Beiträge von Maximus Decimus Meridius

    Mattiacus gab einen recht merkwürdigen Anblick. Schon in seiner Kindheit war er derjenige gewesen, welcher zu Waffen eher einen distanzierten Abstand einhielt. Zumindest hatte er das Waffentraining gehaßt und zu den Truppen war er auch nie gegangen. Meridius schmunzelte daher, gab aber keinen weiteren Kommentar ab. Statt dessen nickte er dem Hafenmeister zu, während ein Sklave die entsprechenden Formulare ausfüllte. Einen letzten Atemzug tat er an Land, dann trat er auf die hölzerne Diele, welche auf das Schiff führte. Jeder seiner Schritte knarrte, das Holz bog sich und ächzte, als würde es ahnen, welche Strapatzen möglicherweise noch vor ihnen lagen.


    "Einen Vorteil haben wir..."


    sprach er leise zu Mattiacus. Und als er das Deck des Schiffes erreicht hatte, wandte er sich zu seinem jungen Verwandten, der ihm wie ein Schatten gefolgt war um.


    "Sie werden nicht wissen, dass wir kommen. Wir sind zwar wenige, aber das ist unsere Stärke. Unbemerkt können wir viel erreichen. Wir müssen also darauf achten, so lange wie möglich unerkannt zu bleiben. Unsere Identität darf nur dort offenliegen, wo es uns von Nutzen ist."


    Ein schwieriges Unterfangen allzumal. Nach Livianus hätte er lieber wirklich in Hispania gesucht. Dort hätten sie gute Aussichten gehabt, ihn wirklich herauszuhauen.

    Noch bevor die meisten Schiffe den Hafen anlaufen oder verlassen würden, wollte der Senator zusammen mit seinem jungen Verwandten Mattiacus und einer handvoll zuverlässiger Gefährten an Bord seiner Privatyacht Ostia verlassen. Sie hatten sich folglich schon am Vorabend auf den Weg gemacht, durch einen Boten den Kapitän des Schiffes verständigt, so dass die Besatzung bereits vor dem Morgengrauen begann, alles für die Abfahrt vorzubereiten. Ein letztes Mal machte der verantwortliche Sklave seinen Kontrollgang. Proviant war in ausreichendem Maße vorhanden, sie hatten Nahrungsmittel, Kleidung, Decken, Waffen für alle Eventualitäten und genügend Bargeld - auch in parthischer Münze - damit nichts mehr schief gehen konnte an Bord geschafft. Das Kartenmaterial, die Pässe, alle teuer im Vorfeld gekauft und erworben - wenn auch nicht immer legal - würde der Senator mit sich bringen. Ansonsten waren auch beinahe alle Reisenden beisammen. Die Ruder- und Segelmannschaft, der Kapitän, ein Schiffsarzt, einige kampferprobte Veteranen, die der ehemalige Legatus schon aus seiner Zeit bei der Legio II und Legio IX kannte. Sie waren alle speziell ausgesucht, der Gestalt, dass sie einen abschreckenden Eindruck zwar machten, so wie es häufig bei Wachen von Reisenden der Fall war, ohne jedoch sogleich als Legionäre aufzufallen. Einige von ihnen kamen sogar aus dem Osten, sprachen Griechisch, sahen zudem aus wie aus dem Osten, so dass sie gut und gerne eben nicht als Römer durchgingen. Was sie vielleicht verriet, war die Disziplin, diese jedoch erkannte man nur, wenn man dafür einen geübten Blick hatte oder sich mit ihnen im Kampf befand.


    Der Senator hatte diesen Blick und kaum war er eingetroffen, erfasste ihn eine Vitalität und positive Anspannung, welche ihn immer begleitet hatte, wenn es mit der Truppe auf eine Mission ging. Er hatte schon gedacht, er würde nie wieder in seinem Leben in eine vergleichbare Situation kommen, deren Ausgang dermaßen ungewiss war, dass er sich sogar genötigt sah, vor seiner Abreise das Testament zu machen. Doch jetzt, als es soweit war, bereute er nichts. Vielleicht die Tatsache, seine Gemahlin und seinen Erben lange Zeit nicht mehr zu sehen. Und wenn es dumm kam, vielleicht nie wieder ...


