Beiträge von Maximus Decimus Meridius

    Als der Cornicen eingetreten war, wandte sich Meridius diesem zu.


    "Salve Corncien. Du kannst bequem stehen. Ich möchte nicht lange um den heißen Brei herum reden. Man trug mir zu, dass Du ein tapferer und pflichtbewusster Soldat bist. Tapfere und pflichtbewusste Männer kann ich bei den Turmae der Legion gut gebrauchen. Falls Du keine Abneigung gegen Pferde hast und gut reiten kannst, könnte ich Dir vorschlagen, zu den Reitern zu wechseln..."


    Er sah den Mann fragend an.

    Eine Überzeugung, gewachsen in Monaten. Meridius konnte den Mann schon längst nicht mehr verstehen, denn wozu ließ er sich erst als Pontifex nach Germanien berufen, wenn er eh schon wusste, dass es nicht der richtige Weg wäre? Es war jedoch müßig darüber zu diskutieren. Als Soldat, wie Meridius einer war, war die Welt wesentlich einfacher gestrickt. Der Kaiser befahl, und wo auch immer dieser Befehl den Soldaten hinbeorderte, er marschierte. Sei es nun nach Germanien, in das Ilyriucm, nach Asia, Syrien oder Africa. Eigene Vorlieben spielten da keine Rolle. Doch vielleicht wurde dies im Cultus Deorum ja grundsätzlich anders gehandhabt.


    "Ich begleite Dich noch nach draussen."


    erwiderte Meridius und führte den Mann dann, noch etwas über dieses und jenes plaudernd nach draussen. Er hoffte, dass er in Colonia mit Weisheit agieren würde und nicht mit Sturheit und dem Beharren auf Positionen. Doch wissen konnte man es nicht. Die ganzen Vorfälle um den Cultus Deorum in Germanien jedenfalls, ließ ihn vorerst etwas auf Abstand gehen. Die Streitereien unter Priestern kamen ihm ebenso sinnlos wie die im Senat vor, und in beiden Institutionen vermisste er bisweilen die Disziplin der Legion.

    Meridius folgte den Ausführungen aufmerksam und glaubte den Sachverhalt so langsam richtig einschätzen zu können. Von diesen vielen Stämmen entlang des Limes schienen die Mattiaker diejenigen zu sein, die sich eher für den Handel und den Austausch der Kulturen interessierten und weniger für eine Konfronation mit Rom. Wenn man die Furistis und Richs davon würde überzeugen können, dass ihnen der gute Kontakt zu Rom mehr Gewinn einbrachte, als zu germanischen Stämmen die Rom gegenüber auf Konfrontationskurs gingen, wäre dies auch für die Provinz eine gute Sache. Man hätte faktisch einen Verbündeten auf der anderen Seite, oder zumindest jemanden mit den selben Interessen.


    "Ich verstehe und danke Dir, Duccia."


    sprach er an diese und legte die Wachstafel dann auf den Tisch.


    "Wenn ich weitere Fragen habe, werde ich auf Dich zukommen."

    Meridius atmete kurz durch. Keine Sponsalia? Man könnte meinen, dass da schon ein Braten in der Röhre wäre. Ob das so gut war?


    "Keine Sponsalia? Ihr wollt euch den Spaß nehmen erst einmal als Verlobte durch die Welt zu gehen? Man muss diese Zeit genießen. Die Hochzeit kommt sowieso. Es gibt keinen Grund, das schnell und hastig durchzuziehen. Ich weiß ja, dass Du von der Ala die Dinge gleich lieber direkt angreifst, aber in diesem Fall würde ich mir die Parade vor der Hochzeit nicht entgehen lassen. Zumal sich die Familien sicher auch darauf vorbereiten möchten..."

    Meridius nickte.


