Noch bevor die meisten Schiffe den Hafen anlaufen oder verlassen würden, wollte der Senator zusammen mit seinem jungen Verwandten Mattiacus und einer handvoll zuverlässiger Gefährten an Bord seiner Privatyacht Ostia verlassen. Sie hatten sich folglich schon am Vorabend auf den Weg gemacht, durch einen Boten den Kapitän des Schiffes verständigt, so dass die Besatzung bereits vor dem Morgengrauen begann, alles für die Abfahrt vorzubereiten. Ein letztes Mal machte der verantwortliche Sklave seinen Kontrollgang. Proviant war in ausreichendem Maße vorhanden, sie hatten Nahrungsmittel, Kleidung, Decken, Waffen für alle Eventualitäten und genügend Bargeld - auch in parthischer Münze - damit nichts mehr schief gehen konnte an Bord geschafft. Das Kartenmaterial, die Pässe, alle teuer im Vorfeld gekauft und erworben - wenn auch nicht immer legal - würde der Senator mit sich bringen. Ansonsten waren auch beinahe alle Reisenden beisammen. Die Ruder- und Segelmannschaft, der Kapitän, ein Schiffsarzt, einige kampferprobte Veteranen, die der ehemalige Legatus schon aus seiner Zeit bei der Legio II und Legio IX kannte. Sie waren alle speziell ausgesucht, der Gestalt, dass sie einen abschreckenden Eindruck zwar machten, so wie es häufig bei Wachen von Reisenden der Fall war, ohne jedoch sogleich als Legionäre aufzufallen. Einige von ihnen kamen sogar aus dem Osten, sprachen Griechisch, sahen zudem aus wie aus dem Osten, so dass sie gut und gerne eben nicht als Römer durchgingen. Was sie vielleicht verriet, war die Disziplin, diese jedoch erkannte man nur, wenn man dafür einen geübten Blick hatte oder sich mit ihnen im Kampf befand.
Der Senator hatte diesen Blick und kaum war er eingetroffen, erfasste ihn eine Vitalität und positive Anspannung, welche ihn immer begleitet hatte, wenn es mit der Truppe auf eine Mission ging. Er hatte schon gedacht, er würde nie wieder in seinem Leben in eine vergleichbare Situation kommen, deren Ausgang dermaßen ungewiss war, dass er sich sogar genötigt sah, vor seiner Abreise das Testament zu machen. Doch jetzt, als es soweit war, bereute er nichts. Vielleicht die Tatsache, seine Gemahlin und seinen Erben lange Zeit nicht mehr zu sehen. Und wenn es dumm kam, vielleicht nie wieder ...
"Bist Du bereit?"
fragte er Mattiacus, als er vom Pferd stieg, die Zügel einem Sklaven reichte, sich die Beine ausklopfte und den Hafen überblickte. Ruhig lagen die meisten Schiffe vor ihm, einzig an Bord seiner Yacht nahmen Seemänner ihre Plätze ein. Der Hafenmeister näherte sich aus der Ferne, vor der Abreise mussten noch die gängigen Formalitäten geklärt werden. Kein Problem jedoch für diese Reisegesellschaft, war doch auch dafür im Vorfeld alles soweit vorbereitet worden. Die Papiere würden nachher besagen, der Senator wäre mit seinem Verwandten nach Hispania aufgebrochen. Ein Klient in Tarraco war bereits instruiert, den dortigen Hafenmeister zu bezahlen, in fünf Tagen die Einfahrt zu vermerken. Wohin die Reise wirklich ging, wussten nur die Wenigsten.