Beiträge von Maximus Decimus Meridius

    Meridius dachte nach. Ein Mord also. Ein angesehener Bürger der Stadt. Vielleicht wäre es besser, wenn der Centurio zumindest zur ersten Information vor Ort reisen würde.


    "Um wen handelt es sich? Und ist er römischer Bürger gewesen?"


    Der Fall interessierte ihn nun doch.


    "Du könntest nach Confluentes reisen und Dich zumindest mit der Sache vertraut machen. Ob Du dann ermittelst, oder die Sache Deinem Optio überlässt, liegt dann bei Dir. Aber Confluentes ist nicht die Welt. Dennoch war es richtig mich zu informieren."

    Der Legatus ließ seinen Centurio Statorum nicht lange warten und bat ihn umgehend herein. Sicherheitsangelegenheiten hatten Vorfahrt, gar keine Frage, die kleine Lektüre zwischen den Dokumenten und Besprechungen konnte warten und so legte der Statthalter den Cicero bei Seite und widmete sich voll und ganz den Aufgaben, welche auf ihn zukamen.


    "Salve, Centurio!"


    sprach er, als der gute Mann eintrat.


    "Was gibt es?"

    "Gut."


    sprach Meridius nur kurz und klappte dann eine unbenutzte Wachstafel auf um sich ein paar Notizen über das Gespräch zu machen. Dann klaptte er sie wieder zu, legte sie vor sich auf den Tisch, so dass es sein Gegenüber sehen konnte und sah diesen direkt an.


    "Das wäre alles. Richte Deinem Vorgesetzen meine Grüße aus und lass ihn wissen, dass ich in den nächsten Tagen zu einer Inspektion erscheinen werde. Vale!"

    Meridius hatte sich erneut zurückgelehnt und reagierte fast schon amüsiert, auch wenn er vielleicht jeden Grund gehabt hätte, dem Ofiizier ins Wort zu fallen. Hatte er ihn nach seiner persönlichen Meinung über die Leistung seines Vorgesetzten gefragt? Eigentlich hätte ein 'Ja, wir haben uns verstanden!' gereicht, wie man es hätte erwarten können. Von einem Soldaten zumindest.


    "Die Ausführungen über Deine Vorgesetzen habe ich überhört."


    Er musterte den Mann nachdenklich und fuhr dann fort.


    "In Anbetracht der Tatsache, dass ich starke Zweifel bezüglich Deiner Loyalität gegenüber Deinen Vorgesetzten haben kann, und auch aufgrund dessen, was ich bisher von Dir gehört habe, müsste ich Dich eigentlich aus dem Dienst in der Truppe entfernen."


    Sein Blick ruhte schwer auf dem jungen Mann.


    "Dennoch halte ich diesen Schritt nicht für angebracht und ziehe eine Versetzung zur Classis Missenis vor. Ich werde dem Praefecten schreiben und ihn nach einer Verwendung für Dich fragen.


    Bis dahin, erwarte ich von Dir, dass Du im Flottenstützpunkt Deiner Arbeit nachgehst, und zwar so, wie ICH sie erwarten darf: Diszipliniert, Loyal und Pflichtbewusst. Ende der Woche habe ich einen Bericht auf meinem Schreibtisch über alle Vorkomnisse und Aktionen in der Flotte. Ich werde unmittelbar und zeitnah eine Inspektion im Flottensützpunkt durchführen und zwar persönlich. Dies betrifft sowohl den Zustand des Lagers, der Hafenanlage, der Schiffe, der Materialbestände und der Truppe. Die Zeit müsste reichen um das alles auf die Reihe zu bekommen. Sollte die Inspektion auf meine Zufriedenheit stossen, ist es möglich, dass ich das Versetzungsersuchen schon unterschrieben habe."


    Er schwieg.


    "Sonst noch etwas?"

    Meridius hörte sich die Ausführungen der Comes an.


    "Die bezahlen das wirklich selber? Ich dachte bisher immer, dass die Opfer, welche für Privatpersonen abgehalten werden bezahlt werden müssen und dass staatliche Opfer aus der Staatskasse oder der Kasse des Cultus Deorum finanziert werden. Sollte dies nicht der Fall sein, könnten entsprechende Kosten auch auf die jeweilige Stadtkasse oder die Provinzkasse umgelegt werden. Von einer allgemeinen Freistellung halte ich jedoch nicht viel."

    Der Mann nahm sich einiges raus.