    "Bist Du bereit?"


    fragte er Mattiacus, als er vom Pferd stieg, die Zügel einem Sklaven reichte, sich die Beine ausklopfte und den Hafen überblickte. Ruhig lagen die meisten Schiffe vor ihm, einzig an Bord seiner Yacht nahmen Seemänner ihre Plätze ein. Der Hafenmeister näherte sich aus der Ferne, vor der Abreise mussten noch die gängigen Formalitäten geklärt werden. Kein Problem jedoch für diese Reisegesellschaft, war doch auch dafür im Vorfeld alles soweit vorbereitet worden. Die Papiere würden nachher besagen, der Senator wäre mit seinem Verwandten nach Hispania aufgebrochen. Ein Klient in Tarraco war bereits instruiert, den dortigen Hafenmeister zu bezahlen, in fünf Tagen die Einfahrt zu vermerken. Wohin die Reise wirklich ging, wussten nur die Wenigsten.

    Die Abreise hatte sich weiter nach hinten verzögert gehabt, als geplant. Mattiacus und Meridius waren in Verzug, ihr Schiff hätte schon längst auf dem Weg sein müssen, und doch hingen sie immer noch hier in der Casa herum. Doch endlich war der Tag gekommen, an dem es losgehen konnte. Den Göttern hatten sie geopfert - auch wenn der Erzähler an dieser Stelle darauf hinweisen muss, dass er diesem Ereignis zu wenig Aufmerksamkeit zukommen lassen konnte, so sei doch versichert, dass die beiden Männer die Götter über die Maßen ehrten und ihnen üppig opferten. Das Schiff war vorbereitet worden und befand sich in Ostia. Auf eine Reise nach Mantua hatten sie verzichtet. Die Reisebegleitung aus Sklaven, ehemaligen Legionären und Leibwächtern befand sich bereits an Bord. Genügend Geld hatten sie ebenfalls herangeschafft: Römische Münzen, aber auch Bares, welches sie im parthischen Reich als griechische Händler ausgeben würde, ohne dass sie allzuschnell als Römer zu erkennen sein würden.


    Unruhig stapfte der Senator hin und her. Die letzten Anweisungen gingen an die Sklaven des Hauses, von seinem Sohn hatte er sich bereits verabschiedet, seine Gattin ebenfalls einen Kuss auf die Stirn gedrückt. Vor ihnen lagen lange Monate der Ungewissheit. Ein großes Abenteuer, der Ausgang war ungewiss. Das Testament hatte er in jedem Fall gemacht. Fehlte nur noch Mattiacus.


    "Und Menas, vergiss nicht das Schild an der Türe anzubringen, dass ich abwesend bin. Man kann vielen Bittstellern die Mühe ersparen hier her zu kommen."


    Der Erzähler dieser Geschichte kann an dieser Stelle nur betonen, dass noch unzählige andere Episoden aus der Geschichte des Maximus Decimus Meridius es wert gewesen wären, bisher genannt worden zu sein, doch der eigentliche Hauptaugenmerk mag ab sofort auf der Geschichte liegen, welche den mühsamen und gefährlichen Versuch schildert, den lange vermissten und viel geliebten Decimus Livianus im Osten zu finden und aus der Hand der rücksichtslosen Parther zu entreißen. Was Decimus Meridius und seinem tapferen Decimus Mattiacus dabei geschah und wer ihnen unerwarterter Weise dabei begegnete, sei im Folgenden ausführlichst dargestellt.


    Unsere Geschichte jedenfalls setzt sich an Bord des römischen Schiffes fort, welches aus Ostia fortreisen sollte.


    Sim-Off:

    Ich bitte damit alle um Entschuldigung, deren Threads ich nicht vollenden kann. Doch der zeitliche Abstand erscheint mir zu groß, um dort sinnvoll fortzusetzen.

