Beiträge von Marcus Aurelius Antoninus


    "Zuhören ist demnach eine Kunst, die wir beide nicht beherrschen. Deswegen spare ich mir, mich zu wiederholen.


    Um dich aber nicht im Ungewissen zu lassen, teile ich dir noch mit, dass zum Zeitpunkt meiner ersten Kandidatur meine politische Einstellung nicht offenkundig war. Deine Verknüpfung zu den Wahlstimmen der Frauen ist also aus der Luft gegriffen. Interessant und aufschlussreich ist aber dein vehementes leugnen dieser Zusammenhänge bei Wahlniederlagen anderer Männer.
    Im Gegensatz zu denen, die sich durch Drohbriefe und gescheiterte Kandidaturen einschüchtern ließen, habe ich aber beschlossen, ab heute offen zu meinen Überzeugungen zu stehen und wenn ich mir damit Wähler verscherze, dann ist das eben so. Lieber gehe ich aufrechten Hauptes, als dass ich mit verschluckter Zunge bleibe."


    Mit Wohlgefallen beobachtete Antoninus den Abgang der Dame, die geeignet gewesen wäre, ihm spontan zum dauerhaften Junggesellen werden zu lassen, gäbe es nicht schon eine wunderbare Frau in seinem Leben. Sicher war deswegen das Gespräch so unangenehm verlaufen.




    Dem alten Mann nickte Antoninus freundlich zu.
    "Die Götter mit dir, alter Mann."

    Zitat

    Original von Kallydianos Nikias
    Kaum hatte die Geschichte des Antoninus geendet, da prasselten auch schon die Fragen auf den Kandidaten ein, so dass der alte Nikias kaum noch zu Wort kam. Doch versuchte er die Worte des Mannes wieder aufzugreifen...." Ich verstehe deine Geschichte. Ihren Inhalt hatte ich so erwartet und daher gestatte mir eine weitere Frage. Der alte Adler, der sich nun inmitten ganz anderer Umstände wiederfindet, tritt also dem Rat der Adlerfamilien bei. Diese bestehen aus den neuzugezogenen Familien, die ihre neuen Geflogenheiten bei der Aufzucht der Jungen und beim Jagen in das Tal gebracht haben. Unser alter Adler jedoch wird sich nicht in diesen rat begeben, um sich in unterster Postion von diesen neuen Familien weiter ärgern zu lassen oder um zu sehen, wie die anderen Adler, die in seiner Abwesenheit das Tal verändert haben, über die Geschicke ihres Reviers bestimmen. Er wird zu einer Position gelangen wollen, in der er die Möglichkeit hat, das Tal wieder zu dem zu machen, was es war. Doch wie meine Vorredner sagten, ist es schwierig oder gar unmöglich die Zeit und die Entwicklung zurückzudrehen, außer man verwendet die radikalen Lösungen und vertreibt die Adlerfamilien, die den Wandel brachten.
    Nun kurzum, wie jeder Römer wirst auch du den Cursus Honorum beschreiten wollen und die Umstehenden scheinen nicht nur deine Werte zu interessieren, denn die bleiben auch jedem sein eigen, sondern wie du diese Werte auf die Römer übertragen willst. Was sollen deine Ziele sein, was deine Vorgehensweisen, wenn du derart strikte Positionen einnimmst? Sicher ist dir nicht damit genüge getan, dass du gewissenhaft die Tätigkeit des dir überlassenen Amtes bestreitest, wenn du in deiner Kandidatur insbesondere auf den Werteverfall und die Sitten der Alten aufmerksam machst...."


    "Gerade kam die Frage nach meiner Einstellung zu den Plebejern, als ob meine Mahnung eine Frage des Standes wäre. Gerade die Unterhaltung mit dir macht mir große Freude, denn ich sehe einen Gewinn für mich, regst du mich doch zum Nachdenken an.
    Sehr schön, wie du meine Geschichte ausbaust. Lass mich überlegen, ob ich meine gerade geäußerten Bedenken einbauen kann...



    Brütete in der Familie des alten Adlers noch die Adlerfrau die Eier aus und polsterte das Nest mit weichem Flaum, zog es die Adlerfrauen der zugezogenen Familien in Revierkämpfe hinaus. Ob nun wegen Zeitmangels die Aufzucht ihrer Jungen vernachlässigt wird, kann ich nicht beurteilen. Die weiteren Generationen werden uns eine Antwort darauf geben.


