Beiträge von Maximus Decimus Meridius

    Meridius überlegte. Sollte man es noch vor der Versammlung durchführen? Oder erst abwarten? Im Grunde war es gleich. Je eher man anfing, umso besser konnte es sein. Talente waren vielleicht jetzt schon unterwegs, und ehe sie eine andere factio an sich riss, sollte man es lieber selbst versuchen.


    "Nun, ich denke, wir könnten damit sofort loslegen, oder?"


    Er positionierte den Modellwagen der factio aurata vor die anderen Gespanne der Konkurrenz.


    "Wenn Du einen entsprechenden Aushang entwerfen könntest? Wir könnten auch diesen in der Acta veröffentlichen und auch auf dem Forum aushängen. Was meinst Du?"

    Meridius schmunzelte.


    "Nun, Du bist ebenso real, wie diese Statue dort hinten.
    Das ist alles was ich wissen muss."


    Er schwieg einen Moment.


    "Hast Du schon eine Unterkunft?
    Weißt Du schon wo Du übernachten wirst?"


    Sicher würde Iulia ihm Vorhaltungen machen, dass er einen wildfremden Mann in die Casa einlud, aber warum sollte er nicht? Der Alte sah nicht gefährlich aus und gegen ein paar Übernachtungen sprach ja nicht wirklich etwas.

    Nun lachte Meridius lauthals.


    "Verschon mich mit Wagen. Das eine mal, als ich in einem stand, wäre ich fast herausgefallen."


    Er erinnerte sich mit Schrecken an die Episode seines Triumphzuges.


    "Aber wir könnten in der Tat bekannt geben, dass wir Aurigae suchen. Und dann veranstalten wir Probefahrten mit einem älteren Gespann, bei welchem diese nichts mehr kaputt machen können. Wer damit schnell durch die Kurven kommt und einen guten Eindruck hinterlässt, dürfte sicher geeignet sein."

    "Mmm."


    Meridius hörte dem Griechen aufmerksam zu. Was er sprach klang zumindest nicht wirr und er war sich vermutlich dessen sicher, was er sagte. Oder auch nicht, wenn das stimmte, was er sagte.


    "Wenn alles was wir tun bedeutungslos ist? Welchen Sinn hat es dann als Lehrer durch die Gegend zu reisen und Schüler zu lehren? Muss nicht jeder selbst zu seiner wahren Erkenntnis gelangen?"

    Verus hatte in der Tat recht. Meridius lachte.


    "Nun, bisher hatten wir keinen großen Erfolg. Einen jungen Auriga, Arius ist sein Name, er hat zweifelsohne Talent. Einer seiner Vorfahren war dieser erfolgreiche Lenker mit selbem Namen, welcher vor Jahrzehnten in Rom so einige Rennen gewann. Allerdings hatte er bisher wenig Erfolg."


    Er kratzte sich am Bart und fuhr dann mit der offenen Handfläche über die Sandbahn des Models.


    "Gute Pferde haben wir. Gute Wagen sind ebenfalls erwerbbar. Die Lenker haben allesamt Talent. Das Problem ist nur aus den Pferden ein Gespann zu machen, welches mit dem Lenker zu einer Einheit verschmilzt und dann nachher auf der Strecke sieben Runden unschlagbar ist. Das ist das einzige Geheimnis. Wenn Du weißt, wie wir dieses Geheimnis lösen können, sag es mir."

    Er füllte das Glas zu einem Viertel mit Wein und streckte dann mit Wasser. Dann ging er zu ihrem Platz reichte ihr das Getränk, jedoch langsam, so dass ihre Hand die seine möglichst lange berührte und nahm dann in dem anderen Korbstuhl Platz, leicht versetzt, ihr gegenüber. Nachdenklich musterte er sie, nahm einen Schluck und sah ihr zu, bis sie ebenfalls von dem Wein nippte.


    "Was denkst Du?"


    fragte er und stellte das Glas ab. Es war lange her, dass sie so gemeinsam in einem Raum saßen und Zeit hatten.

    Meridius verstand. Wobei er nicht so leicht verstand, warum der Grieche, wenn er so viel auf Bildung gab, nicht in Diensten irgendeines Römers stand und statt dessen auf Betteln angwiesen war. Aber wer wusste schon, was in den Köpfen der Menschen alles vorging. Er hatte auch von einem Mann gehört, welcher in einem Fass leben sollte. Und das freiwillig...


    "Was ist die Quintessenz Deines Wissens?"


    Er war ernsthaft an der Antwort interessiert. Und die Frage war bewusst direkt gestellt.

    Das war also der Grund, für die Anwesenheit des Mannes. Meridius winkte ab. Umstände machte er sicher nicht.


    "Nicht doch."


    Er winkte ab.


