Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    Auch wenn in der Einladung keine Zeit genannt worden war, hatte Macer herausgefunden, wann es angemessen war zu erscheinen und hatte sich auf den Weg gemacht, eben zu jenem Zeitpunkt an der Casa Sergia einzutreffen. Abgesehen von seinem Laufburschen, der ihn selbstverständlich begleitete, kam er alleine, denn seine Tochter war noch viel zu klein, um sie zu so einer Feier mitzunehmen und eine andere Begleitung war keine Option. Andererseits war es eine ganz nette Abwechslung, mal wieder ein gesellschaftliches Ereignis zu besuchen, von denen er in letzter Zeit nicht an allzu vielen teilgenommen hatte. Dementsprechend hatte er sich in eine seiner besten Togen kleiden lassen, war ordentlich frisiert und mit sauber geputzten Schuhen unterwegs, als er sich in die Schar der eintreffenden Gäste einreihte. Da er sich nicht erinnern konnte, schon einmal in der Casa Sergia zu einer Feier zu Gast gewesen zu sein, schaute er sich um, während er auf die Begrüßung durch die Gastgeber wartete und warf dabei auch schon einen Blick auf die sonstigen anwesenden Gäste.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala


    "Erneut muss ich dein Verständnis meiner Worte korrigieren, denn ich spreche nicht vom Ausmerzen eines Phänomens", begann Macer seine neuerliche Antwort. "Warum auch sollte ich Lob und Auszeichnung abschaffen wollen? Es beginnt doch schon im Kindesalter, dass man Kinder für ihre ersten Schritte lobt und ihre ersten Worte, die Jungen später dann für ihren ersten Sieg beim Ringen und schließlich die jungen Männer für ihre erste öffentliche Rede. Ich sehe keinen Anlass, daran etwas zu ändern", gab sich Macer sehr überzeugt. "Im Phänomen der Auszeichnung sehe ich auch gar nichts negatives. Ich kann nur jedem jungen Mann raten - und jedem älteren ebenso - ein Unternehmen nicht danach zu messen, ob es ihm Anerkennung und Auszeichnung verspricht, sondern eben daran, ob er ohne jede Betrachtung solcher angenehmen Nebenwirkungen bereit ist, die nötige Arbeit zu leisten und in der Lage wäre, mit Stolz und Zufriedenheit auf das Ergebnis zu blicken, ganz gleich ob er etwas erreicht hat, was unseren Nachfahren zum Vorbild taugt. Das war es, was ich unserem jungen Flavier hier eben sagte und was ich mitteilen wollte", widerholte er dann noch einmal seine Position, die sich überhaupt nicht damit beschäftigte, wer unter welchen Bedingungen Auszeichnungen verteilte, sondern einzig mit der Einstellung der potenziellen Empfänger.


    "Die Gerechtigkeit, die du ansprichst, ist jedoch ein interessanter Aspekt und kommt auch der Diskussion zur Korruption gelegen", griff er dann aber auch noch die anderen Aspekte auf. "Du definierst Gerechtigkeit offenbar so, dass jeder entsprechend seiner Leistung dasselbe erhält; für dieselbe Arbeit also zwei Männer auch dieselben Auszeichnungen erhalten müssen. Dabei setzt du allerdings stillschweigend wieder voraus, dass Auszeichnungen einen Wert besitzen. Tun sie es nicht, ist auch ein Vielfaches genauso wenig wert wie ein Einzelnes", rief er dann sein auf Hochglanz poliertes Ideal noch einmal in Erinnerung. "Wenn ich dir für eine Tat drei fruchtlose Apfelbäume schenke und der Flavius schenkt einem anderen für dieselbe Tat dreißig, dann ist dies doch dennoch gerecht, denn ihr habt beide ein Geschenk erhalten und trotzdem gleich wenig Nutzen davon, oder nicht?" fragte er dann, wartete aber nicht auf eine Antwort. "Aber das ist zweifellos nur eine ideale Theorie und in der Praxis verbindet selbst der Idealist einen Wert mit Auszeichnungen. Die Frage, die sich dann mir stellt ist jedoch die, ob auch der Maßstab der Gerechtigkeit für alle derselbe sein kann und ob eine Auszeichnung nicht auch dadurch einen Wert erhält, dass sie von einem bestimmten Gremium beschlossen oder an einem bestimmten Tag überreicht wird? Macht es einen Unterschied, ob mir der Senat oder der Kaiser eine Inschrift gewährt? Macht es einen Unterschied, ob sie am Festtag des Ianus oder am Festtag des Mars enthüllt wird? Ist der Sieg in einem Gerichtsprozesses gleich viel Wert, wenn ein unerfahrener Anwalt gegen einen Consular gewinnt oder ein gestandene Advocat gegen seinen unerfahrenen eigenen Sohn? Meine These ist, dass es niemals möglich sein wird, ein Maß zu finden, nach dem Lob und Auszeichnung von allen mit demselben Wert gemessen wird. Und daraus ergibt sich für mich eben die Folgerung, dass ich überhaupt nicht danach streben sollte, mich daran zu messen, denn ein Maß, das jeder anders verwendet, taugt nicht zum Vergleich. Es ist ein nettes Zubrot und kann einen aufbauen, wenn man sein eigenen Maß oder auch das eines anderen übertroffen hat, vor allem wenn man weiß, dass dieser ein strenges Maß anlegt, aber am Ende ist es wenn überhaupt doch nur die Tat, die sich objektiv messen lässt."

