Man kann aber auch davon ausgehen, dass jeder Schüler erstmal NULL Ahnung hat und lernen muss, ehe man ihn auf Posten eigenverantwortlich loslässt. Wäre diese Annahme denn so verkehrt? Und wäre es nicht sinnvoll einen allgemeinverbindlichen Bildungsstandard für Priester zu verankern?
Beiträge von Maximus Decimus Meridius
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Meridius ging ein Licht auf. Mit einem Mal wurde ihm schlagartig klar, wie gut sich die Octavier diesmal bei den Wahlen aufgestellt hatten. Und wie gut sie sich auch auf die anderen Kandidaten vorbereitet hatten. Es war schon fast zu klug, in der Durchführung doch fast schon wieder plump. Erst die Anschuldigungen gegen Annaeus Modestus, vom Zeitpunkt gesehen strategisch am besten plaziert. Wenn auch plump. Und jetzt diese Kandidatur. Der Kaiser war im Osten, der vorherige Konsul Prudentius ermordet. Und auch Octavius Victor war Opfer eines Attentats geworden. Dass Octavius Victor diesen Vorzug nicht besser auszunutzen wusste, sprach jedoch für dessen Kreativität und Begeisterungsfähigkeit, welche Richtung Null ging.
Stünde er hier und würde rufen - Seht her, hier stehe ich, ermordet fast wie Prudentius Commodus, doch immer noch am Leben, ermordet fast von unseren Feinden, doch am Leben, wie auch Rom immer am Leben sein wird! - und hätte die richtige theatralisch dramatische Haltung, der Senat hätte keine andere Wahl als ihn zu wählen und mit dieser Wahl das Exempel zu statuieren, dass man Rom nicht unterkriegen konnte.
Er stand jedoch nicht hier und war auch nicht dramatisch, eher leblos, gerade so, als ob er immer noch auf seinem Krankenlager lag.
Meridius stellte auch eine Frage:
"Werden wir den kommenden Consul öfters zu Gesicht bekommen oder bleibt er so unsichtbar wie der vorherige Praefect?"
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Meridius hatte nicht vor, etwas zur Rede seines Schwagers zu sagen. In vielem ging er mit diesem nicht konform und erinnerte sich noch zu gut daran, wie diesem das Cosulat aberkannt worden war. Und dies nicht einfach so. Eine Verurteilung wegen Verstösse gegen die Lex Mercatii hatte sich der Gatte seiner Schwester auch erst vor kurzem eingehandelt, und nun maßte er sich an, als Aedil für Recht und Ordnung zu sorgen? Und viel schlimmer noch, er beschuldigte die vorherigen Aedile, derer Meridius selbst einer gewesen war, ihre Arbeit nicht richtig gemacht zu haben. Meridius verdreht die Augen und seufzte auf.
Bei den Göttern, er musste sich zusammenreißen. Würde er jetzt seine Stimme erheben und GEGEN Avarus sprechen, es würfe ein schlechtes Licht auf das neue Familienbündnis. Bliebe er jedoch sitzen und er sagte nichts, entspräche es nicht seinem Ehrempfinden.
So brummelte er nur etwas vor sich hin und gab einige Kommentare an einen Nebensitzer.
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Meridius war erleichtert, dass sich nun auch Senator Tiberius Durus einschaltete. Zunächst hatte er selbst eine Gegenrede halten wollen, wurde aber von der bissigen Meute der Octavier zurückgehalten. Es schien gerade so, als ob sich diese verschworen hätten.
"Senator Tiberius spricht auch aus meiner Seele. Octavius Victor eilt wohl viel zu gerne schnell nach vorne um seinem Verwandten beizustehen. Und von Dir, Senator Octavius Detritus hätte ich mehr Sachverstand erwartet."
Er hielt inne.
"Wenn Du schon Anklage gegen Annaeus Modestus erhebst, ist es Sache der Gerichte, diese Anklage aufzunehmen, eine Anklage öffentlich zu erheben und einen Prozess einzuleiten, wenn sie der Ansicht sind, dass es sich lohnt. Etwaige Beweise, wie Du sie zu nennen meinst, sind irrelevant, so lange sie nicht von den Gerichten als solche anerkannt wurden. Vorverurteilungen sind hier im Senat jedoch unerwünscht. Und sie stehen auch nicht zur Debatte!
