Beiträge von Maximus Decimus Meridius

    "Bezüglich der Schola lässt sich sicher etwas machen."


    Meridius machte sich eine Notiz.


    "Ach ja, der Verein. Ich habe mir das ganze angesehen. Ich bin mir nicht sicher ob es dafür einen eingetragenen Verein braucht. Ein inoffizieller Kreis an angesehnen Honoratoren, die sich regelmäßig auf Empängen und zu politischen Gesprächen treffen, würde schon reichen. Es wäre etwas informeller und hätte damit keinen Zwangcharakter."


    Er hielt inne.


    "Ich bin ansonsten kein Freund von Vereinen. Am Ende bleibt die Arbeit immer an einem hängen und im Grunde wird dadurch auch nicht mehr bewegt."


    Er dachte an die Arbeit in der Factio.

    "Ich denke für heute ist das schon genug. Du wirst damit eine Weile beschäftigt sein, zumal sicherlich auch andere Personen Dein Officium aufsuchen werden. Die Regia kennst Du ja schon, von daher fällt eine Besichtigung aus."


    Meridius hielt inne.


    "Du kannst Dir nach getaner Arbeit gerne dann auch frei nehmen. Ich habe gehört, dass es bei diesem Wetter nichts besseres als einen Thermenbesuch gibt."

    "Interessant. Avarus bezeichnet sich als Germanen."


    Meridius schmunzelte. Hatte Lucilla also doch einen Waldbewohner geangelt.


    "Nun, danke für die Information. Du darfst Dich auch gerne in Zukunft umhören. Nur mach es nicht anstrengend. Einfach locker bleiben, die Ohren offen halten und wenn was dabei ist, ist was dabei, wenn nicht, dann nicht. Ich freue mich jedenfalls über jede nette Gesichte aus dem Alltag Mogontiacums."

    Meridius dachte nach.


    "Ja, ich hatte seit meiner Ankunft hier in der Regia einige Audienzen geführt. Ein älterer Scriba hat Mitschriften von diesen Audienzen erstellt. Allerdings sind sie für meinen Geschmack etwas unleserlich. Es wäre gut, wenn Du sie in die Reinform bringen könntest und die Ergebnisprotokolle im Archiv ablegst. Das muss nicht sofort geschehen, sondern kann sukzessiv erfolgen. Wie lange Du dazu brauchst, überlasse ich Dir, doch es wäre gut, wenn es geschehen würde."

    "Frag die betreffenden Personen an, wann sie Zeit haben."


    Meridius lächelte.


    "Von meiner Seite aus eilt es nicht, doch sollte es zügig in nächster Zeit geschehen. Der Tribun wird sicher den längeren Anreiseweg haben. Daher sollte dieser Termin etwas weiter hinten liegen."

    "Sehr schön, sehr schön."


    entgegnete Meridius gut gelaunt.


    "Ich hätte auch schon eine erste Aufgabe für Dich. Ich würde gerne ein Gespräch mit dem neuen Tribunus Laticlavius der Legio IX Hispana führen. Ein entsprechendes Schreiben und eine Audienz nach dem bisherigen Schema kannst Du sicher organisieren."


    Er hielt inne und dachte nach.


    "Selbiges betrifft auch den Duumvir von Mogontiacum."

    Meridius betrat das Officium seines neuen Magister Officiorum. Dieser schien sich schon in die ersten Berichte und Dokumente einzuarbeiten. Ein Umstand, welcher Meridius sehr erfreute. Hoffentlich hatte er diesmal einen Mann eingestellt, der für sein Geld auch etwas zu leisten bereit war.


    "Guten Morgen, Pompeius."


    sprach er und trat näher.


    "Und schon an die neue Umgebung gewöhnt?"

    Meridius war Iulia und der Brautführerin in das Ehegemach gefolgt. Nachdem diese sich lächelnd wieder zurückgezogen hatte und die Hochzeitsgäste frivol lachend weitere Strophen anstimmten, trat er schließlich zur Türe und schloß diese zu.


    Das Hochzeitsbett war mit Safranfäden bestreut worden, das ganze Zimmer war für diesen Tag hergerichtet worden, Mosaike, Fresken, Vasen, Pflanzen, selbst an leichte aphrodisierende Speisen und Weine hatte man gedacht.


    Meridius musste lachen, war es ja seine erste Hochzeit.


    "Und?"


    Er sah Iulia fragend an.


    "Ich schlage vor, wir gehen es erstmal gemütlich an. Der Tag war heute anstrengend genug und das Vergnügen hatten wir ja ebenfalls schon mehrmals..."

    Nun war es also wohl soweit. Meridius blickte sich um auf der Suche nach der Brautführerin. Noch hatte er sie nicht ausgemacht, aber nachdem die ersten Gäste das verheisungsvolle Lied anstimmten, konnte es nicht mehr allzulange dauern. Mit einem Lächeln winkte er ein paar Scherzbolde ab, welche schon spaßhaft einige leicht erotische Zeichen machten.


    "Hymen, o Hymenäus, hierher komm, o Hymenäus!"


    sangen nun alle.


    "Hymen, o Hymenäus, hierher komm, o Hymenäus!"


    "Jungfraun, seht ihr die Männer? vereint geht ihnen entgegen,
    Hell schon über dem Öta der Stern des Abends hervorblinkt.
    Wohl, er ist's. Und gewahrt ihr auch wohl, wie hurtig sie schreiten?
    Eilen sie, hat es auch Grund: sie hoffen, im Sang zu obsiegen!"