    "Ich sehe, dass es sich bei diesen Richs und Furisti immer um Angehöriger von zwei, drei der selben Stämme handelt. Mattiaker, Sugambrer und Tenkterer... Ich kenne mich nicht genau aus, wo leben diese genau und sind sie schon länger in besseren Beziehungen zu uns? Haben wir Verbündete in Germanien, gehören diese dazu oder stützen wir uns auf andere Stämme? Und welche Stämme sind am Limes unsere Ansprechpartner? Die Beziehungen müssen ja schon älter sein, schließlich sind wir nicht erst gestern gekommen..."

    Nun lachte auch Meridius. Es war also doch wahr. Der kleine Magnus würde endlich unter die Haube kommen. Gut, der letzte der Decima war er damit von allen immer noch nicht, aber wenigstens hatte er Meridius nicht überholt.


    "Ich gratuliere euch beiden und wünsche euch das Beste.
    Von Herzen, Magnus und auch Dir, Duccia, oder darf ich dann Venusia sagen? Ach alles zu seiner Zeit, jedenfalls willkommen in der Familie!"


    Er freute sich aufrichtig.


    "Wer weiß es schon alles und wann wird die Sponsalia sein?"

    Nun gut. Betteln würde er nicht.


    "In diesem Fall bleibt mir nichts anderes übrig als Dir viel Erfolg für die Zukunft zu wünschen, Claudius. Ich bin davon ausgegangen, dass man mit den Jahren den eigenen Wünschen der Jugend entsagt, diesen gegenüber gelassener auftritt, die Dinge mit mehr Ruhe annimmt. Doch ich habe mich offensichtlich getäuscht."


    Meridius musterte den Mann nachdenklich.


    "Vielleicht noch eines. Ich war vor Ort in dem Tempel, welcher ausgeraubt wurde. Und ich kann mit Sicherheit sagen, dass es keine Tempelzerstörer waren, die Götterstatuen zerschmettern, Altare umwerfen, Wände bemalen und dergleichen, wie es hin und wieder heißt, dass es die Christen täten. Auch gab es in meiner Stadt keine entsprechenden Aktionen von Christen und sind mich auch keine christlichen Aktivitäten bekannt. Was ich jedoch ganz sicher weiß, ist dass der Einbruch lautlos geschah, dass er schnell geschah, und dass sie alles mitnahmen. Das erfordert Planung, Organisation, Koordination, Kalkül und Berechnung und weist auf Kunsträuber hin. Vor Ort beurteilen sich die Dinge anders. Ich hätte gewünscht Du wärst öfters vor Ort gewesen, in Deiner kurzen Zeit..."


    Er erhob sich.


    "Wie auch immer, mein Haus steht Dir immer offen. Sollte es Dich nach Mogontiacum oder Tarraco führen, Du bist immer willkommen."

    "Ich gehe doch sicher richtig in der Annahme, dass der zuständige Decurio in Raetia Dir öfters Berichte zusendet als nur alle sechs bis acht Wochen. Und ich bin auch sicher, dass die Ala nicht alle Kräfte in Raetia im Einsatz hat, sondern auch anderen Aufgaben nachgeht. Es gibt immer etwas zu berichten und wenn es nur die Namen der Orte, der Gebiete, der Straßen sind, in und auf denen NICHTS passiert ist.


    Doch lassen wir das Thema Truppen. Ich hatte Dich wegen der Curie gerufen und bin dankbar, dass Du dieser Berufung nachkommen wirst. Ich werde die entsprechende Ernennung noch heute durchführen."

    Meridius ließ den Mann nicht so einfach gehen.


    "Vermittler braucht es immer, Claudius. Weswegen bist Du nach Germanien gekommen? Was wolltest Du erreichen? Diese Ziele sind nicht unerreichbar. Die Götter haben einen Plan mit Dir, sonst wärst Du nicht hier. Ich habe Dir bereits schon einmal zu verstehen gegeben, dass Du bei Deiner Arbeit in dieser Provinz meine vollste Unterstützung erhälst. Ich habe Dir die Hand gereicht und ich tue es heute wieder."


    Er sah ihn eindringlich an.


