"Die Stärken unserer Armee habe ich in diesen knappen Ausführungen ja bereits angesprochen, vertiefen wir das ganze jedoch auch auf die Schwächen, die bei der Planung einer Operation zu berücksichtigen sind.
Diese Schwächen liegen bei Legionstruppen eindeutig auf dem Marsch. Schwere Infanterie ist immer langsamer und unbeweglicher als leichte Truppen, wie Auxiliares und natürlich als die Reiterei. Die Flexibilität einer großen Marschkolonne aus einer oder mehreren Legionen ist stark eingeschränkt, da sie weder jedes Gelände passieren kann noch schnell auf Veränderungen der Umgebung reagieren kann.
Es bedarf daher bei der Planung einer Operation einer sorgfältigen Planung des Marschweges, soweit dies aufgrund der vorliegenden Informationen über das Gelände überhaupt möglich ist. Schnelle Vormarschwege bieten sich dort, wo offene Gelände für einen Marsch in breiter Front bzw. mehreren Kolonnen genutzt werden kann oder wo ein Teil des besonders langsamen Trosses auf Flüssen von der Flotten befördert werden kann.
Bewaldetes, hügeliges Gebiet - wie hier in Germanien - ist dagegen für die schwere Infanterie kaum zu passieren, ebenso sumpfiges Gelände. Während Flüsse einerseits genutzt werden können, um als Transportwege zu dienen, stellen sie andererseits Hindernisse dar, wenn sie überquert werden sollen. Dann muss mit langsameren Vormarschzeiten gerechnet werden, da zunächst provisorische Brücken errichtet werden müssen.
In diesem Zusammenhang erinnere ich an den vergangenen Feldzug im letzten Herbst, auf welchem die Informationslage durch die Meldereiter nicht immer die beste gewesen war und die Position des Feindes häufig unklar war. Ein gefährliches Unterfangen, und was dabei passieren kann, hat bereits Hannibal in Italien bewiesen, als starke Verbände Roms in einen See trieb und vernichtete. Doch das nur als kurzer Exkurs.
Bei allen Planungen für die Operationen einer großen Armee ist des weiteren der Zeitbedarf für den Auf- und Abbau eines Nachtlagers zu berücksichtigen.
Kleinere und leichtere Truppen sind hier im Vorteil, da sie weniger Platz benötigen und auch schwieriges Gelände durchqueren können.
Bestimmte Hilfstruppen, insbesondere die batavischen Kohorten, können im Gegensatz zur schweren Infanterie auch Flüsse und Sümpfe ohne Brücken bzw. feste Wege durchqueren und eröffnen damit zusätzliche taktische Möglichkeiten, um den Gegner zu umgehen und zu überraschen oder sicherere, weil abgelegenere Lagerplätze zu erreichen.
Während auf unserem eigenen Gebiet die breiten Straßen eine relativ schnelle und natürlich gefahrlose Verlegung der Truppen ermöglichen - und daher ist eine Instandhaltung der selbigen so imens wichtig - kommen Legionstruppen in feindlichem Gebiet praktisch nicht ohne begleitenden Schutz durch Auxiliartruppen aus. Diese werden sowohl zur Auskundschaftung eines geeigneten Marschweges und ausreichend großer Lagerplätze benötigt, sondern auch als Flankenschutz, um Überfälle auf die Kolonne zu verhindern.
Für viele Feinde stellt der Angriff auf marschierende Legionäre die einzige Möglichkeit dar, gegen Legionen Erfolge erzielen zu können.
Ein Heer deshalb nur mit sorgfältiger Planung durchs Land zu bewegen, schränkt die Möglichkeiten schneller Reaktionen zwar ein wenig ein, gibt dem Feldzug aber letztlich zusätzliche Sicherheit und schützt vor Truppenverlusten in Hinterhalten.
Neben der Frage der Fortbewegung des eigenlichen Heeres muss vor Beginn einer Operation auch die Frage des Nachschubs genau erörtert werden.
Die Menge der Möglichkeiten eines Heeres ist unmittelbar davon abhängig, wie gut es im Feld versorgt werden kann. Aktive Kriegsführung ist daher in allen Teilen des Reiches auf geeignete Monate beschränkt - in den nördlichen Provinzen fällt der kalte Winter aus, in dem es keine frische Nahrung gibt und in südlichen Provinzen der heiße Sommer, in dem die Wasserversorgung Probleme macht.
Genauso wichtig wie die Versorung der Truppe ist die Versorgung von Reit- und Zugtieren, die auf frisches Futter von den Feldern angewiesen sind und ohne die größere Verbände bestenfalls entlang von Küstenlinien oder Flüssen operieren können, wo die Hauptlast des Transportes von den Rücken der Tragtiere auf die Flotte verlagert werden kann.
Im Normalfall hängt die Versorgung von der Verbindung zwischen der beweglichen Truppe und einem System von Nachschublagern ab, da größere Verbände selbst in den fruchtbarsten Monaten kaum aus dem Land heraus leben können.
Wie gerade bereits erwähnt, stellen Flüsse die günstigste Verbindung zwischen Nachschubstützpunkten dar. Die Planung einer Operation sollte dies durch die vorherige Auskunfschaftung von Flüssen im Operationsgebiet berücksichtigen die Flotte entsprechend in die Planung einbeziehen. Ein Straßensystem steht in zu erobernden Gebieten normalerweise nicht zur Verfügung, so dass für den Transport über Land eine deutliche langsamere Nachschubgeschwindigkeit geplant werden muss.
Einen wichtigen Faktor bildet auch die Verletzungsanfälligkeit der Nachschubversorgung und dies gilt in beide Richtungen. Unser eigener Nachschub ist sorgfältig zu schützen, indem Teile der Truppe für die Sicherung der Transporte abgestellt werden. Dies ist beim Transport vornehmliche eine Aufgabe flexibler, berittener Auxiliarverbände oder der Flotte, die die Transporte durchführt und bei der Sicherung von Depots ein Fall für die Hilfstruppeninfanterie. Der Einsatz einer teilberittenen Cohorte bietet sich hier an, deren berittener Teil die Wege zwischen Depots überwacht, während die Infanterie an diesen Stützpunkten verbleibt.
Angriffe auf feindliche Nachschubwege sind ein nicht unwichtiger Teil einer sinnvollen Operationsführung. Insbesondere dort, wo sich der Gegner sowohl einer offenen Schlacht als auch einer Belagerung entzieht, sind Depots, Dörfer oder Getreidefelder der einzige Fixpunkt, der gezielt angegriffen und zerstört werden kann."
Meridius hielt inne.
"Bestehen bis hierhin Fragen?
Gibt es Anmerkungen?"