"Ich komme im Auftrag von Senator Purgitius Macer", stellte sich der Laufbursche vor. "Ich soll ausrichten, dass mein Herr den Senator Octavius Victor sehr gerne morgen oder übermorgen um die vierte Stunde des Tages empfängt", brachte er dann seine Nachricht vor, wegen der man ihn losgeschickt hatte.
Beiträge von Spurius Purgitius Macer
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Als erstes kam die Kuh. Natürlich nicht alleine und wahrscheinlich auch nicht ganz freiwillig, aber dafür hatte der Opferherr Purgitius Macer heute zwei seiner Sklaven abgestellt, um die weiße Kuh vom Viehmarkt hierher zum Tempel der Iuno Lucina zu treiben. Und da der Viehhändler selber auch noch einen Sklaven mitgeschickt hatte, kamen sie auch recht gut durch die belebte Stadt und waren dementsprechend als erste am Tempel. Das war aber ohnehin auch nötig, denn immerhin musste die Kuh noch vorbereitet werden, um auch wirklich ein vernünftiges Opfertier für Iuno abzugeben. Außerdem konnte so einer der beiden Sklaven, der Macers Laufbursche war, auch nachschauen, ob alle sonstigen Vorbereitungen planmäßig verlaufen waren und seinem Herrn Bescheid sagen, falls es zu Verzögerungen oder Planänderungen kam.
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Der Laufbursche von Senator Macer war gespannt, ob er diesmal mehr Erfolg haben würde als bei seinem letzten Auftrag hier, wo ihm einfach nicht geöffnet worden war. Aber immerhin sollte er diesmal die Antwort auf einen Brief des Hausherrn an seinen Herrn überbringen, was in seinen Augen die Chance erhöhte, dass man diesmal Zeit für ihn hatte. Erwartungsvoll klopfte er an.
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"Literatur?" Macer schaute etwas überrascht, hatte dann aber eine Antwort parat. "Iulius Frontinus natürlich. De aquaeductu urbis Romae. Wenn nötig, kann ich dir meine Ausgabe leihen, um dir eine Abschrift davon anfertigen zu lassen", bot er an. Ganz hergeben wollte er die Bücher natürlich nicht. Aber vielleicht bevorzugte sein Klient ja auch den Erwerb einer Abschrift direkt bei einem Buchhändler.
Auch bei der Frage nach dem Pferd musste er nicht lange überlegen und nannte gleich zwei Besitzer einer Pferdezucht. "Wir bekommen unsere Rennpferde für die Factio Russata in der Regel von dort, aber ich weiß, dass die beiden auch Pferde für andere Zwecke abgeben und zum Teil auch an das Militär liefern. Die sollten was passendes haben oder dir zumindest weiterführende Tipps geben können."
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Auch Macer konnte die Zukunft nicht vorher sehen und verabschiedete den Tiberier deshalb freundlich und in Erwartung eines angenehmen Widersehens. "Ich wünsche dir viel Erfolg. Und ich denke auch, dass wir und bald wiedersehen, auch wenn du dich dann nicht zu scheuen brauchst, mich etwas offizieller zu besuchen als mit so einem spontanen Termin kurz nach der Salutatio", erinnerte er noch einmal an das etwas überraschende Eintreffen, das er seinem Gast aber nicht übel nahm, und begleitete ihn zurück ins Atrium, wo er sich endgültig verabschiedete. "Vale, bis zum nächsten Mal."
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Es hatte nur wenige Tage gedauert, bis Macer herausbekommen hatte, dass in den ersten Tagen und Wochen eines neugeborenen Lebens die spannendste Frage war, wie viele Stunden am Stück die Kleine geschlafen hatte und wie oft sie in der Nacht gestillt und gewickelt werden musste. Und dass man das nicht unbedingt fragen musste, sondern daran erkennen konnte, wie übermüdet die Amme am Morgen war. Mit weniger als drei Unterbrechungen war die Nacht bisher wohl nicht zu machen, aber die Amme versicherte Macer glaubhaft, dass das normal sei und schon bald besser werden würde. Die ersten drei Monate seinen die schwierigsten, danach würden die Unterbrechungen dann merklich weniger werden. Macer glaubte es ihr und fragte trotzdem jeden Tag wieder erwartungsvoll nach, wie die Nacht gewesen war.
