Beiträge von Artoria Medeia

    Ehrlich gesagt, mich würde es extrem stören, wenn die WiSim hier im Spiel eine Pflicht werden würde. Für mich ist es ein recht bedeutungsloses Klicken einmal die Woche und bei manchem Charakter denke ich sogar immer darüber nach, ob ich überhaupt mir ein Konto einrichte. Ich will hier in erster Linie RPG betreiben (auch in den politischen Anteilen). Und für mich ist eine schöne SimOn Beschreibung viel wichtiger als ein WiSim Angebot.


    Zudem würde es die Leute diskriminieren, die gar keine Lust auf die WiSim haben. Man wird ja auch nicht gezwungen an den Kursen teilzunehmen, zu wählen oder sonst eine Spieloption hier im IR wahr zu nehmen. Warum dann die WiSim verpflichtend machen? Nein, da wäre ich dagegen.

    Zitat

    Original von Camillus Matinius Plautius
    Medeia mein Sonnenschein, ich wäre Dir verbunden wenn du in deinem Posteingang etwas Platz für mich reservieren könntest. Die vielen Briefe von den schreibwütigen Verwandten Avitus und Imperiosus sind nicht so wichtig. =)


    Soldaten und schreibwütig? Hah, da verkennst Du aber was. :]


    Aber hab wieder gaaaanz viel Platz geschaffen :) =)

    Im Moment: Plautius, Medeia, Agrippa Minor, Amatia, Cyprianus und Valeria


    „Nun, jetzt hat mein Mann immerhin noch einen Grund mehr zurück zu kehren.“, erwiderte Medeia schmunzelnd auf Amatias Worte, ließ nichts von ihrer Sorge durchscheinen, die sie durchaus verspürte. Denn für Medeia galt stets, dass andere Menschen ihre wahren Gefühlsregungen nichts angingen und sie stets gut für sich behielt. Nur wenige Menschen zeigte sich Medeia derart wie sie war. Nun ließ sich Medeia doch einen Happen reichen, doch mehr als einen Bissen bekam sie nicht herunter, legte diesen schnell wieder auf einen Teller zurück und lauschte mit wachsendem Amüsement der Unterhaltung zwischen Plautius, Amatia und Cyprianus. Besonders Cyprianus letzte Worte ließen sie noch mehr lächeln. Vernünftig, strebsam und mit klaren Zielen vor Augen, so erschien er ihr mal wieder. Ein Seitenblick auf Plautius geworfen. Ja, strebsam und mit klaren Zielen vor Augen war Plautius auch, klug und wachsam genauso. Aber besonnen? Medeia war sich da nicht ganz so sicher, konnte sich gut vorstellen, dass Plautius, sollte es ihm zu viel werden mit den sich tumb anstellenden Soldaten, ein Gladius in die Hand nahm und selber eingriff. Und natürlich grauste ihr vor der Vorstellung. Aber sich dahin gehend an ihren Patron wenden, das wollte Medeia doch lieber nicht. Denn in einem war sie schon früh belehrt worden, Männer konnte man in ihren Eigenheiten nicht ändern, zudem wollte Medeia Plautius auch nicht anders haben. Und dass er ein sehr tapferer und mutiger Mann war, da war sich Medeia bei Plautius sicher und durchaus stolz in dieser Hinsicht. Denn immerhin scheute sich Plautius nicht, wenngleich Cyprianus Art bestimmt die Sichere war, heil nach Hause zu kommen. Schon schnappte sie andere Worte auf und eine Begrüssung...


    Tante Medeia? Medeia betrachtete den jungen Mann, wohl Spross aus des Proconsuls Lenden, mit dem Hauch von Missmut, sogar einem andeutungsweise frostigen Ausdruck in den Augen. Doch womöglich täuschte das Lächeln auf ihren Lippen darüber hinweg. Sie betrachtete den Sohn von Agrippa und erwiderte mit der freundlichsten Stimme, die über ihren Ärger bei dieser Anrede hinweg täuschen sollte: „Agrippa Minor. Welch eine Freude, Dich kennen lernen zu dürfen. Und wie schön, dass Du Dich in Rom niederlassen willst. Wird Dein Vater ebenfalls wieder nach Italia zurück kehren?“ Von Agrippa hielt Medeia, aus alten Factiozeiten, immer noch sehr viel, wenn auch sein Sohn sich schon mit der Anrede bei ihr unbeliebt gemacht hatte. Medeia schätzte es schon nicht sonderlich von den Artoriern mit Tante angesprochen zu werden, denn dann wurde ihr immer wieder bewusst, dass sie langsam, aber unaufhaltsam der Dreißig zustrebte. Eigentlich schon nahe davor war. Und das war keine Aussicht, auf die sich eine Frau in jenen Tagen freute.


