, die Livianus Mut zugesprochen hatte.
"Dann ist er wohl bei Aemilia?" fragte sie und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Sie ist sehr freundlich und ich denke die beiden passen gut zusammen. Vor einer Weile hatte ich mit ihm gesprochen und ihm gut zugeredet, dass er sich trauen soll, ihr seine Gefühle zu gestehen." schmunzelte sie.
"Anscheinend hat er den Mut dazu gefunden, das freut mich für ihn." -
"Habe ich dich geweckt?" fragte sie und lugte zur Türe hinein. Sie sah, dass er tatsächlich noch gearbeitet hatte und fragte vorsichtshalber "Störe ich?"
Sie trat ein und schloss die Tür hinter sich, nicht dass doch noch jemand über den Gang gehen würde und sie sah.
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Barfus, im Nachthemd und zu einer unchristlichen Zeit, stand Alessa nun also vor Meridius' Zimmer. Sie zögerte anzuklopfen. Ob er noch wach war? Vielleicht sogar noch arbeitete?
Sie nahm allen Mut zusammen und klopfte an. "Meridiius?" fragte sie, aber nicht zu laut, damit die anderen nichts mitbekommen. Was würden sie wohl sagen, wenn sie Alessa so sehen würden und das vor Meridius' Zimmertüre...
Ungeduldig drehte sie den Brief hin und her und wartete auf Antwort.
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Nachdem Alessa nach dem Spaziergang mit Mercator zurückgekommen war, zog sie sich um, wusch sie und setzte sich ihn ihrem Nachthemd bekleidet an einen kleinen Schreibtisch. Sie hatte beschlossen einen Brief an ihren Bruder zu schicken, mit dem sie schon seit langem keinen Kontakt mehr hatte.
Gaius Decimus Proximus
Legio IX Hispania,
GermaniaMein geliebter Bruder,
ich weis nicht, wie lange es nun schon her ist, seit wir keinen Kontakt mehr zueinander haben. Zuerst hatte ich auch Angst dir zu schreiben, da ich fürchtete, wie du wohl reagieren würdest. Nach all der vergangenen Zeit, in der wir nicht voneinander hörten habe ich dich trotz allem nie vergessen und ebenso hoffe ich, dass du mich auch nicht vergessen hast. Ich fürchte mich deshalb, weil ich nicht weis ob du mich hasst oder liebst...ob du meinen Brief lesen wirst und dich darüber freust, oder ob du ihn in die Flammen des Feuers wirfst und verbrennst.
Wie sehr vermisse ich mich und sehne mich nach der Zeit, in der wir uns noch öfter sehen und beieinander saßen. Ich konnte dir alles sagen und du mir ebenso. Sag mir, warum ging das vorbei?
Ich weis ja nichteinmal, ob du noch am Leben bist, aber gemäß dem Fall, hätten sie uns wohl hoffentlich informiert.Wahrscheinlich wird dir Lucilla von Vaters Tod berichtet haben. Schrecklich nicht wahr? Ich kann es kaum glauben und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass auch ich nicht bei ihm war, als es passierte. Es traf mich wie einen Schlag, so wohl auch dich. Ich weis nicht, wie ich es verkraften soll. Er fehlt mir mehr als je zuvor, sowie auch du. Wie sehr wünschte ich mir, du könntest nun bei mir sein und micih in deinen Armen halten.
Momentan bin ich in Rom bei Onkel Mercator und dem Rest der Familie, alle sind sehr liebenswürdig und kümmern sich gut um mich. Bald werden wir nach Tarraco reisen um Vater zu gedenken und bei seiner Beisetzung dabei zu sein. Bitte versuche dein Möglichstes zu kommen. Du bist es Vater schuldig und ich brauche dich jetzt.
in Liebe,
deine Schwester
AlessaRoma, ANTE DIEM XVII KAL SEP DCCCLV A.U.C. (16.8.2005/102 n.Chr.)
Nachdem sie den Brief fertiggestellt hatte, schloss sie ihn und machte sie spätnachts noch auf den Weg zu Meridius' Zimmer.
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Alessa legte ihren Kopf an seine Schulter. "Ich bin froh das ich zur Familie der Decima gehöre" gestand sie ihm.
"Alle sind so gut und liebenswürdig zu mir. Merdius ist wie ein Bruder für mich, ebenso Livianus und du wie ein Vater für mich." sie dachte kurz nach. Livianus.. sie hatte ihn noch gar nicht gesehen.
"Sag.. wo ist Livianus eigenlich? Ist er nicht mit dir gekommen?" -
Alessa nickt auf seine klugen Worte hin. "Ja, vermutlich hast du recht. Dennoch fällt es mir unendlich schwer zu wissen, dass er nicht mehr am Leben ist. Das ich nie mehr mit ihm sprechen werde um ihm sagen zu können, dass er als Vater nie etwas falsch gemacht hat. Verstehst du?"
