Beiträge von Decima Alessa

    Langsam sah sie wieder auf und nahm Meridius' Blick auf. Sie nahm erst den Becher Wein in die Hand und trank erneut einen Schluck, dann antwortete sie: "Livianus war der erste, der es erfahren hat. Er wird die Cohortes beauftragen ihn zu suchen. Überhaupt hat er mir seine Hilfe zugesagt, wofür ich ihm sehr dankbar bin."

    Alessa nahm sanft die Hand ihrer Freundin und drückte sie sanft. "Danke für dein Angebot Valeria. Es ist gut zu wissen, dass man jemanden hat, an dem man sich immer wenden kann. Du glaubst nicht, wie froh ich bin diese Familie zu haben, wo ein jeder zu mir hält." lächelte sie schon wieder etwas.


    Sie seufzte..."das Leben geht weiter und ich muss mit der Situation klarkommen" versuchte sie sich selbst aufzubauen. "Darum bin ich hierher gekommen, hier wo meine Wurzeln liegen und wo ich zu Hause bin. Und es tut wirklich sehr gut hier zu sein."

    Die liebevolle Art, wie Valeria sich um sie sorgte, rührte Alessa sehr und sie konnte ein paar Tränen nicht zurückhalten, die nun über ihre Wangen kullerten.


    Schweren Herzens sah sie auf und wischte sich eine neue Träne fort. "Valeria, man hat Avitus, meinen Verlobten entführt." schluchzte sie leise. "Er wird wohl nicht mehr freikommen...sie haben zwar ein Lösegeld eingefordert, aber in einer Höhe, die kein Mensch allein aufbringen könnte."

    Die Umarmung tat sehr gut und die stürmischen Befragungen entlockten Alessa ein amüsiertes Lächeln. Sie lösten sie voneinander und Alessa legte ihre Hand auf die Schulter von Valeria. "Komm, lass uns dort hinsetzen" wies sie auf einen geschützten Platz unter dem Dach der Casa.


    Nachdem sie sich gesetzt hatten begann sie auch schon zu erzählen. "Man könnte sagen ich bin aus Rom und dem Leben dort geflohen." erklärte sie und es viel ihr bei weitem nicht leicht immer wieder über alles zu sprechen und die Gefühle und Sehnsüchte wieder aufzuwühlen.


    "Du hast vielleicht gehört, dass Didia Sinona - Flaminca Veneris, meine ehemalige Lehrmeisterin tod ist. Diese Nachricht hat mich schon schwer getroffen und ich werde mich wohl in absehbarer Zukunft sehr um den Erhalt der Societas kümmern müssen. Dafür brauche ich aber Zeit und Ruhe.. wo kann ich das schon besser finden, als hier?" lächelte sie und sah auf den Garten hinaus, wo sich ein paar kleine Spatzen tummelten.


    Nach einer Weile senkte sie ihr Haupt und meinte leise "außerdem ist noch etwas schreckliches passiert. Ich musste einfach hierher kommen um das alles verarbeiten zu können. Valeria...in letzter Zeit ist so viel passiert, ich glaube in Rom hätte ich keine Möglichkeit darüber hinweg zu kommen."

    Alessa erschrack ebenso, als sie gedankenverloren beinahe mit Valeria kollidierte.
    "Valeria..." lächelte Alessa und musste erst wieder Luft holen "Entschuldige, ich hab dich nicht gesehen!" entgegnete sie.

    Nachdem Alessa mit Meridius gesprochen hatte, zog sie sich einsam in das Peristlium zurück, in dem sie schon so viel Zeit verbracht hatte. Die Säulen und der liebevoll angelegte Garten spendeten ihr immer viel Kraft und sie fühlte sich in dieser Umgebung immer wohl und sicher.


    Gemütlich spazierte sie umher, zum Glück war es nicht allzu kalt. Gelegentlich schloss sie die Augen um in ihre Traumwelt von früher zu entschwinden.

    Sie ertappte sich selbst an mehreren weiteren Schlücken Wein und verschluckte sich fast auf seine Frage hin. Schnell stellte sie den Becher ab um nichts zu verschütten und klopfte sich hustend auf den Brustkorb.


    "Nein, leider weis ich nicht mehr.. wie ich schon sagte. Es traf mich auch sehr unterwartet und wahrscheinlich werde ich in absehbarer Zeit wohl wieder nach Rom zurück müssen um mich dort um die Weiterführung der Societas Veneris zu kümmern, da Fausta sich für Hispania entschlossen hat und ich für Italia." erklärte sie, nachdem sie sich wieder gefasst hatte.


    Dann lehnte sie sich zurück, lange sah sie in Meridius Augen und schwieg...einige Zeit lag Stille zwischen den beiden. "es geht mir nicht gut Meridius.. und wenn ich ehrlich bin, dann habe ich mich hierher geflüchtet um neue Kraft schöpfen zu können." gestand sie schweren Herzens.


    Sie zog die Abschrift des Briefes der "Schatten Roms" heraus und legte diesen vor Meridius auf den Schreibtisch.


    Wir grüßen euch Römer,



    Wir sind die Schatten Roms und haben euch eine Botschaft zu übermitteln. Mächte und vor allem Reiche Männer Roms, fanden die Bestrebungen eures Pater Familias mehr als hinderlich und wunderlich. Auch uns missfällt sein Tun bei Nacht, daher haben wir ihn fortgeschafft fort aus Rom, fort aus eurer Reichweite.


    Sollte die Gens Octavia ihr schändliches Treiben beenden oder
    100 000 Sesterzen Lösegeld aufbringen können, so hinterlasst eine Botschaft am Gedenkstein des Senators Anton und wir werden Kontakt aufnehmen.