    "Wenn Motivation die entscheidende Frage ist, wird morgen keiner meiner mehr als fünftausend Legionäre auf dem Exerzierplatz stehen. Das Leben ist hart, voller Entbehrungen, bisweilen verlangt es alles von einem, erst recht, wenn man sich dazu entschließt Soldat zu werden, sein eigenes Leben dem Kaiser zu übergeben, sein Sein auf ihn zu vereidigen.


    Du sprichst von eigenem Interesse? Von Forderungen?


    Ich habe etwas was Dich fordert und das nennt sich Disziplin. Es nennt sich Überwindung der eigenen Schwachheiten. Disziplin, nochmals Disziplin und wieder Disziplin. Disziplin ist es, welche die Legionen nicht wanken lässt, Disziplin ist es, dass alle meine fünftausend Legionäre in der Legion mehr als zwanzig Jahre ihres Lebens bei der Truppe verbringen, und wenn es sein muss ihre Leben auf dem Schlachtfeld lassen, oder aber in einem Lazarett.


    Fragen Dich Deine Ahnen danach, ob Du motiviert warst? Fragen die Ahnen Roms, ob ich mich jeden Tag wohl fühle? Unsere Ahnen haben in dieser Disziplin gelebt und sind in dieser Disziplin gestorben. Sie haben großes bewegt und ein Imperium errichtet. Alles was sie erwarten, ist dass Du ihrer würdig lebst und den Platz ausfüllst, an welchen Dich das Schicksal gestellt hat. Dadurch werden sie geehrt, dadurch erfährst auch Du eines Tages Ehre und dadurch erfährt Rom seine Größe. Weil alle aufrichtigen römischen Männer an ihrem Platz stehen, weil alle Soldaten ihre Pflicht tun."


    Er hielt inne.


    "Sind wir schon so verweichlicht, dass wir heute hier und morgen dort dienen, wie Söldner des Orients, die keinen Herren kennen ausser das Fleisch und die Begierde?


    Was willst Du neuen Fuß fassen? Sieh zu, dass Deine Einheit auf Vordermann kommt, mache Deine Arbeit. Ich habe weder einen Bericht der Flotte erhalten, noch wurde ich regelmäßig informiert, was in der Flotte abläuft. Muss ich meinen Kommandeuren nachlaufen, wie ein alter Greis den jungen Frauen?


    Du trägst Verantwortung. Beweise sie. Zeige sie. So Dein Engagement sichtbar wird, sich bis nach Rom herumspricht, wird der Tag von alleine kommen, an welchem Du für höhere Aufgaben vorgesehen bist.


    Doch von "neuen Dingen", "Interessen" und "persönlichen Veränderungen" will ich nichts mehr hören. Was ich von meinen Soldaten und meinen Offizieren erwarte ist Disziplin, Disziplin und nochmals Disziplin. Wenn das nicht mehr das oberste Prinzip ist, bei den Offizieren angefangen, schwanken heute die Offiziere, morgen die Einheiten und das Reich ist am Ende. Haben wir uns verstanden?"

    "Dieser Einheit nicht mehr Dein Leben widmen?"


    Meridius sah ihn fragend an.


    "Was soll ich mit so einer Aussage anfangen, Soldat? Meines Wissens..."


    und zum Glück hatte er die Karrieren der meisten wichtigen Männer im Kopf, und für die Beförderung des Terentiers zeichnete er damals selbst verantwortlich


    "... warst Du Zeit Deines Lebens bei der Flotte. Erinnere ich mich richtig? Du hast eine beeindruckende Karriere zurückgelegt, ich selbst habe Dich damals im Zuge einer Mission befördert."


    Er trommelte mit seinen Fingern auf dem Tisch.


    "Wenn ich offen sein soll, bin ich mit diesem Ersuchen nicht einverstanden. Und das hat mehrere Gründe Nauarchus. Zum einen ist der Exercitus kein Selbstbedienungsladen* und auch kein Swingerclub*. Zum anderen bist Du auf den Kaiser vereidigt und ein fähiger Mann der Classis. Ich sehe nicht ein, dass ich Dich für städtische Einheiten, oder den Posten eines Polizeichefs. noch dazu nach Italia ziehen lasse."


    Er atmete durch.


    "Wieso kommt Italia immer auf die Idee, seine Polizeichefs aus meinen Einheiten beziehen zu können? Erstens stehen dort unten genug andere Truppenteile, zum zweiten ist es unüblich, Regionarii aus anderen Provinzen abzustellen, drittens brauchen die dort unten einen Mann, der sich vor Ort auskennt und auch Beziehungen zu den Einheiten in Italia hat. Du bist Ortsfremd, kommst von aussen, und unterstehst nicht einmal einem italischen Kommando."


