Beiträge von Maximus Decimus Meridius

    :dafuer: Auch Meridius entschied entsprechend. Er hatte sich zwar bisher aus der Diskussion herausgehalten, doch wenn sich alle einig waren, gab es auch nichts zu diskutieren. Wozu also Zeit und Energie verschwenden? Was das betraf war er als ehemaliger Soldat Pragmatiker. Er erhob sich anschließend, verabschiedete sich von seinen Nebensitzern und verließ unauffällig die Sitzung. Was jetzt noch kam, war blabla und nicht wirklich etwas, was er sich noch antun wollte. Die Therme wollte er aufsuchen. Genau das.

    Er hatte nichts zu danken, wie Meridius fand. Er war ein Iunier, kam aus Tarraco, der gemeinsamen Heimat, war damit ein Freund des Hauses. So einfach war das. Meridius winkte ab.


    "Ich schlage vor, wir setzen gleich einen Vertrag auf. Allerdings sollten wir noch darüber sprechen, wo das Landstück liegen soll. Ich habe Besitzungen in und um Tarraco, auf Sizilien, in den Albaner Bergen und im Norden Italias. Für mich entbehrlich wäre ein Landgut auf Sizilien. Du wirst es vermutlich selten sehen können, aber notwendig wird dies kaum sein ..."


    Wieder winkte er einen Sklaven herbei und gab diesem zu verstehen, dass er eine Wachstafel und etwas zu schreiben besorgen sollte. Der Sklave nickte und verschwand dann wieder.


    "Wie sehen Deine politischen Ambitionen aus?"

    Die Angelegenheit wurde noch verzwickter. Jetzt hatte nicht nur sein Cousin einen Freund der Familie verklagt, nein, ein Verwandter eines seiner Klienten war auch noch der Kläger gewesen. Die Götter mussten eine Eichhörnchenherde sein. Meridius schüttelte den Kopf und nahm erneut einen Schluck.


    "Ein Annaaer?"


    Wieso redeten die Leute nie miteinander? Meridius war sich sicher, dass sich die Sache auch hätte einvernehmlich regeln lassen können, wenn alle bedachten, um was es eigentlich ging. Aus der momentanen Situation jedenfalls konnte keiner wirklichen Gewinn ziehen.


    "Ich wiederhole mal kurz, nur damit ich nichts falsch verstehe. Ein Verwandter eines meiner Klienten verklagt Dich meinen Freund bei meinem Cousin und dieser leitet postwendend das Verfahren ein..."


    Das musste man erstmal sitzen lassen.


    "Hat der Kaiser schon reagiert?"


    Natürlich hatte er nicht, denn er war ja im Osten und Meridius hatte die Frage zu schnell gestellt gehabt. Nun, es war wie es war.


    "Ich denke, die Chancen stehen gut, dass der Kaiser das Verfahren einstellen wird. Ich kenne zwar nicht alle Fakten, aber wenn es der Senat nicht für nötig erachtete, ein Verfahren anzustrengen, warum sollte es wegen diesem Annaer geschehen? Sollte es zu einem Verteidigungsfall kommen, kannst Du Dich immer noch darauf berufen. Der Senat dürfte dann ein großes Interesse haben, Dich durch die Sache ohne Schaden durchzubringen. Es hat niemand etwas davon, zumindest könnte ich mir nicht denken, wer davon profitieren könnte ..."

    Der Fall war also klar und der Iunier schien ein verständiger Mann. Meridius dachte nach. Sollte er sich schweren Herzens von einem Grundstück trennen? Land war ein wertvolles Gut, im Land wohnte oft mehr Seele und Ehre als in allen anderen Gütern. Land war das einzig wirklich sittsame. Kriege wurden immer wegen Land geführt. Land vererbten Väter auf Söhne und wenn die Kaiser verdiente Männer ehren wollten, gaben sie ihnen Land. Ihm kam eine Idee ...


    "Ich hätte da vielleicht eine Möglichkeit ..."


    Inzwischen war der Sklave zurückgekehrt und hatte zwei Gläser und eine Kanne Wein auf einem kleinen Tischen abgestellt. Meridius nickte ihm zu und dieser schenkte zwei Gläser ein, ehe er sie den beiden Männer reichte.


