Trotz der frühen Ankunft am letzten Abend hatten die Soldaten nicht sofort Ruhe gefunden. Wegen der Nähe zum Feind musste das Lager gut befestigt werden. Starke Nachtwachen waren eingeteilt worden und vor Aufregung hatten viele in der verbleibenden Zeit kaum ein Auge zu bekommen. Trotzdem erwartete man heute von ihnen, in Bestform zu sein und in die Schlacht zu ziehen.
Macer hielt sich nicht lange mit einer Ansprache auf: "Soldaten, heute ist der Tag gekommen, an dem sich zeigt, ob wir die beste Armee der Welt sind. Ihr habt in den letzten Tagen und Wochen viel von eurem Können gezeigt. Ihr habt in schwerem Gelände Lager gebaut. Ihr habt Trockenheit überstanden. Ihr habt aus dem Nichts einen Schiffslandeplatz gemacht. Ihr habt im Eilmarsch eure Schnelligkeit bewiesen. Jetzt ist es an der Zeit, euch im Kampf zu beweisen und euren Kameraden zu helfen."
Tross und Gepäck blieben im Lager zurück, um die Truppe nicht unnötig zu behindern. Aus jeder Centurie blieben die zu sehr erschöpften und die Verletzten zurück, um den Tross zu verteidigen, falls es nötig wäre. In der Schlacht wären diese nicht einsatzfähigen Männer keine Hilfe gewesen. Jetzt halfen sie wenigstens den Eindruck zu vermeiden, der Tross sei unbewacht.
Der Rest der Truppe zog gefechtsbereit, mit aufgesetzten Helmen und Schild am langen Arm aus dem Lager auf die Bergkette zu, die sie vom Versorgungslager trennten. Nach zwei Stunden Aufstieg erreichten sie den niedrigen Gebirgskamm. Die taktische Situation war ungewöhnlich: zum einen hatte der Feind ihre Ankunft am Vortag noch nicht bemerkt und rechnete daher nicht mit einer Attacke. Zudem hätten Reitereinheiten aus dem Tal heraus bei einem Angriff bergauf auf die Legionäre kaum eine Chance. Andererseits mussten die Legionäre sich nun in Schlachtformation aufstellen, den Kamm überqueren und ins Tal hinab - ein Unterfangen, was seine Zeit dauerte und einen echten Überraschungsangriff unmöglich machte. Bis sie angekommen waren, hatte der Feind genug Zeit, sie zu bemerken und sich auf sie einzustellen.
Die Offiziere gruppierten ihre Einheiten aus der langen Marschkolonne um ein eine breite Reihe, die als Front den Berg hinab steigen sollte. Unten in der Ebene mussten sie sich dann zu einer kompakten Wand vereinigen, die den Durchbruch zum Versorgungslager schaffen konnte.
Als die Einheiten auf ihren Positionen waren, bliesen die Hörner zum Angriff. Wenn man den Feind schon nicht überraschen konnte, so mussten man ihn wenigstens gehörig erschrecken. Das Geräusch hallte von den Bergen wider und erfüllte das ganze Tal. Unter rhytmischen Klopfen mit den Speeren auf die Schilde setzten sich die Legionäre hangabwärts in Bewegung. Unter den Feinden im Tal brach überrachtes Chaos aus. Es dauerte eine ganze Zeit, bis sich die dort versammelten Reiter und Fußsoldaten darauf geeinigt hatten, wie sie dem neuen Gegner gegenüber treten sollten. Die tapfer verteidigende fünfte Kohorte innerhalb des Versorgungslagers trug ihr übriges dazu bei, indem sie beim Anblick ihrer Kameraden an den Berghängen in Jubel ausbrachen, um kurz darauf jeden Feind, der sich aus Verwirrung versehntlich ungedeckt oder zu nahe ans Lager heran gewagt hatte, mit einem Hagel aus allen erdenklichen Wurfgeschossen vollends aus der Fassung zu bringen. Hatte Macer beim ersten Beobachten noch gesehen, wie die Legionäre einen Angriff mit Hilfe von Schanzwerkzeugen abwehrten, bemerkte er nun, dass die Soldaten sogar mit ihren bronzenen Kochtöpfen nach den Gegner warfen und damit gar nicht mal unbeträchtliche Erfolge gegen die nach wie vor überraschten Feinde erzielten. Der Kommandeur der fünften Kohorte musste seinen Männern wahren Heldenmut eingeimpft haben.
Als die Legionäre von den Berghängen hinab gestiegen waren und ihren Schildwall formten, sahen sie sich aber immerhin einer halbwegs organisierten Masse von verschieden bewaffneten und gepanzerten Reitern, berittenen und unberittenen Bogenschützen (oder ehemals berittenen Bogenschützen, die inzwischen ihr Pferd eingebüßt hatten oder in der Eile nicht mehr zum Satteln gekommen waren) sowie einigen Fußtruppen gegenüber. Langsam rückten die Gruppen aufeinander zu. Die offene Schlacht war das Metier der schweren römischen Infantrie, hier konnten die Legionäre glänzen. Der Feind versuchte sie, mit Pfeilbeschuss zum Anhalten zu bringen, aber gegen die dicht gestaffelten Schilde half dies wenig. Die feindliche Reiterei war der Legionskavellerie zwar zahlenmäßig überlegen, schaffte es aber trotzdem nicht, die Schlachtreihe zu umrunden, um sie von hinten zu attackieren oder die hohen Offiziere in Gefahr zu bringen. Die Legionäre hatten die letzten Meter schweigend zurück gelegt, nur das Klappern und Klirren von Metall war zu hören. Jetzt erschallten ein paar scharfe Befehle aus den Mündern der Centurionen und die ganze Reihe macht einen Satz nach vorne und schleuderte einen Hagel von Wurfspeeren auf den Gegner. Fast zeitgleich zogen sie ihre Schwerter und machten sich um Nahkampf bereit. Während die feindlichen Fußtruppen noch mehr oder weniger erfolgreich versuchten, die Speere abzuwehren oder ihnen auszuweichen, ohne ihre Vorwärtsbewegung maßgeblich zu bremsen, machten die Wurfgeschosse den Reiter und vor allem deren Pferden schon größere Probleme. Das führte dazu, dass Sekunden später der Schildwall der Legionäre auf eine nur noch stellenweise geschlossene Formation krachte. Die Wucht der acht Mann tief stehenden Schlachtreihe überrollte die Feinde fast wie eine Dampfwalze. Viele lagen bald schon am Boden, bevor sie auch nur einen Schwerthieb abbekommen hatten.
Natürlich kam den Legionären auch zu Gute, dass sie zahlenmäßig so weit überlegen waren, dass der Gegner seinen Vorteil der starken Reiterei nicht zur Geltung bringen konnte. Schon nach wenigen Minuten war der Feind in alle Richtungen auseinander getrieben und auch die Schlachtreihe zerfiel in mehrere Einzelteile. Während sich zwei Kohorten bis zum Zugang des Versorgungslagers durchgeschlagen hatten und der Auftrag der Rettung der Kameraden damit erfüllt war, setzten die anderen in kleinen Gruppen den flüchtenden Feinden nach, bis sie "getötet" waren oder das Tal in nördlicher Richtung verlassen konnten.