Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    Macer war wie von Donner gerührt, als er die Nachricht vom Tod des Kaisers vernahm. Als er von der Ausgangssperre hörte, hatte er mit vielen gerechnet, aber doch hatte er es nicht so recht wahrhaben wollen, dass der Kaiser gestorben sein könnte. Vor allem nicht, dass er ermordet worden war! Eine natürliche Todesursache wäre wohl auch sicher kein Grund für die Ausrufung des Notstandes gewesen, ein unnatürlicher Tod war es dafür umso mehr. Macer lief es kalt den Rücken herunter, als er darüber nachdachte, welche Folgen eine Verschwörung alles haben konnte. Die Worte des Praefectus Urbi halfen dann auch nicht gerade dabei, die Sache entspannt anzugehen. Er schien sich schon sehr sicher zu sein, die Täter in den Reihen des Senates suchen zu müssen. Auch wenn Macer das nicht behagte, war dies wohl allerdings die logischste Wahl - eine Verschwörung ohne Beteiligung von Senatoren war schlicht undenkbar. Aber er fragte sich ernsthaft, wer dahinter stecken mochte und mit welchem Ziel. Immerhin war der Kaiser nicht gerade durch Stärke oder unpopuläre Entscheidungen aufgefallen, wenn man mal von der Entscheidung absah, Vescularius Salinator zu seinem Praefectus Urbi zu machen. So hatte Macer erst einmal keinen Schimmer, in welche Richtung es gehen würde und verkniff sich daher auch jeden Kommentar.

    Macer blickte etwas irritiert angesichts der Antwort des Praefectus Urbi, denn er war sich nicht ganz sicher, ob das nun Zustimmung oder Ablehnung seines Vorschlags war. Einserseits hatte Macer ja auch vorgeschlagen, größere Änderungen zu vertagen, um erstmal kurzfristig das eigentliche Problem zu lösen, aber andererseits klag der Praefectus Urbi nicht gerade zustimmend. Macer verkniff sich allerdings einen Kommentar und wartete lieber darauf, ob sich andere auch noch zu Wort meldeten. Diejenige von Tiberius Durus kannte er schon und der Praefectus Urbi wollte immerhin eine rasche Antwort, auch wenn Macer keine Ahnung hatte, wie die in seinen Augen aussehen sollte.

    Macer und Albina standen weiterhin etwas abseits des größten Trubels, während die Begrüßung weiter ging und sich die Casa mit weiteren Gästen füllte. Sie wechselten hier und da ein paar Worte mit anderen Gästen, die in ihre Nähe kamen, aber alles in allem waren es recht belanglose Plaudereien, wie sie auf solche Feiern eben vorkommen, wenn man auf Leute trifft, die man zwar kennt, aber nicht gut genug, um außer dem Wetter und dem Aussehen der anderen Gäste tiefergehende Gesprächsthemen zu haben.


    Dann begann die eigentliche Hochzeitszeremonie. Seit er selber geheiratet hatte, dachte Macer in solchen Augenblicken auch immer an seine eigene Hochzeit zurück und da Albina heute an seiner Seite war, fiel ihm das besonders leicht. Er warf ihr einen kurzen Blick und ein Lächeln zu, dann konzentrierte er sich auch auf die Zeremonie.

    "Ein grundsätzliches Überdenken setzt aber einen gewissen Zeiteinsatz voraus, möchte ich meinen, während ich den Eindruck habe, dass Mantua durchaus an einer zügigen Antwort gelegen ist", warf Macer ein. Andere Kollegen im Senat schienen es nicht so eilig zu haben, wenn er ihr Schweigen richtig interpretierte, aber dann wollten sie vermutlich noch weniger über eine neue gesetzliche Regelung nachdenken. "Ich schlage daher vor, wir gewähren Mantua eine Ausnahme und entscheiden über generelle Lösungen zu einem späteren Zeitpunkt", gab er dann noch einmal sein Votum ab.

    "Früher oder später wird sich sicherlich wieder sowohl ein Anlass als auch ein Sponsor finden, der den Anlass nutzt", zeigte sich Macer optimistisch, auch wenn er selber nicht so genau wusste, ob das alles war, was es brauchte. Anlässe gab es schließlich jetzt auch schon genug und an Geld für die Durchführung eines solchen Rennens sollte es in den entsprechenden Kreisen auch nicht mangeln. Und auf die Jahreszeit konnte man es auch nicht schieben, denn dafür war schon zu lange zu wenig los.


