Beiträge von Maximus Decimus Meridius

    Im Büro des Praefectus Castrorum


    Es war ein strahlender Tag, als Meridius nach langer Abwesenheit bei der I. wieder in sein altes Lager zurückkehrte. Einiges war, wie er es verlassen hatte, anderes hatte sich jedoch stark geändert. Sein Vorgänger im Amt hatte Weitsicht, Akribie und viel Geschick bewiesen, das Lager war in ausserordentlich gutem Zustand, die Ausrüstung der Soldaten weitgehend tadellos, die Bestände gut bestückt, die Buchhaltung wohl geordnet und die erste Einsicht in die Zahlen und Bilanzen ergaben keine gravierenden Abweichungen, wenn man von den Schreibfehlern einiger Soldaten absah.


    Meridius rollte die Dokumete zusammen, übergab sie dem Unteroffizier, rückte seinen Stuhl zurück an den Schreibtisch.


    "Alles in bester Ordnung. Dennoch möchte ich Einblick in jedes Dokument, das in den letzten 24 Monaten hier durch die Stube ist. ich will Personalakten, Bestandsübersichten, Wareneingänge und Ausgänge, die Vertragsabschlüsse, Rechnungen und Kontrollberichte der zuständigen Offiziere. Dann brauche ich ausserdem eine Übersicht über den Zustand der Ausrüstungsstücke die sich im Arsenal befinden. Ich will im Notfall keine Überraschung erleben. Inventur heißt das Stichwort. Such er mir zwei geeignete Soldaten aus, die die Arbeit übernehmen wollen. Freiwillige sollen vor, es wird mit Sicherheit bei den nächsten Beförderungen berücksichtigt... Im übrigen und dann kann er gehen, ich wünsche eine Liste aller Soldaten und Probati die für Beförderungen in Frage kommen. Ich will Bewertungen der Offiziere, Leistungsnachweise... Und der Lebenswandel betreffender Personen ist elementar. Die I. ist die Vorzeigelegion. Wer hier auch nur den Hauch von Dekadenz, Immoralität, oder Schwäche zeigt, wird Probleme bekommen. Beförderungen wird es nicht mehr automatisch geben. Leute müssen sich aufdrängen. Diszplin, Disziplin, Disziplin. Gehorsam und Aufopferungsbereitschaft. Wer das nicht entgegenbringt kann gleich zur II. oder zur Flotte gehn."


    Damit ließ er den Offizier gehen und widmete sich einem anderen Dokument, welches die Lieferungen und Wareneingänge der Soldatenstiefel aus dem Unternehmen "Caligulae Salamandarius" peinlich genau auflistete.

    "Ich gratuliere Arius! Du hast Dich tapfer geschlagen und die Ehre der I. gut verteidigt. Puuh, ich selbst konnte gegen den Koloss nicht viel ausrichten, ha, meine Schulter dürfte nun endgültig im Eimer sein."


    Er klopfte dem Angesprochenen anerkennend auf die Schulter.


    "Bevor jedoch der zweite Wettkampf losgeht, lass ich mir einen Masseur bringen. Die Schulter muss wieder in Ordnung sein... Schließlich kommen jetzt die Disziplinen die mir besser liegen..."


    Er warf den anderen Wettbewerbern von der II. einen fragenden Blick zu...


    "Was meinst Du, Arius, wer von denen wirft das Pilum am besten?"

    Es war noch am selben Tage, als ein Bote ein Schreiben überbracte, das wie folgt lautete:


    "Lieber Onkel Quintus,


    die Dinge laufen zur Zeit in Rom ganz gut. Die Banken haben uns die Konten eingeräumt, beide Betriebe wurden bewilligt. Ich war so frei und habe gleich über einen hiesigen Händler zwei Sklave gekauft, welche Du auf dem Sklavenmarkt in Tarraco abholen kannst. Es sind keine Haussklaven, doch sie werden bei der Bewirtschaftung des Weingutes von großem Nutzen sein, so dass Du Deine ganze Energie in die Führung des Geschäftes legen kannst.


    Ich werde demnächst versuchen, eine Bewilligung auf der Bank zu erreichen, auf dass Du als Verwalter der Geschäfte gelten kannst, eine Deiner Hauptaufgaben bestände darin feste Abnehmer für unsere Waren zu finden.