    Indem sich diese Adlerfrauen aber in die Kämpfe der männlichen Greifvögel mischen, zerstören sie nicht nur das alte Gleichgewicht sondern auch die Einvernehmlichkeit zwischen zugezogenen und alteingesessenen Adlermännchen. Zusammen mit den Adlerfrauen verfügen die neu zugezogenen Familien über die Macht, alle alten bis auf den letzten zu vertreiben.


    Es geht dem alten Adlermann nicht um eine radikale Lösung, wohl aber um die Wiederherstellung eines Gleichgewichts. Er hat erkannt, dass dies nur über eine teilweise Rücknahme der Frauenmacht passieren kann und will seinen Finger und sein Wort mahnend erheben, damit durch die zu große Machtrolle der Frau nicht die konservative Minderzahl zum Opfer fällt.


    Es bedarf mahnender Stimmen, um eine Entwicklung in die falsche Richtung aufhalten und der alte Adlermann weiß, dass im Rat niemand sitzt, der diese Einsicht bringen kann.


    Kurzum, ja, ich strebe an, den Cursus Honorum zu beschreiten, um überhaupt erst einmal die Möglichkeit zu bekommen, von einflussreichen Größen gehört zu werden. Das Wort eines römischen Offiziers zählt in der Hinsicht nicht viel"

    Zitat

    Original von Vibius Valerius Victor
    "Kulturen entwickeln sich aber doch. Lässt du keine Entwicklung zu, dann hast du Stillstand. Ist es das, was du willst? Du sagst, es war eine gute Zeit, als die Frauen noch wussten, wo sie hingehören, als wir Männer allein das Sagen hatten. Genauso könntest du sagen, dass es eine gute Zeit war, als Plebeijer noch wussten, wo sie hingehören, als die Patrizier das Sagen hatten. Wäre das nicht ebenfalls konservativ in deinem Sinn? War es denn nicht gut für den Fortbestand des römischen Reiches, dass Plebeijer in die Ämter drangen und sie übernommen haben? Oder willst du behaupten, dass auch diese Entwicklung schlecht war? Und wenn nicht, woran machst du dann fest, welche Entwicklung nun gut ist und welche nicht?


    Es hört sich fast so an, als hättest du Angst vor der Stärke der Frauen. Du sagst, sie verbauen konservativen Männern ihre politische Karriere. Doch ich frage dich ob wir Männer die dermaßen schwach sind als dass sie sich von Frauen etwas verbauen lassen, ob wir diese Männer in Rom wirklich brauchen? Vielleicht sollten sie sich dann tatsächlich lieber irgendwo zur Ruhe setzen und das Feld den Stärkeren überlassen, seien dies Männer oder meinetwegen auch Frauen."


    "Ich sagte bereits, dass ich nichts gegen Entwicklungen einzuwenden habe. Selbst die begrenzte Einbindung der Frauen in den politischen Raum, wie sie die Vergabe eines Stimmrechtes ist, halte ich für akzeptabel. Doch den Frauen stehen Tür und Tor offen und weil das so ist, nutzen sie ihre gewonnene Macht und räumen sämtliche Männer aus dem Weg, die ihre Ausbreitung in hohe Gremien eindämmen wollen.


    Wäre der Zugang für Frauen in politische Ämter wenigstens begrenzt, müssten sie nicht diese Freiheiten verteidigen und bildeten nicht eine derart starke Macht. Konservative Männer sind klar in der Unterzahl und da kann selbst ein Kommandeur nichts gegen die Übermacht der Frauen ausrichten. Von Schwäche ist dabei keine Rede, nur von zahlenmäßiger Unterlegenheit. Indem den Frauen Macht gegeben wurde, entzog man dem konservativen Mann den Lebensraum. Dieses gilt es wieder ins Gleichgewicht zu bringen.


    Anders verhält es sich bei den aufstrebenden Plebejern. Unter ihnen befinden sich noch heute einige ehrenvolle Konservative. Eine traditionelle Einstellung ist heute nicht mehr eine Frage des Standes, aber oft eine Frage des Geschlechts. Die Entwicklung der Frauen verträgt sich nicht im Geringsten mit einer konservativen Lebensanschauung."