    "... ich könnte Dir ein Grundstück verkaufen, sagen wir zu einem abgemachten Preis von 5000 Sesterzen. Du räumst mir aber ein jederzeitiges Rückkaufsrecht zum selben Preis ein. Sollte sich die Gelegenheit für Dich ergeben, ein weiteres Landstück zu erwerben, könnte ich meinen Besitz also ohne Probleme wieder zurückerlangen. Damit muss ich mich nicht wirklich auf Dauer von meinem Besitz trennen und Du hättest eine Sorge weniger."


    Mit Spannung beobachtete er die Reaktion des Iuniers. Blieb noch zu klären wie er die Einnahmeausfälle des Landes kompensieren würde, aber gut, die Iunier waren eine befreundete Familie. Da konnte man schon einmal auf ein paar Sesterzen verzichten.

    Du bist eine Aurelia? Perfekt! Ich suche noch für meinen Cousin Mattiacus eine Frau. Beim nächsten Factio Aurata Treffen werde ich Deinen Verwandten Abgesandten fragen, ob er nicht zufällig jemanden hat, den man verheiraten könnte. Im Übrigen ist das auch sim-on abgesichert. Frag Mattiacus nach unserer letzten Unterhaltung im triclinium der Casa Decima in Rom.


    In diesem Sinne hast Du das erste Angebot schon! :)

    Der Iunier war in der Tat gesprächiger Natur und Meridius war es recht. Er war zwar nicht mehr wirklich aufnahmefähig, da der Ritt sehr lange gewesen war, aber er hatte dafür einen gewissen Komunikationsbedarf, hatte er unterwegs doch nur mit seinem Pferd und einem Begleiter geredet, von welchem er sich auf dem Weg zur Casa getrennt hatte, da dieser an einen anderen Ort zu reisen gedachte. Den Schilderungen des jungen Iuniers zu entnehmen, schien es dessen Familie zur Zeit nicht so gut zu gehen. Ein Eindruck, welchem Meridius nur bestätigen konnte. Er hatte lange nichts mehr von ihnen gehört. Der Anlass seines Kommens indess war praktischer Natur. Der Mann suchte ein Stückchen Land, wenn auch aus politischen Gründen. Und Meridius hatte Land. Und die Gründe verstand er auch.


    "Nun, Land ist zur Zeit wirklich mehr als gefragt. Die Preise gehen schon fast astronomisch in die Höhe. Erst neulich bot mir ein Makler ein Grundstück an ... Das ganze sollte eine Art Versteigerung sein und der Preis ging weit über das Doppelte hinaus. Ich zog es vor auszusteigen, da das Geschäft nicht mehr lukrativ war."


    Er musterte den jungen Mann und forderte ihn auf Platz zu nehmen. Dann ließ er sich selbst nieder. Es war immer praktisch, ein paar Stühle und Liegen herumstehen zu haben.


    "Ich selbst könnte Dir sicher helfen, nur wie Du weißt, ist Land ein wertvoller Besitz. Und ein ehrenvoller. Ich trenne mich ungern davon ..."

    Wenig später betrat der Senator ebenfalls das atrium und steuerte auf seinen Besucher zu. Er hatte sich schnell frisch gemacht, zuerst der Reisekleidung entledigt, sich gewaschen und warm abgerieben, eine frische Tunika und eine Toga angezogen und sich die Haare und den Bart frisieren lassen. Es war immer gut, wenn die entsprechenden Sklaven im Hause waren und dies auf fachmännische Weise in kürzester Zeit erledigte. Sich also fast wie ein neuer Mensch fühlend sprach er seinen Besucher nun an.


    "So, jetzt steh ich Dir zu Verfügung. Ich hatte einen längeren Ritt hinter mir, komme quasi gerade vom Land."


    Er winkte einem Sklaven, welcher sich nach der Anweisung des Senators umgehend auf den Weg machte, um Wein herbeizubringen.


    "Wie kann ich Dir behilflich sein und was führt Dich zu mir?
    Und vor allem, wie geht es der Cousine?"