    Mache Dich also so schnell als möglich auf den Weg, klappere die Tavernen des Reiches ab, besuche die Legionskastelle, die Thermen, die zuständigen Behörden und zeige ihnen den Vorteil, den sie haben werden, wenn sie UNSEREN Wein zu festgesetzten Preisen beziehen werden. Wir bürgen mit unserem Namen für die beste Qualität und einen fairen Preis, mach ihnen das Gewiss und diene ihnen wie dem Kaiser, unser Schaden soll es dann nicht sein.


    Die aktuellen Geschäftsdaten und mit wieviel Waren wir im ersten Quartal rechnen können, wie hoch die Ausgabe sein werden und all diese Informationen werde ich Dir alsbald in einem versiegelten Brief zukommen lassen.


    Auf Livia und den Haushalt hab gut acht. Wenn die Geschäfte gut einschlagen, wirst Du schon bald noch mehr Arbeit bekommen.


    Grüße an die Lieben,
    Maximus"

    Ich hab jetzt zwei Betriebe und je einen Sklaven. Dennoch leuchten die Produkte rot und stehen auf NULL. Ist das normal? Und ab wann werfen die Ertrag ab? Und wenn die Trauben an den Stöcken hängen, wie lange dauert es bis sie in der Amphore sind? Geht das in der selben Runde? Wurde vielleicht schonmal erklärt, ich frag trotzdem nochmal nach...


    Nächste Frage dann: Wie beschäftigt man andere Personen, die nicht Sklaven sind, also z.B. den Onkel?


    Und noch was: Wie übermacht man ein Geschäft? Kann man einen Verwalter einstellen? In diesem Fall wäre die Einführung eines Geschäftskontos ganz gut, in das dann sowohl Verwalter, als auch Besitzer einblick haben. (Ich gedenke nämlich die Geschäfte von meinem Onkel führen zu lassen, da die Legion mich ziemlich beanspruchen wird...)

    "Du hast Recht. Wir müssen es vorichtig angehen. Doch nicht mehr heute. Und auch nicht hier. - Jedenfalls danke ich Dir, dass Du mir Dein Ohr geliehen hast. Ich wusste nicht, wen ich zuerst ansprechen sollte, Du hast mir sehr geholfen."


    Meridius legte den Kopf nun wieder auf die andere Seite, während der Masseur nun dazu überging, die Muskulatur mit präzisen und kurzen Stößen mit den Handkanten zu bearbeiten.


    "Ich werde morgen erst einmal die Bücher der Legion einsehen. Da Du mein Vorgänger warst, wird es sicher nicht viel zu tun geben."


    Meridius lachte kurz auf.


    "Aber nun genug vom Geschäftlichen. Es reicht ja, wenn Du mich jeden Morgen zur Stabsbesprechung siehst."


    Kaum hatte er den Satz beendet trat ein anderer Sklave ein.


    "Das Dampfbad wäre jetzt frei, Praefect."


    "Danke. Macer, wenn Du mitwillst... Ansonsten entschuldige mich jetzt. Es war schwer genug den Aufseher zu bestechen, um an der Reihe alter Müßiggänger vorbei zu kommen, die die Thermen rund um den Tag zu belagern scheinen..."

    "Alter Freund, ich trau mich fast nicht es zu sagen. Nicht nach dem heutigen Tage. Es könnte als unverschämt aufgefasst werden..."


    Meridius hielt kurz inne beobachtete Macer aus den Augenwinkeln, welcher gerade in eine intensive Entspannungsphase überzugleiten schien.


    "Es geht um meinen Neffen. Er ist in der Legio IV Syrica. Nachdem man jedoch von dort schon lange nichts mehr vernommen hat und er sich selbst nicht meldet, bin ich in Sorge. Nach den Gerüchten die aus dem Osten kommen... Die Provinz dort ist nicht sehr gründlich verwaltet, manche Ämter sind in Auflösung, der Statthalter wurde abgezogen, wenn ich nicht irre, und wo die Legion momentan steht, kann ich nicht sagen. Es ist halt am Ende der Welt..."


    Meridius holte kurz Luft.


    "Ich habe auch Sorge um seine Zukunft und um seine Karriere. Er ist ein guter Mann. Energisch ja, auch ein wenige verbissen, ich geb es zu, doch er ist gut. Und tapfer. Er könnte ein guter Mann für Offizierslaufbahnen sein. Jedoch in Syrien, ich vermute er findet sein Grab in der Wüste oder versauert an einem Beobachtungsposten..."


    Meridius lachte kurz auf.