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Ich habe derartiges bereits gehört... allerdings in Bezug auf die neue Lotterie, welche die kaiserliche Kanzlei eröffnet hat. Spiele, aber denke nicht weiter daran. Tust du es so, wird dich das Glück im Falle eines Gewinns aus heiterem Himmel treffen und du wirst vorher keine Not in banger Erwartung gelitten haben. Tust du es nicht, wird dich die Sorge zerfressen ob du gewinnst, weil du deine Gedanken nicht davon lassen kannst.", lächelte Vala sehr wohl wissend worauf der Purgitius anspielte, "Ebenfalls eine nette Theorie, der ich aber wiederum zwei Dinge entgegenhalten muss:
    1. die Prägung Roms. Trotz der Armee der namenlosen Leistenden sind wir umgeben vom Andenken an hunderte verdiente Bürger der Stadt die uns tagtäglich daran gemahnen was es zu erreichen gab und immernoch gibt. Wer könnte ernsthaft jenen einen Vorwurf machen, die ihnen nacheifern? Das ganze Leben ist ein Spiel... und viele spielen nicht nur um des Spielens willen, das sollte man akzeptieren.
    2. Gerechtigkeit ist ein großes Anliegen meiner selbst. Gehen wir also davon aus, dass niemand mehr in Erwartung einer Auszeichnung große Leistungen vergibt. Das eröffnet meines Erachtens nach Korruption und Willkür Tür und Tor, denn wer müsste noch nachvollziehbare Leistungsparameter verfolgen, wenn sich doch eh niemand mehr dafür interessiert? Der eine bekommt dann eine Auszeichnung, der andere mit derselben Leistung nicht... wen kümmert's, erwartet sich doch eh niemand eine?


    Nein, das sind zwei Gründe die gut genug für mich sind dein Ideal zwar als ein schönes, aber auch als ein nicht praktikables anzusehen, Purgitius."


    "Das schöne an Idealen ist doch, dass man sie immer auf Hochglanz polieren darf, nicht wahr?" antwortete Macer geradezu strahlend angesichts dieser zumindest partiell philosophischen Debatte. Von der Tatsache, dass in der Praxis keine noch so reine Lehre ihre ebenso reine Umsetzung fand, wollte er sich den Spass an einer abendlichen Diskussion in geselliger Runde jedenfalls nicht nehmen lassen. Pragmatische Argumentationen konnte er im Senat genug vorbringen, da durfte es hier seines Erachtens auch mal eine idealistische sein.


    "Und ich spreche doch gar nicht davon, dass ich jemandem einen Vorwurf mache, wenn er unseren Vorfahren nacheifert. Nein, ich nehme dies niemandem übel, wenn er dies tut. Ich sage nur, dass dies nicht unbedingt der beste Weg ist, wenn man Zufridenheit mit sich und seinem Leben anstrebt. Wer sich vom Ehrgeiz zerfessen lassen möchte bis er den gewünschten Grad an Bekanntheit erreicht hat, möge das gerne tun", gestand Macer dann im ersten Punkt zu, da das Argument nicht ganz seinen eigentlichen Punkt traf.


