Meridius ließ den Mann nicht so einfach gehen.
"Vermittler braucht es immer, Claudius. Weswegen bist Du nach Germanien gekommen? Was wolltest Du erreichen? Diese Ziele sind nicht unerreichbar. Die Götter haben einen Plan mit Dir, sonst wärst Du nicht hier. Ich habe Dir bereits schon einmal zu verstehen gegeben, dass Du bei Deiner Arbeit in dieser Provinz meine vollste Unterstützung erhälst. Ich habe Dir die Hand gereicht und ich tue es heute wieder."
Er sah ihn eindringlich an.
"Wir haben unruhige Zeiten. Der Diebstahl im Tempel, der noch nicht aufgeklärt ist, der Zorn des Mars, zukünftige Opfer und zum Teil verunsicherte Priester. Ich selbst war bei einem Opfer anwesend und was ich sah war nicht sehr souverän. Wenn Du jetzt gehst, verlässt Du den Cultus Deorum in seiner schwersten Stunde. Willst Du Dir nachsagen lassen, ein Claudier habe ein sinkendes Schiff verlassen? Der Provinz Germanien und dem Cultus, dem Dienst an den Göttern genau dann den Rücken gekehrt, als es auf ihn ankam? Willst Du Dir eines Tages vorwerfen, Deine Pflicht nicht getan, die Arbeit unvollendet zurückgelassen zu haben? Meine Hand zweimal ausgeschlagen zu haben? Du bist ein Claudier und ich kenne die Ehre und den Stolz Deiner Familie, ebenso wie ich Deine Ehre und Deinen Stolz kenne."
Nun wurde er fast pathetisch.
"Ist es Dein Stolz, der Dich davon abhält hier zu bleiben und eine Kröte zu schlucken? Dann ist es Dein Stolz der Dich hindert Deine Pflicht zu tun und der Berufung nachzukommen, derer wegen die Götter Dich nach Germanien geschickt haben...
Ich weiß nicht genau was alles in Colonia vorgefallen ist und weshalb Du dort noch einmal hinreisen möchtest, doch ich appelliere an Dich das Vertrauen, welches Rom, und welches ich in Dich setze nicht leichtfertig zu verschenken.
Falls es meine Nichte ist, mit der Du Schwierigkeiten hast, so bitte ich Dich darum, es ihr zu Verzeihen. Sie kann bisweilen Engstirnig sein, ihren eigenen Kopf durchsetzen wollen, und beileibe hat man es nicht immer leicht mit ihr und das weiß wohl keiner so gut wie ich, doch ist sie eine fähige Sacerdos. Gib ihr den Freiraum, den sie in Colonia braucht und es wird nicht Dein Schaden sein.
Im Gegenteil. Wenn der Cultus Deorum in Colonia blüht, und Du den Cultus in Confluentes und Mogontiacum wieder auf stabile, geordnete Füße stellst, so wird es Dein Name sein, der damit in Verbindung gebracht wird.
Solltest Du indess mit meiner Nichte weiterhin Schwierigkeiten haben, so komme zu mir und ich werde umgehend dafür Sorge tragen, dass sie sich im Cultus Deorum so einbringt, wie man es von einer disziplinierten und verantwortlichen Sacerdos erwarten darf.
Claudius, ich zähle auf Dich. Germanien braucht Dich!"