Ist es unsere Aufgabe, den Gerichten die Arbeit abzunehmen? Sollen wir aufgrund von Vermutungen, Möglichkeiten und Anschuldigungen eine Voruntersuchung einleiten? Gar ein Urteil fällen? Greifen wir dann nicht vor? Bringen wir dann nicht unter Umständen die Gerichte in Verlegenheit? Und maßen wir uns nicht etwas an, was uns nicht zusteht?
Sollte Annaeus Modestus schuldig sein, und sollte das Gericht zu diesem Entschluss kommen, dann haben wir im schlimmsten Fall einen Vigintivir zugelassen, welcher rechtmäßig verurteilt werden wird.
Sollte jedoch Annaeus Modestus UNSCHULDIG sein, dann greifen wir unter Umständen vor, aufgrund FALSCHER Anschuldigungen, aufgrund FALSCHER Vermutungen.
Es ist Dein Recht Octavius Detritus, den Kandidaten anzuklagen. Doch bei den Gerichten.
Hier im Senat hat eine Anklage jedoch keinen Platz. Denn sie konfrontiert den Kandidaten mit einem Vorwurf, welchem er sich hier nicht stellen kann. Ein Vorwurf, welcher hier auch nicht ausgeräumt werden kann. Ein Vorwurf, der jedoch leicht dazu führen könnte, im schlimmsten Fall EINEN EHRENHAFTEN MANN in Misskredit zu bringen, den Ruf seiner Familie in Frage zu stellen und seine Chancen gewählt zu werden massiv zu minimieren.
Hörte der Senat auf diese Deine Vorwürfe und sie erwiesen sich als HALTLOS, handelte der Senat EHRLOS. Und Dir, DETRITUS, hätten wir es zu verdanken.
Daher beantrage ich, dass eine weitere Befragung des Kandidaten in diese Richtung den Gerichten überlassen werden soll.
Annaeus Modestus ist für uns solange unschuldig und unbescholten, so lange es die Gerichte auch so sehen." -
Der CD hat nicht mehr und nicht weniger Probleme als die Legionen. Wenn man mal weiß, wie die Mechanismen in einem Job laufen, dann kann man diesen Job auch ausführen. Dies betrifft Priester, aber auch Legionäre.
Wer glaubt, das rumfuchteln mit einem Gladius würde schon ausreichen, der hat sich geschnitten. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir die Ausbildungsanforderungen in der Truppe massiv nach oben geschraubt haben. Ich persönlich hab ein ziemlich ausdifferenziertes Modell mit Grundausbildung und weiteren Ausbildungen vertreten. Centurione wussten ganz genau, was sie mit den Leuten durchziehen mussten. Dazu gehörten Basics theoretischer Art, aber auch diverse Situationen wie Drill, Marsch, Bauarbeiten, Gefechtsübungen, usw... Darüberhinaus hat ein Legionslager auch ein Alltagsleben und genau bei diesem fängt das Problem dann meistens an.
Genausowenig wie ein Soldat jeden Tag ein Gefecht hat, hat ein Priester jeden Tag ein Riesenopfer. Man muss sich in seiner Rolle auch an den Alltag gewöhnen. Und der sieht beim Soldaten eben so aus, dass er auf dem Exerzierplatz steht oder irgendwelche Bauarbeiten ausführt. Und beim Priester sind es eben kleine Öpferchen, Gebete, usw. Das darf man durchaus durchsimmen.
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Er hatte also Recht behalten. Es ging um das Schreiben und Florus kam, um über eben dieses zu sprechen.
"Ich kenne Rom zu genüge und werde sehen was sich machen lässt."
Er lächelte und fuhr dann fort.
"Was für ein Mensch ist Modestus?"Er hatte den Annaeus noch nie gesehen, zumindest konnte er sich nicht daran erinnern. Den einzigen aus der Familie, welchen er kannte, war Florus.
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Eieiei, der Neue musste noch eine Menge lernen, befand Meridius.
"Senator Octavius, ich habe Dir keinesfalls vorgeworfen, Dein Amt nicht richtig auszuüben. Ich äusserte lediglich Missmut darüber, dass Du für den ganzen Senat sprachst. Immerhin sitzen hier noch einige Hundert Senatoren mehr."