    Der Senator verstand. Er nickte dem Priester zu und verließ dann die Tempelanlage, jedoch nicht ohne dem treuen Diener der Götter eine kleine Spende zurück zu lassen. Sollte er sie verwenden um den Priestern des Hauses etwas Gutes zu tun. Auch wenn sie einer Göttin dienten, waren sie druch und druch menschlich, aus Fleisch und Blut.


    Sim-Off:

    --> WISIM

    Mit einem Vorstoß dieser Art hatte Meridius in der Tat nicht gerechtnet und er war froh, dass er schon saß. Hätte er es nicht getan, hätte er sich ersteinmal hingesetzt. Serapio wollte bei den Rennen mitmachen? Schon ein gutes Stück. HAlb Rom würde davon Wind bekommen, wenn ein Decimus auf einem Wagen stand, würde er sich blamieren, würde dies mit Sicherheit für Gesprächsstoff sorgen, und selbst wenn er gut mithielt, oder gar gewann, das Getratsche würde kommen, keine Frage. Der Senator atmete kurz durch.


    "Welche Antwort erwartest Du von mir?"


    Sein Blick ruhte auf Serapio.

    Auch der Senator blickte zu seinem jungen Verwandten, dem Sohn seines Cousins, welcher den Raum betrat. Flava hatte gerade in der Tat von ihm gesprochen gehabt, genauer von seinen Tugenden, zu denen jedoch die Pünkltlichkeit nicht zu gehören schien. Er schien auch recht wortkarg, doch war es ihm zu verdenken? Im Grunde befand er sich in einem fremden Haus und die große Familie bestand aus Fremden. Meridius konnte ihn daher durchaus verstehen. Zumindest meinte er dies.


    "Schön, dass Du noch kommen konntest."


    sprach er daher und lächtelte den Hinzukommenden an.


    "Deine Schwester sprach von den Tugenden Deines Vaters, die sie in Dir wiederentdeckt. Es war doch so, oder?"


    Er blickte zu Flava, dann wieder ihrem Bruder.


    "Hast Du Dich schon eingelebt?"

    Zitat

    Original von Tiberius Decimus Crassus
    Tiberius trat vor Meridius' Büro und klopfte an der Tür. Er hatte ein Anliegen, das es mit dem Senator zu besprechen galt.


    Der Senator ließ ihn auch nicht lange warten, sondern bat ihn umgehend herein. Lange hatte er seinen Verwandten nicht mehr gesprochen, umso mehr war er gespannt, welches Anliegen ihn zu ihm führte.


    "Sei gegrüßt, Tiberius.
    Wie geht es Dir? Und wie kann ich Dir helfen?"


    Er forderte ihn mit einer Handbewegung auf Platz zu nehmen.

    "Wenn Senator Germanicus Dir selbst nicht wohl gestimmt ist, solltest Du es Dir allerdings wirklich gut überlegen, ob Du ihm und Dir das antun möchtest."


    brachte der Senator noch ein, ehe er auf die andere Frage seines Klienten antwortete. Seine Sichtweise?


    "Welche Sichtweise vertrete ich denn, lieber Octavius? Ich bin Senator der Stadt Rom, dem Kaiser treu ergeben, ein Mann des Militärs, aber auch ein Sohn der Stadt Tarraco, ein Sohn der Erde Hispanias. Ich achte die Götter, ehre meine Ahnen, liebe meine Familie. Viele Interessen, die von EINER Sichtweise nicht sprechen lassen. Wie also ist meine Sichtweise?"

    Mattiacus machte seine Arbeit gut. Meridius hatte nicht gewusst, dass sein junger Verwandter beim Opfern dermaßen Talent bewies. Für einen kurzen Moment beschlich ihn daher der Gedanke, dass man es durchaus mal versuchen könnte für ihn ein Priesteramt zu organisieren, für das Ansehen der Familie wäre dies sicher ein Vorteil, für die Karriere des jungen Mattiacus ebenfalls. Dann jedoch konzentrierte er sich wieder auf das Opfer und sprach das Gebet in seinem Inneren mit.