    Aber bevor er weiter grübelte, wandte sich auch Macer erst einmal wieder dem Essen zu und warf einen Blick in die Runde. Die anderen Gespräche gingen auch alle recht leise vonstatten, so dass man von deren Themen nichts mitbekam. "Die erfolgreiche Renovierung des Tempels des Mars Ultor war wohl kein Anlass genug für ein Rennen?", warf dann er ohne jeden vorwurfsvollen Unterton ein und griff damit ein Thema auf, mit dem sie das Gespräch bei Tisch begonnen hatten.

    Es überraschte Macer, dass sich der Tiberier offenbar ziemlich gut mit dem Renngeschehen und der Factio Russata auskannte, dass er gleich zielgerichtet nach dem schwächsten Fahrer fragte. Aber angesichts der Aussage konnte er nur zustimmend nicken. "Ja, wohl wahr, ich hatte mir mehr versprochen. Aber nun gut, so ist es eben und woher soll die Erfahrung kommen, wenn es nur wenige Rennen gibt? Für gute Siegchancen muss man die stärkeren Fahrer fahren lassen und je wenige Rennen es gibt, umso wichtiger sind Siege." Und in einem kleinen Trainingsrennen hier und da ließ sich einfach nicht so viel Erfahrung sammeln und öffentliche Anerkennung schon gar nicht.

    Auch Macer widmete sich in der Gesprächspause wieder dem Essen, bevor Tiberius Durus eines seiner erklärten Lieblingsthemen ansprach. Dummerweise konnte er gerade jetzt dazu auch gar nicht allzu viel erzählen. "Ja, das gibt wohl auch ganz gut Bericht über unsere derzeitige Aktivität", kommentierte Macer die Bemerkung über fehlende Nachrichten von der Factio in der Öffentlichkeit. "Es finden einfach keine großen Rennen statt im Moment, so dass sich nicht viel tut. Ich selber habe in letzter Zeit auch nicht allzu viel Aufwand in die Factio investiert, muss ich sagen, aber es gab eben auch wenig, um das sich zu kümmern wäre. Kaum aufstrebende junge Fahrer, die man für die Factio gewinnen will, keine älteren, die aus dem Geschäft aussteigen, keine bitteren Niederlagen, für die man möglichst schnell Revanche nehmen will."

    Nachdem der Laufbursche von Senator Macer am Tempel der Iuno Lucina keinen Erfolg gehabt hatte, versuchte er nun am Tempel der Iuno Sospita vom Tempelvorsteher zu erfahren, ob sein Herr am nächsten oder übernächsten Tag hier ein Opfer anlässlich der glücklichen Schwangerschaft seiner Frau Albina abhalten konnte. Es war vielleicht etwas übertrieben, sich dazu jenen Tempel auszuwählen, in dem Iuno als Retterin und Heilsbringerin verehrt wurde, aber ganz falsch war es auch nicht. Macer und Albina waren zumindest heilfroh, dass sie Nachwuchs erwarteten.


    Und der Laufbursche war ebenfalls froh, denn er konnte vom Tempelvorsteher erfahren, dass Macer tatsächlich gleich schon am nächsten Tag zur besten Zeit am Vormittag an den Altar treten konnte, um sein Opfer zu vollziehen. Der Tempelvorsteher versprach, alles bis dahin vorzubreiten, so dass Macer der Göttin dann ohne Mühe seinen Dank abstatten konnte.

    Noch an dem Tag, an dem Macer von Albina erfahren hatte, dass sie ein Kind erwartete, hatte er seinen bewährten Laufburschen losgeschickt, um am Tempel der Iuno Lucina nachzufragen, ob er am nächsten oder übernächsten Tag dort wohl ein Opfer abhalten konnte. Letztlich würde er wohl als ehemaliger Consular immer eine Gelegenheit erhalten, dort zu opfern, wenn er opfern wollte, aber wer hier ein Dankopfer darbrachte, der tat dies mit ziemlicher Sicherheit aus einem freudigen Anlass und da wollte man ja nicht ohne Not für schlechte Stimmung sorgen. Deshalb also die Voranfrage, die der Tempelvorsteher allerdings leider negativ beantworten musste. Tatsächlich hatten sich schon einige glückliche Eltern für Opferzeremonien angemeldet und zumindest zu den Zeiten, die Macer bevorzugte, würde der Hauptaltar schlicht schon belegt sein.


    Den Laufburschen brachte das nicht sonderlich aus der Fassung, hatte er doch ohnehin den Auftrag erhalten, bei weiteren Tempeln zu fragen. Ganz passend wäre der Tempel der Iuno Lucina ohnehin nicht gewesen, da das Kind ja noch nicht geboren war. So dankte er also für die Information und machte sich auf dem Weg zu einem anderen Haus der Göttin. Zum Glück gab es in Rom davon ganz schön viele.