    Im zweiten Argument glaubte er indes, einen Widerspruch zu sehen. "Was die Korruption angeht, kann ich dir jedoch nicht ganz folgen. Wenn die Vergabe von Auszeichnungen niemanden kümmert, weil sich niemand eine erwartet, wie soll dann die Aussicht auf eine willkürlich erlangte Auszeichnung einen Menschen korrumpieren? Nehmen wir für einen Augenblick einmal die völlig idealistische Position ein, dass Auszeichnungen tatsächlich keinen Wert besitzen, weil niemand danach strebt. Betrachten wir Auszeichnungen somit für einen Moment als nichtiges Ding, nutzlos wie einen Apfelbaum der keine Früchte trägt." Als Besitzer einer Obstplantage bei Mediolanum kannte sich Macer mit Apfelbäumen schließlich aus. "Dann ist es doch kein Akt von Korruption oder Willkür, wenn der eine keines von diesen nichtigen Dingen besitzt und der andere hundert. Oder neidest du deinem Nachbarn auch seine drei fruchtlosen Apfelbäume, weil du selbst nur einen hast?"

    Da Macer der Antwort des Ducciers nicht ganz folgen konnte, ließ er sich gleich wieder das Wort geben. "Du sagst, dass ein gewisser Bildungsstandard, der bisher durch einen Cursus der Schola gegeben war, in Zukunft sowohl durch Privatlehrer und durch Schulen gegeben sein wird", begann er mit einem nahezu wörtlichen Zitat. "Das ist wünschenswert, hat aber faktisch keine gesetzliche Grundlage. Nirgendwo ist festgeschrieben, was ein Privatlehrer zu unterrichten hat. Nirgendwo ist festgeschrieben, wer eine Schule eröffnen darf. Und da es eben nicht mehr DIE EINE Schola geben wird, die Abschlüsse verteilt, sondern tausende Lehrer, ist es doch völlig egal, ob jemand öffentlich verkündet, Gaius hätte bei ihm den Elementarschulabschluss gemacht, da niemand garantieren kann, was das bedeutet. Und deshalb halte ich es für einfacher, im Gesetz festzulegen, was wir erwarten. Denn nur auf das was wir hier wollen kommt es an. Alles andere ist meines Erachtens komplizierter."


    Sim-Off:

    Die Schnittstelle sind wie gesagt die Spielregeln. Ohne CRV kein Wahlrecht. Selbst ohne irgendeine Art von Sim-On-Gesetz würde das gelten, solange wir es nicht aufheben.
    Dass man für bestandene Kurse einen Tab-Eintrag bekommt und dass man ohne Kurs eben keinen solchen Tab-Eintrag bekommt ist von dem, was in einem Sim-On-Gesetz steht, völlig unabhängig. Beförderungen schlagen sich ja auch im Tabularium nieder, ohne dass es ein Gesetz gbit, nachdem Ernennungen aushangpflichtig sind.

    "Hört, hört!", ließ sich Macer vernehmen, als der Consul bekannt gab, dass nicht nur das Ulpianum fertig geworden war, sondern dass sogar trotz der ungeplant langen und mehrfach unterbrochenen Bauzeit das Budget noch eingehalten worden war. Im Baugewerbe grenzte das wohl an ein mittleres Wunder und der verantwortliche Baumeister würde sich wohl in Zukunft vor Aufträgen nicht retten können.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Also stellen wir fest, dass wenn der letztliche Effekt der gleiche ist, es eigentlich keine objektive Grundlage zur Bevorzugung der einen oder der anderen Motivation zur Leistung gibt, SOLANGE diese Leistung eben erbracht wird. Für Urbs und Populus ist der Effekt schließlich der gleiche.", stelle Vala den Zwischenstand fest und holte nun die für ihn logische Konsequenz heran, "Wenn beide also diesselbe hervorstechende Leistung erbracht haben, warum sollte ich beide nicht mit der Anerkennung versehen die sie für ihre Leistungen objektiv gesehen verdient haben? Den einen, auch wenn er es haarklein darauf angelegt hat, wird es freuen, schließlich hat er bekommen was er sich erarbeiten wollte und kann nun stolz seine Errungenschaften herumzeigen. Derjenige, der sich aber nichts dergleichen erhoffte und auch nichts auf derartige Anerkennung gibt, aus welchem Grund auch immer, kann sie sich in den Keller stellen, dorthin verstauben lassen und sich weiterhin damit zufrieden geben sein möglichstes und bestes für Rom getan zu haben... wie es nunmal seiner Art entspricht. Alles ist gut, Rom ist gedient und jeder ist zufrieden...", hielt Vala einen Moment inne um deutlich zu machen, wie wenig doch eigentlich alles in Ordnung war, "Was in soweit ungefährlich ist, bis der eine sich zum Standard erhebt und meint, alle anderen hätten sich nach seinem Vorbild zu richten. Im Fall derer, die eine Passion für öffentlich sichtbare Prestigebeweise hegen kaum ein Problem... wenn jemand, der nichts auf Auszeichnungen und Anerkennungen gibt, nun eben eine Diploma bekommt stellt kann er sie rein theoretisch im Keller verstauben lassen und fertig ist die Chose. Wenn nun allerdings jemand, der auf eine solche Auszeichnung hingearbeitet hat, keine bekommt... weil sein Vorgesetzter rein zufällig zu jenen gehören die sich aus derartigen Auszeichnungen nichts machen und auch dem Gedanken aufgesessen ist, dass er sich auch nicht mit der Thematik auseinander zu setzen habe... wie groß ist da die Gefahr, dass durch solche Trugschlüsse motiverte junge Römer enttäuscht oder verprellt werden können?"