    Der Duft des Opfers, des aufsteigenden Räucherwerks stimmte auch ihn wohl. Er hatte die Ahnung, dass alles gut gehen würde. Zumindest wollte er das glauben. Doch letztenendes lag es an der Göttin, wie sie zu ihnen stehen würde. Ohne ihr Gutheißen jedoch, war alles fraglich. Die ganze Reise stand auf dem Spiel. Oder doch nicht? Keine Zweifel, Meridius, auch wenn sie menschlich sind, keine Zweifel. Die Göttin wird euch wohlgesonnen sein ...

    Mit Sicherheit würde er vor Beginn des Winters aufbrechen. Alleine schon, weil es unsinnig gewesen wäre, damit bis in den nächsten Frühling zu warten. Er hatte keine Vorstellung, wie lange sie Marcus suchen würden, doch ging er davon aus, dass sie wenn es gut ging, bereits im Frühjahr wieder auf der Rückreise waren. Theoretisch.


    "Ja, noch vor dem Winter."


    antwortete er kurz und versank dann in Gedanken. Er hatte eigentlich vorgehabt, noch mehr zu sagen, dann ergriff ihn jedoch ein enstpannendes Gefühl, welches sich aus der Massage heraus ergeben hatte und welches ihn voll in Beschlag nahm. Hatte er überhaupt gewusste, dass es dort eine Muskel gab? Und dass man sich dermaßen wohl fühlen konnte, wenn man nur lange genug mit den Fingerspitzen dort hineinmassierte. Unglaublich.


    "Vor den Überfällen von Banditen fürchte ich mich weniger. Ich werde nicht alleine reisen und es sind kampferprobte Männer dabei. Für Banditen werden wir nur hilflose Opfer sein, und die Überraschung wird auf unserer Seite sein, sollten sie es versuchen. Mehr Sorgen machen mir da in der Tat die Spitzel von Verwaltungsbeamten, von Provinzfürsten, weil wir in der Tat nicht wissen, wie sie auf uns reagieren werden. Aber was solls. Ich muss es riskieren. Marcus hätte im umgekehrten Fall das selbe für mich getan..."

    Argumentieren konnte der Falvier. Das musste man ihm lassen. Meridius folgte seinen Worten, nickte hier und da zustimmend und war sich dann im Klaren, dass es so einfach nicht werden würde Marcus zu finden. Er hatte zwar bereits vorher gewusst, dass es schwer werden würde, durchaus gefährlich, unter Umtsänden lebensbedrohlich, doch die Schwierigkeiten hatte er dann doch nicht allzu präsent werden lassen, um nicht noch einen Rückzieher von seinem Vorhaben zu machen. Verdammt, es ging um Marcus und Marcus würde ebenfalls reisen, wenn er Meridius in Gefangenschaft geraten wäre. Und zudem war da der Senat. Und der Kaiser. Und sein Sohn. Wie würde er eines Tages Optatus erklären, dass er in Thermen herumsaß, während sein Neffe in einem Verließ verrottete? Er schüttelte den Kopf. Es wurde Zeit, dass er Rom endlich verließ.


    "Zeugma... mmm, war einer meiner ersten Gedanken. Es gäbe viele Informanten, ohne Zweifel, aber auch eine Menge Menschen, die uns Römern mehr als nur misstrauisch gegenüber stünden, wenn wir den Weg der Legion wählten."


    Ja, der andere Weg war wohl besser geeignet.


    "Wenn wir über Palmyra reisen, können wir unbeobachteter reisen. Auf der Handelsstrasse sind viele Händler, Kaufleute unterwegs. Es wird leichter sein, sich unter diese zu mischen. Wir werden dann nicht so leicht auffallen. Reise ich hingegen über Zeugma, zudem in Begelitung und zu Pferd, werden uns alle beäugen..."

    Es ging Seiana also gut. Sehr erfreulich, wenn sich auch Meridius gewünscht hätte, dass sie ihm auch einmal selber geschrieben hätte. Doch hatte er überhaupt Zeit, umgehend zu antworten? Würde der Brief nicht tagelang herumliegen?