    "Gut, machen wir es am Tempel, am besten gleich morgen, nicht wahr?", stimmte Macer zu. Der erste Schritt dazu würde später sein, einen Boten zum Tempelvorsteher zu schicken, um herauszubekommen, ob der Tempel morgen noch vielleicht schon durch andere Opferzeremonien stark beansprucht war. Dann mussten sie wohl gegebenenfalls auf einen anderen Tag oder zumindest eine andere Tageszeit ausweichen. Auch der Idee mit dem Abendessen stimmte Macer zu und hier braucht er nachher auch nur seinen eigenen Hausverwalter nach günstigen Terminen fragen. "Bis zu einem Abendessen nach dem Opfer sind die Bauarbeiten aber noch nicht abgeschlossen", antwortete er aber erst einmal augenzwinkernd an Albina, womit er auch gleichzeitig seine Zustimmung gab, dass es zeitnah stattfinden sollte. Das neue Triclinium war allerdings zwar schon baulich fertig, aber noch nicht komplett möbliert.

    "Dann muss ich ihm bei nächster Gelegenheit wohl mal dazu gratulieren", stellte Macer fest und sagte das vor allem deshalb laut, damit er sich selber möglichst noch längere an dieses Vorhaben erinnerte. "Mit zwei Söhnen kann er sein Erbe dann ja wohl als gesichert betrachten", bemekrte er anschließend. Das flavische Haus würde damit also wohl auch in Zulkunft noch weiter eine Rolle spielen.

    Noch einmal drückte Macer Albina feste an sich. Er freute sich ohnehin schon, aber ihre Freude wirkt dann auch noch ansteckend. Er hatte wirklich Glück, sie als Frau bekommen zu haben und auch die Götter meinten es offenbar gut mit dieser Verbindung. Dass sie nun zum Zwecke des Opfers bereit war, das Geld mit vollen Händen auszugeben, war zwar eine Eigenschaft, die Macer meinte, zum ersten Mal bei ihr zu entdecken, aber tatsächlich würde er in dieser Angelegenheit kaum am falschen Ende sparen wollen. "Wo sollen wir es tun? An einem Tempel oder hier im Haus?" Beides hatte etwas für sich und zu beidem konnte man Freunde einladen, die den glücklichen AUgenblick teilen konnten und die ein großes Opfer erst wirklich zu einem großen Opfer machten. Dem Anlass entsprechend wäre ein häusliches Opfer durchaus angebracht, aber Gäste in die Baustelle einladen war auch nicht ganz geschickt.

    "Ich wusste bisher nicht einmal, dass sie noch einen weiteren Sohn bekommen haben", erwiderte Macer halbwegs überrascht und brachte damit gleichzeitig zum Ausdruck, dass er keine darüber hinaus gehenden Neuigkeiten mitzuteilen hatte. "Wurde er erst kürzlich geboren? Ich habe Gracchus' Frau auch schon sehr lange nicht mehr gesehen, so dass mir nicht einmal bewusst war, dass sie schwanger war." Was wohl an beiden lag, denn Claudia Antonia zeigte sich wohl nicht oft in der Öffentlichkeit und Macer merkte sich solche Begegnungen in der Regel auch nicht allzu lange.

    Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    "Und wenn die neue Casa dann fertig ist, wird auch endlich mit Nachwuchs zu rechnen sein, nehme ich an?"


    Natürlich wusste er, dass dies nicht völlig steuerbar war - andererseits war er sicher, dass Albina fruchtbar war - sie war immerhin eine Tiberia - also stand der Planung wohl nichts im Wege.


    Sim-Off:

    Ich nehme mal an, dieses Gespräch liegt zeitlich vor den aktuellen Ereignissen im Tablinum der Casa Purgitia...


    Macer fand die Frage des Consulars etwas direkt, aber er war ja schon von Albina darauf vorbereitet worden, dass man offenbar über ihre Kinderlosigkeit spricht. Und sie hatten ja auch schon etwas dagegen getan, nur wussten sie derzeit eben noch nicht, ob es Früchte tragen würde. Daher blickte Macer erst einmal kurz zu Albina und antwortete dann recht vage. "Ja, früher oder später sollten wir damit rechnen." Was natürlich insofern völlig nichtssagend war, dass man bei einem Ehepaar nach der Hochzeit wohl häufig mit Kindern rechnen konnte, solange die Frau noch nicht zu alt war. Und das war Albina nun definitiv nicht.