    "Wir haben unruhige Zeiten. Der Diebstahl im Tempel, der noch nicht aufgeklärt ist, der Zorn des Mars, zukünftige Opfer und zum Teil verunsicherte Priester. Ich selbst war bei einem Opfer anwesend und was ich sah war nicht sehr souverän. Wenn Du jetzt gehst, verlässt Du den Cultus Deorum in seiner schwersten Stunde. Willst Du Dir nachsagen lassen, ein Claudier habe ein sinkendes Schiff verlassen? Der Provinz Germanien und dem Cultus, dem Dienst an den Göttern genau dann den Rücken gekehrt, als es auf ihn ankam? Willst Du Dir eines Tages vorwerfen, Deine Pflicht nicht getan, die Arbeit unvollendet zurückgelassen zu haben? Meine Hand zweimal ausgeschlagen zu haben? Du bist ein Claudier und ich kenne die Ehre und den Stolz Deiner Familie, ebenso wie ich Deine Ehre und Deinen Stolz kenne."


    Nun wurde er fast pathetisch.


    "Ist es Dein Stolz, der Dich davon abhält hier zu bleiben und eine Kröte zu schlucken? Dann ist es Dein Stolz der Dich hindert Deine Pflicht zu tun und der Berufung nachzukommen, derer wegen die Götter Dich nach Germanien geschickt haben...


    Ich weiß nicht genau was alles in Colonia vorgefallen ist und weshalb Du dort noch einmal hinreisen möchtest, doch ich appelliere an Dich das Vertrauen, welches Rom, und welches ich in Dich setze nicht leichtfertig zu verschenken.


    Falls es meine Nichte ist, mit der Du Schwierigkeiten hast, so bitte ich Dich darum, es ihr zu Verzeihen. Sie kann bisweilen Engstirnig sein, ihren eigenen Kopf durchsetzen wollen, und beileibe hat man es nicht immer leicht mit ihr und das weiß wohl keiner so gut wie ich, doch ist sie eine fähige Sacerdos. Gib ihr den Freiraum, den sie in Colonia braucht und es wird nicht Dein Schaden sein.


    Im Gegenteil. Wenn der Cultus Deorum in Colonia blüht, und Du den Cultus in Confluentes und Mogontiacum wieder auf stabile, geordnete Füße stellst, so wird es Dein Name sein, der damit in Verbindung gebracht wird.


    Solltest Du indess mit meiner Nichte weiterhin Schwierigkeiten haben, so komme zu mir und ich werde umgehend dafür Sorge tragen, dass sie sich im Cultus Deorum so einbringt, wie man es von einer disziplinierten und verantwortlichen Sacerdos erwarten darf.


    Claudius, ich zähle auf Dich. Germanien braucht Dich!"

    Meridius war gespannt was kommen würde, da er jedoch mit seinem Cousin vor kürzerer Zeit schon gesprochen hatte, konnte er es sich denken um was es ging.


    "Nur zu, um was geht es? Ihr beide wollte doch nicht ...?
    Mmmm, ich seh es Dir doch an..."


    Er zeigte mit dem ausgestreckten Finger auf seinen Cousin und grinste.


    "Also, sag es..." :D

    "Ich würde mir wünschen alle vier Wochen einen umfassenden Bericht zu erhalten. In dringenden Fällen auch einen Kurzbericht. Auch der Kaiser und der Senat erwarten von mir alle vier Wochen eine Stellungnahme. Daher muss ich darauf bestehen. Zumal..."


    Er hielt einen Moment inne


    "... wir in Raetia eine angespannte Situation haben. Ich brauche daher alle Informationen der Aufklärung, welche durch die Ala betrieben wurde. Ihr seid das Auge aller strategischen und taktischen Bemühungen, ohne diese Informationen sind sämtliche Vorbereitungen und Operationen der Legionen wie Märsche von Blinden bei Nacht. Ich will nicht als der Kommandeur in die Geschichte eingehen, der versuchte mit Blinden den Limes zu halten."