    Erneute hörte Macer aufmerksam zu und begann etwa in der Mitte des Vortrags wissend zu lächeln, denn er glaubte erkannt zu haben, worauf der Gastgeber hinaus wollte. "Eine sehr stringente Argumentation, Duccius, der ich in ihrem Aufbau gar nicht widersprechen will", begann er dann seine Antwort. "Wenn eine Arbeit lobenswert verrichtet wurde, dann ist es unpassend, sie nicht zu loben. Ganz gleich, ob der Urheber der Arbeit sie in der Hoffnung auf ein Lob verrichtet hat oder aus anderen Gründen. Aber das ist gar nicht der Punkt meiner Ausführungen und meines Ratschlags an unseren jungen Flavier hier gewesen", kam er nach seinem anfänglichen Lob für die Argumentation dann zum Widerspruch. "Mir geht es gar nicht um jenen, der die Auszeichnung versäumt, sondern um die Erwartung desjenigen, der die Arbeit verrichtet. Denn schauen wir uns ihn an: Hat er die Arbeit gut verrichtet und sich gar kein Lob erwartet, so kann er nicht enttäuscht sein und wird es erst Recht nicht sein, wenn er trotzdem ein Lob erhält. Hat er jedoch ein Lob erwartet, wird er enttäuscht sein, wenn er keines enthält, obwohl er seine Arbeit gut verrichtet hat. Und ist das nicht eine wichtige Lehre, die man beherzigen sollte, nämlich dass man auf seine eigene Arbeit mit Zufriedenheit blicken sollte, wenn sie gut ist, ganz gleich ob andere sie loben? Erwarte wenig und gewinne viel, möchte ich meinen! Wer nicht mehr erwartet, als am Ende mit seiner eigenen Arbeit zufrieden zu sein, der braucht am Ende auch niemand anderen als sich selbst für seine Unzufriedenheit verantwortlich zu machen. Und an sich selbst kann er arbeiten und an seinen Enttäuschungen wachsen, während er aus der Enttäuschung, die er durch andere erfahren hat, viel weniger Lehren ziehen kann. Wer das Lob von Anfang an einplant, der kann nur seinen Mangel betrauern. Wer es als optionales Extra betrachtet, kann sich seiner Anwesenheit erfreuen." Zweifellos lief das auf eine philosophische Lehrdebatte heraus und die Frage, was ein glückliches Leben ausmachte. Dass Macer da auf der Seite derjenigen stand, die wenig zu ihrem Glück brauchten, würde in der besseren Gesellschaft Roms aber wohl niemanden überraschen.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives
    "Gibt es sonst noch etwas, das ich für dich tun kann?", erkundigte er sich direkt im Anschluss daran, während er seinen Stilus wieder wegsteckte. Und würde der Purgitier verneinen, so befände sich Aglaopes nach kurzer Verabschiedung schon bald darauf wieder auf dem Weg in die Archive...


    "Nein, das war schon alles", antwortete Macer. "Vielen Dank für deine Hilfe und Vale!", verabschiedete er sich dann auch gleich und machte sich wieder auf den Weg, die Basilica zu verlassen.

    Auch wenn Macer den Ausführungen aufmerksam und interessiert folgte, konnte er noch nicht ganz abschätzen, in welche Richtung der Gastgeber nun zu argumentieren gedachte, aber die Herleitung schien ihm auf jeden Fall ausgewogen. Offenbar war das Beispiel, das nun kommen sollte, wohlvorbereitet und so spielte Macer dabei gerne mit. "Nein, wenn beide dasselbe Ergebnis unter denselben Rahmenbedingungen erreicht haben, dann hat die Arbeit beider denselben Wert, ganz gleich ob sie sie zum Mehren des Ruhms ihrer Familie oder aus einem beliebigen anderen Grund verrichtet haben", antwortete er daher klar und präzise auf die an ihn gerichtete Frage und war gespannt, wie es nun weiter ging.