    Zitat

    Original von Artoria Medeia
    "Für einen ehrhaften Römer würde es sich auch nicht geziemen, solche beleidigende Worte an mich und meine Familie zu richten. Du behauptest, Werte nach Rom bringen zu wollen, doch in Deinem Benehmen vermisse ich jegliche Höflichkeit und Respekt gegenüber römischen Mitbürgern, insbesondere meiner Familie. Ich möchte Dich doch bitten, dies zu unterlassen. Vielleicht solltest Du Dich erst tatsächlich um das Benehmen Deiner eigenen Tochter kümmern, ehe Du mit dem Finger auf Andere zeigst, verehrter Aurelius Antoninus!"


    Hoch erhobenen Hauptes sah sie ihn an. "Du magst die Zeit missen, in denen Frauen es nicht erlaubt war, zu wählen und das Wort gegenüber einem Mann zu erheben? Gut, dann empfehle ich Dir, nach Griechenland auszuwandern. Dort herrschen die Zustände, die Du Dir so dringend herbei wünschst. Nur müsstest Du Deine Tochter dort in Deinem Haus einsperren, um der Sitte in Griechenland zu genügen."


    Spott lag bei den Worten in ihren Augen. Doch nur für einen kurzen Moment, denn dann sah man ihr kaum eine Gefühlsregung außer Beherrschung im Gesicht an. "Ich habe Dir ledeglich Fragen auf Deine Rede hin gestellt, da sie mir unverständlich war. Du konnstest oder willst sie mir nicht erklären. Das verwundert mich in der Tat."


    "Ich habe bestenfalls eine Vermutung geäußert und keine Feststellung getroffen. Deine Aussage grenzt aber an eine Beleidigung.


    Wie bereits vorhin bemerkt, verstehen wir grundsätzlich anderes unter den jeweiligen Begriffen. Du wolltest Werte hören und ich habe dir ein Beispiel genannt. In der Gens Aurelia herrscht eine äußerst gepflegte Gesprächskultur. Keine Frau erdreistet sich, dem Wort des Mannes zu widersprechen. Sicher können unsere Frauen ihre Wünsche in höflicher Form äußern und damit stehen wir Männer ihnen aufgeschlossen gegenüber. Der Respekt vor den Frauen basiert auf einem respektvollen Auftreten ihrerseits.


    Es ist eins von tausend Beispielen gewesen, die ich hätte bringen können, aber ich stelle für mich fest, dass eine Fortführung unserer Debatte wenig fruchtbar ist, weil ihr die nötige Basis des eben angesprochenen Respekts fehlt. Indem wir darüber gesprochen haben, konnte ich aber gut aufzeigen, dass ich selbst die Grundbausteine meines Verständnisses von Rom in der heutigen Zeit vermisse. Respekt vor dem Mann, ein frommer Lebensstil, Achtung der Götter und selbst so banale Dinge, wie das sittliche Auftreten in der Öffentlichkeit, das den Austausch von Zärtlichkeiten verbietet, das sind nur einige Werte, die ich in Rom nicht mehr vorfinde.


    Über diese Werte zu reden, steht aber nicht in erster Linie in meinem Sinn, denn weit größere Verfehlungen sind aufgetreten. Punkte, die ich benannt, denen du aber ausgewichen bist. Die Macht der Frauen ist in diesem Staat ausgeufert und das kann nach meinem Verständnis nicht gut für das Fortbestehen des römischen Reiches sein."

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer hörte auch diesem Kandidaten und offenbar begabten Geschichtenerzähler aufmerksam zu, wie er es schon bei den anderen Kandidaten gemacht hatte.


    "Aurelius Antoninus, da ich zwar keine große Familie habe, aber zuletzt lange Zeit von Rom fern war, um in Germania als Statthalter zu dienen, halte ich mich im Moment auch ein wenig für einen Adler, der in sein Heimattal zurück kehrt. Drum bitte ich dich, mir ein wenig mehr von deiner Vergangenheit zu erzählen: wann hast du dieses Tal verlassen, wo lebtest du mit deiner Familie, was tatest du in dieser Zeit?"


    "Wenn du gerade als ehemaliger Statthalter aus Germanien nach Rom gekommen bist, musst du Spurius Purgitius Macer sein. Es freut mich, dich persönlich zu treffen, denn ich habe schon viel Positives über dich gehört."


