Beiträge von Maximus Decimus Meridius

    Ein Centurio bei der Legion verdiente in der Tat sehr gut. Die meisten Römer würden ihr ganzes Leben nicht so viel Geld verdienen, nicht nur nicht der Vater des Primus Pilus, das war Meridius sofort klar.


    "Und das Donativum kommt ja noch dazu."


    Meridius schmunzelte.


    "Centurio, ich werde Dich informieren. Und ich danke Dir schon jetzt für das Vergnügen, mit Dir Rom gedient zu haben."

    "Nun gut. Dann werde ich alles in die Wege leiten. Du hast der Legion immer treu gedient und warst ein großartiges Vorbild für Deine Männer. Wir werden einen Pfeiler wie Dich sicher vermissen."


    Meridius hielt inne.


    "Steht schon fest in welchem Teil von Britannien Du Dein Stück Land erwerben wirst?"


    Er griff nach einer Wachstafel und notierte, dass der Primus Pilus aus der Truppe ausscheiden würde.

    Meridius war Iulia dankbar. Sie hatte bei ihrer gemeinsamen Hochzeit viel Geduld mit ihm gehabt und er musste es ihr hoch anrechnen, dass sie nicht davon gelaufen war. ;) Nachdem alle wesentlichen Rituale vollzogen waren, gab es nun ja nicht mehr viel zu tun. Die Gäste waren in ausgelassener Stimmung und das allgemeine Besäufnis würde sicher jeden Moment weitergehen und seinem Höhepunkt zu steuern. Unterdessen sah ein Diener noch einmal nach dem Schlafgemach, in welchem die Hochzeitsnacht vollzogen werden würde.


    Meridius nickte.


    "Dir ist schon klar, dass die Familie der Duccier nicht irgendeine Familie ist? Erstens handelt es sich um römische Bürger, dann um eine Familie, die wichtige Magistrate stellt. Sie sind wie ich schon sagte, dem Kaiser bekannt. Wenn etwas bei Deiner Aktion schief gegangen wäre, hätte ICH es dem Kaiser erklären müssen. Zudem erwarte ich, dass man mich SOFORT informiert, wenn führende Beamte des Imperiums in meiner Provinz entführt werden."


    Er musste aufpassen, dass er sich nicht in Rage redete.


    "Nimm dies als mündliche Ermahnung an. Sollte sich eine solche Unterlassung wiederholen, werde ich mir disziplinarische Maßnahmen überlegen müssen. Das wäre alles, Centurio!"

    Meridius nahm erneut einen Schluck. Wieder stellte er den Becher ab und wischte sich dann auch den Mund an einem Tuch ab. Nach einem Wink trat der Sklave hinzu und reichte ihm die Schale, damit er seine Hände waschen konnte. Der Appetit war ihm gänzlich vergangen.


    "Er war der was? Wenn ich mich recht entsinne, wurde ja sonst niemand informiert. Mein Cousin hätte mit Leichtigkeit einen Reiter nach Mogontiacum senden können um mich zu informieren. Ich hätte alle Hebel in Bewegung gesetzt um mich um Dich zu kümmern, und zwar so, wie es sich gehört und nicht..."


    Er sprach nicht weiter.


    "Gestern warst Du noch schwanger, von meinem Sohn. Und heute, heute schläfst Du mit meinem Cousin. Ich muss schon sagen..."


    Er erhob sich.


    "Ich brauche frische Luft."


    Mit diesen Worten verließ er den Raum.

    Meridius hörte aufmerksam zu und nickte dann.


    "Danke für die Zusammenfassung. Ich gehe davon aus, dass ein entsprechender Bericht auch in schriftlicher Form im Archiv abgelegt wird. Das mit dem Bärem dachte ich in der Tat ebenfalls so, als mir heute morgen der Tonsor davon berichtete."


    Er hielt inne und legte sich die Sätze zurecht.


    "Von der Entführung und so weiter, erfuhr ich im Übrigen aus einem persönlichen Gespräch mit meinem Cousin. Und man ließ mich wissen, dass es sogar schon in der Acta steht. Dass ich erst heute informiert werde, halte ich für reichlich spät. Angesichts der Umstände dieses Falls und angesichts der Tatsache, welche Personen betroffen waren, welche Ämter sie inne haben und dass sie selbst dem Kaiserhaus bekannt sind, halte ich es darüberhinaus schon fast für sträflich, dass ich nicht früher, das heißt umgehend informiert wurde. Wie erklärst Du diesen Umstand, Centurio?"


    Meridius sah ihn prüfend an.