    Zu Macers Freude schien der Duccier gut vorbereitet zu sein, indem er die betreffenden Passagen der aktuellen Gesetze tatsächlich vorliegen hatte und darauf für die nötigen Änderungen Bezug nehmen konnte. Was die Grammatikschulen juristischer Prägung betraf, überließ er gerne den zahlreichen praktizierenden Anwälten unter den Senatoren den Vortritt, aber bezüglich der Elementarschulen hatte er selber eine Anmerkungen. "Ich denke, die vorgeschlagenen Formulierung ist bezüglich der Elementarschulen zu restriktiv. Immerhin ist es gerade hier in diesen Hallen nicht unüblich, dass unsere Kinder nicht auf eine Elementarschule gehen, sondern von Privatlehrern unterrichtet werden. Auch für Grammatikschulen trifft im wesentlichen dasselbe zu. Ich fürchte aber, es wäre reichlich unpraktikabel, wenn nun jeder Hauslehrer oder jeder Vater einen öffentlichen Aushang anfertigen muss für jeden Privatschüler, der einen Abschluss geschafft hat, oder nicht?", fragte er in die Runde und dann auch an den Duccier gerichtet.


    Während er sprach, kam ihm noch ein zweiter Punkt und der war womöglich sogar noch gewichtiger, so dass er ihn gleich anfügte. "Im übrigen sollten wir nicht übersehen, dass es keine gesetzliche Vorgabe gibt, was in einer Elemetarschule gelehrt werden muss. Wenn wir nun lediglich fordern, dass eine solche besucht worden ist, haben wir hier womöglich eines Tages einen Kandidaten mit einem nachweislichen Abschluss im Ballspielen und Nähen, was zweifellos nicht die Intention des Gesetzes ist, es aber dennoch erfüllen würde. Wäre es daher nicht praktischer, einfach die Anforderungen ins Gesetz zu schreiben, also dass ein Kandidat lesen, schreiben und rechnen können muss?"


    Sim-Off:

    In den Spielregeln ist ja eh verankert, dass man für das Wahlrecht den CRV braucht: http://www.imperiumromanum.net/cms.php?a=v&p=309
    Da muss glaub' ich nur angepasst werden, dass der nicht mehr von der Schola ist.

    Auch wenn er den Verweis auf die zur Verfügung stehende Wachstafel durchaus höflich fand, überging Macer diesen geflissentlich und schaute den Mann einfach so weiter an. "Danke, sehr freundlich. Du kannst dem Decemvir ausrichten, dass ich, Senator Purgitius Macer, bereit bin das Erbe meines verstorbenen Cousins Purgitius Licinus anzunehmen", brachte er seine Nachricht dann mündlich vor. "Du kannst es ja aufschreiben, wenn du befürchtest, es bis morgen früh zu vergessen", fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Man sollte hierbei allerdings nicht aus den Augen verlieren, Purgitius, dass deine Lebensgeschichte eine absolute und bisher fern jeder Wiederholung verbleibende Ausnahme ist.", konnte Vala dann doch nicht an sich halten und schaltete sich mit einem Ton zwischen Bewunderung und Spott ein, weil der Purgitius es sich hier viel zu einfach machte, "So bewundernswert ich deine Hingabe auch finde, Purgitius, muss ich doch für meinen Teil konstatieren, dass es nicht wenige gibt, die sich soviel Passion ohne Aussicht auf Meriten irgendeiner Art einfach nicht leisten können. Ambitio ist eine Triebfeder des menschlichen Tuns und spielt eine große Rolle in der Geschichte Roms, aber ich behaupte, dass die wenigsten Männer, deren Statuen man heute auf dem Forum, an den Tempeln oder im Palatin sieht, dorthin gekommen sind weil sie in Demut und Bescheidenheit ohne Aussicht auf Anerkennung ihrer Leistungen ihren Dienst an Rom und den Römern versehen haben. Wenige... nicht niemand."


    "Und wie viele Männer haben wohl schon ihren Dienst an Rom versehen, ohne eine Statue auf dem Forum oder an einem der Tempel bekommen zu haben?", fragte Macer konziliant zurück und griff zum Wein. Es schien ihm ein gutes Gespräch zu werden, was sich hier entwickelte. "Machen wir uns doch nichts vor: Keinem Bandenchef in der Subura setzt irgendjemand ein Denkmal, und doch handelt es sich um gefürchtete Männer. Was nicht bedeutet, dass sie Rom dienen - aber sie sind mächtig und einflussreich, was nun einmal ein übliches Ziel für einen tatendurstigen Mann ist. Sie sind jedenfalls mächtiger und einflussreicher als Senator Gaius aus der letzten Reihe, auf den Papa so mächtig stolz war, dass er ihm eine Statue in irgendeinen Tempelgarten gestellt hat. Und der dafür im übrigen auch nicht ernsthaft was für Rom geleistet haben muss", baute Macer das vom Gastgeber begonnene Beispiel dann munter um.


