Beiträge von Maximus Decimus Meridius

    Meridius erkannte sofort, dass die beiden sich nicht zum erstenmal sahen.


    "Ah, ihr kennt euch schon. Sehr gut."


    Dann wandte er sich direkt an seinen Verwandten.


    "Die Cohortes Urbane haben bei einem Verhafteten diesen Siegelring unserer Familie gefunden. Entweder einem von uns wurde der Ring gestohlen, oder der Ring wurde versetzt, oder ..."


    Er sprach nicht weiter.


    "Weißt Du ob einem von uns ein Siegelring fehlt?"

    Der Kaiser war großzügig. Meridius neigte sein Haupt.


    Es waren kurze Worte, doch sie kamen von Herzen und waren so aufrichtig gemeint, kurz und direkt, wie sie ein Soldat nur sagen konnte. Jedwede Schmeichelei hätte nicht zu Meridius gepasst, und schon gar nicht zu der jahrelangen Beziehung zwischen dem 'iberischen' Kommandeur und seinem 'hispanischen' Imperator.


    "Mein Kaiser, ich danke Dir."


    Hispania. In der Tat hing das Herz des Iberers an seiner Heimat. Tarraco würde er nie vergessen können. Ebenso wie der Kaiser, welcher auch aus Hispania stammte, und mit Hilfe der hispanischen Legionen vor vielen Jahren seine Herrschaft errang. Meridius dachte in diesem Moment wieder daran und schwelgte in Erinnerungen, ehe er in die Realität zurückgerufen wurde.


    "Mein Kaiser, wenn ich noch etwas in privater Angelegenheit vorbringen dürfte... Meine Nichte Decima Valeria diente bisher im Cultus Deorum in Germanien. Sie hat mir gegenüber den Wunsch geäussert, den Göttern in Rom dienen zu dürfen, zumal sich meine Familie nun auch in Rom aufhalten wird. Seit dem Tod ihres Vaters ist sie mir wie eine Tochter geworden..."


    Er räusperte sich. Die Anliegen anderer vorzubringen war sonst nicht seine Art.

    "Dann werde ich Dir das Geld hier in Rom vorbeischicken."


    Er zog eine Wachstafel heraus und fixierte die entsprechende Notiz, damit er es nicht vergessen würde. Dann Klappte er die Tafel wieder zu und ließ sie dort wieder verschwinden, wo sie hergekommen war.


    "Erzähl mir von Deinen Plänen.
    Und was gibt es Neues aus dem Hause Octavia?"

    Meridius schmunzelte.


    "Ich bin Soldat, mein Kaiser. Auch mein Platz ist dort, wo ich hingestellt werde."


    Er dachte einen Moment nach.


    "Um offen zu sprechen, mein Kaiser hat die Statthalterschaft einiges an Zeit und Kraft gekostet. Es wäre mir Recht, wenn ich eine Weile kürzer treten könnte. Meine Familie könnte mich zur Zeit gut gebrauchen und ein wenig Abstand wäre glaube ich ebenfalls nicht schlecht. Um so leichter dürfte es mir dann auch wieder fallen, mit neuer Energie an neue Aufgaben heranzugehen..."

    Meridius nickte.


    "Wahrscheinlich dürfte es für den Anfang schon reichen, wenn man es hinbekommt, dass bestimmte Kreise auf keine dummen Gedanken kommen, wenn der Kaiser ausser Landes ist."


    fügte er hinzu.


    "Ist Dir bekannt, wer in Rom das Kommando haben wird? Bleibt der Praefectus Urbi vor Ort? Wird eventuell der Posten neu besetzt? Was ist mit dem Praefectus Praetorio? Gibt es diesbezüglich irgendwelche Gerüchte"

    Meridius hatte keine bestimmte Gruppe gemeint gehabt.


    "Nicht wirklich. Wer weiß denn schon, was im Verborgenen geschieht. Ich denke nur, dass es Kräfte geben wird, die Abwesenheit des Kaisers ausnutzen zu wollen. Ebenso wie es wahrscheinlich Kräfte geben wird, ihre Präsenz beim Kaiser auf dessen Feldzug nach Kräften zu nutzen. Sicher auch für Rom, aber sicher auch für ihre eigenen Interessen."

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Die Kontrolle über die Gelder der Flotte liegt damit derzeit weiter alleine beim Statthalter?", fragte Macer erst bei Meridius nach, bevor er sich an den Quaestor wandte.


    Meridius nickte. Er hatte die Kontrolle über die Gelder der Flotte direkt seinem Nachfolger übertragen. Was dieser in der Zwischenzeit daraus gemacht hatte, konnte er jedoch nicht wissen.

    Die Augen geöffnet. Octavivus Detritus übertrieb schamlos, wie immer. Meridius ließ es jedoch gut sein, da dies das einfachste war.


