Beiträge von Maximus Decimus Meridius

    "Noch ist es nicht soweit."


    antwortete er. Erneut strich er ihr sanft durch das Gesicht. Diesmal mit der anderen Hand, hielt seine rechte doch immer noch die ihre. Wenn das Landgut nahe genug an Rom lag, würde es auch keine Probleme bereiten. Mit einer bequemen Sänfte und geeigneten Trägern würde Iulia dann sogar zwischen der Stadt und dem Landgut hin und her pendeln können, wenn sie es wollte. Und er hatte die Möglichkeit sich ebenfalls auf das Landgut zurückzuziehen, ohne die Arbeit im Senat zu vernachlässigen.


    "Ich werde auch meinem Leibarzt sagen, dass er sich immer in Deiner Nähe aufhalten soll."


    fügte er schließlich noch hinzu.


    "Soll ich Dich auf Dein Zimmer bringen, oder möchtest Du noch eine Weile hier bleiben?"

    Das erste Angebot klang schon einmal sehr gut. Nicht desto trotz war dies nur ein Anfang. Immerhin gedachte Meridius insgesammt fünf Landstücke zu erwerben und nicht nur eines.


    "Das klingt schon einmal sehr interessant und kommt sicher in die engere Auswahl. Gibt es noch etwas, was näher bei Rom liegt? Und ich habe mir sagen lassen, dass auch auf Sizilien so einige wunderschöne Gegenden liegen sollen. Das ganze soll ja nicht nur eine gewinnbringende Investition sein, sondern auch noch etwas für Auge bieten, wenn es passt. Ich bin mir sicher, dass das eine oder andere Angebot dem entspricht. Insgesammt dachte ich jedoch an fünf Erwerbungen..."


    Er räusperte sich.

    Zitat

    Original von Manius Matinius Fuscus
    "Mhm mhm mhm," machte er einen Moment und entschuldigte sich dann, um kurz in den Nachbarrraum zu verschwinden, wo das Archiv vor Kurzem hinverlagert wurde. Als er wieder kam, hatte er ein halbes Dutzend Schriftrollen in seinen Armen. "Eher was Richtung Berge oder Meer? Nord? Süd? West? Ost? Teilfruchtbar oder komplett? Besondere Anbeuvoraussetzungen, die erfüllt werden müssten?"


    Der Mann wollte viel wissen. Meridius indess hatte in der Tat feste Vorstellungen war aber auch beweglich.


    "Ich interessiere mich vorwiegend für schon kultiviertes Land. Einen Wald will ich nicht roden, einen Sumpf nicht trocken legen müssen. In welche Himmelsrichtung es liegt ist grundsätzlich egal. Ein Landgut wäre gut, Weinberge umso besser, kleine Wäldchen, Getreidefelder, was auch immer. Hat nicht irgendjemand verkaufen müssen? Ist jemand verstorben? Will jemand umziehen? Ich bin grundsätzlich offen, wenn das Angebot stimmt."

    Also hatte er doch richtig gelegen. Iulia bestätigte seine Frage mit einem Nicken und fügte die Bitte um Verschwiegenheit hinzu. Er wurde Vater. Vorausgesetzt alles ging gut. Iulia war nicht mehr die jüngste und die vielen Schwangerschaften in ihrem Leben waren auch keine Garantie, dass es leichter wurde. Im Gegenteil. Jede Geburt konnte ein Begegnung mit dem Tode sein.


    "Ist gut."


    antwortete er nur und griff dann ihre Hand. Was er bei Maximian nie miterleben durfte, würde er nun nachholen können. Stolz, Dankbarkeit aber auch Sorge lag in seiner Stimme als er weitersprach.


    "Ich werde für den Sommer nach einem Landgut in der Nähe sehen. Hier in Rom kannst Du jedenfalls nicht bleiben. Nicht dass Dich noch die Fieber oder die Mücken plagen."


    Rom konnte in der Tat im Hochsommer die Hölle werden. Und für Schwangere konnte dies dann gefährlich werden.

    Wieviele Decimer sich in Rom aufhielten? Meridius war leicht überfragt, herrschte doch ein ständiges Kommen und Gehen in diesem Haus. Er dachte nach, ehe er die Antwort geben konnte.