    Er sah seinen Cousin an.


    "Wie lange bin ich schon in Germanien? Wie viele Berichte habe ich erhalten? Ich sehe da durchaus Änderungsbedarf."

    Zitat

    Original von Venusia Duccia Britannia
    Sie trat näher an den Tisch um Meridius besser die Wachstafel reichen zu können.


    Das ist alles was ich durch meine Reise zu unseren Nachbarn erreichen konnte. Es sind durchaus vielverpsrechende Verträge dabei. Andere können es sicher noch werden.


    Meridius nahm die Wachstafel entgegen und studierte sie ausgiebig. Hin und wieder machte er ein fragendes Gesicht, sprach aber nichts aus, bis er nicht die komplette Aufstellung gelesen hatte.


    "Es handelt sich dabei durchgängig um Handelsverträge? Die Vertragspartner, sind das Händler, oder Stammesführer?"

    "Gut. Du weißt ich werde erst Ruhe geben, wenn ich ihn auf dem Tisch habe. Also tu Dir selbst den Gefallen und sorge dafür..."


    Meridius zwinkerte, meinte es aber auch durchaus ernst. Seitdem er hier in der Provinz das Sagen hatte, ließen sich die Berichte, die auf seinem Schreibtisch gelandet waren, an einer Hand abzählen. Und das war ein Zustand, der so nicht andauern konnte. Rom ERWARTETE ebenfalls seinen Bericht, ganz gleich wer ihm was zugetragen hatte, oder nicht.


    "Ende dieser Woche, Duumvir. Auf diesem Tisch.
    Vale."

    Meridius sah ebenfalls etwas skeptisch dem Opfer zu, doch Unfälle passierten immer mal wieder. War soetwas nicht erst neulich in Bonna geschehen? Nun wie auch immer, er war kein Experte in religiösen Dingen und überließ das Handeln den Priestern. Diese mussten schon wissen was sie taten, auch wenn manches in Mogontiacum in letzter Zeit chaotisch und unkoordiniert ablief. Das Fehlen der ordnenden Hand des Pontifex machte sich bemerkbar.

    Meridius wurde aus seinen Gedanken gerissen und sah auf. Sein Kuhseng :P Primus war in das Exedra eingetreten und hatte Venusia gleich mitgebracht. Dem Eindruck nach zu schließen, konnte es sich also nur um ein bestimmtes Gespräch handeln, weil dienstlich würden sie ihn hier nicht aufsuchen.


    "Salve, schön euch zu sehen.
    Was führt eure Wege zu mir?"


    Er nahm die Schriftrolle auf, rollte sie zusammen und legte sie zur Seite.


    "Nehmt doch bitte Platz.
    Wollt ihr etwas trinken?"

    "Ah, das ist gut."


    antwortete Meridius und schob den Gruß hinterher.


    "Salve. Ich werde gleich einen Blick reinwerfen und sehen, wie sich die Sache verhält. Diese Verträge sind wichtig, auch für die Entwicklung der Angelegenheiten in Raetia. Wenn wir die Grenze stabilisieren wollen, müssen wir auf der anderen Seite Freunde, oder zumindest Handelspartner finden, die an einem neutralen Nebeneinander nichts auszusetzen haben."

    "Ich werde mich darum kümmern."


    erwiderte Meridius.


    "Allerdings hätte ich schon gerne eine schriftliche Mitteilung. Die Berichte von der Ala sind etwas spärlich in letzter Zeit, um genau zu sein und ich frage mich, wie ich die Berichte an den Senat senden kann, wenn man mir keine Informationen zuträgt."


    Sim-Off:

    Ich weiß, jetzt argumentieren wieder welche "es gibt noch andere Magistrate, und man soll sich die Berichte denken", aber ich hab schlichtweg keinen Bock alles immer selber zu schreiben, weil der Senat kann sich meinen Bericht eben auch nicht nur denken ;)