Natürlich versäumte er dabei auch nicht, seine Tochter - ob gerade schlafend oder nicht - in den Arm zu nehmen, an sich zu drücken, zu streicheln und lächelnd zu betrachten. Und weil das weit vor der Salutatio passierte und er sich also erst danach passend für die Öffentlichkeit kleidete, war es ihm auch völlig egal, wenn sie ihm die Schulter voll sabberte, wenn er sie an seinen Oberkörper legte.
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Auf die leicht pathetischen Worte zum nahenden Ende des Gesprächs brauchte Macer zum Glück nicht eingehen, da danach noch eine handfeste Frage kam, die ihn kurz grübeln ließ. "Das ist eine interessante Frage. Ich weiß es nicht, wenn ich ehrlich bin. Vielleicht wurde es den Senatsprotokollen beigegeben?", fragte er mehr, als dass er antwortete. "Da wäre es zumindest jetzt noch einsehbar. Ansonsten wirst du wohl eher am Kaiserhof danach fragen müssen, denke ich. Mir ist zumindest nichts direkt bekannt, wo es öffentlich ausgehängt wäre."
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Macer glitt mit den Augen über die Tafel, während der Aedituus ihm die Inhalte erklärte und lächelte dann äußerst zufrieden und glücklich. "Hervorragend. Ganz herzlichen Dank jetzt schon für deine Unterstützung," antwortete er dann und reichte die Tafel an seinen Laufburschen weiter, der sie in seine Tasche steckte, damit sie nicht verloren ging. "Ich denke, damit bin ich soweit im Bilde", beantwortete er dann die weitere Frage. "Sollte ich noch Wünsche haben, werde ich mich melden. Ansonsten sehen wir uns dann beim Opfer, nehme ich an?", begann er daher die Verabschiedung.
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Da Macer an diesem Vormittag keine anderen Termine hatte, nutzte er die Zeit, um neugierig die Arbeiten an den Toren und der Stadtmauer zu beobachten. Wie wohl fast alle Römer interessierete es ihn, was hier vor sich ging und welche Maßnahmen getroffen wurden. Mit seinem militärisch geschulten Auge konnte er dabei vielleicht auch noch die eine oder andere Information mehr aus den Geschehnissen herauslesen. Und was er sah war nicht gering einzuschätzen, wobei ihm vor allem die Geschützstellungen auffielen. Man richtete sich offenbar tatsächlich auf einen harten Kampf und eine Belagerung ein.
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"Das wäre sehr gut, danke", sagte Macer zu den Anrufungsformeln, denn genau die waren ja einer der Gründe gewesen, warum er dieses Gespräch hatte führen wollen. Für den Tipp mit dem Forum Boarium hätte er es dagegen nicht gebraucht. Das kannte er natürlich und dort hätte er im Zweifelsfall ohnehin gekauft, wenn es keine andere Empfehlung gab. "Gut, dann werde ich mich dort umsehen und ein passendes Tier erwerben", bestätigte er. Da seine Liste der Verpflichtungen nicht allzu lang war, konnte er das auch selber machen und brauchte es nicht seinem Verwalter zu überlassen. Und aus demselben Grund passte ihm auch der vorgeschlagene Termin. "Sehr schön, ja, der Termin passt mir", bestätigte er daher mit einem zufriedenen Lächeln.
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Da man manche Sachen am besten gleich erledigte, hatte sich Macer gleich nach der Salutatio, in der ihm sein Klient Helvetius Varus von seiner neuen Stelle und dem Gespräch mit dem Curator Rei Publicae berichtet hatte, hingesetzt und das gewünschte nachträgliche Empfehlungsschreiben geschrieben, welches sein Laufbursche dann auch umgehend zum Büro des Curators brachte.
Sp. Purgitius Macer Octavio Victori s.d.