    "Nun, meine Gattin, Iulia Severa, mein Sohn Decimus Maximian, dann meine Nichte Decima Valeria und Decima Caia, Decima Pulchra, Decimus Titus und ich glaube noch jemand, am Besten fragst Du den maiordomus. Meine Schwester Lucilla ist zur Zeit in Mantua, wenn ich es richtig mitbekommen habe und Decimus Livianus müsste auch hier sein. Ich traf ihn im Senat."

    Subrius schien verständig und hatte damit schon einmal einen Bonus bei Meridius. Dieser nickte nur bei seinen Worten und schlug ihm dann mit der Hand auf die Schulter.


    "Das klingt schon einmal ganz gut. Wenn ich Dich irgendwie unterstützen kann, lass es mich wissen. Ich kenne auch den Praefectus der Cohortes ..."


    Dann winkte er jedoch ab.


    "Doch reden wir nicht die ganze Zeit von der Arbeit. Ich schlage vor Du gewöhnst Dich ersteinmal an die Stadt und an die Familie. Es wäre sicher von Vorteil, wenn Du die Stadt kennst, bevor Du in ihr beruflich tätig wirst..."


    Er lachte.

    Das war es, was Meridius hören wollte.


    "Das ergibt sich schon mit der Zeit. Du könntest Dich allerdings schon gleich nützlich machen. Ich plane eine Versammlung hier in der Casa für alle Interessierten und Engagierten in der factio aurata. Diesbezüglich müssten wir einen geeigneten Termin finden, die entsprechenden sodalis einladen und auch die Öffentlichkeit informieren. Ein Aushang und eine Anzeige in der acta diurna wären angebracht. Des weiteren müssten Besorgungen gemacht werden und wir sollten im Vorfeld erorieren, welche Themen zu besprechen wären."


    Er hielt inne.


    "Möchtest Du Dich an der Arbeit beteiligen?
    Und wenn ja, welche Aufgabe möchtest Du übernehmen?"

    Meridius war natürlich erfreut, musste jedoch einiges klar stellen.


    "Das freut mich zu hören, Verus. Du kannst gerne sodalis der factio werden. Jedoch möchte ich Dich darauf hinweisen, dass man nicht sodalis werden muss, wenn man nur Anhänger oder Fan der factio aurata ist. Die Wagen anfeuern ist das eine, sodalis sein, das andere. sodalis unterstützen die Arbeit der factio, spenden regelmäßig und engagieren sich, wo sie es können. Bist du dazu bereit?"

    Meridius verfolgte auch die zwischenzeitliche Spannung mit etwas Abstand. Mit einem inneren Lächeln stellte er dann seinen Becher ab und bezog dann seine Kline. In der Tat war sie eine Decima. Den Dickkopf und die aufbrausende Art hatte sie von ihrem Vater geerbt und diesbezüglich war sie ihm ähnlicher, als sie es sich wohl je eingestehen würde.


    "Wer kommt noch alles zum Essen?"


    fragte er nun Valeria um das Thema in seichtere Gewässer zu führen.


    "Ich hatte im Übrigen daran gedacht, in den nächsten Tagen einen Empfang zu geben. Wer möchte mir dabei helfen?"

    Meridius lachte nun ebenfalls.


    "Nun, in Anwesenheit einer schönen Dame, ist man lieber gut gekleidet, gar keine Frage."


    Er zwinkerte ihr zu und reichte ihr dann den Arm, damit sie sich einhaken könnte. Dann schlugen sie den Weg zum excedra ein. Es war ein schöner Tag und eine Erfrischung würde ihnen allen wie gesagt gut tun.


    "Hast Du Dich in der Zwischenzeit gut eingelebt?"


    fragte er Caia.

    Es klopfte an der Türe. Meridius blickte von seiner Arbeit jedoch nicht auf, sondern bat den Anklopfenden einfach herein. Im Grunde konnte es sich nur um jemanden aus der Familie, oder um einen Sklaven handeln. Dass er dieses Zimmer für Angelegenheiten der factio zu verwenden gedachte, konnte noch niemand wissen. Entsprechende Bekanntmachungen hatte er noch nicht herausgegeben und Besuche waren bisher auch noch nicht hier gewesen.