"Ich wollte erst nicht hierher kommen, wir hatten sogar Streit deswegen und dennoch hatte er recht. Es sind alle so freundlich und liebenswert hier. Das Land ist wunderschön.. ich wünschte ich hätte ihm das noch sagen können und mich bei ihm entschuldigen."
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"Erst seit wenigen Tagen." antwortete sie ihm und blickte zu ihm auf.
"An dem Tag, an dem wir den Brief von Lucilla erhalten haben, erfuhr ich es." -
Stumm nickte sie und beide verliesen sie die Räumlichkeiten und machten sich auf den Weg die Casa zu verlassen. Nur wohin sollten sie gehen?
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Gerade als Alessa die Flucht nach draußen antreten wollte, kam ihr Mercator entgegen und sie stoppte.
Mit hängenden Schultern stand sie da und blickte ihn verzweifelt an. "Ich weis es nicht" schüttelte sie den Kopf. "Egal.. nur hinaus." antwortete sie ihm.
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Nach dem sie aus dem Speisezimmer geflüchtet war, eilte sie in ihr Zimmer. Nachträglich kam es ihr kindisch und peinlich vor, dass sie wie ein kleines Kind weinend davongelaufen war.
Sie kramte ihre Sachen durch und zog einen Umhang heraus, den sie sich über die Schultern legte. Sie konnte nicht hier bleiben im Moment.. es würde ihr nur die Decke auf den Kopf fallen. Sie musste hinaus an die frische Luft, aber nicht nur in den Garten, sondern weg von diesem Grundstück.
Ohne genau zu wissen wohin ihr Weg sie führen würde, verlies sie ihr Zimmer.
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Meridius hatte nun ausgesprochen, was sie den ganzen Tag verdrängt hatte. Es war so schön gewesen und jetzt prallte alles auf sie zurück. Avitus und die anderen im Raum waren nun vergessen. Sie schloss ihre Augen und unter dem sanften Druck von Meridius' Hand auf ihrer Schulter, senkte sie ihren Kopf und atmete tief durch.
Einen ihrer Armbeugen stützte sie auf der Armlehne des Korbsessels ab und stützte ihre Stirn an ihrer Hand ab. Sie hoffte sehr, dass nicht alle Blicke im Moment auf sie gerichtet waren. Wiederrum erkämpten sich ihre Tränen den Weg über ihre Wangen.
Dann stand sie auf und ging durch das Zimmer. Mit einem schluchzenden "Entschuldigt mich, bitte" verlies sie das Speisezimmer.
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Alessa lächelte ihren Onkel an und nahm dann wieder neben Meridius platz. "Entschuldige, es kam einfach über mich." sie musste selbst kurz lachen.. oder lachte sie um ihre Tränen zu überspielen?
Rasch wischte sie diese fort und versuchte ihre Gefühle in den Griff zu bekommen.
Tief durchatmen half dabei. Als Ablenkung aß sie ein paar Trauben. -
Da das Thema Seeschlacht angesprochen wurde wollte sich auch Alessa mit einbringen. Sie begann "Also wenn.. " und stockte sogleich als Mercator das Speisezimmer betrat.
Sie glaubte zuerst Halluzinationen zu haben, doch er war es wirklich. Wie vom Blitz getroffen sprang sie auf, lief zu ihm und viel ihm um den Hals. Wie oft hatte sie sich in den letzten zwei Tagen, nachdem ihr Vater gestorben war gewünscht, dass er bei ihr wäre.
Wusste er denn überhaupt schon davon? Kräftig umarmte sie ihn und doch blieb es nicht aus, dass ihr Kummer zurückkehrte. Warum konnte auch er ihr kein Trost sein? Tränen standen in ihren Augen, doch sie wusste nicht ob es Leid oder Freude war.
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Gerad als Alessa sich setzen wollte wies Meridius sie an doch an seiner Seite platz zu nehmen, also richtete sie sich wieder auf, ging zu ihm und setze sich neben ihn.
Immer wieder huschte ein kleines Schmunzeln über ihre Lippen, da sie merkte, dass Avitus sie immer wieder ansah.
Sie nickte freundlich zu Helena Tiberia. "Es ist mir eine Freude euch kennen zu lernen." lächelte sie ihr freundlich zu.Aufmerksam hörte sie zu als es um das Thema Spiele ging. Sie hatte in Hispania schon Gladiatorenspiele mitbekommen und war kein Freund dieser "Schlächt- oder Kämpfereien". Ein Wagenrennen im Gegensatz hatte sie noch nicht gesehen. Sie schwieg zu diesem Thema also ersteinmal.
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Alessa sah zu Avitus und lachte. "Ja, der Garten kann manchmal ganz impossant sein." konterte sie und setzte sich. Dann wand sie sich Meridius zu. "Du solltest deine Gäste besser im Griff haben, sonst verlaufen sie sich noch in diesem großen Gebäude." schmunzelte sie und blinzelte noch einmal zu Avitus.