    "Im Übrigen haben unsere verstorbenen Vorfahren, deren Statuen wir andächtig betrachten, zu ihren Lebzeiten keinen einzigen Vorteil daraus ziehen können, dass wir sie nun als Vorbilder betrachten. Ich sage nicht, dass niemand von ihnen genau diese Bewunderung der Nachwelt als Ziel vor Augen hatte, aber wenn, dann war das doch wohl eine etwas langfristigere Planung als die bis zur nächsten Wahl", führte er dann weiter aus, ohne damit irgendein Argument völlig widerlegen zu wollen. Immerhin ging es bei so einem gemütlichen Abendessen darum, den freien Gedankenaustausch zu pflegen und nicht darum, eine Senatsdebatte zu gewinnen. Und selbst da braucht man ja nur die Mehrheit und nicht zu Zustimmung aller.

    Seine täglichen Aktivitäten führten Macer ohnehin nahezu täglich ins Herzen Roms, da fiel ihm der Abstecher zur Basilica Ulpia nicht schwer. Zumindest von der körperlichen Anstrenung her nicht, denn emotional war es natürlich schon belastend, dass sein Cousin verstorben war. Er hatte zwar zuletzt nur sehr sporadisch Kontakt mit ihm gehabt, aber da Macer nicht allzu viele enge Familienmitglieder hatte, wog jeder Tod natürlich umso schwerer.


    Aber darauf kam es hier nicht an, denn das Annehmen eines Erbes war im wesentlichen ein bürokratischer Akt, für den er hier beim zuständigen Decemvir vorsprechen wollte. "Ist Decemvir Iulius Dives zu sprechen oder kann ich ihm hier eine Nachricht hinterlassen?" fragte er den erstbesten Mann, den er vorfand und der ihm kompetent erschien.

    So sehr Macer einen einfachen Pragmatismus auch schätzte, so sicher war er sich in diesem Fall, dass eine schlichte Streichung eines Teiles der Gesetzessammlung nicht ausreichend war. "Ich fürchte, ganz so einfach wird es nicht vonstatten gehen können", merkte er daher mit einer weiteren Wortmeldung an. "Man möge mir verzeihen, dass ich den Codex Universalis nicht vollständig im Wortlaut im Kopf habe, da ich nicht als Anwalt tätig bin, aber soweit es mir geläufig ist, wird an anderen Stellen auf die Schola Atheniensis Bezug genommen. Zumindest diese Stellen müssen wir zeitgleich mit der Streichung des Pars Tertia korrigieren, sonst entsteht ein inkonsistentes Gesetz", führte er dann seinen Einwand genauer aus.

    Zum Kompromissvorschlag und dessen Herleitung hatte Macer zunächst keine weiteren Wortbeiträge, zumal sich die Diskussion in eine ihm sehr richtig erscheinende Richtung bewegte. Erst später meldete er sich daher zu Wort, um eine Anmerkungen und eine Unterstützungsbekundung anzubringen. "Ich stimme Duccius Vala zu, dass eine generelle Regelung, nach der auf Vernachlässigung der Amtspflichten oder mangelnde Pflichterfüllung geklagt werden kann, diesen und sicher auch weitere Fälle abdeckt, so dass wir auf eine spezielle Regelung in diesem Paragraphen verzichten können", lautete dabei der erste Teil seiner Ausführungen. "Beim Gesetzestext selber stellt sich mir noch die Frage, ob wir nun explizit festhalten wollen, wo die Rede zu den Res Gestae zu halten ist, also in der Curia oder außerhalb", kam er dann zu seiner Anmerkung. "Der aktuelle Textvorschlag macht dazu keine Angabe, suggeriert aber zumindest mir mit seiner Formulierung, dass die Rede vor dem Senat und damit in der Curia zu halten ist. Mein Eindruck aus dieser Diskussion war indes, dass es dazu auch deutlich andere Meinungen gibt." Eine erneute Darlegung seiner eigenen Meinung ersparte er sich und den anderen dabei, denn er ging davon aus, dass die verschiedenen Positionen hinreichend bekannt waren.