    Er hörte den Ausführungen des Mannes aufmerksam zu.


    "Nun, wenn Du zu den Truppen möchtest, ist die Legio I Traiana Pia Fidelis sicher eine gute Wahl. Ich selbst diente in ihr und Decimus Livianus, mein Cousin hat das Kommando über diese Einheit."


    Nachdenklich rieb er sich das Kinn.


    "Allerdings wird die Legion in den Osten aufbrechen und gegen die Parther ziehen. Der Feldzug kann Jahre dauern, und die Aussicht auf Erfolg ist gegen die Parther nicht immer gegeben. Selbst wenn wir siegen, werden wir hohe Verluste haben."


    Mit geübtem Blick musterte er seinen Verwandten.


    "Ich würde Dir in diesem Fall eher vorschlagen, in die Cohortes einzutreten. Es hätte den Vorzug hier in Rom bleiben zu können. Versetzen lassen kannst Du Dich später immer noch."

    Meridius verstand nur zu gut, dass sein Sohn in die Schlacht reiten wollte. Er selbst hatte den Weg zu den Truppen ebenfalls gewählt, er selbst hatte Rom gedient und in Schlachten gekämpft. Ruhm für Rom zu erringen war der Wunsch so manchen jungen Mannes. Und es war auch nicht zu verdenken.


    "Was sich ändert? Es ändert eine Menge in Hinblick auf Deine Mutter. Ich habe Dich nicht in die Welt gesetzt, um Dich eines Tages beerdigen zu müssen. Du wirst mir die Augen schließen und MIR die Münze für den Fährmann auf die Lieder legen, nicht umgekehrt."


    Er versuchte Verständnis für seinen Sohn aufzubringen, doch bei aller Liebe, Parthien war eine Schuhnummer zu groß.


    "Die Parther sind ein ernsthafter Gegner. Wer nicht gut ist, wer nicht erfahren ist, wer nicht das Glück der Götter auf seiner Seite hat, wird gegen die Parther definitiv fallen. Schicke ich Dich jetzt dorthin, sehe ich Dich nie wieder. Crassus ist gefallen. Zehntausende Römer sind seit damals gegen die Parther gefallen. Die Legionsadler welche wir verloren, DAS alles sagt mir, dass DU definitiv nicht nach Parthien reiten wirst. Wenn Du unbedingt zu den Truppen möchtest, melde Dich zu einer anderen Einheit.


    Ich persönlich würde es jedoch lieber sehen, wenn Du zu einem der vielen Senatoren oder Iuristen Roms in Ausbildung gehen würdest. Dein Kommando kannst Du dann später immer noch erhalten. Und Sextus wird Dich bis dahin in allem fit machen, was man für das Kriegshandwerk braucht. Reiten können ist das eine. Doch das Überleben sitzt im Verstand, sitzt in der Weitsicht. Parthien ist noch nichts für Dich!"

    Einverständnis - Reservetrupp. Weit durchdacht war der Plan bei weitem nicht. Meridius zog eine Augenbraue nach oben. Maximian hatte sich wirklich noch nicht überlegt gehabt, wie das ganze aussehen sollte. Und er hatte schon gar keine Vorstellung davon, was auf ihn in Parthien warten würde.


    "Sicher. Du wärst vermutlich auch nicht der erste Senatorensohn, der nicht mehr aus Parthien zurück kommt. Crassus hat in Parthien sechs Legionen eingesetzt und mehrere zehntausend Mann dabei verloren."


    Er hielt inne.


    "Du bist mein Sohn. Der Beitritt zu den Truppen als normaler Probatus wäre weit unter Deinem Stand. Und eine Aufnahme zu den Equites der Legion würde mich auch nicht unbedingt beruhigen, wenn ich weiß, dass es gegen die besten Reiter des Ostens geht. Du bist jung, Maximian. Du hast ein Leben VOR Dir. Dieser Feldzug hingegen ist ein Rendevouz mit dem Tod. Ich sehe also nicht, dass ich Veranlassung hätte, Dir meine Zustimmung zu geben."