    Antoninus nickte zur Begrüßung mit dem Kopf.


    "Es ist annähernd 10 Jahre her, als ich Rom verließ, um nach Syria zu gehen. Ich habe meinem Cousin Aurelius Crassus zur Seite gestanden, als er dort Statthalter war. Während er die Karriereleiter emporstieg und bald nach Rom zurückkehrte, blieb ich mit meiner Familie noch in der Provinz, denn einige Mitglieder der Gens Auralia stammen ursprünglich aus den östlichen Landesteilen. Ich bekleidete einen kleineren Verwaltungsposten innerhalb der Regia."


    Schließlich entdeckte er seine Tochter. Sein Schütteln mit dem Kopf sollte ausdrücken, dass Tränen vollkommen unnötig waren.

    Zitat

    Original von Artoria Medeia
    Medeia seufzte. Eigentlich kam in ihr der Drang auf, sich umzudrehen und zu gehen. Wer die Führung bei den Aureliern hatte, schien ihr sowieso klar zu sein und das war nicht Antoninus. Aber gut, sie hatte die Fragen gestellt und sie würde beharrlich warten, bis Antoninus endlich mal zu dem Punkt kam, den sie erfragt hatte.


    "Aurelius Antoninus, ich fragte nach den Werten die Du Dir herbeiwünschst und welche heutzutage nicht mehr gelten, außer dass Frauen sich in der Politik betätigen. Doch Du gibst mir nur eine Antwort zu diesem Thema, was ich eigentlich gar nicht erörtern wollte. Möchtest oder kannst Du nicht auf meine Fragen eingehen?"


    Sie sah ihn fragend an. "Welche Werte willst Du wieder in Rom durchsetzen? Von welchen Ahnen sprichst Du? Oder ist Dein einziges Bestreben, die Frauen aus der Politik zu vertreiben?"


    "Einer der Werte, die ich in Rom seit langem vermisse, ist das angemessene Auftreten der Frau gegenüber dem Mann. Es mag in deiner Familie die normale Umgangsart sein, aber in der Gens Aurelia benutzt deine Ausdrucksweise nur der Pater, aber keinesfalls eine Frau. Hart in der Sache, gepflegt (sanft) in den Umgangsformen - dure in re, suaviter in modo - so und nicht anders kann man mit mir kommunizieren und der Pater Gentis der Aurelier legt da noch einen großen Zahn an Anspruch obendrauf.


    Nun macht es einen großen Unterschied, mit welchem Respekt man dem Gesprächspartner gegenübersteht. Nehmen wir als Beispiel Deandra, ein besseres gibt es vermutlich nicht. Sie ließ auf der benachbarten Bühne jeglichen Respekt vermissen, als sie mit Römern sprach, die zum Sittenverfall beitragen. Weiters kenne ich ihr Auftreten, wenn sie mich oder den Pater Gentis trifft. Dort ist sie zurückhaltend, bedachtsam in ihrer Wortwahl, niemals kommt über ihre Lippen Kritik.


    Wir beide, junge Frau, können die Unterhaltung gerne weiterführen, aber nur unter dieser Bedingung."

    Zitat

    Original von Artoria Medeia
    Medeia lächelte leicht und schüttelte dabei den Kopf. Mit so einer Antwort hatte sie gerechnet, aber sie genügte ihr bei Weitem nicht. Sie lauschte kurz Didius Crassus und fügte seiner Bemerkung auch noch ihre Fragen an.


    "Nein, ihr mißversteht meine Frage, Marcus Aurelius Antoninus. Euren Standpunkt bezüglich Frauen in der Politik kennen wohl die Meisten zu Genüge. Aber dann konkretisiere ich sie mal etwas. Von welchen Ahnen und welchen alten Werten sprecht ihr, Aurelius Antoninus? Wünscht Ihr Euch die Zeiten der frühen Königreiche zurück. Die Zeit vor den Zwölftafelgesetzen? Also die Zeit, wo wir Plebejer von Euch Patrizier in jeder Hinsicht abhängig waren und die Sklaverei keine Bedeutung hatte? Oder dann doch lieber die Republik, in der es nicht um Herkunft oder Abstammung ankam, sondern in der jeder Mann, sofern er genügend Ehrgeiz entwickelte und die Fähigkeiten mit sich brachte wie Cicero, sich hocharbeiten konnte? Oder dann doch eher die Zeit des Augustus?"