Er wartete einen Moment und fuhr dann fort.
"Wenn Du Dich heute entschlossen hast, gegen diesen Kandidaten Klage einzureichen, muss dies erst vor wenigen Stunden geschehen sein. Hast Du dies in schriftlicher Form getan? Und haben die Gerichte bereits ein Verfahren angesetzt? Wurde Annaeus Modestus bereits schuldig gesprochen? Es klingt gerade so.
Ist uns ein Kandidat unangenehm, erheben wir Anklage. Am besten noch am selben Tag. Und am besten geben wir dem gesamten Senat zu verstehen, dass ein Verfahren gegen einen Kandidaten eröffnet werden wird, welches wir selbst am gleichen Tag anstrengten. Was sollen wir davon halten? Sind das nicht zu viele Zufälligkeiten?"
Er blickte zu Octavius Detritus.
"Deine Anklage tut nichts zur Sache. So lange die Gerichte keinen Rechtsspruch gesprochen haben, gilt hier im Senat nur das, was wir über Annaeus Modestus wissen. Sonst müssten wir bei jeder eingereichten Blitzanklage, jeden Kandidaten von vornherein zurückweisen. Ist es Sache des Senats, die Arbeit der Gerichte zu übernehmen? Ich denke nein."
Er schüttelte den Kopf.
"Diese Art des Vorgehens jedenfalls verurteile ich scharf! Und ich gebe dem gesamten Senat zu verstehen, dass ich es nicht billigen kann. Was kommt morgen? Hängen wir jedem unliebsamen Kandidaten eine Klage an den Hals? Trifft es den Praetor auch? Den Aedilen?
Senator Octavius. Ich könnte mich entschliessen auch eine Klage gegen Dich einzureichen. Wäre es passend dies gleich hier zu tun? Verklagen wir uns gegenseitig und sehen zu, was dann passiert."
Er setzte sich.
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Der Besucher wartete nicht lange, denn kaum hatte man dem Senator mitgeteilt, dass ein Annaeus Florus eingetroffen war, machte sich Meridius umgehend auf den Weg. Es traf sich gut, wollte er doch soeben ein Antwortschreiben an Florus aufsetzen und diesem auch bezüglich seines Verwandten Decimus Verus ein paar Worte senden. Dies alles war so jedoch nicht mehr nötig.
"Salve, Lucius!"
sprach er, als er das Atrium betrat und auf den Annaeus zuging.
"Ich bin überrascht Dich hier zu sehen, erhielt ich doch erst gestern einen Brief von Dir. Doch was führt Dich zu mir?"
schickte er gleich hinterher.
"Geht es in der Familie allen gut?"
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Wie es ihm seine Informanten gesteckt hatten, hatte also Germanicus Avarus vor, erneut für einen Posten zu kandidieren. Die Vermutung war jedoch auch nicht allzuschwer gewesen, nachdem dieser das Haus eines der Consuln aufgesucht hatte. Gespannt was kommen möge, blickte Meridius daher nach vorne und wartete darauf, dass sein Schwager beginnen möge. Ach herrje, er war ja jetzt mit ihm verwandt. Den Gedanken hatte er bisher so gut es ging verdrängt.
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Meridius hatte den einführenden Worten des Annaeus Modestus interessiert zugehört und war gespannt, wie diese von den anderen Senatoren angenommen werden würde. Umso überraschter war, dass Senator Octavius Detritus, welcher zu den Neuen im Senat gehörte, diesen umgehend aufs Korn nahm.
"Senator Octavius, Deine Ansprüche in Ehren, doch was der Senat wünscht, wird nicht alleine durch Dich definiert. Ich wollte definitiv mehr hören, als die Nennung des cursus res vulgares. Ansonsten könnten wir es uns in Zukunft noch einfacher machen und die Kandidaten gar nicht mehr laden. Lassen wir sie einen Fragebogen ausfüllen und das war es dann..."
Er hielt einen Moment inne.
"Anklage? Weswegen? Und warum jetzt zur Wahl?"
Das Timing war in der Tat schlecht gewählt.
"Erheben wir in Zukunft immer passenden zu den Wahlen Anklagen um Kandiaten auszuschließen? Oder gibt es Gründe, welche dieses Vorgehen mitten im Senat nötig machen? Du solltest Dir der Tragweite Deiner Worte bewusst sein."
