Beiträge von Tiberius Annaeus Sophus

    Sophus nickte dem Sklaven freundlich zu.


    "Nur einige Trauben und ebenfalls etwas von dem Wein, den dein Herr erwähnte."


    Dann wandte er sich wieder an Modestus.


    "Ja ... Ich hoffe, dass ich nicht bald wieder reisen muss. Ich habe dem Kaiser meine Hilfe angeboten und es mag sein, dass er sie für den Feldzug im Osten in Anspruch nimmt. Aber vielleicht wird er auch andere Auguren bestimmen. Ich bin sicherlich nicht der einzige, der in Frage kommt.
    Jedoch ist mein Plan hier in Rom erst einmal, das Archiv der Auguren neu für die Bürger Roms zu öffnen und die Einträge dort zu systematisieren. Ich fürchte, dass allzu viel Unordnung darin steckt. Viel könnte ein Bürger aus diesen Aufzeichnungen lernen. Und Interesse nicht durch Unordnung aufzuhalten sollte unsere erste Pflicht sein angesichts einer gewissen ... Müdigkeit im Bezug auf religiöse Pflichten, von der ich manches mal höre.
    Von der Provinz hingegen will ich nicht zu viel erzählen. Es sei denn, du möchtest es hören. Ich habe es schon so oft erzählt.
    Ich half dort den kaiserlichen Truppen. Viel mehr nicht."

    Sophus trug seine safrangelbe Amtstoga, als er sich auf der dritten Versammlung unter Führung des Magister Augures Verginius Esquilinus erhob. Er blickte sich um und musterte die Gesichter der Auguren. Dann räusperte er sich.


    "Werte Augures.
    Wie ihr wisst habe ich mich nun eine lange Zeit in der Provinz Hispania aufgehalten. Ich war dort im Auftrag des Kaisers und auf Bitten der damaligen Pontifex Hispania Revidivia Helena, um den Bau des Capitoliums in Tarraco zu überwachen.
    Aufgrund von Schwierigkeiten beim Bau, vor allem, da die Pontifex als Bauherrin nicht mehr anwesend war, verzögerte sich meine Abreise und ich versuchte, allgemein für den Cultus Deorum in der Provinz zu arbeiten.
    Wesentlich dabei erscheint mir ein Ereignis vor einiger Zeit, das uns noch immer alarmieren sollte: Der frevelhafte Diebstahl einer Mars-Statue aus einem Tempel.
    Durch ein Opfer und die Auffindung des Diebes gelang es, den Zorn der Götter zu besänftigen und es kam nicht zu einem Unglück, doch gerade da sich ein solcher Frevel ebenso und zeitnah in Germania ereignete, sollte uns klar sein, dass der Zustand des Cultus Deorum in den Provinzen uns in seiner jetzigen Form nicht genügen sollte.
    Während hier große Tempel stehen fehlt in den Provinzen den Menschen scheinbar die grundlegenste Achtung vor den Göttern. Wir müssen uns darauf besinnen, dass Rom nicht das Zentrum all unserer Bemühungen sein kann. Das Imperium ist nicht nur Rom und Rom ist nicht das Imperium.
    Auch diejenigen, die in den befriedeten Ländern außerhalb dieser Stadtgrenzen leben müssen das Licht Roms sehen können. Wir verwehren es ihnen, wenn wir unseren Blick nur vor die einzigen Füße richten und nicht aufrecht wie Römer auch in die Ferne blicken.
    Als die Truppen des Kaisers die Stadt Corduba einnahmen sah ich, wie im Wahn die Verteidiger die gesamte Stadt in Brand setzten und ein Inferno die Legionen einzuhüllen und zu vernichten drohte. Doch die Götter haben das Blatt gewendet und ein mächtiger Regen löschte die Flammen.
    Dies sollte uns ein Zeichen sein, dass der Blick der Götter sich auf die gesamte Welt richtet. Wir sollten diesem Beispiel folgen.
    Dies ist mein Bericht."


    Er setzte sich wieder und wartete auf Reaktionen.

    Sophus tat es dem Duumvir gleich und legte sich auf eine Kline. Dann sprach er wieder.


    "Wie hat sich Mantua in dieser Zeit verändert? Als Duumvir hast du ja nun selbst die Möglichkeit, darauf Einfluss zu nehmen."


    Der Alte lächelte freundlich.

    Als Sophus vom Atrium ausgehend im Triclinium eintraf, sah er sich um. Einiges war noch erhalten. Das beruhigte ihn auf seltsame Weise.
    Dann wandte er sich zu Modestus um und fragte ihn:


    "Wie lange bist du bereits in Mantua?"