    "Du hast mir vor längerem 4500 Sesterzen für den Erwerb einer Sklavin vorgestreckt. Ich kam damals leider nicht dazu, sie Dir zurückzuzahlen, da ich mich in Germanien befand. Ich werde Dir das Geld umgehend zukommen lassen. Deine Residenz ist die alte?"


    Er würde einigen Sklaven den Auftrag geben, die entsprechende Summe vorbeizubringen.


    Sim-Off:

    In der WISIM bereits geschehen!

    "Er ist Soldat, mein Kaiser."


    antwortete Meridius.


    "Er wird seinen Posten auf jedem Platz ausfüllen, auf welchen Du ihn stellen wirst. Ganz gleich ob es jetzt ein Kommando wäre, oder aber auch ein Posten in der zivilen Verwaltung."


    In dieser Hinsicht glich Germanicus Corvus ihm selbst.

    Meridius war für die Einschätzung der Lage durch den Senator dankbar. Es war immer gut zu wissen, wie die Lager im Senat verteilt waren und wer mit wem zu schaffen hatte.


    "Nun, dann bin ich gespannt, wie sich das Ganze entwickeln wird, wenn der Kaiser Italien verlassen hat. Sollte der Feldzug schnell von statten gehen, sehe ich eigentlich keine Probleme auf uns zukommen. Sollte der Feldzug sich jedoch hinziehen, womöglich noch bis ins nächste Jahr, wovon auszugehen ist, dürften sich einige Stimmen melden, von denen wir bisher gar nichts wussten."

    Die Renaissance der Patrizier in den letzten Monaten hatte er in der Tat schon mitbekommen. Und auch der Tiberier war ihm dabei aufgefallen. Bezüglich Senator Germanicus hingegen schien alles beim Alten zu sein. Der Gedanke mit ihm bald verwandt zu sein, war in diesem Zusammenhang nicht wirklich etwas, worauf er stolz war.


    Persönlich konnte er diesen Mann noch immer nicht verstehen, und die Tatsache der bevorstehenden Hochzeit mit Lucilla brachte sie nicht wirklich näher. Zu sehr hatte Germanicus hinter seinem Rücken in seiner Familie gewildert. Das offene Wort hatte er nie gewagt. Wenn man einmal von dem stümperhaften und hehligen Versuch absah, ihn des Nachts in seinem Cubiculum mit Hilfe seiner Schwester Lucilla aufzusuchen. Diesen Fauxpax hatte er ihm bis heute nicht verziehen. Wieso hatte er es damals nicht geschafft, ihn am hellichten Tage aufzusuchen??


    "Ich sehe schon. Alles beim Alten im Senat. Man belauert sich und versucht sich zu schaden, wo die eigenen Interessen nicht gefährdet werden."


    Er schüttelte den Kopf.


    "Ziehen die Seilschaften der Factiones dabei immer noch? Ich bin jedesmal aufs neue darüber überrascht, dass gewisse Senatoren wie Pech und Schwefel zusammenzuhalten scheinen. Aelius, Germanicus, Hungaricus, ich frag mich bisweilen, was sie verbindet. Bisher konnte ich das Rätsel jedoch nicht lüften."

    Wagenrennen klang sehr gut.


    "Das freut mich zu hören. Ich werde dann dafür sorgen, dass die Factio Aurata dabei mit allen Wagen vertreten sein wird. Wir haben schon die letzten Rennen verpasst, so etwas wird sich auf keinen Fall wiederholen."


    Meridius lehnte sich zurück und musterte den Senator.


    "Ich war lange nicht mehr in Rom. Was muss man in der Zwischenzeit wissen, um auf der politischen Bühne überleben zu können?"


    Die Differenzen mit Senator Germanicus hatte er unschwer übersehen könne.

    Meridius hatte sich auch zu den Auspicien eingefunden. Wenn auch als Zuschauer. Dennoch sah er es als seine Pflicht an, dabei anwesend zu sein. Immerhin konnte man schlecht ohne den Willen der Götter in die Wahlen gehen. Wenn denn das Lesen der Auspicien wirklich das Ergebnis hervorbrachte, welches wünschenswert war. Aber war nicht jedes Zeichen so oder so deutbar?

    Meridius hörte zu.


    "Nun, meine Stimme wirst Du erhalten. Ich werde auch meine Klienten bitten, dass sie Dich wählen werden. Und meine Freunde werden sicher auch kein Grund finden, Dir ihre Stimme vorzuenthalten. Der Kaiser verlässt Rom auf unbestimmte Zeit, es kann nicht schaden einen Consul zu haben, welchen man etwas besser kennt."


    Er lächelte.


    "Hattest Du während Deinem Consulat an Wagenrennen gedacht?"

    Die Beschreibung passte auf keinen Decima, den er persönlich kannte. Zumindest errinnerte er sich an keinen solchen. Zweifacher Diebstahl klang in diesem Zusammenhang jedoch nicht besonders erfreulich.