    "Equus October? Schieß los..."


    Nun war er aber gespannt. Es kam nicht oft vor, dass sich jemand in seiner Verwandtschaft wegen den Wagenrennen zu ihm begab. Sie waren zwar alle weitgehend Rennbegeisterte, doch beschränkte sich diese emotionale Anteilnahme eher auf die Tage der Rennen und nicht auf die Tage dazwischen. Was wollte Serapio? Der Senator forderte ihn auf, Platz zu nehmen und ließ sich selbst nieder. Das kleine Schildchen in der Hand.

    Eine Weinsammlung war immer etwas feines. Und Commodus hatte in der Tat einen guten Geschmack bewiesen.


    "Dein Vater war ein Weinkenner."


    antwortet der Senator und nahm dann einen Schluck aus seinem Glas. Der Geschmack war fruchtig, dennoch sanft, im Abgang war nichts bitteres. Ein guter Tropfen, auch wenn es einige Genießer gab, die einen stärkeren Geschmack geradezu forderten. Den meisten Großkunden war dies alles jedoch egal. Hauptsache, der Wein war genießbar und konnte in großen Mengen geliefert werden.


    "Weißt Du was? Ich werde Dir zu Deiner Hochzeit einfach ein größeres Sortiment zukommen lassen. Betrachte es als ein Geschenk von mir für Dich und Deine Braut. Ich selbst werde ja nicht anwesend sein können ..."

    "Ich danke Dir."


    sprach der Senator und nickte. Was blieb ihm auch anderes übrig? Es war nun einmal wie es war und ändern ließ sich nichts. Also würde er ohne etwas erreicht zu haben, nach Hause zurückkehren, seiner Gattin von dem Fehlversuch erzählen und Iuno so lange in seinen Gebeten beflehen, bis er das innere Gefühl hatte, erneut hier im Tempel erscheinen zu können. Mochten ihm doch die Götter einen Fingerzeig geben, woran es gescheitert war.


    "Falls ich etwas für Dich und den Cultus tun kann, lass es mich wissen.
    Gibt es etwas, was ich tun kann?"


    stellte er noch eine letzte Frage, ehe er den Tempel verlassen würde. Vielleicht konnte er ja die Göttin auch etwas besänftigen, wenn er ihrem Bodenpersonal zu Diensten war. Zudem hatten Iunos Diener kein einfaches Leben. Es musste honoriert werden, was sie taten und dies geschah viel zu selten.

    Das also waren die Anliegen des Octaviers. Nun denn, sollte es so sein, Meridius war es recht. Also redete er auch nicht lange um den heißen Brei herum, denn dies war nie seine Art gewesen.


    "Wie soll ich zu Senator Germanicus stehen? Er ist mein Schwager, Gatte meiner Schwester. Folglich greife ich ihn politisch nicht an und gehe davon aus, dass er es selbst ebenso hält. Wir mögen keine Freunde sein, vermutlich auch nie welche werden, doch ich habe einen gewissen Respekt vor ihm. So lange er mir nicht schadet, kann er tun und lassen was er will... Zudem möchte ich mir nicht meine Schwester zum Feind machen. Die Frauen der Decima sind schlimmer als die Pest, wenn man sie gegen sich hat. Dies erklärt vermutlich, dass Avarus in den letzten Jahren durchaus handzahm geworden ist..."


    Er lachte und forderte dann den Sklaven - welcher mit dem Wein zurückgekehrt war - auf, ihnen allen einzuschenken.


    "Wieso fragst Du?"

    Den zweiten Sohn des Octavius Augustinus kannte er tatsächlich noch nicht, zumindest nicht vom Sehen, auch wenn er natürlich mitbekommen hatte, dass er als Tribun bei der Prima war. Die Truppen erregten noch immer das Interesse des ehemaligen Feldherrn, zu wissen wer wo welches Kommando hatte fand dieser immer noch wichtig. Folglich hatte der junge Mann vor ihm sofort seine Aufmerksamkeit.


    "Sei gegrüßt Quintus Octavius."


    Dann nahmen sie alle Platz.