    Wie es sich für eine Kulisse gehörte, verfolgte Macer zunächst schweigend die Diskussion des ersten Vorschlags und genoss währenddessen die aufgetischten Speisen. Ein wenig schweiften seine Gedanken auch ab, wann er mal wieder ein Essen geben könnte und ein klein wenig dachte er auch darüber nach, was er wohl sagen könnte, falls man ihn später tatsächlich darum bat, auch mal einen Vorschlag in den Raum zu stellen.


    Als der Gastgeber dann aber mit der Aufzählung verschiedener Punkte begann, hörte er wieder genau zu, denn geordnete Listen mit Punkten darauf waren einfach toll. "Einen sechsten Punkt würde ich an dieser Stelle noch anfügen", mischte er sich schließlich ein. "Und zwar einen, der mir persönlich immer sehr wichtig war: Du solltest dich immer fragen, ob du eine Idee auch dann verwirklichen magst, wenn am Ende nichts weiter stehen wird, als dass du eben diese Idee verwirklicht hast." Er schwieg einen Augenblick, damit die Zuhörer auch über diese Worte nachdenken konnten, bevor er weitersprach. "Ich erinnere mich zum Beispiel noch gut daran, als ich vor der Entscheidung stand, zum Consulat zu kandidieren", fuhr er dann fort und war sich bewusst, dass es bei seinem schlechten Gedächtnis an ein kleines Wunder grenzte, dass er sich daran tatsächlich noch erinnern konnte. "Zweifellos war das Consulat nach meiner Praetur der nächste logische Schritt und ich war mir den sich daraus ergebenden Herausforderungen und den wichtigsten Implikationen bewusst. Es war mir auch klar, welche Vorteile für meine weitere Karriere ich daraus ziehen konnte und ich hatte auch Pläne, was ich für Rom tun wollte. Nicht zuletzt wäre ein Consulat sicher auch die bessere Wahl gewesen, als einfach nur Senator zu sein, so wie ich es jetzt bin." Mit einem feinen Lächeln schaute er in die Runde. "Die Punkte auf der Liste von Senator Duccius waren somit alle erfüllt, möchte ich meinen. Und trotzdem habe ich erst dann kandidiert, als ich der Überzeugung war, dass ich genau in dieser Amtszeit Consul sein wollte, egal wie es ausgehen würde. Ich war überzeugt, dass die Kandidatur auch dann eine gute Sache sein würde, über die ich mich freuen würde, wenn ich nicht gewählt würde. Ich war überzeugt, dass ich am Consulat Freude haben würde, auch wenn ich meine Ziele für die Amtszeit nicht erfüllen würde. Und ich war überzeugt, dass ich zufrieden auf das Consulat zurückschauen würde, auch wenn es mir später nicht die erhofften Vorteile brachte. Und siehe da, hier sitze ich nun als Consular, schaue glücklich auf mein Consulat zurück, ohne Statthalter zu sein oder irgendetwas vollbracht zu haben, was der Mehrheit von euch bekannt wäre", gab er dann jedem der Anwesenden die Gelegenheit, seine Worte gleich an ihren eigenen Erinnerungen zu überprüfen. "Und wenn ich noch einmal in diese Situation komme, werde ich wieder kandidieren. Und wenn du, Flavius, für deine Idee dieselbe Überzeugung fühlst, dann ist es eine gute Idee!"

    Einigermaßen genervt vom Diskussionsstil der letzten Minuten wartete Macer eine Weile ab, bis ihm die Atmosphäre wieder soweit zusagte, dass er an eine konstruktive Debatte glaubte.