    "Nur unter uns Freunden, und ich wäre Dir sehr zu Dank verpflichtet, welchen Hebel müsste man drücken, dass mein Neffe, sagen wir mal, zufällig versetzt wird? Zum Beispiel zur I. oder II. Oder vielleicht nach Spanien. - Ja ich denke Spanien, wäre das beste, er wäre zu Hause, gut aufgehoben, die dortige Legion braucht Leute, und er wäre auch der richtige Aufpasser für einen anderen Verwandten, der zu Hause etwas Sorgen macht..."


    Meridius lachte wieder.


    "Verzeih, mein Freund, dass ich Dich damit belästigt habe, jedoch es lag mir schon lange auf dem Herzen... Was meinst Du?"

    "Ah, Macer, schön Dich zu sehen. Ich hatte Dich gar nicht kommen hören!" sagte Meridius und gab mit einem Zeichen dem Sklaven zu verstehen, dass er weiter oben in Richtung Nacken kneten sollte.


    "Wie geht es? Was macht die Arbeit?" fragte er und setzte gleich hinzu:


    "Ich danke Dir, Rom und dem Kaiser für die Beförderung. Und ich stehe in Deiner Schuld. Wenn ich irgendwann etwas für Dich tun kann, lass es mich wissen..."

    Es war schon spät am Abend als ein Eilkurier ein Schreiben aus Rom überbrachte:


    "Liebe Schwester Livia,


    ich habe Deinen Brief erhalten und bin ebenfalls besorgt. Dennoch denke ich, dass Du Josephus mehr vertrauen solltest. Ich denke, er wird sich sicher bald an die iberischen und römischen Lebensverhältnise gewöhnen und das keltische hinter sich lassen.


    Rom ist die Wiege der Zivilisation, die Sonne der Welt, die Götter haben es auserkoren die Menschen zu formen und zu bilden, und Du wirst sehen, dass auch Josephus erkennen wird, dass es nur Rom gibt, wenn er überleben möchte, dass es nur Rom gibt, wenn er wahrhaft LEBEN möchte. Rom ist alles. Der Rest ist nichts.


    Erinnerst Du Dich an die Tage als Du noch selbst hier warst? Alles verblasst neben der Schieren Größe dieser Stadt, neben ihrer Macht, ihrem Reichtum, und auch wegen Augustus.


    Ich bin im Übrigen inzwischen zum Preafectus Castrorum der I. Legion, der Legion des Kaisers befördert worden. Der Kaiser scheint mir zu vertrauen, und dieses Vertrauen werde ich nie enttäuschen.


    Nachdem die wirtschaftlichen Wirren im Reich nun auch beseitigt wurden, es gibt nun unglaublich viele Dinge auf den Märkten, dachte ich, ich bring auch unsere Geschäfte in Tarraco wieder auf Fordermann. Onkel Quintus wird es freuen.


    Sage ihm, dass er demnächst sowohl ein Weingut, als auch eine Weinkelterei zu verwalten haben wird, die beide auf meinen Namen eingetragen sind. Wichtig ist nur, dass sowohl Du, als auch Onkel und alle Verwandten sofort ein Konto bei der Staatsbank beantragen. Was ihr von den erhaltenen Gutschriften erübrigen könnt, überweist bitte sofort auf das Konto unserer Gens, damit die beiden Güter refinanziert werden können. Onkel Quintus wird sicher die notwendigen Schritte einleiten, wenn Du ihm dieses Schreiben zeigen wirst.


    Hier ende ich mit einem freundlichen und lieben Gruss an Dich und all die anderen in Deinem Hause.


    Mach es gut und pass auf Dich auf. Herze Onkel Quintus nicht zu oft, nicht dass er sich noch was darauf einbildet, und sei nicht zu streng zu Josephus. Er kann Dir sehr behilflich sein.


    Lebt wohl, Maximus"

    Ich seh aber, dass da schon jemand schneller war. Hmmm, ich würde vorschlagen, dass ich dann vorerstmal eine Kelterei gründe und der JEMAND dann mir vielleicht einen guten Preis macht?


    Wir wollen ja am Anfang kein Risiko eingehen und den Markt erstmal abtasten, nicht?