Geherter Curator Rei Publicae und lieber Factiokollege, leider habe ich es nicht möglich machen können, dich früher persönlich aufzusuchen, indem mein Bote nur deine verschlossene Tür angetroffen hat, so dass ich es zumindest jetzt nicht versäumen möchte, dir auf diesem Wege dafür zu danken, dass du meinem Klienten Helvetius Varus dein Vertrauen geschenkt und ihn mit den Aufgaben eines Aquarius betraut hast. Ich bin überzeugt, er wird dein Vertrauen nicht enttäuschen, denn auch wenn er bisher noch keine großen Leistungen für Rom vorweisen kann, so ist er doch ein strebsamer und fleissiger Mann, der gerne Höheres erreichen möchte. Dein Vertrauen und deine Anleitung werde ihm sicher viele Lehren auf diesem Weg erteilen und gewiss wird er sich auch nicht undankbar zeigen und die ihm übertragenen Aufgaben mit Eifer und Dankbarkeit ausfüllen. Solltest du aber Grund zur Klage haben, so scheue dich nicht, mich dazu anzusprechen, damit zum Wohle aller reagiert werden kann.
Vale
Sp. Purgitius Macer -
"Hervorragend. Meinen herzlichen Glückwunsch!", freute sich Macer ehrlich für seinen Klienten, dass es nun doch geklappt hatte mit einem Termin und vor allem einer Anstellung durch den Curator. Und tatsächlich schien er keinen kleinen Posten bekommen zu haben. "Ja, das hört sich nach einem wichtigen Gebiet an, mit dem dir schon einiges an Verantwortung zugetraut wird", nickte er anerkennend.
Bei der Erwähnung des Empfehlungsschreibens sah er keine Probleme. "Selbstverständlich kann ich ihm noch einen Brief schreiben, in dem ich meine Unterstützung für deine Pläne bestätige", nickte er daher. So eine nachträgliche Empfehlung war zwar eher selten, aber er konnte sie ja sprachlich hübsch verpacken. Er gab seinem Verwalter ein Zeichen, dass dieser ihn daran erinnerte, sie später auch tatsächlich zu schreiben. "Ich werde ihn ihm direkt zukommen lassen. Das ist das einfachte, nehme ich an."
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"Mach dir keine unnötigen Umstände", wehrte Macer sachlich nicht ganz zutreffend ab. "Ich werde das Schreiben dann schon direkt einem Pontifex zukommen lassen oder persönlich mit ihm sprechen, dann brauchst du dich nicht extra dafür bemühen", erläuterte er dann sein geplantes Vorgehen. Von Empfehlungsschreiben, die ein Kandidat selber mitbrachte, wenn der Empfehlende sie auch genauso gut selber direkt hätte überbringen und sogar mündlich ausrichten können, hielt er auch nicht viel. Das konnte man in seinen Augen machen, wenn es von einer Provinz in die andere ging oder zumindest von einer Stadt in die andere, aber in Rom würde er so etwas schon noch selber direkt erledigen.
"Sicherlich ist die Verwandtschaft ein wichtiger Anlaufpunkt und es freut mich, dass du mich in diesen Kreis entsprechend einbeziehst", bestätigte Macer ehrlich erfreut, denn immerhin war er aus Sicht des Tiberrers ja nur angeheiratete Verwandtschaft. "Aber Unterstützung kann man sicher nie genug haben, wenn man große Ziele erreichen will."
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Macer hörte den Ausführungen aufmerksam zu und ging die verschiedenen Möglichkeiten im Kopf durch. Nicht alles war ihm neu und manches bestätigte einfach, was er sich schon gedacht hatte. Insgesamt erschien ihm die Sache nun schon wesentlich einfacher, einfach durch die Erläuterung der Möglichkeiten aus einem erfahrenen Mund. "Nun, ich denke, ich werde es im Wesentlichen schon so machen, wie du es vorgeschlagen hast, inklusive des Opfers einer weißen Kuh als großem Abschluss der Zeremonie." Natürlich wollte er nicht nur für die Geburt danken, zumal es dort eben nicht nur Dankbarkeit gab angesichts des Todes von Albina, sondern auch für eine gute Zukunft seiner Tochter bitten. Sicher würde dieses Opfer dafür auch nicht das letzte bleiben. "Gibt es hier in der Nähe einen vertrauenswürdigen Opferhändler, wo ich eine solche kaufen kann?", erkundigte er sich dann nach der pragmatischen Seite.
