Beiträge von Maximus Decimus Meridius

    Meridius ließ sich seine Unwissenheit nicht anmerken und tat so, als wüsste er doch mit Abstrichen über die Pläne seines Cousins Bescheid. Oder besser noch, er ließ Germanicus Corvus im Unklaren, ob er etwas wusste, oder ob er nichts wusste, was in jedem Fall am Besten war. In Wahrheit jedoch sog er jede Information wie ein Schwamm in sich auf. Magnus versuchte es in Assur, er hatte Veteranen dabei, immer wieder wurde ein bestimmter Offizier erwähnt, dessen Name jedoch nicht fiel. Ein Hornochse musste erkennen, dass Corvus entweder mit Absicht den Namen nicht nannte, oder eine zusätzliche Spannung aufbauen wollte. Aus welchem Grund auch immer. Dass er ihn nicht genauer kannte, war unwahrscheinlich, zumal er ihn selbst empfohlen hatte. Meridius spielte das Spiel zuerst einmal mit.


    "Wenn Magnus Dir schreibt, rechnet er also damit, dass Du ihm und seiner Mission als Hilfe zur Seite stehen wirst. Einen anderen Sinn hat dieser sonst nicht. Habt ihr vereinbart, dass er in regelmäßigen Abständen Informationen senden wird? Gibt es einen vereinbarten Treffpunkt für den Fall der Fälle, dass sie Erfolg haben? Einen Ort, an dem eine eventuelle Unterstützungstruppe in regelmäßigen Abständen vorbeisieht? Hat er Spione oder Agenten, die sein Unternehmen unterstützen?"


    Assur lag nicht gerade um die Ecke. Meridius schätze die Zeit, die es dauern würde, bis dorthin zu reiten, ohne das Ziel zu verraten und als Reisegruppe aufzufallen. Es würde Wochen, wenn nicht Monate dauern.


    Aus der Tatsache, dass Duccia Venusia in Alexandria anwesend war konnte er letztlich schließen, dass Magnus hier gewesen war. Er musste demnach den Statthalter persönlich gesprochen haben.


    "Ich hoffe es geht Duccia Venusia gut. Die Gemahlin meines Cousins habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Zu schade, dass ich das Land nicht betreten darf."


    Er dachte für einen Moment darüber nach, ob ein Senator, der sich direkt vom Schiff aus auf ein Kamel oder Pferd setzte wirklich gegen kaiserliches Gesetz verstieß, denn faktisch setzte er ja keinen Fuß auf den Boden, doch auf einen juristischen Prozess wollte er sich nicht einlassen. Spitzfindigkeiten dieser Art waren etwas für Winkeladvokaten, er als Soldat und Legat bewegte sich in geraden Bahnen.

    Viele Anstrengungen - Praefectus - Magnus - einige gute Männer - Befreiungsversuch. Meridius glaubte einen Sonnenstich zu haben, unter Dehydrierung zu leiden, neben sich zu stehen. Hatte er etwas verpasst? Waren wichtige Ereignisse an ihm spurlos vorbeigegangen? Was hatte Magnus mit einer Befreiungsaktion zu tun? Und woher konnte er wissen, dass sich Livianus noch am Leben befand? Und vor allem woher nahm er die Männer? Und wie konnten sie es geheimhalten? Zumindest geheimhalten vor Rom, sprach doch hier im Osten anscheinend jeder davon, wenn der Praefect schon von Gerüchten erzählte. Meridius versuchte sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen, würde doch dies klar zu Tage treten lassen, dass der Senat in Rom nicht über Dinge informiert gewesen war, die im Osten schon als Allgemeinwissen galten.


    "Ob sie gescheitert sind, wissen wir nicht."


    antwortete er schnell, sammelte seine Gedanken, zwang sich Klarheit zu finden und fuhr dann wesentlich überzeugender fort:


    "Der Senat beschloss unsere Mission bereits vor Monaten und stattete uns mit weitreichenden Vollmachten aus. Ein entsprechendes Schreiben des Kaisers, welches alle Reichspräfekten und Magistrate zur Mithilfe verpflichtet führen wir mit uns. Ich kann daher nicht sagen, wie weit das Unternehmen von Decimus Magnus gediehen ist. Unsere Abreise verzögerte sich, wir gelangten in diesen Sturm, sitzen nun hier, sollten längst wo anders sein."


