Beiträge von Marcus Aurelius Antoninus

    Nachdem Tross und Truppe in dem eigens für die nächsten Wochen ausgehobenen Lager untergebracht waren, ließ Antoninus die Männer antreten. Er trennte das Manipel und teilte die erste Zenturie der dritten Kohorte je zur Hälfte in Ablade- und Transporttätigkeiten ein. Anhand einer Karte wies er die für die Transportaufgaben vorgesehen Soldaten in die Strecke ein. Sie sollten zwischen Zivilhafen und Sammelpunkt, der westlich von Aquilea lag hin und herpendeln. Der Trass diente der Unterstützung. Da die bisher stationierte Einheit sich bereits für den Rückmarsch rüstete, schickte Antoninus seine Männer unter dem Kommando des Optios bereits nach dem Mittag los.


    Als nächstes kam die Einweisung der restlichen Truppe am Hafen. Antoninus gab den Befehl zum Abmarsch.

    "Man könnte diese Angelegenheit auch so regeln, dass die Städte keine Zuarbeit leisten. Ich habe gehört, dass der damalige Duumvir in Mantua das bereits einmal abgelehnt hat und ich finde zurecht, wenn man die Gehälter der Magister und der Bürgermeister gegenüberstellt."

    Antoninus nickte zu der vorgetragenen Entschuldigung. Er war nicht nachtragend veranlagt.


    "Ich ersetze die Andeutungen, wenn du es wünschst, durch klare Worte. Dein Führungsstil und deine Ansichten zum Zeitpunkt deiner Kandidatur treffen nicht unbedingt meinen Geschmack. Das sollte reichen."



    "Zurück zum Thema. Ich sehe das Problem, aber ich neige dazu, mich von festgeschriebenen Mindestzeiten zu distanzieren. Jeder Angestellte arbeitet anders und was der eine vielleicht in vier Wochen schafft, erledigt ein anderer in drei Tagen. Sowohl der Comes als auch die Bürgermeister sollten ihre Autonomie in dieser Sache behalten. Liegen sie mit ihren Entscheidungen nach unserer Ansicht vollkommen daneben, können wir sie immer noch mit unserer Kritik beglücken."

    Der Abbruch des Lagers erfolgte in der Frühe. Antoninus forderte ein hohes Marschtempo an diesem letzten Tag und erreichte lange vor Mittag die Hafenstadt Aquilea. Er suchte den Ranghöchsten der hier stationierten Einheiten auf und besprach die Ablöseformalitäten. Daraus ergab sich, dass der Rest des Tages für das Abziehen und Neuverteilen der Transportverbände genutzt werden sollte. Nach der Besprechung suchte Antoninus seine Männer auf, um entsprechende Einweisungen zu tätigen.

    Ein weiterer langer Tagesmarsch lag hinter den Soldaten. Zwar waren sie Aquilea schon sehr nahe gekommen, aber ein weiteres Marschlager war nicht zu umgehen. Antoninus schätzte, dass sie am morgigen Tag noch vor der Mittagszeit ihr Ziel erreicht hatten. Heute hieß es erst einmal Gräben ausheben, Schanzpfähle setzen und Zelte aufbauen. Die Tätigkeiten waren geübt, die Contubernia eingespielt und der Optio teilte wieder die Wachen ein. In der Zwischenzeit kontrollierte Antoninus die Ausführung der Lagerumwehrung. Als er keine Mängel feststellte, beschäftigte er sich mit der Einteilung seines Manipels für die kommenden Aufgaben.

    "Sie werden schneller vorbei sein als du glaubst."


    Antoninus genoss die Nähe seiner Frau. Sie hatten sich stets gut verstanden und brauchten nicht viele Worte dafür. Es gab noch nicht einmal Streitpunkte.


    "Du kannst mir eine Nachricht senden, wenn etwas Wichtiges geschieht oder du meine Hilfe brauchst."


    Nochmals drückte Antoninus seine Frau, dann aber mahnte er zum Aufbruch.

    Ein Tagesmarsch lag bereits hinter den Männern. Sie hatten ein Lager gebaut, Wache gehalten und waren im Morgen aufgebrochen. Noch mehr als die Hälfte der Strecke lag vor ihnen und Antoninus legte Wert darauf, am Tag viele Meilen hinter sich zu bringen. Es gab nur eine Rast zur Mittagszeit. Geographische Kenntnisse brauchte Antoninus nicht, denn er hatte die Landstraße für den Marsch gewählt.
    Gegen Abend suchte er einen vernünftigen Platz, damit ein weiteres Lager errichtet werden konnte. Die Einteilung der Arbeiten nahm der Optio vor.
    Bald waren die Zelte errichtet und es wurde Essen gekocht.

    Antoninus dachte immer einmal wieder an seine alte Einheit zurück. Vergleichbar war der Dienst nicht. Jede Einheit hatte ihre Besonderheiten und das war auch gut so.

    "Aquilea liegt mehrere Tagesmärsche östlich von hier. Wir werden uns also für längere Zeit nicht sehen. Der Einsatz am Hafen wird über viele Wochen vielleicht sogar Monate sein. Es wird sich erst kurzfristig herausstellen, wann ich abgelöst werde. Lass dir die Zeit nicht lang werden. Du hast viele Möglichkeiten, dich zu vergnügen oder Beschäftigungen nachzugehen."