    Meridius hatte auf ihre Aufforderung hin etwas von den Antipasti genommen, die eingelegten Oliven schmeckten vorzüglich und hatten einen sehr aromatischen Geschmack. Sicher importierte sie Livianus aus Hispania, oder zumindest aus Italia oder der griechischen Provinz. Valeria indess schine kaum Appetit zu haben und zerkrümelte ihr Brot auf dem Tisch. Er wollte gerade fragen, was los sei, als sie es ihm eröffnete. Seine Pupillen zogen sich einen Moment zusammen.


    "Krchch."


    beinahe hätte er sich verschluckt und schnell spülte er mit einem Schluck Wein nach. Dann kaute er aus und schluckte die Rest hinunter.


    "Wie nahe?"


    fragte er nur, konnte sich die Antwort jedoch denken. Schon stieg ein Verdacht in ihm auf. War der Miles aus diesem Grund vorhin in das Zimmer gekommen? Wollte Livianus einem Konflikt aus dem Weg gehen?

    Meridius überlegte.


    "Ich werde erst meine Post durchsehen müssen. Aber ich melde mich, wenn ich etwas habe. Du kannst Dir aber für heute auch einen freien Tag nehmen, etwas durch die Stadt schlendern und die Therme besuchen. Ich bin gern darüber informiert, was auf der Straße geht. Halt die Ohren auf, seh Dich um und vergiss nicht Dich zu entspannen..."

    "Du brauchst Dich nicht zu entschuldigen."


    antwortete Meridius und schwieg dann für einen Moment. Sollte er mit den Vorspeisen beginnen? Irgendwie war ihm nicht mehr danach, doch es wäre äusserst unhöflich gewesen, nichts zu sich zu nehmen. Auf der anderen Seite aber auch taktlos, bei einem solchen Gespräch einfach zu essen. Verdammte Situation. Selbst in seinem Beruf als Soldat kam man hin und wieder in Situationen, welche mehr Fingerspitzengefühl erforderten als im Senat.


    "Ich bitte Dich nur darum, klar Schiff zu machen, sobald es sich ermöglicht. Wenn die Dinge geklärt sind, lassen sich die Konstellationen ordnen und das Leben geht weiter. Alles andere schmerzt zu sehr."

    "Ja, das wäre gut. Herodes mein Cursor befindet sich meist im Innenhof der Regia und wartet dort auf Aufgaben. Er wird die Schreiben innerhalb von Germanien zustellen. Alles was nach auswärts geht, wird jedoch mit dem Cursus Publicus befördert."


    Er hielt inne.


    "Falls Du ihn jedoch nicht findest, verschick sie mit der Post. Ich habe eine Wertkarte die lange halten dürfte."

    Meridius hörte ihren Ausführungen zu. Sicher, Maximian hatte nichts von sich hören lassen und sein Verbleib stand in den Sternen. Aber es war nicht wirklich ungewöhnlich für den jungen Mann, der sich erst selbst finden musste und offensichtlich mit seinen neuen Aufgaben überfordert war. Noch vor Monaten war er der einfache Sohn einer iberischen Frau, der den Wunsch hatte in die Legionen einzutreten. Nun war er der Sohn eines Senators und Legaten, mit dem vermeintlichen Ziel selbst einmal Offizier oder gar Senator zu werden, zeitgleich vermeintlicher Vater eines Kindes, deren Mutter alle für seine Cousine hielten. Die Jugend war damit definitiv vorbei.


    "Du solltest ihn nicht schelten. Ich weiß selbst, in welcher Situation er sich befindet. Ihr beide tragt daran nicht gerade wenig Schuld."


    Wenn man das Wörtchen Schuld überhaupt in dieser Situation guten Gewissens verwenden durfte.


    "Nun gut, aber lassen wir das. Er hat sich auch bei mir nicht gemeldet. Ich weiß also um seine Abwesenheit."

    Meridius hatte dafür Verständnis und nickte. Nachdem Livianus gegangen war, blickte er zu Valeria, nahm dann etwas von dem Wein und stellte den Becher wieder ab.


    "Und wie geht es Dir?"


    fragte er Valeria. Sie sah nicht gerade gut aus, dachte er, und war froh, dass sie seine Gedanken nicht lesen konnte.

    Meridius hatte unterdessen Feuer und Wasser entgegen genommen. Nach den Hochzeitsbräuchen war es nun an ihm, eines nach dem anderen an seine Gemahlin zu übergeben. Hoffentlich brachte er jetzt nichts durcheinander. Zuerst das Feuer und dann das Wasser? Oder zuerst das Wasser dann das Feuer? Verlegen blickte er zu Iulia und musste sich zugestehen, dass das Schlagen von Schlachten oder das Halten einer Rede im Senat wesentlich einfacher war, als das Hochzeitszeremonie. Und er gehörte ja nicht zu den Senatoren, die in ihrem Leben alle paar Jahre mal eine neue Hochzeit veranstalteten, weil sie die Damen ebenso schnell wechselten, wie andere die Toga.