    Verdammt, wie bekam er nur die Kurve? Wie verband er das eine mit dem anderen, ohne als unwissend zu gelten?


    "Wie alt sind Deine Nachrichten, wenn ich Dich fragen darf? Und wie weit bist Du in die Vorgänge eingeweiht? Je mehr Informationen Du uns geben kannst, umso leichter können wir den Männern um Decimus Magnus zu Hilfe eilen. Wenn sie es geschafft haben, sind sie doch noch längst nicht in Sicherheit. Die Mission ist erst beendet, wenn Livianus vor dem Senat steht und seinem Kaiser die Hand geben kann..."


    Einerseits erfreute es ihn, dass Magnus einen Weg zu Livianus gefunden hatte und dieser noch am Leben zu sein schien. Dass er jedoch nicht informiert worden war, hatte ihn schwer getroffen. Offensichtlich trauten bestimmte Kreise in Rom ihm und Mattiacus nicht zu mit ihrer Mission Erfolg zu haben und hatten auf eigene Verantwortung eine Aktion gestartet. Eine Aktion, die hinter ihrem Rücken verlief und sie alle in große Schwierigkeiten bringen konnte, wenn sie schief ging...

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    Original von Appius Terentius Cyprianus
    Da es augenscheinlich nichtmal die paar Hispanienspieler interessiert, warum sollte es dann hier eine große öffentliche Diskussion geben?


    Das ist nicht das maßgebliche Kriterium. Spielkonzepte werden immer alleine in der SL entschieden. Es war also keine Frage von Einzelinteressen, sondern eine Frage der Konzepte. Auf das Festellen dieses Sachverhalts bestehe ich. ;)

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    Original von Ioshua ben David
    Wie, keine große Diskussion zu dem Thema ?
    Die Schließung wird einfach so "hingenommen". ;)
    Hab ich die Diskussion verpasst ?
    Gott, was ist nur aus dem IR geworden.


    Die Diskussion gab es. Sie war lang (ging über Monate), hart (nächtelang) und fair.
    Die Entscheidung fiel nicht haushoch, aber demokratisch und wird daher von allen mitgetragen.
    Im Herzen bleiben jedoch viele immer Spanier. ;)


    Sollte das Imperium aus den Nähten platzen, weil sich plötzlich 1000 IDs anmelden, sehen wir weiter. :D

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    Original von Decius Germanicus Corvus
    “Das kommt mir reichlich unbequem vor. Sollte das Schiff wirklich aus dem Wasser müssen, dann könntest du bestimmt auch auf der Insel Pharos ein Quartier nehmen. Das könnte ich verantworten und dir erlauben. Es gibt keine Landverbindung zur Insel, dass Heptastadion ist seit Generationen unterbrochen und man kommt nur per Schiff hinüber. Bestimmt würde sich der Kaiser meiner Meinung anschließen, dass diese Insel nicht als aegyptischer Boden im eigentlichen Sinne betrachtet werden muss.“


    “Bitte verzeih mir meine Neugierde, Senator, aber Palmyra? An der Grenze zum Partherreich? Sollst du etwa einen Frieden aushandeln?“


    Das Angebot auf die Insel Pharos zurückzugreifen klang recht angenehm, würde der Senator auf diesem Weg doch zumindest einmal wieder die Möglichkeit bekommen, festen Boden unter die Füße zu bekommen. Seiten Tagen schwankte es permanent, den Zustand der Ruhe, das Gefühl sicher zu stehen, hatte er schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gehabt.


    "Ich danke Dir für das Angebot."


    kommentierte er daher knapp und überlegte dann, ob er dem Praefecten mehr erzählen konnte, oder nicht. Die Bedenken hielten jedoch nicht lange, zum einen kannte er Germanicus Corvus aus Germanien, wo dieser sein Stellvertreter gewesen war, zum anderen konnte es möglich sein, dass der Praefect über Informationen verfügte, die nützlich sein konnten. Noch einmal senkte Meridius seine Laustärke und flüsterte beinahe. Corvus vermochte ihn wahrscheinlich nur unter größter Anstrengung verstehen, jeder andere Zuhörer hatte keine Chance, zumal an Bord der Fortuna weiter gearbeitet wurde.