    "War Rom das Ziel der Reise oder ist Rom nur eine Zwischenstation?"


    fragte er interessiert.

    Meridius und Arius betraten vom vestibulum kommend das atrium. Der Senator sah den alten Mann nicht sofort, sondern wurde erst durch ein Räuspern des auriga auf diesen aufmerksam gemacht. Dann jedoch erblickte er den Alten. Er sah erbärmlich gekleidet aus und offensichtlich musste es sich um einen Bittsteller handeln, welchen der Ianitor hereingelassen hatte.


    "Kann ich irgendwie helfen?"


    fragte er den Mann, als er auf ihn zutrat.

    Aus der Stadt kommend, erreichte Meridius ebenfalls fast im selben Moment die Casa. Er sah gerade noch, wie Quintus Arius, der Auriga, gegen die Türe klopfte, als er von hinten hinzu trat.


    "Salve Arius."
    sprach er und lächelte.
    "Du willst sicher zu mir, stimmt es?"


    Schon öffnete sich die Türe und der Nubier machte den Eingang frei.


    "Komm am Besten gleich mit rein. Dann können wir alles drinnen besprechen. In Rom war heute viel los. Aber in Rom ist ja immer viel los." versuchte er das Gespräch möglichst locker zu halten.

    Iulia blieb und ließ sich auch gleich auf einem der beiden Korbstühle nieder, welche sich in dem Zimmer befanden. Meridius griff nach einem Glas und überblickte dann die Karaffen.


    "Einen Rotwein aus Hispania, von unserem eigenen Gut, dann einen Wein hier aus der Gegend und Wasser zum Verdünnen."


    Er schenkte sich schon einmal von dem Iberischen ein, bis Iulia sich entschieden haben würde.


    "Im Grunde kannst Du beide nehmen. Es sind gute Jahrgänge.
    Verdünnt oder Unverdünnt?"

    fragte er.


    Unverdünnt war sicher besser, vor allem jetzt, da sie schwanger war.

    Zitat

    Original von Gaius Prudentius Commodus
    Die Aufführung des Stückes dauerte noch eine Weile und mit der Zeit leerten sich die Reihen, so dass zum Ende des Stückes hin nur noch Commodus auf seinen Platz sass und traurig auf den traurigen Haufen der Schauspieler schaute, die sich so abgemüht hatten und trotzdem das dekadente und gelangweilte Volk Roms nicht begeistern konnten.


    Als das Ende erreicht war, verliess nun auch Commodus das Theater.


    Meridius hatte bis kurz vor Ende ausgehalten. Da er aber rausgeschrieben wurde, erhob er sich, nickte noch Senator Prudentius zu und verließ dann, wie durch eine magische Hand geleitet das Theater. Bei den Göttern, er musste pissen. Wie peinlich. Und er konnte nicht bis zum Ende des Stücks warten. ;)

    Meridius schmunzelte. Er hatte keinesfalls vorgehabt, sie schon wieder loszuwerden. In letzter Zeit hatten sie sich sowieso viel zu selten gesehen und getroffen. Umso lieber war ihm ihre Anwesenheit.


    "Nein. Bleib bitte."


    antwortete er und deutete mit einer Kopfbewegung an, dass sie doch Platz nehmen könnte.


    "Möchtest Du etwas trinken?"


    fügte er gleich anschließend hinzu und steuerte das kleine Tischchen an, auf welchem sich ein paar Karaffen und Gläser befanden. Er überlegte ob er nach der Lyraspielerin schicken lassen sollte. Vielleicht wollte Iulia ja ein wenig romantische Musik im Hintergrund. ;)

    Wenig später erschien Meridius im ersten Thermensaal. Zu seinem Leidwesen hatte er sich minimal verspätet, so dass er Macer bisher nicht angetroffen hatte. Hier jedoch entdeckte er ihn nach kurzem Suchen sofort, auch wenn man die Leute nicht an der Senatorentoga erkennen konnte. Macer war dennoch unverwechselbar, er trug nicht umsonst sein Cognomen, wie Meridius fand.


    "Salve, Macer."


    sprach er, als er zu ihm hinzutrat.


    "Schön, dass Du es einrichten konntest. Wobei, was hat man in dieser Stadt um diese Zeit sonst zu tun? Der Senat ist leer gefegt, man trifft fast alle Kollegen hier!"


    Er schmunzelte.

    Seine Nichte war ein liebes Kind, dachte Meridius, welcher froh darüber war, dass sie seinen Satz aufgriff. Er hatte schon die Befürchtung gehabt, dass die Gespräche in diesem Raum sich heute weiterhin um alles mögliche drehten und er teilnahmslos seinen Wein hinunterkippen müsste. Viel zu reden hatte er bisher nicht gehabt, umso erfreuter griff er ihre Nachfrage und die Nachfrage seines Sohnes auf.