    Der alte Augur nickte nachdenklich.


    "Ja, so wird es sein."


    Bei dem Hinweis auf das Triclinium blinzelte er kurz verwirrt, dann erinnerte er sich an die Frage, die Modestus vor kurzem gestellt hatte.


    "Natürlich." antwortete er knapp und machte sich dann bereits auf den Weg. Wie es in der Casa aussah schien er noch zu wissen.

    "Sehr gern." antwortete der Alte prompt.


    "Nun, sobald es zu einer Heirat kommt wird der Panter Gentis davon erfahren müssen, nicht wahr? Schließlich steht unsere Familie nicht umsonst für Tradition.
    Zumal es höchst unwahrscheinlich ist, dass er Einwände hätte. Florus ist kein jähzorniger Mann. Ich wunderte mich, wüsste er nichts davon. Warum sollte man sein persönliches Glück verheimlichen?"

    Sophus nickte lächelnd.


    "Sehr gut. So will ich meine Ideen noch einmal bis dorthin ausarbeiten. Rom ist eine schnelle Stadt. Vermutlich werde ich mich wieder daran gewöhnen müssen."


    Er lächelte etwas breiter und freundlicher.


    "Nun. Ich will dich nicht weiter von deiner Arbeit abhalten."


    Er deutete eine Verbeugung an.


    "Gibt es noch etwas, dass du mit mir besprechen wolltest?"


    Sim-Off:

    Ich dachte es mir schon. Aber der alte Mann weiß nichts davon. ;)

    "Wenn ich ihn kannte, so erinnere ich mich nicht mehr."


    Sophus nickte.


    "Und in der Tat habe ich Domitianus in Hispania bereits getroffen, ja. Er verließ Corduba nach der Schlacht. Ich empfahl ihm, nach Tarraco zu gehen. Ich hoffe, dass er dort eine gute Zukunft hat. Er war Sacerdos Publicus, als ich ihn traf. Möglicherweise hat er aber bereits einen neuen Posten ergriffen.
    Und jemand aus unserer Familie ist mit den Ducciern verbunden. Nun, wenn ich mich recht entsinne haben sie eine gewisse Bedeutung in Germania. Ich nehme an, dass Florus dieser Sache mit Wohlwollen gegenübersteht?"

    Sophus nickte langsam.


    "Es stimmt mich traurig, dass es hier auch so zu sein scheint. Unserer Aufgabe wird zunehmend schwerer, fürchte ich. Zunehmend wissen wir nicht nur den Willen der Götter sondern auch den Willen der Menschen beachten. Doch sollten wir uns dadurch nicht entmutigen lassen.
    Nundenn, wann ist das nächste Contio?"

    Sophus nickte.


    "Ja. Ich habe nicht viel Kontakt mit der Gens gehabt, fürchte ich. Ich bin zu alt, um viele Veränderungen noch wirklich zu unterstützen oder wirklich zu erleben. Ein junger und kraftvoller Mann bin ich bereits lange nicht mehr. Daher habe ich vor einiger Zeit beschlossen, als Augur den Göttern zu dienen.
    Für die Gens habe ich bisher nicht viel tun können. Eher musste ich Florus um Hilfe bitten, als dass ich selbst Hilfe hätte geben können. Möglicherweise wird sich dies aber noch ändern - auch wenn vermutlich mein Traum, in der Politik Fuß zu fassen, nicht in Erfüllung gehen wird.
    Das ist einer der Gründe, warum ich hier bin. Ich möchte der Gens helfen. Ich habe in meinen Jahren in Ostia viel versäumt und noch nicht viel nachgeholt. Leider ist Florus nicht hier, doch sicher weißt du auch vieles, was mit den Annaern geschieht. Erzähle mir, was unsere Gens tut."


    Er lächelte und sah Modestus in die Augen. Ein seltsamer Blick. Zwar versuchte der Alte offenbar, den Duumvirn einzuschätzen, aber er wollte es nicht kühl wirken lassen. Eine Art zurückhaltendes Interesse.


    Sim-Off:

    Formulierung geändert, Sinn gleich.

    Sophus trat näher, bevor er nickte.


    "Soweit ich einen konkreten Auftrag besaß, war ich in der Lage, ihn aufzuführen, doch war meine Anwesenheit zumeist eine für das einfache Volk. Die allgemeine Position eines Gesandten. Möglicherweise wird die Schlacht von Corduba noch einen Platz in unserer Geschichte haben, wenn wir einmal verschieden sind."


    Dann lächelte der Alte und schwieg einen kleinen Moment.


