Sie hatte Mut, das musste man ihr lassen. Oder sollte man es Frechheit nennen? Wahnsinn? Meridius ließ ihre Worte an sich abprallen. Er hatte es nicht nötig, ihre Beleidigungen mit anzuhören. Als sie sich wegdrehte, erst schwieg und ihm dann abot, die wirklichen Geschehnisse zu erzählen, antwortete er lange nichts.
"Ich will es in der Tat nicht wissen."
antwortete er schließlich und sah sie direkt an.
"Und Du bist die letzte, von der ich mir Vorhaltungen anhören muss. Hast Du nicht, oder hast Du doch mit meinem Sohn geschlafen, obwohl ich Dir dies untersagte? Ich habe Dich unterstützt, Dir eine Familie gegeben, ein Heim, eine Chance. Du kamst aus einer Familie, die Nichts war. Und ich öffnete Dir mein Haus. Jeder andere hätte Dich hochkannt hinaus geworfen, als bekannt wurde, dass Du doch nicht die Tochter des Praetorianus warst. Hätte ich ebenso verfahren sollen?
Statt dessen setzt Du meinem Sohn Flausen in den Kopf. Sicher, ich will SEINE Schuld nicht abstreiten, bei den Göttern, aber Du trugst SEIN Kind unter dem Herzen. Egal was ER Dir angetan hat, Du hattest nicht das Recht nach dem Tod Seines Kindes, mit meinem Cousin zusammenzugehen, der gerade eben erst selbst seine Frau verloren hat. Wie soll ich es denn Deiner Meinung nach interpretierten?
Oh, Du hast Deine Frau verloren? Das tut mir aber leid? Kann ich Dir irgendwie helfen? Danke, Du bist so freundlich, der Schmerz verkraftet sich gleich zweimal so gut. Danke für Deinen Trost.
Was soll denn noch alles passieren? Wer wird nach dem nächsten Schicksalschlag der Nächste sein?"
Er schüttelte den Kopf.
"Es ist Marcus Angelegenheit. Wenn er meint mit Dir unglücklich werden zu müssen, dann soll er das tun. Ich habe damit nichts zu schaffen und Du musst Dich mir gegenüber auch nicht rechtfertigen. Das Thema ist für mich erledigt. Wie ihr zwei damit klar kommt, ist nicht mein Problem. Ich habe einen Sohn, der damit zurecht kommen muss und um diesen werde ich mich kümmern müssen. Das ist alles, was ich zu diesem Theater zu sagen habe. Es ist Dein Leben, nicht meines, Du musst mit Dir selbst ins Reine kommen, nicht mit mir."
Er sah sie direkt an.
"Ich wünsche noch eine gute Nacht. Ich werde mich jetzt zurückziehen und wünsche, nicht gestört zu werden."