    Entschuldigend lächelnd hob Medeia leicht ihre Arme. "Wie Ihr seht, versteh ich den Bezug auf die Ahnen in diesem Fall weniger? Auf welche Ahnen beruft Ihr Euch? Und was sind das für Werte, die heute nicht mehr gelten, und die Ihr gerne wieder hättet? Mal von Frauen in der Politik abgesehen!"


    "So besteht wohl ein beiderseitiges Missverständnis. Ich werde es aufklären. Die Zeiten sind beständig im Wandel, ob nun die frühen Königreiche oder die Republik. Niemand kann diese Entwicklung aufhalten und auch ich will das nicht. Alle diese Zeiten der Vergangenheit zeichnete jedoch die Tatsache aus, dass sie stets von großen Staatsmännern geführt und geprägt wurden.


    In diesem Staat jedoch sind die Frauen an der Macht, denn sie alleine bestimmen über so grundlegende Dinge wie ihre Tätigkeit in politischen Ämtern. Sie besitzen Wählerstimmen, wogegen grundsätzlich nichts einzuwenden ist, mit denen sie aber konservativen Männern politische Karrieren verbauen. Es ist in der Vergangenheit bereits geschehen. Sie schicken Drohbriefe an solche Männer, die ihre Laufbahnen nicht unterstützen. Manch einer lässt sich einschüchtern, andere verlassen den Staat und eine nicht geringe Anzahl macht das, was die Frauen wünschen. Ich allerdings bin kein Mann, der sich die Führung aus den Händen nehmen lässt."

    Zitat

    Original von Kallydianos Nikias
    Nikias lauschte auch dieser Rede. Nunja, Rede? Die brevitas war ein gelungenes Stilmittel lateinischer Literatur, das ihm stets gefiel, doch war es bei diesen Worten etwas zu stark angewandt worden, umfasste die gesamte Rede doch nur den ersten Satz eines Prooemiums! ..."aiaiai"... Nikias ging also etwas nach vorn, da ihm aber auch der Inhalt der Rede zu widersprüchlich erschien...
    ..." versteh ich es recht, dass du Rom den Rücken kehren wolltest, weil du es nicht mehr als dein Rom empfindest? Und aus eben diesem Grunde willst du kandidieren, um einem Rom, das dir missfällt und dem du entfliehen willst, zu dienen? Wie willst du einem Rom dienen, das dir missfällt, das du meiden willst? "


    "Deine Nachfrage ist berechtigt und sie zeugt von einem regen Geist. Ich möchte dir mit einer Geschichte antworten.



    Einst lebte inmitten eines fruchtbaren Tales eine Gruppe von Adlern. Jahre vergingen, es erblickten neue Adlergenerationen das Licht der Welt und die alten verschwanden. Die einzelnen Adlerpaare lebten nicht immer in Eintracht und Zufriedenheit, aber weil sie denselben Lebensstil und dieselben Bedürfnisse hatten, passten sie allesamt gut in diesen Lebensraum.


    Dann aber kam es, dass ein Adlerpaar für Jahre in eine andere Gegend zog, weil sie von weiteren fruchtbaren Tälern hörten. Sie lebten dort lange Zeit bis sie die Sehnsucht nach ihren Brüdern, einigen zurückgelassenen Kindern und ihrem Geburtstal ergriff. Letzten Sommer kehrten sie zurück, doch groß war ihr Erschrecken.


    Zwar stand noch der mächtige Baum, der ihren Horst trug, und auch sonst sah oberflächlich alles wie früher aus, aber viele der benachbarten Adlerpaare hatten sich verändert. Neue Paare waren zugezogen und hatten fremde Angewohnheiten mitgebracht. Diese Gepflogenheiten mochten den neuen Bewohnern des Tales gefallen, aber die zurückgekehrte Familie kam damit nicht klar. Sie mied Zusammenkünfte und pflegte ausschließlich den Kontakt zu den wenigen Gleichgesinnten. Aber es kam wie es kommen musste, die wenigen Gleichgesinnten vergrämten, zogen fort oder starben aus. Bald sah sich die zurückgekehrte Familie fast ausschließlich Adlern mit fremden Angewohnheiten gegenüber und hielt einen Familienrat.