    Was tat man Nachmittags in Rom? Man ging in die Therme, ins Theater oder auf die Märkte. Da Meridius wieder für ein, zwei Tage nach Rom gekommen war, zog es ihn also erneut hierher, immerhin gab es hier nicht nur Waren, sondern auch Informationen. Und da er für seinen Nachwuchs noch eine Amme suchte, war es allzu logisch, dass er sich auch auf dem Sklavenmarkt einfand. Eine Amme konnte er zwar nicht finden, dafür interessierte ihn eine Menschenansammlung um einen Parther, welcher feil geboten wurde. Neugierig trat er hinzu, musterte die Menschen um sich herum und warf dann auch einen Blick auf den Mann aus dem Osten.


    Er war Soldat gewesen? Folglich war er ein Krieger. Er blickte wild, hasserfüllt und voller Stolz auf die Menschenmenge vor ihm. Konnte er Latein? Vermutlich nicht. Wenn, dann vielleicht Griechisch. Hatte er irgendeinen Nutzen?


    Meridius zuckte mit der Schulter. Dieses "Prestigeobjekt" war das Geld nicht wert, welches man aufzubringen hatte, um es zu erwerben. Ehemalige Krieger aus dem Osten waren entweder arme Würste, Bauern, welche man zum Heeresdienst gepresst hatte - und damit waren sie zu wenig nütze - oder aber sie waren stolze, für ihre Überzeugungen kämpfend und sterbende Berufssoldaten. Letztere warteten nur darauf fliehen zu können, oder sie ermordeten ihre Besitzer, oder sie stürzten sich bei der ersten Gelegenheit aus falschem Stolz selbst ins Schwert. Die wenigsten jedoch zeigten sich ihren neuen Besitzern gegenüber loyal. Kurz: Soldaten waren eine schlechte Wahl, wenn man nicht gerade einen Glücksgriff machte, oder kräftige Burschen für die Minen oder die Arena suchte. So wie er den Burschen vor sich jedoch einschätzte, wäre es besser gewesen, man hätte ihn in die kaiserlichen Bergwerke und Minen gesteckt. Wenn einen Krieger, dann einen Kelten, oder Germanen. Diese waren durchaus loyal. Aber einen Parther? Einen dieser östlichen, gewundenen Schmeichler und Spalter? Die Falschheit kam aus dem Osten, das wussten bereits die alten Griechen.


    "Hast Du keine parthischen Jünglinge, Gelehrte, Handwerker? Oder Frauen?
    Der hier taugt nur für die Arena oder die Minen."


    kommentierte Meridius die Anwerbung durch Tranquillus.

    Der Mann war ein Iunier. Dass es diese Familie in Rom überhaupt noch gab? Meridius war überrascht einen der ihren hier in der Hauptstadt des Imperiums zu sehen, doch ebenso sehr freute er sich. Immerhin lebten die beiden Familien in Tarraco beinahe Haus an Haus.


    "Sei gegrüßt Iunius Silanus. Deine Cousine kenne ich in der Tat schon eine halbe Ewigkeit. Und Dein Bruder ist mir ebenfalls ein Begriff."


    Er musste zwar etwas nachdenken, doch den Soldaten, welcher lange Zeit verschollen und als Gefangener der Aufständischen in Hispania gehalten worden war konnte er so schnell nicht vergessen. Erinnerungen stiegen in ihm auf und kam ihm so vor, als habe der Mann erst gestern vor ihm gestanden, erschöpft, ausgemergelt. Uttarae hatte die Stadt geheißen. Es war ein Gemetzel gewesen.


    "Ich denke Du kommst mit rein, oder? Ich werde mich nur kurz frisch machen und dann im atrium erscheinen. Wenn Du so lange warten würdest ..."


    Er betrat das Haus und forderte auch den Besucher auf, einzutreten.

    Zitat

    Original von Lucius Iunius Silanus
    In seine beste Toga, die der schmale Purpurstreifen eines Eques zierte und aufgrund der heutigen Temperaturen einen darüber geworfenen Umhang gekleidet, erreichte der junge Iunier die Casa Decima Mercator, die in einem der vornehmsten Wohnviertel Roms stand. Bevor er an das Haus herantrat, kontrollierte er noch einmal seine Kleidung, zupfte seinen Mantel etwas zu Recht und ging dann den letzten Schritt auf die Türe zu, um anzuklopfen.