    Was meint der JEMAND dazu? :D


    Wein aus Hispania
    VINUM "HISPANIA"


    Herkunft: Hispania
    Anbaugebiet: Rioja / Tarraco
    Weintyp: Rotwein
    Farbe: Rot
    Rebsorte: Tempranillo, Garnacha tinta, Graciano, Viura, Tiberia, Decima
    Jahrgang: ANTE DIEM III ID APR MMDCCLVII A.U.C.
    Geschätzte Lagerfähigkeit: ANTE DIEM III ID APR MMDCCLXI A.U.C.
    Kannenpreis: 1 DN


    Beschreibung:
    Granatrot; rauchiger Duft von reifer Beerenfrucht, Anklänge von würzigem Weihrauch, Leder und orientalischer Würze, samtige, reife Frucht; kräftige Tanninstruktur, stoffig, würziger Nachhall, klassisch. Eigenes Lesegut der edlen Sorte Tempranillo aus den besten Lagen des Rioja Alta, mit etwas Graciano, Mazuela und Garnacha Tinto. Die hier erzeugten Weine brauchen viel Zeit, um ihre optimale Trinkreife zu erlangen. Dekantiert bei 16 Grad Celsius zu Wildpasteten, Trüffelrisotto, würzigem Lammbraten und geschmortem Wildschwein.



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    Als Pater Gens ersuche ich um die Erlaubnis im schönen Tarracco auf unserem Landsitz ein Weingut errichten zu dürfen. Die Lage ist gut, der Boden bestens, die Sonne scheint den ganzen Tag, und mein Onkel sitzt bisher nur faul zu Hause rum. Wird Zeit, dass er was schafft! :D

    Meridius traf heiter an den Thermen ein. Seine Toga ließ er von einem Sklaven bewachen, durch einen anderen auskundschaften, ob der Tribun Macer bereits anwesend sei. Inzwischen begab er sich in den Masageraum um dort seine Muskeln etwas auflockern zu lassen, vor allem die Verspannungen in der Schultergegend waren furchtbar, es musste dringend etwas dagegen getan werden. Der Sklave jedenfalls war ein Meister seines Fachs, schon nach wenigen Handgriffen entspannte sich der Präfekt und vergass weswegen er eigentlich hier eingetroffen war...

    "Man wartet auf jemanden bestimmtes?" fragte Meridius leise.


    "Gedenkt vielleicht Caesar sich unter die Kämpfenden zu mischen?"


    Meridius strich sich über den frisch gepflegten Bart.


    "Nun, wie auch immer, ich werde anwesend sein. Mal schaun ob meine alten Knochen den jungen Kerlen noch zeigen können, wozu sie in der Lage sind. Indess, ich bin aus der Übung, dem Drill der I. eine Weile fern gewesen..."


    Er betrachtete seinen Freund, der in der Zwischenzeit die Karriereleiter weit empor gestiegen war.


    "Wie es scheint bin ich zur falsch Zeit in die Akademie... Doch davon jetzt keine Rede mehr. Alter Freund, hättest Du Zeit auf einen privaten Schwatz? Vielleicht heute Abend? In den Thermen? Es geht um ein paar familiäre Angelegenheiten, in denen ich gerne Deinen Rat hören würde, unter alten Soldaten versteht sich..."


    Dabei lachte er lauthals auf, sah er doch Macers fragende Mine...


    "Nein, mein Guter, es geht nicht um Frauen... Nicht diesmal..."

    "Hiermit meldet ich mich freiwillig zu den Wettkämpfen um den Soldaten der I. beispielhaft voranzugehen und sie gleichfalls aufzufordern die Ehre der Legio I Traiana Pia Fidelis erfolgreich und zum Ruhme des Augustus zu verteidigen."


    *leise flüsternd zu Macer*


    ("Stillschweigend geht man davon aus, dass die Wettkämpfe getürckt sein werden um die Laune des Kaisers nicht zu gefährden. Handelt es sich doch um "seine" Vorzeigelegion.


    Entsprechende Gerüchte machen jedenfalls in den Tavernen die Runde und als ehemaliger Centurio der I bin ich um die Folgen dieser Gerüchte besorgt.


    Umso mehr rechne ich mit der freiwilligen Beteiligung möglichst vieler Kämpfer. Soll es schließlich in den Wäldern Germaniens nicht heißen, man habe sich südlich der Alpen vor einem kleinen Wettkampf gedrückt...")

    "Mmm, hoffentlich kriegt die Verwechslung keiner mit. Nicht dass ich noch einen Karriereknick erfahre... Besser ich lass den Brief mal verschwinden..."


    Mit diesen Worten zerschnitt Maximus das Schreiben in Streifen und verbrannte sie an der nächsten Feuerstelle, sehr zum Erstaunen der umstehenden Soldaten...