    "Meiner Gattin geht es blendend. Sie scheint jeden Tag attraktiver zu werden, zumindest kommt es mir so vor. Man mag mich einen Charmeur schimpfen, oder einen Spinner, soll mir beides recht sein, doch zeigt es dir zumindest, dass diesbezüglich alles Bestens steht. Und mein Kleiner entwickelt sich ebenfalls prächtig. Bis er allerdings so groß wird wie Dein Prachtexemplar hier, wird es noch eine Weile dauern. Ich fürchte bis dahin bin ich alt und senil..."


    Er lachte.


    "Also, was verschafft mir die Ehre?"

    Der Senator hatte an diesem Morgen die üblichen Besuche seiner Klienten anstehen und einige hatte er schon empfangen, während die anderen noch im Atrium warteten, fein säuberlich aufgestellt, entsprechend ihrem Status, den nichts war ungeschickter, als einen Mann vorzuziehen, der von Ansehen und Rang niedriger stand, als ein anderer. Die ganze Rangordnung änderte sich jedoch schlagartig, als die beiden Octavier das Parkett betraten. Kaum hatte Meridius die Meldung ihrer Ankunft erhalten, kürzte er das Gespräch mit einem Römer ab, welcher ein niedriges Amt belegte, wünschte diesem noch einen guten Tag, nicht ohne ihm zu versprechen, sich um seine Angelegenheiten zu kümmern. Dann widmete er sich voll und ganz seinem neuen Besuch und bat diesen umgehend herrein, während sich die Wartezeit für die anderen Klienten auf unbestimmte Zeit verlängerte.


    "Meine Güte, bei den Göttern, mit eurem Besuch habe ich nicht gerechnet ..."


    begrüßte er die beiden Octavier herzlich. Es war in der Tat noch nie vorgekommen, dass beide gleichzeitig eintrafen. Entweder es gab ein extrem wichtiges Anliegen, oder die beiden hatten Langeweile.


    "Was kann ich für euch tun?
    Und wie geht es euch?"


    Er deutete mit einer Handbewegung auf die Sitzgelegenheiten und schickte einen Sklaven um Wein zu holen.

    So war er gewesen, der gute Marcus. Meridius erschrak leicht, da er in der Vergangenheitsform gedacht hatte. Nein, so war er immer noch. So IST er und so wird er noch einige Jahre bleiben. Bei den Göttern, sie würden Livianus schon zurück holen. Keine Frage. Erinnerungen stiegen in Meridius auf und zusammen mit der kurzen Zusammenfassung Mattiacus ergab es ein recht buntes Bild.


    "Dein Vater hat viele Facetten, Flava. Für seine Brüder war er Vorbild, Anführer, für mich eine Art Bruder. Wir haben viel miteinander zu tun gehabt, nicht nur privat, auch beruflich. Livianus diente unter meinem Kommando, aber es zeigte sich, dass er zu höherem berufen war. Es dauerte nicht lange und er war selbst Kommandeur einer Legion. Er ist ein vortrefflicher Soldat, tapfer und dennoch bedächtig, vorausschauend und auf das Wohl seiner Männer bedacht. Er würde sie nicht für nichts in Gefahr bringen. Und so verantwortungsvoll wie er für seine Männer ist, so ist er auch zu seiner Familie. Er hat Deine Mutter sehr geliebt, vergöttert wäre jedoch der richtige Ausdruck. Ich bin mir sicher, dass er auch euch lieben wird."


    Davon war Meridius überzeugt.

    Alles klar. Ich werde demnächst einen Vilicus in Tarraco haben, der nichts anderes macht, als die Casa zu bewohnen, nach den Betrieben und Landgütern zu sehen, die Exportgeschäfte am Hafen nach Rom zu regeln, den Warenverkehr zu überwachen, mit mir zu korrespondieren und Dir Sonderangebote zu machen. Welchen Wein Hungi mag, ist sekundär! Hauptsache Du bestellst für Deine Volksspeisungen und Gelage bei mir. ;) Dein Vorhaben selbst, finde ich gut. Gefällt mir.