    Für Rom


    Die Schatten Roms

    Verwundert sah sie von ihrem Becher auf und in Meridius' Augen. "Genaueres weis ich leider auch nicht. Ich habe nur gehört, dass sie auf einem Schiff unterwegs war, als sie von Bord fiel und ertrank." erzählte sie und nahm einen kräftigen Schluck Wein.. Balsam für ihre Seele.

    Sie seufzte.. wie immer hatte er seine Cousine durchschaut. Meridius kannte sie einfach ZU gut. Betroffen senkte sie ihren Blick und fuhr mit ihren Fingerspitzen über das Muster, dass in den Becher eingehämmert war.


    "Ich musste Abstand von Rom gewinnen." antwortete sie und verdrängte das aufsteigende Gefühl in Tränen auszubrechen. "Es ist einfach zu viel passiert in letzter Zeit." gestand sie. "du hast ja sicher von Didia Sinona's Tod erfahren, der mich schwer getroffen hat." begann sie jetzt erst einmal langsam.

    Natürlich tat Alessa seiner Bitte gleich und setzte sich, dann nickte sie ihm lächelnd zu. "Ja bitte." antwortete sie auf seine Frage und nahm den Becher Wein entgegen um auch gleich einen Schluck zu nehmen...das beruhigte ihre aufgewühlten Gedanken etwas.


    "Wie laufen die Geschäfte?" fiel ihr plötzlich ein.. sie musste schon sehr durcheinander sein.

    "Ja" lächelte sie gar ein wenig schüchtern und trat ein. Sogleich schloss sie die Türe hinter sich und trat näher.


    "Mein Kommen ist zwar freiwillig, aber es war dennoch etwas überstürzt. Das habe ich wohl gewissen Umständen zu verdanken...Mich packten wohl alte Erinnerungen und Sehnsucht...vielleicht auch Heimweh." was hieß schon verdanken.. danken konnte sie den Göttern wohl kaum, dass sie ihr das Liebste genommen hatten, dass sie besessen hatte.


    "Ich habe gehört, du hast ein berauschendes Verlobungsfest gehalten?" fragte sie um abzulenken. "Nachträglich wünsche ich dir und deiner Verlobten natürlich nur das Beste und viel Glück. Es tut mir leid, dass ich nicht schon früher da sein konnte." sie redete und redete.. es war die einzige Möglichkeit nicht sofort wieder in Tränen auszubrechen, was mochte ihre Familie auch von ihr denken? Aber was sollte sie auch anderes tun, wenn die Götter sie so straften. ...Egal, sie musste stark sein! Und um Stärke zu zeigen, durfte sie nicht weinen.

    Zu Alessa's Freude war Meridius also anwesend und sie hoffte, dass sie ihn nicht bei etwas wichtigem gestört hatte. Vorsichtig öffnete sie die Türe und lugte durch einen Spalt hinein.


    "Salve Cousin, ich hoffe ich komme nicht ungelegen." lächelte sie ein wenig sptizbübisch.

    Wo sonst sollte Meridius besser anzutreffen sein, als in seinem Officium dachte sich Alessa und klopfte einfach mal. Dann wartete sie ab, ob sie mit ihrer Vermutung richtig lag und vom Inneren des Zimmers eine Aufforderung zum Eintreten zu hören war.

    "Wie schön" lächelte Alessa und freute sich schon sehr ihren Cousin Meridius und Valeria wieder zusehen, sowie den kleinen Romanus und Maximian.
    "Ich werde mich gleich auf die Suche nach ihnen machen." entgegnete sie und sah etwas mitleidig zu, wie sich Marius mit ihren Kisten abplagte. Dass ihm keiner der Umstehenden half?!


    Sie legte Gallus eine Hand auf die Schulter und meinte sanftmütig "Gallus, würdest du ihm helfen? Und schließe ihm bitte die Tür zu meinem Cubiculum auf, ich habe leider den Schlüssel dazu vergessen."

    Auch Alessa war froh, dass nicht schlimmeres geschehen war. In letzter Zeit war man auf den Straßen wirklich nicht mehr sicher gewesen, das bewies als gutes Beispiel die Entführung ihres Verlobten.


    Nein, sie konnte nicht aufhören an Avitus zu denken. Ob es ihm gut ging? Es schmerzte sie so sehr fürchten zu müssen, dass sie ihn vielleicht folterten oder hungern liesen.


    Endlich waren sie in Tarraco angekommen und Alessa wischte sich die letzten Tränen fort, dann stand sie auf und verlies das Boot. Glücklich sah sie sich um, es hatte sich schon wieder zu viel verändert, aber doch blieb es vertraut... ihr Zuhause. Als die Sänfte für sie bereit stand, stieg sie in diese um auf den schnellsten Wege zur Casa zu gelangen.

    Ebenso fragend und verblüfft über Marius' Frage sah sie ihn an. "Nein, ich weis es leider nicht.. ich hatte schon länger keinen Kontakt mehr zu ihn. Jedoch hoffe ich, dass er da sein wird, um ihm noch gratulieren zu können." entgegnete sie und schloss die erste Truhe, die schon voll war.

    Sie schüttelte den Kopf und begann bereits Kleidungsstücke auszuwählen, die sie mitnehmen wollte. "Nein, ich möchte auch, dass es eine Überraschung wird. Sie freuen sich sicher, mich wiederzusehen." antwortete Alessa und lächelte in Gedanken an die Heimat.

    "Danke" lächelte Alessa und sah seinen unbeholfenen Blick. "keine Sorge, ich sage dir schon, was ich mitnehmen möchte" meinte sie und deutete auf eine Kiste. "holst du mir die bitte?" fragte sie.


    "Nein, ich weis es noch nicht, aber es wird schon etwas länger sein." entgegente sie ihm.