    Meridius weilte zwar auf seinem Landgut in den Albaner Bergen, doch pendelte er - öfter als ihm lieb war - zwischen Landgut und Stadthaus in Rom hin und her. Die Arbeit ließ es nicht anders zu. Folglich ritt er gerade zu diesem Zeitpunkt erneut an das Haus heran - er war geritten und ein Sklave sprang herbei um das Pferd entgegen zu nehmen - als ein junger Eques vor dem Haupteingang des Hauses wartete. Wie es schien, hatte er soeben angeklopft und um Einlass begehrt.


    "Salve."


    sprach Meridius, schwang sich vom Pferd, klopfte seinen Mantel aus und atmete die kühle, feuchte Luft ein. Der Ritt war anstrengend gewesen, er war nicht mehr der Jüngste. Wenn das Hin- und Herpendeln zwischen Landgut und Stadtwohnung etwas Gutes hatte, dann die Tatsache, dass man sich körperlich wieder stählte. Wäre er nicht früher bei den Legionen gewesen, er hätte sich auf der Reise den Arsch abgefroren und wäre irgendwo kurz vor Rom aus dem Sattel gekippt.


    "Wie kann ich Dir helfen? Ich bin Decimus Meridius."


    Den Namen setzte er hinzu, da man ihm nicht ansehen konnte, dass er ein Senator war und in welcher Verbindung er zu dem Haushalt stand. Wer ritt schon im Winter in einer Senatorentoga durch die Gegend ...

    In der Tat, so klein sie war, feiern konnte sie schon immer für zwei. Meridius lächelte und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Ihre warme Begegnung hatte ihm gut getan, es schien fast so, als würde die alte Verbundenheit aus der Vergangenheit wieder entstehen können. Nur, ob es jemals wieder die selbe sein würde?


    "Ich danke Dir. Ich werde Iulia die Grüsse ausrichten. Wenn ich wieder in Rom bin, schau ich bei Dir vorbei. Und ..."


    Er blickte nach unten


    "...zieh Dir in jedem Fall was an die Füße an, ehe Du Dir den Tod holst. Eine Erkältung wirft Dich ins Bett und das muss nicht sein."


    Mit mehr Mühe als gedacht, riss er sich von ihr los.


    "Ehe ich es vergesse. Hier das Schreiben, welches bei uns für Dich abgegeben wurde."


    Er legte es auf den Tisch, lächelte noch einmal und verließ dann das Haus, nicht wissend, welch wichtige Nachricht, der Absender geschickt hatte. Was für ein Schicksal. Tagelang hatte das Schreiben in der Casa gelegen, Meridius hatte keine Ahnung, was es enthielt und auch jetzt würde er es nicht mitbekommen.


    Sim-Off:

    und ab

    Meridius zog eine Augenbraue nach oben.


    "Der Advocatus Imperalis?"


    So ganz konnte er es noch nicht glauben, denn immerhin war Agrippa als Statthalter einer senatorischen Provinz dem Senat verantwortlich gewesen. Und soweit sich Meridius erinnern konnte, hatte der Senat Agrippa weder das Vertrauen entzogen, noch ihn zur Rechenschaft gezogen, oder ein Verfahren beantragt.


    "Mattiacus hat ein Verfahren gegen Dich eingeleitet?"


    fragte er noch einmal zur Sicherheit nach. Jetzt lebte man monatelang im selben Haus, und verklagte mal schnell Freunde der Familie, ohne vorher wenigstens Rücksprache zu halten. In Meridius begann es zu köcheln, bei so viel Teilnahmslosgigkeit und politischer Kurzsichtigkeit.


    "Ich muss gestehen, ich bin sprachlos..."


    Er nahm einen tiefen Schluck von dem Wein, nein, leerte vielmehr sein Glas erst einmal und ließ sich dann nachschenken.

    Meridius war über den Markt geschlendert und hatte sich hier und da ein wenig umgesehen. Fasziniert blieb er bei einer Sklavenauktion stehen und verfolgte die Anpreisungen des Sklavenhändlers. Mit einem Schmunzeln quttierte er die maßlose Übertreibung. War die Sklavin nicht blond? Allein für das blonde Haar war sie 1000 Sesterzen wert, Schreiben und Rechnen waren noch einmal 1000 Sesterzen, Griechischkenntnise verdoppelten den Preis, denn blond UND Griechisch schloß sich beinahe aus, Flöte konnte sie auch noch, singen und tanzen ... Meridius winkte ab. Da war was faul. Entweder der Sklavenhändler log wie gedruckt, oder die Sklavin hatte unterirdische Qualitäten in einem anderen Bereich. Vermutlich war sie eine notorische Ausbrecherin. In jedem Fall jedoch ein schlechtes Geschäft.