    Er schüttelte den Kopf.


    "Germanien braucht Dich und ich rechne im Grunde mit jedem Mann hier oben. Persönliche Vorlieben und persönliche Entfaltung hat in den Armeen des Kaisers nur soweit Belang, wie es in SEINEM Interesse liegt. Dein Platz und Deine Aufgabe ist indess hier bei der Classis Germania."


    *selbstverständlich verwendete er hier die lateinischen Entsprechungen

    Zitat

    Original von Duccia Venusia
    Einen Moment dachte sie nach, schüttelte dann aber den Kopf.
    Zur Zeit habe ich nichts. Jedenfalls will es mir nicht gleich einfallen. Es freut mich, dass du die Beziehungen weiter ausbauen möchtest und sie werden es sicher zu schätzen wissen, dass sie Rom nicht egal sind und wir Anteilhaben wollen an ihnen und ihrem Leben.
    Man sah ihr die Freude darüber an. Es war schön wenn man sah wie mühsam gesäte Samenkörner langsam begannen zu wachsen...


    "Ich hoffe zumindest, dass wir damit die Situation direkt an der Grenze auf lange Zeit beruhigen können."


    Meridius lächelte.


    "Vale, Comes."

    "Ich danke Dir..."


    antwortete Meridius auf das Angebot seines Halbbruders hin und dachte nach. Magnus? Die Ala? Sicher nicht...


    "Nein, zur Ala werde ich ihn nicht schicken. Die Ala ist ständig im Einsatz, auch auf der anderen Seite des Limes. Das kommt auf keinen Fall in Frage. Iulia würde mich umbringen.


    Er soll in meiner Nähe sein, daher bietet sich die Legionsreiterei geradezu an. Einige Melderitte, Aufklärung - jedoch ohne in ein Gefecht einzugreifen - Eskorte für die Stabsoffiziere und mich, er gehörte dann zu meiner Leibwache, und ich hätte ihn damit dann quasi auch unter meiner Obacht. Im Grunde ganz im Willen von Iulia, wie mir gerade eben einfällt... Sie hat damit fast schon die Garantie, dass ich ihn und mich nicht in Gefahr bringe..."


    Er schmunzelte...

    Meridius unterdessen begab sich in eine Plauderei mit seinen Stabsoffizieren, schließlich wollte er den Hausherrn und Gastgeber nicht unnötig beanspruchen. Bis die Feier offiziell beginnen würde, wurden auf diese Weise einige Sätze ausgetauscht, vornehmlich der Art, dass die schon länger in der Stadt dienenden Offiziere dem Legaten im Plauderton mitteilten, wer von den Gästen wer sei, welche Vergangenheit habe, natürlich nur, wenn sie interessierte, und was man so alles sprach. Das Übliche eben, wenn man sich unter Leute begab, zuzüglich einiger spärlicher Informationen, was es mit dem Julfest auf sich haben sollte. Meridius hörte interessiert zu und war gespannt, was auf sie alle noch zukommen würde...

    Zitat

    Original von Publius Terentius Pictor
    Entschlossen ging ich durch die Gänge der Regia und ließ mich beim LAPP anmelden. Soviel Zeit, dass ich sie mit Bürokratiefragen zubringen konnte, hatte nicht. So war meine Freundlichkeit dem Scriba gegenüber entsprechend gering. Alsbald kam ich zum Officium des Statthalters und klopfte daran.


    Aus dem Inneren des Raumes hörte der Nauarchus zunächst einmal nichts, dann ein paar Schritte. Meridius hatte sich soeben etwas Wein eingeschenkt, um sich zu den trockenen Dokumenten etwas Angenehmes zu gönnen. Er kehrt zu seinem Platz zurück, nahm einen Schluck, stellte das Glas dann ab und gab dem Sklaven, welcher immer in der Nähe der Türe zu stehen pflegte, das Zeichen, dass er öffnen könne, was dieser sofort tat und somit den draussen wartenden Soldaten herein bat.

    Während des Dialogs, welcher sich zwischen dem Gefangenen und dem Soldaten entwickelte, hatte der Bursche einen Klappstuhl auftreiben können. Meridius war solche Stühle von der Legion her gewohnt und so ließ er sich im Hintergrund nieder. Er hatte den Platz mit Bedacht so gewählt, dass er alles genau überblicken konnte, ohne selbst richtig gesehen werden zu können. Die Akkustik war ebenfalls vorzüglich.