    "Wo befindet sich der Verdächtige jetzt?"


    fragte er den Centurio und schickte gleich einen Sklaven los um nach Titus zu schicken. Vielleicht wusste er genauer Bescheid, wer von der Großfamilie Decima gerade in Rom unterwegs war.

    Meridius blickte mit Verwunderung zu dem Tiberier. Hatte er nicht gerade soeben klar gestellt, dass sich der neue Legatus Augusti Pro Praetore der Sache annehmen würde und auch der Kaiser schon Bescheid wusste? Wozu sollte dies dann noch eine Angelegenheit des Senates sein? Der Exercitus war eine Angelegenheit des Kaisers. Für den Senat - war nach Ansicht Meridius - die Sache erledigt.


    Er flüsterte zu Macer:


    "Ich glaub der Tiberier hat was in den Ohren..."

    Die beiden kannten sich nun wahrlich schon lange und interessanter Weise hatten sich ihre Wege immer wieder gekreuzt.


    "Informationen aus Germanien sind natürlich immer ein Besuch wert..."


    entgegnete er lächelnd und fuhr fort


    "Und was Deine Wahl betrifft, sehe ich nicht, wieso ich Dich nicht unterstützen sollte. Du kandidierst zum Consul, zweifellos eine ehrenvolle Aufgabe und eine Verantwortung, zumal der Kaiser Rom verlässt und es in den Sternen steht, bis wann er zurückkehren wird."


    Meridius nahm Platz.


    "Über was reden wir zuerst? Ich würde vorschlagen Dein Consulat.
    Über Germanien können wir auch beim prandium noch reden, wenn Du so lange bleiben möchtest..."

    "Die Posten des Magister Officiorum und des Scriba Provincialis wird er neu besetzen müssen, mein Kaiser. Ersteren besetzte ich mit einem meiner Verwandten, Iulius Lepidus, einen zuverlässigen Mann, letzteren Posten mit einem meiner Klienten, einen Libertus. Mit meiner Abberufung haben auch sie ihre Posten niedergelegt. Es dürfte ohnehin die Arbeit des neuen Legaten erleichtern, wenn er diese Posten ebenfalls mit Vetrauten besetzt."


    Er hielt einen Moment inne.


    "Der Praefectus Castrorum Germanicus Corvus hat sich im Übrigen als ausgesprochen zuverlässig, engagiert und fähig erwiesen. Alle Angelegenheiten der II. Legion meisterte er ohne Schwierigkeiten. Als Legatus Legionis kann ich ihn in diesem Zusammenhang für eine weitere Karriere nur empfehlen, auch wenn es bedeuten würde, dass Legatus Augusti Vinicius Lucianus auch diesen Posten neu besetzten muss, was allerdings ob des guten Offiziersstammes der II. Legion das geringste Problem darstellen dürfte. Sowohl die Centuriones Annaeus Scipio - welcher mir als Centurio Statorum diente - als auch Centurio Petronius Crispus - zuständig für die Ausbildung der Probati - drängen sich diesbezüglich mehr als auf."


    Er räusperte sich.


    "Die größte Herausforderung dürfte jedoch die Classis darstellen, mein Kaiser. Die Vorgänge dort dürften sich ja bereits bis nach Rom durchgesprochen haben und ich muss sagen, ich war ebenfalls nicht erfreut, zumal eine Flottensinpektion durch mich nicht abgewartet wurde. Vielmehr neigten einige Offiziere dort zu Eigeninitiativen, welche sowohl Deine, als auch meine Zuständigkeit in Frage stellten. Tribunus Classis Sabbatius Sebastianus habe ich daher angewiesen, sich bei Vinicius Lucianus zu verantworten. Wahrscheinlich dürfte eine Versetzung in diesem Fall die einfachste Lösung sein."

    Ein interessanter Zwischenbericht, wie Meridius fand.
    Er erhob sich.


    "Quaestor, ich danke Dir für Deine offenen Worte."


    Dann wandte er sich an die anderen Kollegen.


    "Senatoren, Ich kann mich der Aussage des Quaestors nur anschließen, die Angelegenheit für den Senat als erledigt zu betrachten. Als ehemaliger Legatus Augusti Pro Praetore in Germanien setzte ich meinen Nachfolger ebenfalls von den Schwierigkeiten bei der Classis in Kenntnis.


    Ich entzog dem zuständigen Kommandeur der Flotte den Zugriff auf die Flottengelder, bestellte ihn zu mir ein und trug ihm auf, sich bei meinem Nachfolger Vinicius Lucianus persönlich zu verantworten. Den Inspektionsbesuch, welchen ich damals bei der Flotte vorgesehen hatte, ließ ich jedoch angesichts meiner Ablösung und der Anwesenheit des Quaestor Classis entfallen.


    Ich habe darüberhinaus den Kaiser auf die Problematik bei der Classis angesprochen, wie es mein Amt erforderte. Er ist mit den Einzelheiten vertraut und ich kann versichern, dass die Vorgänge personale Konsequenzen haben werden."