    "Für den Frieden düften meine Befugnisse nicht ausreichen. Jedoch haben wir Befehl und Vollmacht, die Rückkehr des Senators und Legaten Decimus Livianus in die Wege zu leiten. Der Kaiser und der Senat haben lange zugesehen, sind jedoch zu dem Entschluss gekommen, dass wir uns über seinen Verbleib erkundigen sollten. Und so wir wissen, dass er lebt, ist es meine Aufgabe, alles zu unternehmen, ihn aus der Gefangenschaft herauszuholen. Alles bedeutet jedoch, alles was sich im Rahmen dessen befindet, was die ohnehin schwer belasteten diplomatischen Beziehungen mit Parthien nicht noch weiter erschwert..."


    Er hielt nachdenklich inne.


    "Palmyra als das Tor zum Osten, mit seinen Karawanen und Handelsstraßen ist unser Ausgangspunkt der Suche..."

    ~ Intermezzo ~


    Während der Statthalter so dastand und eine unscheinbare stoische Denkerhaltung einnahm, die nahe an das Ideal eines späteren Rodin herankommen sollte, bekam Meridius einen trockenen Gaumen. Ewigkeiten schienen an ihm vorbeizuströmen, Myriaden des Ich.


    'Ich brauche was zu trinken', durchzuckte es ihn und noch ehe der Statthalter, der zur Salzsäule erstarrt schien - obwohl sie sich nicht am toten Meer befanden - diese Starre mit dem Aufwerfen einer Augenbraue beendete, winkte Meridius nach seinem Sklaven. 'Treuer Sklave, guter Sklave. Eile und bringe mir etwas zu trinken.' Die Aussicht auf dieses kostbare Nass, erschien ihm wie eine Verheißung.


    Dann jedoch rührte sich sein Gegenüber, Meridius strich sich den Schweiß aus der Stirn und dachte daran den Strohut wieder aufzusetzen. Hatte er den Sklaven geschickt?


    Es war ein Gedanke gewesen, nicht Tat.
    Vielleicht befand er sich schon zu lange unter der heißen Sonne Alexandrias.


    ~ Intermezzo Fine~

    Meridius dankte dem Statthalter für sein Verständnis.


    "Wir haben einiges abbekommen. Der Rumpf scheint jedoch sehr stabil zu sein. Keine größere Schäden feststellbar, soweit wir das hier sehen konnten. Freilich müsste man die Fortuna dafür wohl auch kurz an Land ziehen. Was bedeutet, dass ich ein Ausweichschiff als Unterkunft bräuchte..."


    Die Gesetze, die lieben Gesetze. Der Senator nahm Germanicus Corvus etwas bei Seite und sprach dann leise weiter, jedoch so, dass ben David dem Gespräch, wenn er es darauf anlegte, folgen konnte.


    "In Iudaea. Wir wollten von dort mit Pferden weiter nach Palmyra.
    Eine Mission des Senats, diplomatischer Natur, wenn Du verstehst..."


    Alleine beim Begriff "Iudaea" war sich Meridius sicher, im Augenwinkel gesehen zu haben, wie der Kopf des Juden zusammenzuckte und sich seine Lauscher in ihre Richtung drehten. Durchaus ein Vorteil, versprach er sich doch Möglichkeit auch aus dieser Richtung Hilfe zu erfahren.


    Feierabend? Von wegen! Ich hab da noch nen Auftrag! :D
    Willkommen im IR. :dafuer:

    "Salve Praefectus Germanicus!"


    erwiderte der Senator den Gruß und konnte dabei ein Lächeln nicht vermeiden, immerhin kannten sich die Beiden.


    "In der Tat kamen wir in einen Sturm und wurden schwer beschädigt. Wir verloren einen Mann, unseren Proviant, das Reisegepäck, die Waffen ... Alles was wir retten konnten war unser Leben und die Kleidung auf unserem Körper. Ich muss daher mein Erscheinen entschuldigen und Dich gleichfalls um Deine Hilfe bitten. Unsere Männer könnten fähige Hände der hiesigen Flotte gebrauchen und bis wir wieder ablegen können, unser Ziel wäre Caesarea ..."