    Meridius hatte sich entschlossen für die Arbeit in der factio aurata endlich ein eigenständiges officium einzurichten. Dieses lag unmittelbar neben seinem privaten Arbeitszimmer, so dass es nicht allzu viel Aufwand sein würde, sich um so viele Dinge wie möglich in möglichst kurzer und damit effektiver Zeit widmen zu können. Er ließ den Raum daher entsprechend seiner Vorstellungen einrichten, plazierte einige Büsten von erfolgreichen Pferden und Wagenlenkern in den Raum, ein Modell des Circus von Rom und extra zwei Schränke in welchen alle Unterlagen untegebracht worden waren, welche er für die Arbeit brauchte. Dies waren Dokumente, Dokumente und nochmals Dokumente.


    Als erstes galt es, die Mitgliederlisten zu überarbeiten, zu aktualisieren und dann einen Empfang zu planen, zu welchem alle eingeladen werden würden, welche sich für die Wagen und Pferde der factio aurata interessierten.

    Etwas in der Art hatte sich Meridius schon gedacht. Maximian hatte sicher vorgehabt erst seinen Vater anzusprechen und zu überzeugen. Denn er wusste zu genau, hatte er ersteinmal den ehemaligen General für sich gewonnen, würde auch seine Mutter nicht mehr viel dagegen zu setzen haben. Nur dass dann Meridius selbst die Scherereien mit Iulia haben würde.


    "Was ich davon halte?"


    Er sah seinen Sohn musternd an. Er selbst hatte erst vor wenigen Wochen vor dem Kaiser gestanden und ihn indirekt gebeten, ihm ein Kommando auf dem Feldzug zu geben. Doch ER war immerhin Soldat, erprobter General, erfolgreicher Kommandeur, welcher auf Jahre Erfahrung in den Legionen zurückblicken konnte, taktische Schulung und strategische Weitsicht mitbrachte. Alles Dinge, welche Maximian abgingen. Und er selbst hatte auch das Gesicht des Krieges gesehen, die Fratze des Grauens, welche alle Männer ergriff, die auf einem Schlachtfeld überlebten.


    "Wie hattest Du es Dir konkret vorgestellt?"


    fragte er noch einmal, um sich von dem Reifeprozess seines Sohnes zu überzeugen. Immerhin musste er wissen, wie weit dieser schon war, und wie weit vorne man ansetzen musste.

    Sein Sohn wirkte überlegt und vorbereitet. Er machte nicht den Eindruck, dass es eine Spontanidee gewesen wäre, welche er nach einem Traum in der Nacht getroffen hatte. Vermutlich war der Gedanke in den letzten Tagen bei ihm gereift. Und Meridius würde sich nicht wundern, hätte er schon Marcus geschrieben. Livianus hatte hoffentlich nicht vor, seinen Neffen auch tatsächlich in die Truppe aufzunehmen.


    "Ich will Dir nicht absprechen, dass Du es Dir nicht reiflich überlegt hättest. Und ich will auch nicht anzweifeln, dass Du ein überragender Reiter bist. Du wirst vermutlich auch im Umgang mit dem Schwert Fortschritte gemacht haben ..."


    Er nahm sich eine kleine Pause und setzte dann neu an.


    "Was sagt Deine Mutter dazu?"


    Diese entscheidene Frage wollte er noch vorher gestellt haben, ehe er selbst mit seiner Meinung die Fronten bezog.

    Meridius hatte diese Begebenheit amüsiert beobachtet. Vor allem als sich Verus dazu entschloss das Spielchen der Verwechslung mitzuspielen, hatte er alle Anstrengung dazu aufbringen müssen, nicht laut loszulachen. Umso erheiterter war er, als das Rätsel endlich seine Auflösung fand und Caia nun wusste, wen sie vor sich hatte.


    "Nun, jetzt wo alle Missverständnisse beseitig sind, würde ich vorschlagen, dass wir uns in das excedra begeben. Schließt ihr euch an? Ich könnte eine Erfrischung gebrauchen..."


    Er blickte abwechselnd zu den beiden.