"Nun, sicher wünsche ich, dass Angelegenheiten dieser Art nicht publik werden, weder in der Öffentlichkeit noch in Rom. Da hast Du vollkommen Recht, Pontifex."
Er nickte ihm zu.
"Allerdings stellt sich die Frage, unter welchem Stern meine Statthalterschaft steht, wenn in Rom die Türen des Kaisers eingerannt werden und zeitgleich in Mogontiacum die Arbeit der Priester etwas unkoordiniert verläuft.
Nach dem Einbruch im Tempel des Mars herrschte hier das Chaos, Deine ordnende und besonnene Hand hat gefehlt. Die Priester versuchten Ersatz für die entwendeten Gegenstände zu finden, fanden aber nichts. Es wurde geopfert, doch mir schien, mit wenig Sachverstand. Ob es an der Nervosität lag oder der Untergangsstimmung kann ich schlecht beurteilen.
Kurz: Ich hätte einen Mann von Deinem Sachverstand hier gut gebrauchen können und werde ihn auch in Zukunft hier gebrauchen. Ich bin der Statthalter von Germanien, der Stellvertreter des Kaisers, ich habe Spiele zu veranstalten, bei denen geopfert wird, ich gebe Feste, Empfänge, öffentliche Opfer. In Mogontiacum steht eine Legion. Das alles will koordiniert sein. Zuzüglich der Arbeit des Cultus in ganz Germanien."
Wieder hielt er inne und musterte die Reaktionen des Claudiers.
"Ich kenn Dich schon eine Weile, Pontifex. Seit meiner Sponsalia. Und Du schienst mir nie der Mann zu sein, der vor Aufgaben davon rann. Du schienst mir nie der Mann zu sein, der sich aufs Glatteis führen ließ.
Man hat Dir diese Fühungsposition überlasse. Ich bin mir sicher, dass Du sie ausfüllen kannst, denn an Weisheit, Geschick und Diplomatie fehlt es Dir nicht."