Die Welt stimmte in der Tat nicht mehr. Umso mehr war Meridius froh, dass seine Schwester eingetroffen war. Das kleine Schreiben an sie, war weniger Information, als vielmehr Hilfeschrei gewesen. Hatte er denn einen klaren Gedanken dafür übrig, was jetzt zu tun war? Oder wie es weitergehen sollte? Zum Glück kümmerte sich der Maiordomus um alles im Hause, zum Glück nahm dieser auch die ganzen Bestattungszeremonien in Angriff. Meridius selbst, sah sich außerstande, irgendetwas zu erledigen. Und so wanderte er an diesem Tag immer wieder zwischen seinem aufgebahrten Sohn und dem Zimmer seiner Gattin hin und her. Iulia war wie erschlagen. Hatte es Meridius das Herz gebrochen, hatte das Schicksal der Mutter fast den Lebensodem geraubt. Das einzige was sie noch am Leben hielt, war Decimus Optatus.
"Danke, dass Du gekommen bist."
sprach Meridius trocken, zwang sich zu einem Lächeln, welches nicht wirklich gelang und erwiderte die Umarmung seiner Schwester eher hölzern. Er war den Göttern dankbar, dass sie ihm Lucilla erhalten hatten. Und sogleich dachte er an Tertia, welche ebenfalls nicht mehr unter ihnen weilte. Warum nur hatten die Götter nun auch Lucius sterben lassen?
Tief atmete er den Duft ein, welcher aus dem Haar seiner Schwester strömte. Es war wie damals in Tarraco. Meridius begann zu weinen, leise, drei viermal bebte sein Körper kurz auf, dann fing er sich wieder, strich sich mit einer Hand die Tränen aus dem Gesicht und gab Lucilla dann einen Kuss auf die Stirn. Es hatte ihn die maximale Kraftanstrengung gebraucht. Doch zumindest während ihres Besuchs, wollte er sich nicht in seiner Niedergeschlagenheit zeigen.