    "Nun, die Legio I Traiana Pia Fidelis wird - zusammen mit anderen Legionen - ausrücken, um gegen die Parther ins Feld zu ziehen. Dies wissen wir alle und es ist kein Geheimnis. Ich würde es jedoch als ein angemessenes Zeichen empfinden, wenn wir in diesem Zusammenhang einen Empfang geben würden um unsere Solidarität und unsere Unterstützung für die Truppen zum Ausdruck bringen. Nicht in diesem Sinne, dass ich Kriegsbegeistert wäre, bei den Göttern, nein, denn ich weiß, was Krieg bedeutet. Doch weiß ich auch, wie sehr unsere Legionen davon abhängig sind, dass sie sich der Unterstützung ihrer Familien und des Volkes sicher sind."


    Er griff nach einer Traube, die sicher nicht nur Deko war, sondern als Vorspeise herhalten musste. So langsam bekam er Appetit.

    Meridius spürte die Mißbilligung seines Sohnes sofort, konnte dies aber auch nachvollziehen. War er nicht selbst in jungen Jahren ebenso gewesen? Nur die Parther waren wirklich eine Nummer zu groß und Meridius gedachte nicht, seiner Gemahlin eine lange Abwesenheit des Sohnes zuzumuten. Die Sorge um den Sohn, war gerade in der jetzigen Situation das letzte was er ihr zumuten wollte.


    "Es war mein letztes Wort."


    antworte er knapp und beobachtete die Reaktion seinen Sohnes. Er ging davon aus, dass sich Maximian fügen würde, auch wenn er sich mindestens ebenso vorstellen konnte, dass es dieser dennoch versuchte und sich vielleicht sogar heimlich zu Livianus begab. Wobei Maximian auf der anderen Seite seit einiger Zeit immer mehr verantwortungsbewusstsein zeigte. Wahrscheinlich tat er ihm mit letzter Vermutung sogar Unrecht. Maximian würde bleiben. Er war sich sicher.

    Macer kannte er in der Tat sehr gut. Meridius nahm es zur Kenntnis, fragte dann jedoch aber nicht weiter, da Titus sowieso zu verstehen gab, dass er selbst für die Probleme verantwortlich gewesen war. Meridius nickte daher nur und erhob sich dann.


    "Nun, Senator Purgitius ist eine verständige Person. Ich bin sicher, dass die Probleme nur sachlicher Art waren und sich aus der Welt schaffen lassen, falls dies nicht bereits geschehen ist."


    Er schmunzelte, ging dann zu dem Modell des Circus hinüber und betrachtete die Rennstrecke.


    "Habe ich schon erzählt, dass ich einen Teil meiner Pferdezucht von Hispania nach hierher verlegen möchte? Ich besitzte etwas mehr als zweihundert Zuchtpferde. Alle der besten Qualität, voller Temperament und iberischer Ausdauer. Mein Gedanke war es, auch hier auf einem Landgut eine Weide einzurichten, dazu Stallungen und eine kleinere Übungsstrecke um mit den Wagen der Aurata üben zu können. Wenn die Pferde dann eines Tages soweit sind, werden sie im Circus üben und später auch an den Rennen teilnehmen. Mit einer ähnlichen Methode arbeitete auch schon einer meiner Verwalter in Tarraco."

    Dieser hatte keine Fragen mehr, sondern klopfte seinem Verwandten noch einmal anerkennend auf die Schulter. Dann verabschiedete er sich, um sich auf sein cubiculum zurückzuziehen. Er hatte sich noch umzuziehen, da er gedachte noch in die Stadt zu gehen. Die Märkte gaben immer etwas interessantes her und vielleicht würde er sich noch spontan entscheiden, entweder die Thermen oder eine Bibliothek aufzusuchen.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    TITUS DECIMUS VERUS


    MIT WIRKUNG VOM
    KAL IUN DCCCLVII A.U.C.
    (1.6.2007/104 n.Chr.)
    .


    ZUM
    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA


    Maximus Decimus Meridius
    PRINCEPS FACTIONIS
    FACTIO AURATA

    Meridius hörte interessiert zu. Der Name des ehemaligen Vorgesetzten fiel ihm jedoch nicht ein, wenn er auf den bisherigen Comes anspielte. Bis sich Meridius wieder in das Geschehen Roms und Italiens eingearbeitet haben würde, würde also noch eine Menge Wasser den Tiber hinunter laufen.


    "Von wem sprichst Du? Wie war sein Name gleich?"


    fragte er nach, schließlich wollte er ein Gesicht zu der Geschichte haben. Ihm fiel ein, dass er noch unbedingt Purgitius Macer besuchen musste. Seit der Begegnung bei den Spielen hatten sie sich nicht mehr gesehen und es gab noch einiges bezüglich der Academie zu regeln.