    "Legio IX Hispana!"


    korrigierte der Kommandeur seinen Centurio und überließ ihm dann die ganzen Unterlagen, Dokumenten, Wachstafeln. Dann wandte er sich noch einmal zu seinem Cousin um und sprach mit halblauter Stimme


    "Also los. In die Höhle des Löwen. Bei sovielen Legionen hat man immer das Gefühl, dass der halbe Senat anwesend ist..."


    Und in der Tat war es so, dass alle Legaten auch im Senat schon Kollegen gewesen waren. Waren sie hier als Kommandeure zu absolutem Gehorsam verpflichtet, hinderte sie das nicht, später im Senat eine andere Meinung zu vertreten und auch ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Ein Spaziergang würde die Stabsbesprechung in keinem Fall werden.


    Die kleine Gruppe durchschritt die Türe.

    Meridius schüttelte den Kopf.


    "Nein, überhaupt nicht. Der Ärger, den wir vorübergehend mit diesen Mordorok-Anhängern hatten, hat sich ja in der Zwischenzeit erledigt. Seitdem ist nichts mehr vorgefallen und soweit ich mich auf die Informationen meiner Agenten verlassen kann, ist es auf der anderen Seite des Limes ruhig, von ein paar Halbstarken abgesehen, die hin und wieder durch Mutproben in ihren Stämmen imponieren wollen."


    Er steuerte auf die Türe des Raumes zu.


    "Aber davon nachher mehr..."

    Die Hände voller Dokumente, Karten und Wachstafeln steuerte Meridius auf den Raum zu, welcher für die Stabsbesprechung der Kommandeure aller Legionen und Hilfstruppen vorgesehen worden war. Den ganzen Tag über hatte es im Castellum schon ein gigantisches Kommen gegeben, eine Abordnung nach der anderen war eingetroffen und das war auch der Grund, warum das Treffen hier im Castellum und nicht in der Regia stattfand. Für die vielen Turmae waren die Unterbringungsmöglichkeiten besser, und würde man darüberhinaus auch noch auf Materialien des Legionsarchivs zurückgreifen müssen, wäre der Weg um einiges kürzer als aus der Regia.


    "Du wirst schon sehen, Primus..."


    sprach Meridius zu seinem Cousin und Reiterpräfekten, der ihm im Windschatten folgte


    "so viele Kommandeure wie heute sieht man so schnell nicht wieder. Ich habe alle zusammengetrommelt, und dem Winter sei dank, konnten auch alle eintreffen. Auf der anderen Seite des Limes sind die Schneefälle nochmal eine Spur stärker und dort gibt es auch kein Straßennetz, wir sind also sicher und die Legionen in ihren Castellen können auch einmal für ein paar Tage auf ihre Kommandeure verzichten..."

    "Das Angebot steht!"


    sprach Meridius, hatte nun seine Sachen beeinander und packte den ganzen Schwung an Dokumenten, Karten und Wachstafeln. Dann gab er der Ordonanz zu verstehen, dass sie doch den Rest mitschleppen solle und begab sich in Richtung Türe.


    "Also gut, stürzen wir uns ins Vergnügen. Halt Dich einfach hinter mir, dann wird Dich keiner der anderen Legaten fressen..."


    Er lachte. Offensichtlich war er in bester Stimmung.

    Meridius lachte.


    "Du siehst Deine Gemahlin nicht zu selten? Ich habe schon fast ein schlechtes Gewissen, dass ich sie hier in der Regia zu sehr einspanne. Für mich ist es ein Wunder, dass ihr überhaupt noch Zeit für einander findet."


    Er hielt einen Moment inne. Er selbst sah schon von Iulia viel zu wenig und diese war in der selben Stadt und schlief im selben Haus...


    "Glaube mir, wenn ich einen wüsste, der sie als Comes sofort ersetzen könnte, ich würde sie umgehend entlassen, nur damit ihr eure junge Ehe noch intensiver genießen könnt. Der momentane Zustand würde für mich - wäre ich in Deiner Lage - nicht zufriedenstellend sein."

    "Ich wurde informiert."


    sagte der Statthalter mit gedämpfter Stimme und nickte dem Petronier zu. Immerhin war es Varus gewesen, welcher sich mit Alessa verlobt hatte. Es hatte nicht viel gefehlt, und sie beide wären Verwandte geworden. Der Tod schien jedoch etwas dagegen gehabt zu haben und hatte Alessa in sein Reich geholt.


    "Es tut mir leid."


    Er winkte einem Sklaven, der kurz verschwand um den Wein zu holen.