    "Doch bin ich aus einem anderen Grund gekommen. Wie ich schrieb, ist es mir ein Anliegen das Archiv unseres Collegiums zu reformieren und neu bekannt zu machen. Natürlich möchte ich dies mit allen Auguren besprechen, nicht mit dir allein, doch hatte ich, wie ich bereits erwähnte, noch eine Entschuldigung anzubringen, die ich im Schreiben an das Collegium unterschlug.
    Was nun, denkst du, ist die beste Möglichkeit, die Auguren diesbezüglich zu befragen? Und was meinst du zu dieser ... Idee?"


    Das letzte Wort klang beinahe amüsiert, als hielte er es selbst nur für ein Gedankenspiel eines senilen Alten.

    Sophus deutete eine Verbeugung an und lächelte Annaeus Modestus zu. Nein, er erkannte ihn wirklich nicht. Allerdings hatte der Mann, der ihn an der Porta empfangen hatte, bereits davon gesprochen, dass der Duumvir eingetroffen sei, daher ließ es sich für ihn gleichsam erschließen, wer da vor ihm stand.
    Sophus trug seine toga praetexta. Sie verlieh ihm eine gewisse Würde, war doch die Berechtigung, sie zu tragen, eine Ehre, und dennoch bewies sie, dass er als Annaer hier war und nicht als Augur.


    "Salve, Duumvir." sagte er lächelnd. "Ich bin Tiberius Annaeus Sophus. Möglicherweise hast du noch nie oder zumindest lange Zeit nicht von mir gehört. Ich war in Hispania. Eine lange Zeit inzwischen.
    Ich bin hier, da ich meiner Gens beweisen möchte, dass ich sie nicht vergessen habe. Nur mein Auftrag in der Provinz hielt mich ab, hierher zu kommen - trotz eurer freundlichen Einladungen."


    Er stoppte und lächelte noch etwas breiter.


    "Doch eine solche Begegnung sollte wohl nicht mit einer Rechtfertigung beginnen. So fange ich nun ganz einfach an. Dein Name ist Modestus? Der Torwächter nannte ihn."

    Sophus öffnete die Tür und trat ein. Sogleich deutete er eine Verbeugung an.


    "Salve. Ich bin Tiberius Annaeus Sophus und bin aus Hispania zurückgekehrt. Ich hatte bereits einen Brief diesbezüglich verfasst, von dem ich hoffe, dass er dich erreichte.
    Ich möchte gleich zu Beginn mein Bedauern aussprechen, dass ich deiner Ernennung nicht beiwohnen konnte."


    Noch einmal deutete er eine Verbeugung an und wartete dann auf eine Antwort des Kollegen.

    Langsam trat Sophus ins Atrium und sah sich um. Er erinnerte sich nur sehr vage an das Haus. Natürlich war es nicht so lang her, dass er hier gewesen war, aber sein Gedächtnis zeigte ihm hier seine volle Altersschwäche, die mit den Jahren gekommen war. Es versetzte ihm einen Stich zu wissen, dass er möglicherweise irgendwann einmal alles vergessen würde.
    Sich weiter umsehend wartete er auf Annaeus Modestus.

    Der alte Mann nickte.


    "Ah ..." Er lächelte. "Wo in der Casa kann ich auf sie warten?"


    Natürlich konnte sich Sophus an keinen der beiden erinnern. Vermutlich war die Nichte noch nicht einmal am Leben gewesen, als er das letzte mal ein längere Zeit hier verbracht hatte. Er wusste es nicht. Er hoffte, dass er einige Versäumnisse wieder würde gut machen können ... Begonnen hatte er bereits.

    Sophus ritt auf seinem spanischen Pferd langsam den Weg entlang zur Casa. Es hatte einige Zeit gedauert, doch so schnell er es vermochte, war er von Rom weiter aufgebrochen, um seine Gens endlich wieder zu Gesicht zu bekommen. Sein Aufenthalt in der Provinz war lang gewesen und es erschien ihn nun gerade das Gefühl schier zu erdrücken, zu lange fort gewesen zu sein ... wie lang er wohl noch leben mochte?
    Der Alte verscheuchte den Gedanken, stieg vorsichtig ab und pochte an die Pforte.

    Sophus blieb nicht lange in seinem Officium. Schließlich hatte er sich bereits angekündigt und rechnete damit, dass man ihn bereits erwartete. Mit müden Augen besah er sich die Veränderungen in dem Archivgebäude der Auguren und nahm schließlich mit einem sanften Lächeln das Officium desjenigen seiner Kollegen wahr, der ihn über seine Ernennung informiert hatte. Sicherlich sollte er sich persönlich entschuldigen.
    Ruhig pochte er an die Tür und wartete.