    Sie waren auf dem Hügel angekommen. Zwar war es kühl, aber Antoninus breitete trotzdem eine Decke in doppelter Ausführung aus und zog Severina hinunter. Er legte seinen Arm um ihre Schulter und wies nach Osten. Dort verdunkelte sich der Himmel bereits.


    "Dort hinten liegt Aquilea. Es ist nahe dem Meer."

    "Es ist eine große Umstellung, denn die Cohorten haben in ihren Aufgaben nichts mit den Legionen zu tun. Ich muss zusätzlich die Legionäre meiner Zenturie noch kennen lernen. Dafür ist der Einsatz in Aquilea sehr geeignet. Dort wird sich zeigen, auf wen Verlass ist und wer besondere Fähigkeiten hat."


    Antoninus streckte die Hand aus. Er wollte mit Severina auf den Hang klettern und von dort die abendliche Aussicht genießen.

    Antoninus nickte und verabschiedete sich ebenfalls. Er begutachtete noch etwa eine Stunde lang das Exerzieren, dann ließ er seinen Optio und die Soldaten zurück. Er wollte den anderen Zenturien die Anweisung des Legatus überbringen. Er suchte die Diensträume der Offiziere auf und nach der Befehlsübermittlung setzte er sich an die Planung zum morgigen Abmarsch.

    Äußerlich ungerührt, aber innerlich verwirrt nimmt Antoninus die Anweisung zur Kenntnis.


    "Ich habe den Befehl, morgen nach Aquilea auszurücken, um die dortigen Einheiten abzulösen. Befehl vom Praefectus Castrorum. Es geht um die Nachschubversorgung an Baumaterialien."


    Antoninus beobachtete ebenfalls die durch den Optio geführte Ausbildung.

    "Ich habe es nicht sonderlich gern, wenn meine Äußerungen nach Gutdünken ausgelegt werden, Princeps. Eine "Beschwerde" über die Besoldung gab es meinerseits sicher nicht. Ich habe einen Denkanstoß gegeben, der sich auf die Leistung des Scriba bezog und Detritus hat ihn in gleicher Weise gesehen. Ich gehe mit dem Comes konform.


    Außerdem sehe ich keinen Widerspruch in diesem Denkanstoß und der Auffassung, dass ein Monat im Vergleich zur Aufstiegsschiene über den Magistratus den Scriba erneut bevorzugen könnte.


    Ich möchte außerdem feststellen, dass ich die Gesprächsatmosphäre als unangenehm empfinde. Gleichzeitig verwundert mich diese Entwicklung nicht im Geringsten. Es war abzusehen."


    Antoninus, der sich in der vorangegangenen Periode weitestgehend aus allen Diskussionen herausgehalten hatte, begann sich über den Führungsstil zu ärgern.

    "Mal abgesehen davon, dass ich nicht viel davon halte, feste Zeiten vorzuschreiben, finde ich einen Monat für die Beförderung von einem SCRIBA REGIONALIS zum MAGISTER SCRINIORUM für mehr als unangebracht. Ein Magistratus braucht dafür 4 Monate und hat nicht nur mehr Verantwortung sondern auch mehr Arbeit. Besieht man sich dann auch noch das Gehalt des MAGISTER SCRINIORUM dann müsste der Magistrat die kleinere Hürde darstellen und und damit der Scriba bei einer Mindestdienstzeit von weit mehr als 4 Monaten liegen.


    Gleichzeitig schließe ich mich meinem Vorredner an. Die Städte sind autonom und sie werden sich nicht reinreden lassen. Selbst die Wahlen können gänzlich ohne Mithilfe des Comes stattfinden, ebenso die Ernennung von Magistraten durch die Duumviren. Das mal nur als Beispiel."

    "Nur wir zwei."


    Antoninus lächelte und nahm anschließend Severina in den Arm. Nach einem Begrüßungskuss entließ er sie wieder.


    "Ich bleibe für längere Zeit fort und wollte den letzten Abend vor dem Abmarsch für einengemeinsamen Spaziergang nutzen."

    Antoninus salutierte.


    "Salve Legatus! Ich kann nicht klagen. Die Truppe, die ich übernommen habe, ist gut in Form. Probaten habe ich augenblicklich nicht, also findet keine Grundausbildung statt."

    Antoninus ließ heute seine Einheit antreten und wies sie in die bevorstehenden Aufgaben ein.


    "Die unmittelbar bevorstehende Aufgabe für uns werden Transport- und Entladeaufgaben in Aquilea sein. Während der Abarbeitung dieser Aufgabe werden wir so hoffe ich zu einer gut funktionierenden Truppe zusammenwachsen. Ihr lernt meinen Arbeitsstil kennen und ich nach und nach jeden Einzelnen von euch. Genaue Anweisungen erfolgen zum Zeitpunkt des Abmarsches also morgen."


    Nachdem er weitere Worte zu seiner Person gesagt hatte, ließ er die Soldaten wegtreten.