    Er räusperte sich und nannte den Zielort wesentlich leiser, so dass er nicht von allen Umstehenden gehört werden konnte


    "... bräuchten wir Deine Erlaubnis, uns ein wenig in Alexandria umzuhören. Nicht für mich selbst, ich werde dem Gesetz gemäß an Bord bleiben, aber für meinem Cousin Mattiacus, den ich schon auf den Markt schickte um das Allernötigste zu kaufen, Kleidung, Waffen, Proviant, Segelzeug, Pferde ..."


    Ein kurzes Schweigen schloss sich an.

    Stundenlang hatte sich in der eintönigen Existenz an Bord der Fortuna nichts getan, nun überschlugen sich die Ereignisse. Kaum hatte ben David das Schiff betreten, erschien eine weitere Sänfte am Ort des Geschehens, gleich einer Kopie der ersten, nur dass sie um einen Schwung nubischer Träger und römischer Soldaten erweitert ward. Wie Meridius vermutete, verkündete ein Rufer, welcher die Ankunft des Statthalters meldete. Unter dessen Gefolge erkannte Meridius den Centurio vom Vortag.


    "Ich danke Dir für Dein Angebot..."


    sprach Meridius zu ben David, den er jetzt nicht gänzlich ausblenden wollte, immerhin konnte man nie wissen, wofür ein geschäftstüchtiger und gerissener Kaufmann noch gut sein konnte.


    "Es ist mir eine Ehre den Praefecten an Bord empfangen zu dürfen."


    rief er auf die Pier hinunter, und nahm es mit stoischer Gelassenheit, dass heute eben ein Tag sein würde, an welchem er ohne die angemessene Kleidung dem Statthalter begegnen würde. Die Senatorenstreifen hätten ihm sicher besser und auch angemessener gestanden, doch die Umstände gaben nur eine einfache Toga und einen Strohhut her. Letzteren hielt er inzwischen freilich nur noch in der Hand.


    "Unser Praefect hat immerhin Zeit für notleidene römische Bürger."


    flüsterte er leise in Richtung des Juden und ging dann näher an die Rampe. Doch was sollte der Statthalter auch anderes tun. Ein römischer Bürger, zudem ein Senator im Hafen, es schickte sich nicht, sich nicht auf den Weg zu machen. Der weitere Verlauf einer Karriere konnte davon abhängen, ob man einen römischen Senator angemessen behandelt, oder aber mit seinen Problemen in der Luft hatte hängen lassen.

    Meridius folgte den Blicken seines Besuchers. In der Tat sah es immer noch erschreckend aus, wenn auch längst nicht mehr so, wie ein paar Tage zuvor, als sie um das nackte Überleben kämpften.


    "Eigentlich wollten wir wo anders hin..."


    antwortete er mit einem verlegenen Lächeln.


    "Wir kamen jedoch vor Kreta in diesen furchtbaren Sturm und wurden vor die Küste Africas verschlagen. Wir können froh sein, dass wir nicht untergingen."


    Nachdenklich beobachtete er den Sohn Davids. Ob er ihn in ihr Unternehmen einweihen konnte? Vielleicht könnte er ihnen nützlich sein? Noch war er unentschlossen, wollte erst einmal abwarten, wie sich das Gespräch entwickelte.


    "Jedenfalls war das Ganze eine riesige Sauerrei. Wir mussten all unser Proviant, unser Gepäck, unsere Waffen über Bord werfen. Uns blieb wirklich nichts als das nackte Leben und die Kleidung, die wir auf dem Leib trugen."

    Bei den Göttern, der Senator musste zweimal hinsehen, überraschte ihn das Auftreten seines alten Bekannten doch sehr. Es war tatsächlich Ioshua ben David, in Fleisch und Blut, kein anderer. Meridius hatte es nicht für möglich gehalten ihn hier anzutreffen, doch er kam leibhaftig die Rampe herauf, kaum dass er seine Sänfte verlassen hatte.


    "Ioshua ben David! Sei gegüßt, mein Freund."


    sprach der Senator, sich von der Reeling losreißend und auf den Besucher zugehend. Er nahm den Strohhut vom Kopf, zupfte seine etwas einfache Toga zurecht - etwas richtig Gutes zu besorgen hatte sich Mattiacus erst heute auf den Weg gemacht - und streckte dem Besucher die Hand entgegen.