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"Gut!"
antwortete Meridius und erhob sich dann wieder. Er hatte zwar vorgehabt so schnell wie möglich wieder auf das Landgut zurückzukehren, doch bei dem Kater, welchen er mit sich herumschleppte, war dies ein Ding der Unmöglichkeit.
"Ich werde Dir das Schreiben morgen vorbeibringen.
Wenn Du mich entschuldigst, ich habe noch zu tun."Damit nickte er ihm zu, leerte kurz das Wasserglas und verließ dann den Raum.
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Zitat
Original von Aelia Adria
"Ach, unser Sohn, dem geht es prächtig. Er hat zwar erst eine kleine Erkältung hinter sich, aber er ist ein kleiner tapferer Mann.
Er ist ja so süß. Er beginnt ja schon ein kleiner Diplomat zu werden. Wenn er irgendwas nicht bekommt, weiß er genau zu wem er gehen muss und seinem kleinen Lächeln nicht widerstehen kann." Meistens war es die strenge Amme, die verwehrte, und die Mutter, die ihm alles durchgehen ließ.
Während des Gespräches enstand kontinuierlich ein Strahlen in Adrias Gesicht zu erscheinen.
"Es ist wirklich schön, ein Kind zu haben. Ich wünsch euch wirklich soviel Freude damit, wie ich sie habe."
Das Strahlen verschwand wieder langsam. Ein zweites wäre doch auch ganz schön, aber derzeit nur schwer realisierbar.Es war schön sich mit Adria zu unterhalten und er sah mit einer inneren Freude, wie sie von ihrem Sohn sprach. Er hatte nie groß darüber nachgedacht, ob es richtig war, dass sie sich damals von Hungaricus scheiden ließ, doch ihre Worte am heutigen Tag ließen zumindest erkennen, dass sie mit Quarto glücklich war.
"Ich danke Dir. Und ich werde mit Spannung abwarten was auf mich zukommt. Meinen bisher einzigen Sprössling erhielt ich ja quasi fast schon als erwachsenen Mann. Bis das kommende Kind erwachsen sein wird, werden viele Jahre ins Land ziehen."
Er lächelte.
"Habt ihr schon eine geeignete Amme ausfindig gemacht? Mit Sicherheit. Ich weiß, das ist normal Angelegenheit des maiordomus oder der Mutter, doch Du hast Dich ja diesbezüglich sicher schon auseinander gesetzt. Wenn Du uns jemanden empfehlen könntest, wäre das grandios."
ZitatOriginal von Marcus Decimus Mattiacus
Mattiacus gesellte sich zu Meridius, den er schon langen icht mehr gesehen hatte. Mit einem kurzen Nicken grüßte er seine Gesprächspartnerin."Salve Meridius, lange haben wir uns nicht mehr gesehen. Wie gehts dir? Wie gehts deine Frau?"
Er hatte den Satz gerade zu Ende gesprochen, als Mattaicus hinzutrat. Seit seiner Mission in Germanien hatte er ihn nur ein paar mal ganz kurz gesehen.
"Salve, Mattiacus. Es geht mir gut.
Iulia den Umständen entsprechend."Er nickte ebenfalls und stellte dann die Herrschaften einander vor. Er wusste im Moment nicht, ob sich Adria und Mattiacus schon kannten.
"Aelia Adria, die Gattin des Senators Quarto, Decimus Mattiacus, mein Cousin."
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Meridius verstand.
"Ich werde Dir ein Schreiben mitgeben."
antwortete er knapp und nickte Verus zu.
"Bis wann wirst Du aufbrechen?"
Er würde sich zwar noch heute daran setzen, doch die Frage war dennoch berechtigt. Wenn sich Titus nicht sofort auf den Weg machen würde, hätte er noch Zeit das eine und andere Thema mit in dem Schreiben aufzunehmen. Es war eben eine Frage der Dringlichkeit.
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Was bisher gesagt wurde, war schonmal ziemlich gut.
Man muss jedoch bei der Thematik eines bedenken: Es gibt eine grundsätzliche Angst und Sorge. Die haben sicher die meisten Menschen, die im Krieg leben, seien es jetzt Soldaten oder Nicht-kombatanten. Und es gibt die spezielle Situation der Schlacht, welche noch einmal eine andere ist. Da sollte man differenzieren.