    Der Senator schlenderte weiter ...

    Sie hatte natürlich Recht. Er würde im Winter nicht reisen und überstürzen würde er sowieso nichts. Schließlich war der Gedanke an Tarraco noch frisch und er musste ihn auch noch mit Iulia besprechen, sollte er an diesem Plan festhalten.


    "Maximian? Gute Frage. Ich hatte ihm verboten mit den Legionen in den Osten zu gehen. Seit diesem Tag geht er mir aus dem Weg, treibt sich weiß der Geier wo rum, ist nie zu Hause, kommt nur um dreckige Wäsche in eine Ecke zu schleudern und frische anzuziehen. Keine Ahnung, wie das noch enden wird..."


    Er wusste es wirklich nicht.


    "Nun ja, aber ich möchte Dich damit nicht behelligen. Ich bin gekommen um Dich zu sehen, und das habe ich."


    Er lächelte.


    "Wenn Du in der Nähe der Casa bist, kannst Du uns immer besuchen. Vorausgesetzt wir sind da. Ich danke Dir für Deine Gastfreundschaft, Schwesterherz."


    Es hieß also wieder Abschied nehmen. Meridius erhob sich.

    Strabo zog seine Kreise, dass man deswegen nun Agrippa den Prozess machen wollte, erschien Meridius politisch nicht weise. Doch wer wusste schon, welche Interessen wer aus welchem Grund verfolgte.


    "Ich bin Pragmatiker und Soldat, Agrippa. Als ehemaliger Legatus Augusti Pro Praetore weiß ich um den Nutzen der Provinzkurie. Wenn der neue Legatus die Dinge etwas straffer in die Hand nimmt, entspricht dies jedoch auch meiner Vorstellung von der Leitung einer Provinz. Die Verantwortung trägt in jedem Fall er. Nur er alleine, und er ist dem Kaiser gegenüber verantwortlich ..."


    Er hielt inne und nahm einen Schluck.


    "Ihm jedenfalls dürfte so etwas wie Strabo auf diese Weise nicht geschehen. Ideale sind schön und gut, doch wie Du weißt, sind die Zeiten der Republik lange vorbei."


    Agrippa war diesbezüglich immer einer der alten Garde gewesen.


    "Wer will Dir den Prozess machen? Und vor allem warum?"

    So schnell wurde es doch nicht gut. Iulia lag immer noch zu Bett, auch wenn der medicus meinte, dass das Schlimmste überstanden sei. "Sie kommt bald wieder auf die Beine, mein Herr!" meinte er und Meridius mochte ihm nur allzugerne glauben. Der kleines Decimus indess kam in ein Alter in, welchem es angebracht war, der Familie Bescheid zu geben, zumal sich auch das Jahr dem Ende neigte und das neue Jahr begann. Er gab also seinem Schreiber den Auftrag, in seinem Namen allen in der Familien die frohe Nachricht umgehend zukommen zu lassen.


    An den Januar-Kalenden verbrachte der Senator eine gute Zeit am Altar des Gutshauses. Er opferte zuerst den Laren, den Penaten und Ahnen, schließlich auch Iupter, Iuno und Minerva und dem Gott Ianus. Auch Mars wurde bedacht, um den Truppen im Osten einen siegreichen Feldzug zu schenken, sowie Ceres, damit die Getreidefelder und Weinberge des Senators auch in diesem Jahr ihre Frucht bringen würden.


    "Bonum annum novum faustum felicem!", schallte es durch das ganze Haus. Meridius hoffte, dass es ein gute Jahr werden würde. Vor allem für Iulia, dann für seinen Kleinen, für Maximian, die Familie, die entfernten Verwandten und natürlich den Kaiser.

    Lucilla war in ihrem Element und Meridius genoß diese Zusammenkunft sehr. Auch wenn er erst einmal auf das Landgut reiste und nicht nach Hispania oder sonst wo hin, er würde sie in jedem Fall vermissen. Erst jetzt wurde es ihm richtig klar, jetzt wo er sie in der Casa Germanica besuchte. Casa Germanica, das bedeutete, sie würde so gut wie kaum mehr in der Casa Decima leben. Weder in Rom, noch in Tarraco. Auch wenn sie immer eine Decima blieb, ihr Lebensmittelpunkt war nun bei Senator Germanicus.