    Lächelnd wandte sich Medeia wieder Valeria zu und nickte zustimmend. „Aber gerne doch. Ich werde wohl oder übel in den nächsten Wochen auch nach Rom, voraussichtlich, zurück kehren.“ Es sei denn, sie konnte Plautius dazu überreden, ein Stück weit mitkommen zu können. Jedoch war sich Medeia über diesen heroischen Beschluss nicht ganz sicher. Heroisch, weil Medeia es in einem Soldatenlager nicht lange aushalten würde. Sie liebte den Komfort über alle Maßen und litt schon in den kleinen Gasthäusern auf Reisen sehr. Wie sollte sie es da in einem Zelt aushalten mit Natur und kriechenden und fleuchenden Wesen um sie herum? Das war ziemlich ausgeschlossen, dennoch dachte sie über diese Option nach. „Dann dienst Du immer noch im Cultus Deorum, Valeria?“, fragte Medeia interessiert, besonders wenn es um religiöse Belange ging.

    Nun ja, es gab durchaus öfters Zeiten wo ein Sklave für 10 000 verkauft wurde, aber dafür auch Zeiten, wo man einen für 1000 erwerben konnte. Und die Preise sind doch noch moderat. Und warum manche bieten können oder nicht? Nun, sie werden die einen oder anderen Gründe haben, an ihr Geld gekommen zu sein. Du hattest ja auch schon deine Sklavin gehabt, hast Dich aber nicht mehr um sie gekümmert...

    Plautius, Medeia, Aristides, Epicharis, Aelia, Livianus, Lucilla, Valeria und Amatia


    So viele Glückwünsche, Zusprüche und Gaben Medeia und ihr frisch angetrauter Gatte, ihr Ehemann (daran würde sich auch Medeia erst mal gewöhnen müssen), erhielten, konnte Medeia gar nicht all die gebührende Aufmerksamkeit all dem widmen. Sie versuchte es trotzdem. Lächelnd nahm sie die Geschenke der jungen Patrizierin und Kollegin, Epicharis, entgegen. Medeia liebte es solche wunderschönen Gaben zu erhalten und das konnte sie an jedem Tag würdigen. So strahlte sie auf und betrachtete mit kennerischem Blick die Tinte in der Phiole, die Konsistenz…ja, das schien ihr doch recht eindeutig. „Ist das gar vom Tintenfisch aus dem Roten Meer? Exquisit, keine Tinte weiß besser zu schreiben. Ich danke Dir sehr, Epicharis.“ Wahrscheinlich machte die junge Frau es ganz richtig, befand Medeia, denn wer weiß, ob am nächsten Morgen ihr neuer Gatte nicht in Rüstung gewandet zu seinem Pferd und in den Krieg stürzen würde, es nicht viel Zeit für langes verabschieden oder sonstige Heiratsrituale gab. Medeia sah zu Plautius und hoffte inständig für ihn, dass er wirklich mit dem Verlobten heil nach Hause kommen würde, natürlich nicht des Verlobten wegen, sondern weil Medeia dann höchstpersönlich kommen würde und ihn vom Schlachtfeld zerren würde.


    So lächelte sie milde, offenbarte wenig von ihrer Sorge und wandte ihren Blick ihrer „Chefin“ zu. „Lucilla, auch Dir danke ich.“ Ein Schmunzeln huschte über Medeias Gesicht. „Nun, dann erwarte ich aber eine besonders fulminante Hochzeit.“ Noch entzückt musterte Medeia die Tinte, derer man so schwer in Rom bekam und reichte die Geschenke schließlich an ihre Sklavin weiter, während sie all die Gespräche um sich herum verfolgte. Auch Aelia lächelte Medeia entgegen. „Mein Dank auch Dir. Bei so vielen guten Wünschen kann auch nichts Schlechtes mehr passieren.“ Dennoch machte Medeia schnell ein kleines Zeichen, was das Unglück abwandte, man sollte es schließlich nicht mit solchen hochmütigen Worten provozieren. Als die junge Decima hinzukam, blinzelte Medeia doch kurz verblüfft, wähnte sie diese doch im fernen Germania. Obwohl es doch auch schon Jahre her war, dass sie der jungen Frau in den Thermen mit ihrer ehemaligen, anderen Chefin, Aelia Adria, begegnet war. „Decima Valeria, es freut mich sehr, dass Du der Feier beiwohnen kannst. Das heißt, Du bist mit dem Triumphator und Senator Decimus Meridius auch nach Rom zurückgekehrt?“ An den ehemaligen Legatus der Provinz Germania erinnerte sich Medeia nur gut, da er doch auf seine sehr kulante Weise das kleine Malheur bei der Feier für die Augusta übergangen war. Ein höflicher Mann, befand Medeia. Aber das lag wohl im Blute der Decimer.