Zum Kampf auf Leben und Tod ist es sicher auch entscheidend, wie es zu diesem Kampf kommt. Ein Soldat, welcher sich in einer Grundanspannung auf einem Marsch befindet und dann plötzlich überfallen wird oder auf den Feind stösst, wird mit einer ganz anderen Angst konfrontiert, wie einer, welcher sich stundenlang auf das Gefecht vorbereitet.
Gehen wir vom geplanten Gefecht aus, befinden sich die Männer tage- stundenlang in einer Daueranspannung, die dann auch noch vorher bis zum Höhepunkt aufgeladen wird. Barabrische Heere z.B. puschen sich noch einmal richtig hoch, und aus der Theaterpädagogik weiß ich, dass man sich (vor allem in der Gruppe) in regelrechte Zustände hineinpuschen / begeben kann, aus denen man heraus Dinge tut, die man sonst nie täte. Sprich: Die unzähligen Komponenten des Kollektivs, der Gemeinschaft, die Anspannung, die Gruppendynamik, die Schlacht als seit langem anvisiertes Ziel der Reise usw... das alles gibt einen Cocktail, der nur für die erklärbar ist, die dabei sind. Ein Aussenstehender fragt sich vielleicht, wie die das machen konnten, und er wird vielleicht analysieren, wie wir das jetzt tun. Doch bleibt er an der Oberfläche. Und wir tun das auch
Es gibt nette Phänomene: Massenpanik zum Beispiel. Ein anderes bringt Tausende von Männer dazu mit scharfen Metallgegenständen aufeinander zuszustürmen und aufeinander einzuhacken. Kann man das rational verstehen? Und emotional nachvollziehen? Kaum.
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Er hatte in der Tat richtigerweise angenommen in welche Richtung das Gespräch gehen würde. Auf die Frage von Verus nickte er daher nur und nahm dann einen Schluck von dem Wasser. Der Kopf schmerzte noch immer und an einen wirklich klaren Gedanken war immer noch nicht zu denken.
"In der Tat habe ich einen Klienten bei der Flotte.
Vorausgesetzt, Du möchtest nach Misenum.
Das war doch Deine Absicht?"Er fragte zur Sicherheit besser nach, nicht dass er nachher in den Gewässern Britanniens, oder vor Massilia oder auf der Donau herumschippern wollte.
"Annaeus Florus ist sein Name. Er ist Praefect. Wenn Du es wünschst kann ich ein Empfehlungsschreiben für Dich aufsetzen und ihn bitten, dass er Dir etwas zu Hand geht ..."
Er räusperte sich. Doch im Grunde gab es nichts zu räuspern. Alle Welt nutzte ihre Beziehungen und eine Hand wusch die andere.
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Das "natürlich" kam prompt und bestimmt. Meridius zuckte mit der Schulter. Wenn er es sich in den Kopf gesetzt hatte, war es wahrscheinlich sowieso egal, ob man anderer Ansicht war, oder nicht. Ausserdem war Titus nicht sein Sohn und im Grunde konnte es ihm ja auch egal sein, was ein ferner Verwandter von ihm zu tun gedachte. Wenn er meinte, dass bei der Flotte seine Zukunft liegen würde, dann lag sie vermutlich auch dort. Hatte er nicht erst vor kurzem einen Brief von einem anderen Verwandten gelesen, welcher sich mit der Legion in den Osten begeben hatte? Die Flotte war, was sie war.
"Nun, es liegt natürlich bei Dir selbst, Deine Entscheidungen zu treffen."
antwortete er daraufhin und lächelte. Es blieb jedoch immer noch die Frage offen, weswegen er ihn darauf hin angesprochen hatte. Und noch ehe er den Gedanken zu Ende geführt hatte, wusste er es auch schon. Florus. Sein Klient. Dennoch fragte er.
"Und wie kann ich Dir dabei helfen?
Mit einem Ratschlag?"Den Praefecten der Flotte hatte er in der Tat erst kürzlich auf einem Fest bei den Aureliern gesprochen. Und er hatte ihn ins Gespräch für den Posten des stellvertretenden Kommandeurs der Academie gebracht.