    "Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber die Götter halten ja immer die merkwürdigsten Wege für einen bereit. Schön Dich zu sehen."

    Das Interesse des Senators wurde auf eine Sänfte gelenkt, welche in den Hafen getragen wurde, dann die Pier nahm, an welcher sich die Fortuna befand und schließlich direkt vor den Wachmannschaften anhielt. Konnte es sein, dass jemand zu ihnen wollte? Seiana konnte es noch nicht sein, hatte sie sich doch erst für später angekündigt. Der Statthalter vielleicht? Unmöglich, denn die Sänfte war nicht von römischen Soldaten begleitet worden und die Wachen reagierten nicht, wie sie reagieren würden, sollte es sich um die Sänfte des Statthalters handeln.


    Interessiert blickte der Senator in die Richtung des Geschehens.


    "Bin mal gespannt, wer da etwas von uns will.
    Oder er hat sich gewaltig verlaufen..."


    Er lachte und der Kapitän stimmte mit ein.

    Die strenge Sonne empfand Meridius am schlimmsten. Er hatte sich aus einem Stück Stoff provisorisch eine Mütze gebastelt, bis Mattiacus einen großen Strohhut auf einem Markt aufgetrieben hatte. Mit diesem ging es entschieden besser und der kühlende Wind, der vom Meer herein in den Hafen blies, machte die Situation beinahe erträglich. Lastete nicht der Druck einer Mission des Senats auf ihm, die Sorge um seinen Cousin Livianus, es hätte den Anschein haben können, der Senator mache Urlaub auf einer Baustelle.


    Die Reparaturarbeiten schritten vorran. Der Rumpf hatte sich nach einer genaueren Beobachtung als unbeschädigt erwiesen, wurde jedoch von der Kruste aus Meerestieren und Muscheln, welche sich angesetzt hatten befreit. Die Kajüte und die weiteren Aufbauten wie Maste, Tauwerk und Segel mussten jedoch erneuert werden. Alexandrias Hafen indess war groß, beinahe gewaltig, entsprechende Mengen an Material lagen folglich in verschiedenen Lagerhäusern, konnten für eine entsprechende Summe erworben werden, so dass die Fortuna spätestens bis zum Abend des zweiten Tages wieder hergestellt sein würde.


    "Ich hoffe, Mattiacus bringt mir eine vernünftige Ausrüstung mit."


    bemerkte er in Richtung des Kapitäns, welcher sich von den Reparaturarbeiten eine Pause gönnte und zu Meridius getreten war. Der Blick des Senators ruhte auf der Wache, welche gerade abgelöst wurde.


    "Mein Gladius, der Brustpanzer, bei den Göttern, ich hatte beide schon seit meinem Kommando in Germanien lieb gewonnen, ruhen irgendwo am Boden des Meeres. Ich hätte wohl besser einen der Veteranen mitschicken sollen. Nicht dass er noch dieses Spielzeug kauft, das man als Dekoration an den Wänden römischer Senatoren findet..."


    Er spuckte über die Bordwand ins Wasser und sah zu, wie sich eine handvoll Möwen darauf stürzten, in der irrigen Annahme, es wäre ein Brotkrumen gewesen, derer der Kapitän schon zwei oder drei den Vögeln zugeworfen hatte.

    Der Ewigkeitsbegriff bekam für Meridius eine ganz neue und eigene Bedeutung. Nie zuvor hatte er sich auf so wenigen Quadratmetern, eingengt auf engstem Raum gefühlt. Als sich die Fortuna noch auf See befunden hatte, erschien ihm dieses Schicksal nicht ganz so schlimm, gehörte es doch zur Seefahrt, für einige Zeit diese Bürde auf sich zu nehmen. Nun aber, mit dem großen Hafen und der riesigen Stadt voller Menschen, Tavernen, Märkten, Geschäften und Häusern vor Augen empfand er eine Hilflosigkeit, eine Machtlosigkeit wie nie zuvor. Ein freiwilliges Exil konnte nicht schlimmer sein, die Verbannung auf eine Insel erschien als harmlos. In die Stadt konnte er nicht, ja er durfte nicht einmal seinen Fuß auf den Boden der Pier setzen. Das Gesetz sprach dagegen und dass dieses Gesetz eingehalten wurde, hatte der Centurio - welcher am Vortag seine Aufwartung gemacht hatte - Wachen abgestellt. Die Fortuna lag unbeweglich da, schaukelte leicht auf den Wellen.