    Die zurückgekehrte Familie zog es in das andere fruchtbare Tal zurück, denn dort hatte es ihnen gefallen. Ihre Verwandten, die nie ihr Geburtstal verlassen und die sich auch nie den neuen Gepflogenheiten der inzwischen fast das gesamte Tal bevölkernden anderen Adlern angepasst hatten, baten die Familie zu bleiben, denn auch sie fühlten sich einsam inmitten der anderen. Daraufhin fasste der Adlermann den Entschluss, in den großen Rat einzutreten, der in Abständen über die Zukunft seines Geburtstales beriet. Er hegt die Hoffnung, mit seiner Anwesenheit, seiner Einstellung und seiner Erfahrung das Leben der letzten mit ihm Gleichgesinnten erträglicher zu machen, auf dass nicht alle ihrem Tal der Geburt den Rücken kehren."


    Antoninus schwieg. Sein Blick wanderte zum Horizont und in eine ferne Zukunft, die doch Bilder einer längst vergangenen Zeit enthielten.

    Zitat

    Original von Artoria Medeia
    Medeia heute ganz in Wahllaune, begab sich von den anderen Rednertribünen auch zu dieser. Sie blieb zwischen einigen Männern stehen und sah gespannt nach vorne als sie seinen Namen vernahm. Interessiert und aufmerksam lauschte sie seinen Worten.


    "Verehrter Aurelius Antoninus, sagt, was macht einen konservativen Bürger aus und inwiefern ist er für das Wohl von Rom nützlich?" Medeia lächelte freundlich bei der Frage und sah Antoninus neugierig an.


    "Auf diese Frage gibt es keine Paradeantwort, denn jeder sieht es eine Spur anders. Ich kann dir sagen, wie ich es sehe. Der Konservative hängt den alten Werten an, er schätzt die Traditionen und lebt nach dem Vorbild seiner Ahnen. In meinem konkreten Fall bedeutet das, dass ich an die Macht der Götter glaube, ihnen Opfer darbringe am heimischen Altar und an den großen Opferstätten. Ging mein Vater, mein Großvater, dessen Vater usw. einem redlichen Leben als Ernährer seiner Familie nach, so ist auch das meine Bestimmung. Bestimmten sie über jedes einzelne Familienmitglied, so mache ich das ebenso. Lebten sie unter der Prämisse, die Frau geht keiner politischen Tätigkeit nach, so ist das in meinen Augen ebenso Gesetz, nach dem ich meine Familie führe, wie das Wort unseres Kaisers. Ich nehme an, das wolltest du hören.
    Ich stehe nicht hier, um nach Wählerstimmen zu buhlen, sondern offen meine Einstellung zu verkünden und so sage ich klipp und klar auf den letzten Teil deiner Frage: gehen Männer wie ich stirbt das alte Rom."




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    Original von Vibius Valerius Victor
    Aufmerksam beobachtet Vic den nächsten Kandidaten, der auf die Rostra tritt und hört sich die kurze Rede an. Seine Augenbraue hebt sich nach oben.


    "Moment mal, soll das heißen, entweder wir wählen dich, oder du verlässt Rom? Das hört sich an wie eine Drohung! Also wenn das alles ist, damit haste meine Stimme schon mal nicht."


    Da sind Vic die falschen Wahlversprechen ja noch lieber. Dass schonmal einer so dreist war, den Wählern zu drohen, daran kann er sich nicht erinnern.


    "Vielleicht klingt es in deinen Ohren wie eine Drohung, für mich ist es jeweils eine Lösung.
    Eine Drohung soll Angst einflößen, wem aber würde meine Abreise ängstigen? Da fallen mir nur meine Frau und meine Kinder ein und denen drohe ich bestimmt nicht."



    Über die Frage des alten Mannes dachte Antoninus nach, bevor er antwortete, denn sie gefiel ihm. Zwischenzeitlich dankte er dem Consul für die Annahme seiner Kandidatur. Auch seinem ehemaligen Miles erkannte er unter den Zuhörern und nickte ihm zu.