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Dass die Decima das Meer liebten, konnte er nachvollziehen. Immerhin lag Tarraco direkt am Meer und für die Familie war ein Leben ohne das Meer nie vorstellbar gewesen. Hatten ihn die Sorgen des Alltags bedrückt, hatte sich Meridius immer auf eine Anhöhe in der Nähe der Stadt begeben und abwechselnd über die Weite des Landes und die Weite des Meeres geblickt. Das Meer beruhigte und die frische Prise konnte nur schätzen, wer in Tarraco aufgewachsen war.
"Mmm..."
Er wusste nicht so recht. Auf der anderen Seite kannte er aber Verus auch nicht so gut, dass er ihm sagen konnte, dass er sich in einer Idee verrannte. Was, wenn dies wirklich der Weg für ihn war? Doch auf der anderen Seite; die Truppen waren kein Abenteuer, auf welches man sich einfach so mal einließ. Wer dem Kaiser in den Truppen dienen wollte, tat dies auf Lebenszeit.
"Ich wusste nicht, dass Du Soldat bist, Titus.
Dir ist klar, was das bedeutet?" -
Meridius verstand nur die Hälfte von der Vision, aber auch wenn er ein religiöser Mensch war, war ihm klar, dass entweder Titus ebenfalls etwas zu tief in den Becher geschaut hatte, oder aber er selbst hatte gerade nicht richtig zugehört. Wölfe? Standen die nicht für Rom? Und wieso tötet er diese? Und Florus? Ach ja, sein Klient.
"Flotte?"
Er sah seinen Verwandten fragend an. Wie um alles - von dem Traum mal abgesehen - kam er auf die Flotte? Es musste sicher auch andere Hintergründe haben. Vielleicht hatte er ja zu viele Tage auf See verbracht oder die Schiffe interessierten ihn. Oder die Karrieremöglichkeiten, welche ohne Zweifel bestanden.
"Rom dienen sollen wir alle, Titus. Das steht gar nicht zur Frage.
Doch wie kommst Du zur Flotte?"Erinnerungen an Decimus Josephus stiegen in ihm hoch. Der Kerl war der erste und letzte der Decima gewesen, welcher auf einem Schiff gedient hatte. Und an Bord eines solchen war er auch verbrannt und gestorben.
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Dass das Rennen in Alexandria nicht erfolgreich gewesen war, hatte er sich schon gedacht, schließlich war keine Erfolgsmeldung in Rom angekommen. Dass es jedoch ein Desaster geworden war, war nun doch etwas betrüblich. Wenn auch nicht unerwartet. Aus unerfindlichen Gründen schnitte die Goldenen schon seit Monaten und Jahren immer dann wenn es darauf ankam mehr schlecht als recht ab. Er nickte also folglich nur und hörte dann den weiteren Ausführungen zu.
"Nun, jedenfalls Danke für Deine Bemühungen. Wenn es nichts über ihn zu erfahren gibt, scheint er zuverlässig zu sein. Würden die Leute von ihm reden, wäre dies eher ein schlechtes Zeichen..."
Er dachte nach und beschloss, dass er keine schlechte Entscheidung getroffen hatte, mit diesem Juden in engeren Kontakt zu treten. Wer auch in der Zukunft geschäftsfähig sein wollte, konnte sich nicht alleine auf die Landwirtschaft verlassen.
"Und Deine Vision?"
Er fragte eher scherzhaft, konnte er sich ja noch nicht vorstellen, was Titus unter einer Vision verstand.
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Titus spielte mit seinem Weinbecher, der Gedanke an noch mehr Wein ließ Meridius jedoch für einen kurzen Moment schwindlig werden. Es war lange her, dass er einen richtigen Rausch gehabt hatte. Er entschied sich zuerst für den Reisebericht, eine mögliche Vision konnte er auf nüchternen Magen noch nicht verkraften.
"Erzähl mir erst von den Rennen, der Reise..."
antwortete er und unterstützte dieses Ansinnen mit einer lässigen Handbewegung, welche bedeutete, dass er fortfahren möge.
"Und wie war es mit diesem Hraluch? Ben David? Du weißt schon, ich hatte Dich ja auch beauftragt, Dich ein wenig umzuhören..."
Ein Sklave trat hinzu und brachte ihm etwas Wasser.