    "Hymen, o Hymenäus, hierher komm, o Hymenäus!"

    Meridius schmunzelte. Orakelweihrauch.


    "Ich danke Dir, Tribun. Ein überaus einfallsreiches Geschenk. Ich werde meine Hochzeitsreise nach Rom machen müssen, um es beim Orakel verwenden zu können."


    Er lachte.


    "Jedenfalls gut, dass Du hier bist."


    Mit diesen Worten klopfte er ihm erneut auf die Schulter und wandte sich dann anderen Gratulanten und Hochzeitsgästen zu.

    Meridius war zufrieden. Genau diese Antwort hatte er erhofft und auch erhalten. Er hatte doch gewusst, dass es den Prudentier reizen würde. Und er konnte ihn ja in der Regia auch wirklich gut gebrauchen.


    "Sehr schön. Das ist die Antwort, die ich hören wollte. Ich werde alles in die Wege leiten. Die Versetzung ist reine Formsache. Du wirst sehen, die Arbeit in der Regia wird sicher Spaß machen."


    Er klopfte dem Tribunen auf die Schulter.


    "Und wie geht es dem ehrenwerten Vater?"

    Sie hatte Mut, das musste man ihr lassen. Oder sollte man es Frechheit nennen? Wahnsinn? Meridius ließ ihre Worte an sich abprallen. Er hatte es nicht nötig, ihre Beleidigungen mit anzuhören. Als sie sich wegdrehte, erst schwieg und ihm dann abot, die wirklichen Geschehnisse zu erzählen, antwortete er lange nichts.


    "Ich will es in der Tat nicht wissen."


    antwortete er schließlich und sah sie direkt an.


    "Und Du bist die letzte, von der ich mir Vorhaltungen anhören muss. Hast Du nicht, oder hast Du doch mit meinem Sohn geschlafen, obwohl ich Dir dies untersagte? Ich habe Dich unterstützt, Dir eine Familie gegeben, ein Heim, eine Chance. Du kamst aus einer Familie, die Nichts war. Und ich öffnete Dir mein Haus. Jeder andere hätte Dich hochkannt hinaus geworfen, als bekannt wurde, dass Du doch nicht die Tochter des Praetorianus warst. Hätte ich ebenso verfahren sollen?


    Statt dessen setzt Du meinem Sohn Flausen in den Kopf. Sicher, ich will SEINE Schuld nicht abstreiten, bei den Göttern, aber Du trugst SEIN Kind unter dem Herzen. Egal was ER Dir angetan hat, Du hattest nicht das Recht nach dem Tod Seines Kindes, mit meinem Cousin zusammenzugehen, der gerade eben erst selbst seine Frau verloren hat. Wie soll ich es denn Deiner Meinung nach interpretierten?


    Oh, Du hast Deine Frau verloren? Das tut mir aber leid? Kann ich Dir irgendwie helfen? Danke, Du bist so freundlich, der Schmerz verkraftet sich gleich zweimal so gut. Danke für Deinen Trost.


    Was soll denn noch alles passieren? Wer wird nach dem nächsten Schicksalschlag der Nächste sein?"


    Er schüttelte den Kopf.


    "Es ist Marcus Angelegenheit. Wenn er meint mit Dir unglücklich werden zu müssen, dann soll er das tun. Ich habe damit nichts zu schaffen und Du musst Dich mir gegenüber auch nicht rechtfertigen. Das Thema ist für mich erledigt. Wie ihr zwei damit klar kommt, ist nicht mein Problem. Ich habe einen Sohn, der damit zurecht kommen muss und um diesen werde ich mich kümmern müssen. Das ist alles, was ich zu diesem Theater zu sagen habe. Es ist Dein Leben, nicht meines, Du musst mit Dir selbst ins Reine kommen, nicht mit mir."


    Er sah sie direkt an.


    "Ich wünsche noch eine gute Nacht. Ich werde mich jetzt zurückziehen und wünsche, nicht gestört zu werden."

    Meridius wandte sich nicht um, als Valeria zu ihm trat und er sagte auch nichts während sie redete. Er versuchte die Ereignisse zur sortieren und zu verstehen. Valeria wurde für ihn immer unberechenbarer, er wusste schlichtweg nicht mehr, wo er sie einzuordnen hatte.


    "Du kannst es nicht erklären, aber es ist so?"


    Meridius schüttelte den Kopf. Irgendwie glichen sich die Sätze immer wieder. Was nützte es überhaupt noch darüber zu reden? Sie würde sowieso tun was sie sich vorgenommen hatte, falls sie denn überhaupt einen Plan hatte. Erst Lucius, dann Marcus.


    "Was soll ich denken? Was soll ich sagen? Am liebsten würde ich sagen <Lass meine Familie in Ruhe>. Du tust aber eh, was Du für richtig erachtest, und wenn Livianus meint..."


    Er brach den Satz ab und drehte sich zu Valeria.


    "Sag mir, warum Marcus? Weil er Senator ist? Vermögend? Oder weil gerade zufällig zwei gebrochene Herzen im Schmerz vereint nach Trost suchten, und aus Schwäche übereinander herfielen?"


    Es klang härter, als er es sagen wollte. Aber er hatte nichts zurück zu nehmen.