    Antoninus betrat mit ernster Miene die Rostra. Stunden hitzig geführter Debatten lagen hinter ihm. Sein Widersacher war nicht etwa ein Offizier seiner Einheit oder ein Redner auf dem Forum, nein, es war seine Tochter. In einem gab er ihr recht, denn man sollte nicht aufgeben, bevor nicht alles versucht war.


    "Ich grüße euch, Bürger Roms!


    Ich, Marcus Aurelius Antoninus, stehe vor euch, um meine Kandidatur zum Quaestor bekannt zu geben. Aus meinen Beweggründen mache ich keinen Hehl. Ich sehe in meiner Kandidatur die einzige Möglichkeit, in dieser oder einer der angrenzenden Provinzen zu verbleiben, denn mich beherrscht der Wunsch, diesem für mich ungewohnten Rom den Rücken zu kehren und lieber weit fort zu gehen. Wären da nicht Menschen, die mich davon abgehalten haben und ich gebe ihnen recht, wenn sie behaupten, dass Rom nicht besser wird, wenn der konservative Bürger geht.


    Nun stehe ich hier und stelle mich euren Fragen."

    Zitat

    Original von Quintus Didius Albinus
    " Wo hat sie denn den Senat als Institution beleidigt?! Sie hat davon Gsprochen wenn auch in recht derber Rede das sie die eine Senatorin nicht für gut für Reich und Senat hält. Nungut vielleicht kann man ihr da eine Beleidigung anhängen, aber Volksverhetzung? Verunglimpfung von Reichsorganen? Ich bitte euch! Wir haben Wahlkampf wenn solche Worte hier nicht ausgesprochen werden dürfen ohne das gleich jeder meint den anderen Verklagen zu müssen, können wir uns den Wahlkampf auch gleich sparen. Des weiteren bin ich der Meinung, daß ihr eure blödsinnige Famillienfehde die anscheinend zwischen euch herrscht woanders hin vertagen solltet!"


    "Ich bin derselben Auffassung und nicht, weil ich ihr Vater bin, sondern weil die Anschuldigungen haltlos sind. Sie hat niemand persönlich benannt und kein Reichsorgan verunglimpft. Meines Wissens gibt es auch keine Familienfehde. Sie wie ich lehnen Traditionsbrecher ab und wer die Sitten mit den Füßen tritt, muss mit öffentlich bekundeter Verachtung rechnen.
    Auch wenn mir die Möglichkeit gegeben ist, von der Tiberbrücke zu springen oder meine Legionäre mit der Vitis zu schlagen, heißt es nicht, dass ich diese Möglichkeiten zwangsläufig umsetzen muss, sondern ich muss die Entscheidungen in erster Linie mit mir selbst vereinbaren. Von einem frommen Römer kann man das erwarten und es spielt keine Rolle, ob man dem Patrizierstand oder dem Volk entstammt. Erlaubt das Gewissen eines Römers Tabubrüche zu begehen, dann sollte dieses fehlende Gewissen durch Kritik der Gesellschaft ersetzt werden."



    Schon seit Wochen bahnte sich in Antoninus Leben eine Veränderung an. Diese Rostradiskussion machte den ganzen Unfug nochmals deutlich. Heute wusste er, dass er vor einem Scheideweg stand. Er musste herausfinden, ob er zurück nach Syrien von wo er vor Monaten gekommen war wollte oder ob er eine andere Richtung einschlug. Vieles gefiel dem Patrizier nicht mehr und die Unzufriedenheit wuchs.


    "Deandra, ich unterbreche dich nur ungern, aber ich muss mit dir unter vier Augen reden. Das Weiterführen der Diskussion ist sowieso zwecklos. Du hast deine persönliche Auffassung, die ich richtig finde, geäußert. Ausrichten kannst du nichts. Begleite mich in die Villa."


    Antoninus hatte durch seine ernste Miene zum Ausdruck gebracht, dass er nicht warten wollte. Zusammen mit seiner Tochter verließ er die Rostra.

    Zitat

    Original von Caius Octavius Sura
    Oh! Meine ehemaliger Centurio war auch da. Ich salutierte kurz vor ihm und sagte: "Salve Centurio! Der Fall Tiberleiche wird bald abgeschlossen sein."


    "Salve Sura! Es freut mich, wenn die Untersuchungen bald erfolgreich abgeschlossen sind. Wenn es so weit ist, dass du darüber sprechen kann, würde mich der Ausgang interessieren."