    Schwer atmend verbrachte Meridius den Tag an Deck. Das Hämmern der Seeleute, welche das Schiff überholten, brachte ihn beinahe zur Verzweiflung. Wenn es doch schneller ginge. Wenn er doch Botschaft hätte. Wenn doch der Statthalter sich endlich herbei bemühte, damit er mit ihm sprechen konnte. Mattiacus befand sich erneut auf einer Einkaufstour. Meridius beneidete ihn um diese Freiheit. Und Seiana hatte sich nach der kurzen Stippvisite am Vortag erneut für einen Besuch angemeldet, der jedoch erst gegen Spätnachmittag erfolgen sollte. Doch bis dahin waren es noch Stunden.


    "Vierundzwanzig, Fünfundzwanzig..."


    Der Senator zählte die Schritte bis zum Anfang der Rampe, welche vom Schiff hinab auf die Pier reichte, blieb stehen und warf einen Blick hinab zu der Wachmannschaft. Die Männer hatten am gestrigen Tage Aufstellung bezogen, waren einmal abgelöst worden und warteten nun darauf, dass ihre Wache irgendwann zu Ende ging. Oder dass etwas passierte. Dass etwas passierte ... Meridius hatte Lust die Rampe hinunter zu gehen und einen Fuß auf den Boden, nein kurz über den Boden zu halten und dann wieder zurückzuziehen. Er schmunzelte ob des Gedankens, setzte ihn jedoch nicht in die Tat um. Die Situation war unerträglich ernst. Wenigstens waren sie noch am Leben und wie es schien, würde die Fortuna in wenigen Tagen wieder ablegen können.

    Zitat

    Original von Decima Lucilla
    die einen produzieren, verkaufen, kaufen und verschieben fair und sozial


    Zitat

    Original von Decima Lucilla
    stets die Dummen sind. ;)


    Ehrlich? Dann sollten wir uns aus den Geschäften zurückziehen, Schwesterlein :D

    Mattiacus brachte ihn mit seiner nüchternen sachlichen Art, welche in dieser Situation durchaus angebracht war wieder in die Notwendigkeiten des Alltags zurück. Für einen kurzen Moment, der nicht länger dauerte als einen Gedanken, eine Bewegung hatte sich Meridius einzig auf seinen Besuch konzentriert. Doch schon wieder musste er seine Aufmerksamkeit teilen.


    "Sicher."


    erwiderte er.


    Mattiacus hatte recht. Sie hatten keine Zeit zu verlieren, zumal jeder weitere Tag hier im Hafen, der aufgrund langsamen Vorgehens zustande kommen würde, ein Tag sein konnte, der das Unterfangen Livianus zu befreien erschwerte. Was, wenn sie zu spät kamen? Und wie um alles in der Welt sollte es ein Senator wie Decimus Meridius mehr als nötig auf 30m² Fläche aushalten? Das winzige Deck der Fortuna war sein einziger Bewegungsraum. Die riesige und von Menschen bevölkerte Metropole Alexandria, die Perle des Orients lag vor ihm, offen, er musste nur zugreifen, sie betreten ... Doch er konnte nicht, das Gesetz verbot es. Umso stärker war sein Drang, den Hafen so schnell als möglich wieder zu verlassen.


    "Du weißt, was Du zu besorgen hast? Nimm am Besten noch den Kapitän des Schiffes mit. Er weiß, was wir brauchen um das Schiff flott zu bekommen. Der Steuermann wird sich so lange hier um den Rest kümmern..."


    Er lächelte Mattiacus dankbar zu und ergänzte


    "... und wenn Du irgendwas zum Wechseln der Kleidung mitbringen könntest, wäre ich Dir ebenfalls dankbar. Ich habe ungefähr Deine Größe."


    Alles andere wusste Mattiacus selbst. Er hätte eine Menge zu tun und Meridius war gerade in diesem Moment den Göttern mehr als dankbar, dass er ihn auf diese Reise mitgenommen hatte.