Meridius nickte dankbar, dann fuhr er fort.
"Wir alle wissen, dass die Provinzen im Grunde dazu dienen, mit ihren Steuererträgen Rom, seine Herrschaft und die Legionen zu finanzieren. Die meisten Gelder wandern damit aus der Provinz in die Hauptsstadt. Die Statthalter sind verpflichtet, die entsprechenden Summen deckend einzutreiben, und die Provinzen zu sichern, die Bevölkerung im Sinne Rom zu verwalten. Die Provinzverwaltung Roms unterliegt den Interessen Roms, nichts anderem. Doch..."
Er fuhr fort
"Rom bedient sich bei dieser Aufgabe der lokalen Eliten. Der Honoratoren der Städte, lässt diesen freien Spielraum, so sie sich an die Spielregeln aus Rom halten, für Sicherheit, und die notwendigen Steuererträge sorgen. Wie sie das bewerkstelligen bleibt ihnen überlassen."
Soviel zur Einführung.
"Ich will mich nicht mit Einzelheiten aufhalten. Jeder von uns weiß, dass die Stadtkassen klamm sind. Dass die Einnahmen aus den Städten und den Steuererträgen nicht immer reichen, um den Bedarf vor Ort zu decken. Und hier setzt quasi der Ordo Decuriorum ein. Der Ordo Decurium erfasst alle jene Bürger einer Stadt, welche in der Lage sind, sich für das Wohl der Stadt einzusetzen. Das beinhaltet zum einen die hohen Verwaltunsbeamte, wie Magistrate und Duumvire, also auch ehemalige und aktive Offiziere, wie Centuriones, Decuriones und Tribunes, Großgrundbesitzer, reiche Händler, reiche Freigelassene, also all jene, die in der Lage sind, mit ihrem PRIVATVERMÖGEN dafür einzutreten, dass die Stadt ihren Steuerlasten gegenüber Rom auch in schlechten Zeiten nachkommen kann - denn sie haften mit ihrem Privatvermögen - die aber auch in der Lage sind, die klammen Stadtkassen dahingehend aufzufüllen, dass die Stadt die grundlegenden Bedürfnisse seiner Bewohner decken kann. Das betrifft Thermen, Schulen, Foren, den Bau von Tempeln, Markthallen, Straßen, das Abhalten von Spielen, das Spenden von Getreide ..."
Er sah in die Runde.
"Es versteht sich von selbst, dass diese Herrschaften durch diese Fähigkeit auch Einfluss auf die lokale Stadtverwaltung nehmen. Es versteht sich von selbst, dass sie den Stadtrat beeinflussen, dass sie die Duumvire stellen, und dass sie für die Verpflichtungen mit Ehren versehen werden, das römische Bürgerrecht erhalten, so sie es noch nicht haben, Privilegien und Vorrechte erhalten und sich auch für Rom empfehlen. Unter diesem Kontext regeln sie die Verwaltung ihrer jeweilgen Stadt, und definieren selbst, wie die Spielregeln aussehen, nach denen sich jemand zu ihnen zählen darf, oder auch nicht."
Er hatte weit ausgeholt.
"Die Frage ist also nun für uns folgende: Wenn wir ein einheitliches Gesetz ausarbeiten, welches in die Verwaltung der einzelnen Städte eingreift, müssen wir uns bewusst sein, dass unsere Entscheidungen als Provinzkurie weitreichende Folgen auf die Verwaltung und die Zahlungsfähigkeit sowie der politischen Ausrichtung der Städte hat.
Wir haben nicht zu entscheiden wer im Einzelfall dazuzählt und wer nicht, wir haben zu entscheiden, wie der grobe Rahmen auszusehen hat, und nach welchen Prinzipien, dies in den Städten umzusetzen sein soll. Wir erlassen kein Gesetz, sondern einen Leitfaden, eine Empfehlung.
Vielleicht bin ich zu sehr Rom verpflichtet, doch im Grunde ist es mir egal, wen welche Stadt von ihren Bürgern, zu den Honoratoren zählt und die Reihen des Ordo Decuriorum aufnimmt. Solange sie die Steuern zahlen und die Herrschaft Roms garantieren, sowie der Bevölkerung dienstbar sind. Es geht um die MUNERA. Um nichts anderes. Dies kann nicht zentral geregelt werden.
Was wir jedoch machen können, ist darauf zu achten, dass sich in den Stadtverwaltungen nur diejenigen durchsetzen, die sich auch wirklich um diese MUNERA verdient machen, die ihre Ämter mit Pflichtbewusstsein um zum Wohle Roms ausfüllen. Denn nur so bewähren sie sich auch für Rom, nur so schaffen sie die Grundlagen, auch im Cursus Honorum berechtigterweise einsteigen zu können.
Alles andere dient weder ihrem Ruhm, noch dem Wohl der Städte, noch dem Wohle Roms."