    Zitat

    Original von Quintus Didius Albinus


    Mein Name ist Quintus Didius Albinus und wahrscheinlich der einzige Konsevative in meiner Gens :)"


    "Salve Albinus! Mein Name ist Marcus Aurelius Antoninus und ich teile deine Auffassungen."

    Zitat

    Original von Lucius Didius Crassus

    "Werte, holde Dame, wenn du dich so um die Tradtionen der Alten sorgst, erlaube mir eine Frage : Warum bist du dann hier ? Und warum erhebst du deine Stimme ? Solltest du dann nicht in der Villa deiner Familie sitzen und dich dem Spinnen von Garn oder ähnlichen Dingen widmen ?"


    "Gestatte, die Antwort gebe ich. Besagte junge Frau ist meine Tochter. Ich habe sie nach alter Sitte erzogen und sie weiß, dass es ihr nicht zukommt, hier zu sprechen. Was aber bedeutend mehr wiegt, in diesem Reich ist es nötig, dass Frauen solche Tradiotionsfrevler kritisieren, denn aus dem Mund einer Frau spricht nichts als die Sorge um den Verlust der Traditionen. Einem Mann wird man zusätzlich immer Geschlechterverachtung unterstellen."

    Zitat

    Original von Quintus Didius Albinus
    "Ich habe nirgendwo den Imperator kirtisiert, ja ich ermutige sie ja sogar in den Cursus einzusteigen, auf das sie zeige das die Traditionen unserer Väter richtig waren und unseren Kaiser davon zu überzeugen diese neue Tradition, die ihn anscheinend einige seiner neumodischen Berater aufgeschwatzt haben, wieder aufzuheben."


    "Junger Mann, ich sehe du bist kein Patrizier, aber du vertrittst noblere Ansichten als so mancher von Adel. Wie ist dein Name? Ich bin sehr erfreut, einen edlen Römer wie dich zu treffen!".


    :app: "Gut, dass endlich einmal jemand den Mut findet, diese Abnormitäten beim Namen zu nennen! Die scheinbare Akzeptanz dieser Fehltritte rührt nur vom Stillschweigen derer, die sich an ihnen stören. Es muss im Staate publik werden, dass Teile der Bevölkerung weit von einer allgemeinen Akzeptanz derartiger Traditionsbrüche entfernt ist!" :app:




    Zitat

    Original von Caius Helvetius Tacitus
    Caius blickt zu Aurelia Deandra und dem jungen Didius.


    "Nette Worte, doch verkennt ihr beide nicht eines. Die jüngste Tradition, die seit mehreren Jahren und Wahlen vorherrscht, initiiert durch unseren gnädigen Imperator, erlaubt Frauen den Einstieg in den Cursus Honorum, ja sogar in den Senat. Wollt Ihr diese Tradition leugnen ? Wollt ihr offen gegen das Wort des Imperators reden ? Seid ihr so vermessen zu behaupten, weiser als der Kaiser selbst zu sein ?"


    "Nenne mir Ort und Zeitpunkt, an dem unser Kaiser die Frauen dazu ermutigt hat, den Cursus Honorum zu beschreiten. Meines Wissens gibt es eine derartige Äußerung nicht und so sehe ich nur, dass unser Kaiser diese Entwicklung duldet, weil er gnädig ist. Vielmehr frage ich mich, weiß er überhaupt von der negativen Stimmung unter den Römern, die sich ihrer Ahnen würdig erweisen wollen und den Traditionsbrechern zürnen?"

    Sim-Off:

    Ob es zweckmäßig ist, weiß ich nicht, aber geht der Werdegang nur über den Duumvir, würde vielleicht doch mancher die Perioden in den Städten auf sich nehmen und damit wären die Städte zumindest zeitweise versorgt und deren Posten lukrativer.

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus
    > Momentan gibt es keine Regelung, wer Comes werden kann :rolleyes:, daher kann sich jeder Bürger dafür bewerben. Und da ich befürchte, dass manch Irrwitziger das sogar tun wird, sollte es nicht nach außen an die große Glocke gehängt werden. Vielmehr sollten wir darüber beratschlagen.
    <


    "Soll ich mit Rücksicht auf die Situation von einer Veröffentlichung in der nächsten Actaausgabe absehen? Es ist außerdem kaum etwas zu berichten."