    Erst als Macer seine Frage schon gestellt hatte, fiel ihm ein, dass die Antwort sich recht zwangsläufig daraus ergab, wann die beiden jenes besonders bemerksenswerte gemeinsame Abendessen genossen hatten, dass jetzt zu jenen freudigen Folgen führte. Aber sein normalerweise recht verlässlicher Verstand war wohl gerade etwas verschüttet. So nahm er dann die angekündigten sechs Monate als interessante Neuigkeit auf und nickte eifrig. "Ja, bis dahin werden die Arbeiten wohl fertig sein", bestätigte er, auch wenn er im Moment nicht wirklich an sie dachte. Er wurde endlich Vater! Das war besser als Consul werden! Zumindest fühlte es sich gerade so an. Sein Blick wechselte wieder vom Bauch auf Albinas Gesicht und er entdeckte die Spur der Träne, die eben ihre Wange entlang gelaufen war. "Sollen wir Iuno ein Dankopfer darbringen?" fragte er dann, denn er hatte das Gefühl, dass man jetzt irgendwas tun sollte, um diesem freudigen Moment einen guten Rahmen zu geben. Einfach rumstehen und glücklich sein war zwar auch keine schlechte Option, aber irgendwie auch etwas banal.

    "Ich auch", fasste Macer sein Glück in knappe und umso ehrlichere Worte und strahlte dabei bis über beide Ohren. Zum Glück hatte Albina ihn hier im Tablinium mit der guten Nachricht konfrontiert, so dass sie alleine an diesem relativ privaten Ort waren und er daher seinen Gefühlen freien Lauf lassen und Albina einfach streicheln und an sich drücken konnte. Sein Blick wechselte von ihrem Gersicht wieder auf ihren Bauch mit seiner und ihrer Hand darauf. "Wann ist es soweit? Wirklich schon in einigen Wochen?" Dafür kam ihm der Bauch um ehrlich zu sein noch etwas unauffällig vor. Sonst hätte er ja vielleicht selber schon vorher etwas gesehen.

    Es dauerte noch einen kleinen Augenblick, bis Macer nun verstand, was ihm Albina sagen wollte. Sein Gesichtsausdruck wechselte von anfänglicher Überraschung über vollständiges Verstehen hin zu großer Freude. Hätte sich kein Tisch zwischen ihm und Albina befunden, wäre er ihr wahrscheinlich sofort um den Hals gefallen. Außerdem konnte er sich nicht entscheiden, ob er Albina weiter in die Augen schauen sollte oder einen Blick auf ihren Bauch werfen wollte, ob man schon etwas sehen konnte. "Das ist großartig!", stammelte er erst einmal wenig eloquent, während er sich erhob, um den Tisch zu umrunden. Auf der anderen Seite angekommen, nahm er Albina in den Arm, legte eine Hand auf ihren Bauch und wusste immer noch nicht genau, was er sagen sollte. "Ein Geschenk der Götter", brachte er schließlich heraus und es blieb offen, ob er damit das Kind oder Albina oder beide meinte.

    Der Wutausbruch des Praefectus Urbi fiel für Macers Geschmack recht milde aus. Da er sich durchaus eine schärfere Reaktion hätte vorstellen können, nahm er an, dass der Praefectus Urbi mindestens genauso überrumpelt von der offenen Attacke des Kandidaten war, wie Macer es war. Mit einem solchen Auftritt hatte ja nun wirklich niemand rechnen können und Macer musste innerlich noch einmal den Kopf schütteln. Wenn er es genau betrachtete, war hier wohl gerade eine politische Schlacht eröffnet worden, die nur einer der beiden überleben würde. Und wenn er es genau betrachtete, musste sich letzteres nicht zwangsläufig nur auf das politische Überleben beziehen.


    Auch wenn es in der aufgeheizten Stimmung wahrscheinlich ohnehin nichts brachte, konnte sich Macer einen inhaltlichen Kommentar aber doch nicht ganz verkneifen, selbst wenn er in den allgemeinen Reaktionen auf die Auseinandersetzung untergehen sollte. Immerhin ging es hier um das Ansehen und die Rolle des Senates insgesamt, das durfte keinen Senator kalt lassen. "Den Senat aufzulassen wäre eine völlig fatale Konsequenz. Wenn du dich kämpferisch zeigst, sollte das keine ernsthafte Option sein. Selbst in beratender Funktion hat er seine Rolle, die jeder Senator ernsthaft ausfüllen sollte, um den Wert des Senates zu unterstreichen." Das war schließlich Macers eigenes Wahlprogramm als Consul gewesen. Jeder sollte an seinem Platz seine Arbeit machen, um gar nicht erst den Verdacht aufkommen zu lassen, irgendwer könnte überflüssig sein.