    "Leg Dir so viele Kinder zu, wie Du möchtest..."


    Meridius lachte und malte sich aus, wie ein ganzer Pulk um Lucilla herum balgte. Die anderen Senatorendamen würden sicher die Nase rümpfen, galt doch das 1-Kind-Modell seit langem zu dem von der Oberschicht propagierten. Sei es drum, sie waren Iberer, und wenn Lucilla sich etwas in den Kopf setzte, dann würde es eh so kommen, wie sie es sich vornahm.


    "Ich weiß es noch nicht, ob ein Amt, oder nicht. Tarraco ist ein vager Gedanke. Er kam mir eher spontan. Doch wenn ich mich nach Tarraco zurückziehe, dann wohl entgültig. Ohne irgendein Amt. Die Länderreien der Familie machen genug Arbeit, die Getreidefelder, Weinberge, Olivenheine ... die Koppeln voller Pferde ..."


    Wozu sollte er überhaupt noch einem Amt nachgehen? Welche Ambitionen hatte er überhaupt noch? Und hatte er nicht bereits alles erlebt, was es zu erleben gab? Er zuckte mit der Schulter.


    "Nun, wie auch immer, ich sehe erstmal nach Iulia. Und dann sehen wir weiter. Maximian ist ja auch noch da. So einfach, wie ich es mir wünsche, kann ich es mir nicht machen..."


    Er zwinkerte Lucilla zu.


    "Wie läuft eigentlich die Arbeit Deines Gatten?
    Ist der Aedil zu Hause oder auswärts?"

    "Matrona Decima!"


    wiederholte auch Meridius und grinste ebenfalls. Lucilla saß nachdenklich vor ihm, wenn auch mit einem Lachen im Gesicht. Ach, wie war die Zeit vergangen. Wie früher würde es nie wieder sein. Zu viele waren gegangen. Und nun lag es an ihnen, die Familie fortzuführen. Nicht so einfach, wenn man bedachte, dass sie alle über das Imperium zerstreut lebten.


    "Ich wünsche Dir wirklich alles Gute für Deine Zukunft. Wieviele Kinder wolltest noch einmal? Es sollten mindestens fünf sein, wenn Du in die Nachfolge von Mutter treten möchtest ..."


    Sie würden Germanica sein, dem Namen nach.


    "Erst neulich dachte ich darüber nach, wieder nach Tarraco zurückzukehren. Der Senat ist für mich nicht unbedingt notwendig. Wir alle sind versorgt. Wie denkst Du darüber?"

    Der Sklave brachte den Wein und Meridius ließ zwei Gläser einschenken. Er selbst reichte eines an Agrippa weiter nahm, dann das zweite für sich.


    "Die Götter sind nicht grausam und ich denke auch nicht, dass Du schon am Ende wärst, mein Freund. Du hast eine Menge erreicht, Dein Name hat immer noch Gewicht. In Hispania gibt es eine Menge zu tun."


    Er hielt inne.


    "Erst neulich dachte ich daran, wie ich mich für meine Heimat verstärkt einbringen könnte. Wir beide könnten doch als Patrone der Stadt Tarraco fungieren, oder nicht? Ungewöhnlich wäre es nicht. Ganz und gar nicht. Wir vertreten ihre Interessen in Rom, unterstützen sie, wo wir können. In vielen Städten des Imperiums ist dies so gang und gebe.


    Auf Fortuna!"


    Er hob das Glas.

    Mit einer solchen Antwort hatte Meridius nicht gerechnet. 'Du bist einer meiner alten Freunde, die noch nicht tot sind.' Schlagartig nahm die ganze Begegnung einen etwas beklemmenden Zug an. Anton und viele andere waren in der Tat schon gestorben, doch lebten nicht noch mindestens ebenso viele?


    "Du bist immer willkommen."


    antwortete Meridius.


    "Möchtest Du auch iberischen Wein?"


    Er winkte einem Sklaven und wandte sich dann wieder an seinen Besucher. Es war lange her, dass Agrippa zu Besuch gewesen war.