Sophus wartete, bis Modestus wieder auf seinem Platz saß und hob dann die Arme - den lituus, den Krummstab der Auguren in der rechten Hand - in die Höhe. Seinen Blick hob er, bis er senkrecht in den Himmel zu starren schien.
Erst dann begann wieder das Geflüstere der Gebetsformeln, das Gemurmel und geradezu mystische Ausstoßen leiser, traditioneller Worte. Seine Arme fuhren sehr langsam den Raum entlang und seine ausgestreckten Finger der linken Hand und der lituus in der rechten Hand schienen Linien in die Luft zu zeichnen. Er vollzog den Aufbau des Gebäudes nun in einer metaphysischen Weise nach. Hier jetzt wurde der Gedanke des Tempels geschaffen, ohne, dass ein Stein auf dem anderen stand.
Er drehte sich langsam und zog die Linien in der Luft weiter. Seine Hände waren dabei entgegen seines Alters erstaunlich ruhig. Er veränderte die Höhe, malte Linien und murmelte stetig weiter Formeln, die er gelernt hatte.
Schließlich verstummten seine Gebete wieder und er ließ die Arme langsan und würdevoll sinken - obwohl sie bereits schmerzten.
"Der Tempel des Merkur soll nun hier entstehen, wie es seine Erbauer bestimmten und wie ich es dem Gott zeigte. Dies war die effatio und das letzte Ritual, das vor Beginn dieses Baus durchzuführen ist.
Ich danke dem Duumvirn Kaeso Annaeus Modestus für seine harte Arbeit in dieser Sache."
Sophus' Stimme war kräftig und bestimmt. Er lächelte Modestus zu und verneigte sich in seine Richtung. Dann machte er sich auf den Weg zu den Ehrenplätzen. Seine Arbeit hier war schließlich getan.