    "Meine persönliche Präferenz ist es, dies im Wesentlichen aus den Beschreibungen der Amtspflichten herzuleiten, wie sie zum Beispiel im Codex Universalis oder weiteren Gesetzen gegeben sind", setzte er dann zu einer Antwort auf die an ihn gerichtete Frage an. "Für den von dir genannten Praetor finden wir da natürlich die Durchführung von Prozessen, über die aber wie bereits erwähnt wurde die Verhandlungsprotokolle zweifellos alles Relevante aussagen. Aber wie ist es mit anderen Dingen, zum Beispiel den Eröffnungsvoraussetzungen? Die Verhandlungsprotokolle geben schließlich nur Auskunft über Verhandlungen, die stattgefunden haben. Aber wo wird festgehalten, bei welchen Klagen der Praetor entschieden hat, dass kein hinreichendes öffentliches Interesse besteht und daher kein Verfahren eröffnet wird?", konstruierte er dann ein Beispiel, was sicher nahezu alltäglich war. "Ich halte es aus vielerlei Gründen für relevant, dass eine solche Handlung schriftlich dokumentiert ist. Sei es, weil jemand diese Entscheidung anfechten mag oder weil ein späterer Praetor auf eine solche Entscheidung als Präzedenzfall verweisen mag. Wie sollte so etwas möglich sein, wenn niemand verpflichtet ist, eine solche Entscheidung als relevante Amtshandlung zu dokumentieren?" fragte er dann. "Im Prinzip denke ich, dass man sich am Aedilat orientieren kann, um einen sinnvollen Umfang der Dokumentation abzuschätzen", machte er dann einen konkreten Vorschlag der sich nicht zufällig auf jene Magistratur bezog, die ihm selber besonders viel Freude bereitet hatte. "Wenn ich mich an meine Amtszeit recht entsinne, wurden genehmigte Betriebe, verfügte Betriebsschließungen, Edikte, beurkundete Betriebsverkäufe und ähnliches dokumentiert. Wieviele Fleischerbetriebe pro Woche kontrolliert wurden oder wie viele Löwen für die Arena gekauft wurden, dagegen nicht. Ich denke, mit diesem Umfang der Dokumentation waren bisher weder die Aedile überfordert noch wurde eine juristisch relevante Lücke hinterlassen, die Entscheidungen anfechtbar machen. In dieser Art könnte ich mir eine Definition von Relevanz vorstellen, die sich aus dem Usus ergeben wird", schloss er dann seine Antwort ab und schaute den Consul an, was dieser darauf erwidern mochte.

    Macer war sehr erfreut darüber, dass sein zweiter Anlauf nun offenbar Klarheit geschaffen hatte und dass er darüberhinaus offenbar nur Punkte angesprochen hatte, die dem Kern des Anliegens nicht im Weg standen. "Das können wir gerne tun, denn wenn wir uns über das Ziel schon einig sind, können wir die Darstellung sicher später diskutieren", antwortete er daher und nahm wieder Platz, nur um auf halbem Weg doch wieder aufzustehen. "Aber deinen vollständigen Gesetzentwurf würde ich schon gerne noch hören, auch wenn wir uns über das Ziel schon einig sind", wollte er dann nämlich noch sagen, um einen schon früher in der Debatte geäußerten Vorschlag aufzugreifen und zu unterstützen. Es diskutierte sich halt so schlecht, wenn die konkreten Fakten nicht auf dem Tisch lagen und alle allgemeinen Themen auf andere Sitzungen vertagt wurden. Mit dieser Bitte nahm er dann wieder Platz und war gespannt auf die weiteren Darlegungen.

    Die Rückfrage ließ Macer etwas verwundert dreinblicken, denn eigentlich hatte er gedacht, dass er sein Anliegen gut betont hatte. Aber da dies offenbar nicht der Fall war, musste er wohl noch einmal das Wort ergreifen. Wenn man hier schon von Bildung sprach, mussten ja ohnehin die Senatoren mit gutem Beispiel für rhetorische Bildung vorangehen.


    "Nun, vielleicht sollte ich erklären, dass es mir weniger um einen Vorschlag zur Abänderung oder Ergänzung deiner Bemühungen geht, sondern um eine Anmerkung zur Wirkung der Reform. Wie ich eben sagte, darf meines Erachtens nicht der Eindruck entstehen, der Senat von Rom erkläre Bildung für unwichtig, indem er die Schola schließt, Eintritt für die Bibliothek verlangt und eine bürokratische Kontrolle von Lernerfolgen einführt. Denn dies ist schließlich nicht unsere Intention, sondern das Gegenteil sollte der Fall sein: Es sollte Freiheit geschaffen werden, dass jeder dort und von dem lernen kann, von dem er lernen mag. Kein institutioneller Zwang, kein beschränkter Zugang, kein umständlicher Nachweis. Die Botschaft muss lauten, dass derjenige, der gebildet ist, auf den Straßen und in den Hallen Roms willkommen ist und dass derjenige, dem es an Wissen und Bildung mangelt, jede nur erdenkliche Möglichkeit hat, diesen Mangel zu beseitigen", sprach er mit frischem Elan in der Stimme, als wäre das seine Reform, die er hier anpries. Dabei ging es ihm nur darum, den einfachen Menschen auf der Straße die richtige Intention mitzugeben, damit sie verstanden, warum der Senat diese Änderung wollte. Was natürlich implizierte, dass Macer davon ausging, dass der Senat wirklich auch genau diese Freiheit schaffen wollte und dass er die Reformvorschläge nicht dahingehend missverstanden hatte.