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Macer fand es etwas unnötig, dass ihm der Tiberier nun quasi ein Empfehlungsschreiben diktierte, ließ sich aber nichts anmerken. "Ich werde schauen, wann und wie ich etwas für dich erreichen kann", versprach er stattdessen recht unverbindlich. "Wer ist eigentlich dein Patron? Kann dieser nichts für dich arrangieren?", erkundigte er sich dann, denn wenn es um Empfehlungen ging, war der Patron zweifellos eine der wichtigsten Anlaufstellen überhaupt.
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Und wieder wurde er nach einer angemessenen Wartezeit vorgelassen, um von seinem Patron persönlich begrüßt zu werden. "Salve, Helvetius Varus. Schön, dich schon wieder zu sehen. Kannst du mir etwa Gutes berichten?" fragte er erwartungsvoll, denn selber hatte er seinem Klienten noch nichts Neues anzubieten.
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Ersteres kann Sedulus in seinem Control Panel machen, letzteres ist inzwischen eingetragen.
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"Ja, gleich nach der Geburt habe ich bereits am Hausaltar zu Iuno gebetet und geopfert", bestätigte Macer, ohne auf Details einzugehen, weil er den Eindruck hatte, dass der Aedituus diese auch gar nicht so genau wissen wollte. Stattdessen folgte er mit einem Nicken dem Aedituus und ihm wiederum folgte sein Laufbursche, der ihn immer belgeitete, sofern er nicht gerade Nachrichten irgendwohin bringen musste oder der Termin so feierlich war, dass Macer lieber seinen Verwalter mitnahm. "Ja, es soll ein großes Opfer werden", bestätigte Macer unterwegs. Immerhin sollte seine Tochter auch einst eine große Dame werden. "Ob blutig oder nicht würde ich deinem Ratschlag überlassen. Ist es üblich zur Geburt blutige Opfer darzubringen?" fragte er einfach zurück, bevor sich der Aedituus über seine Aufzeichnungen beugte. Die Frage nach dem Namen übernahm dezent der Laufbursche, der dem Aedituus die Antwort leise zumurmelte: "Consular Purgitius Macer."
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Auch wenn Macer durchaus gerne einen Auftrag für seinen Klienten gehabt hätte, schon damit dieser nicht in dem Gefühl verharren musste, kein sinnvolles Projekt zu haben, mit dem er sich Ansehen verdienen konnte, so konnte er ihm aber trotzdem spontan keinen Auftrag erteilen. "Nein, im Moment kannst du nichts für mich tun. Die Zeiten rufen gerade nicht nach großen Taten, in die ich meine Klienten einbinden könnte", antwortete er daher fast entschuldigend. "Aber ich werde es dich wissen lassen, sobald ich deine Hilfe benötige. Und zögere nicht, schon bald wieder bei der Salutatio vorzusprechen, um über Fortschritte auf deinem Weg zu sprechen", lud er ihn dann ein. Selbst wenn es keine Fortschritte gab, konnte Sprechen ja trotzdem weiterhelfen.
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"Die Pflicht, mein Freund, die Pflicht", antwortete Macer mit einem herzlichen Lächeln und tatsächlich war es die Pflicht zum Dank an die Götter gewesen, die seine Schritte zu diesem Tempel lenkte. "Ich bin kürzlich Vater geworden einer gesunden Tochter und möchte Iuno nun dafür meinen Dank aussprechen, auch wenn meine Frau die Geburt nicht überlebt hat", erklärte er so nüchtern und sachlich wie möglich, was bei einem solch emotionalen Vorgang alles andere als leicht war. "Meiner Stellung entsprechend soll dies selbstverständlich ein öffentliches Opfer sein, so dass ich sowohl deinen Ratschlag zur Zeremonie selbst, als auch deine Hilfe bei der Terminfindung und den sonstigen Vorbereitungen benötige", trug er dann vor, was sein konkretes heutiges Anliegen war.