    Womit auch schon der nächste höfliche Decimer sich an das Brautpaar wandte, Medeias Patron und Plautius Legat. Mit einem strahlenden Lächeln wandte sich Livianus zu. Aufmerksam lauschte sie seinen Worten und sah neugierig auf die beiden Schatullen. Das mit dem Nachwuchswünschen war ihr nicht sonderlich recht, schließlich wollte Medeia keine Kinder, hasste diese kleinen Plagegeister und konnte mit kindlichen Kulleraugen rein gar nichts anfangen. Doch sie lächelte trotzdem, denn sie überlegte durchaus, ob sie nicht Plautius zu Liebe eine Ausnahme machen würde. Zudem verblüfft sie das Geschenk derart, dass Kinder aus ihren Gedanken gebannt waren. Medeia war nun mal leicht durch solche Großzügigkeiten zu beeindrucken und von ihrem Patron noch sehr viel mehr. (Aber auch ihr Gatte würde noch schnell merken können, dass Medeia leicht bestechlich war.) So war Medeia einen Moment sprachlos und froh, dass Plautius schon das Reden übernommen hatte. „Patron, ich bin sprachlos, was man mir nicht oft nachsagt.“ , erwiderte Medeia, lächelte glücklich über das Geschenk, denn sie hatte schon im Hinterkopf wofür sie es anlegen würde. Natürlich nicht für das Wohl etwaiger Bälger, sondern für ihre eigene Luxusbedürfnisse. „Wir danken Dir sehr und ich bin mir nun ganz sicher, dass unserer Verbindung eine gute Zukunft beschert sein wird. Und besonders, wenn ihr alle heil und siegreich aus dem Krieg zurückkehrt, Patron.“


    Und das mit den Glückwünschen nahm kein Ende, Medeia wandte sich Amatia zu und lächelte freudig. „Amatia, wie schön.“ Schnell musterte Medeia Amatia, Zeichen für eine Schwangerschaft konnte sie noch nicht entdecken, also waren in dieser Hinsicht wohl noch keine Worte angebracht. „Ich danke Dir, Amatia. Erstaunlich, dass wir beide nun so schnell unter die Haube gekommen sind. Aber ich hörte, Dein Mann zieht auch mit in den Krieg? Das ist eine sehr überraschende Wendung und ein schneller Entscheid gewesen. Wirst Du nun erst mal im Palast bleiben?“

    Erschrocken flatterten die Tauben auf, als die Hörner in den Innenhof schallten. Heftig mit den Flügeln schlagend entschwanden sie hinter dem Dachssims, nur eine einzelne Feder fiel hinab und in den Rest einer Blutpfütze. Die Feder saugte sich mit dem tiefroten Blut, dann wurde sie von einigen weißen Blütenblättern bedeckt. Medeia strahlte als sie all die Glückwünsche vernahm, ihre kühlen Finger schlossen sich fester um Plautius Hand, die einzige öffentliche Zärtlichkeit, die sie vor all den Gästen auch zulassen würde, in dieser Hinsicht war Medeia wirklich regide. Neugierig sah Medeia über die Köpfe der Gäste hinweg, um die Quelle der Hörner ausmachen zu können als ihr Blick auch abermals auf ihren Verwandten (Castus) fiel, der mit Avitus und Imperiosus sich zu unterhalten schien und einen Augenblick später schon ihrem Blick entzogen wurde. Medeias Lächeln schmälerte sich einen Moment und sie atmete tief ein, doch jegliche Gedanken daran (Castus betreffend) verbot sich Medeia eisern und sah wieder zu den Gästen, lächelte dankbar ob ihrer weiter gerufenen Wünsche. Auch folgte Medeia ihrem Mann hinaus, lächelte erfreut als sie so viele Soldaten erblickte in all ihren schicken Uniformen (Medeia schollt sich selber innerlich für diesen Gedanken) und hob zögerlich die Hand, wusste sie doch nicht, wie man derart auf eine soldatische Tradition reagierte. „ Wie erfrischend.“ , meinte Medeia leise zu Plautius. „Das scheinen wirklich wackere Männer zu sein. Kommandierst Du sie?“ Erst als sie wieder in den Innenraum getreten waren, konnte sich Medeia endlich der Begrüßung der Gäste widmen, einer nach dem anderen versteht sich.


    Während schon die ersten Speisen durch den Innenhof getragen wurden, trat Medeia als erstes auf die Gruppe ihrer Kolleginnen, mitsamt deren Anhang, hinzu. Medeia lächelte strahlend und schenkte dieses der Gruppe. „Salvete. Lucilla, Aelia...” Medeia zögerte kurz, dachte grüblerisch nach, wer die andere junge Frau war, sah kurz zu dem Flavier, wieder zu Epicharis, es dauerte noch nicht mal den Bruchteil einer Sekunde, in der Medeia schnell kombinierte. „…Epicharis und Flavius. Es freut mich sehr, dass ihr zu unserer Hochzeit gekommen seid.“ Aus den Augenwinkeln bemerkte Medeia das Hereinpoltern eines weiteren Verwandten, sie atmete tief ein, scheinbar wollten es die Artorier, abgesehen von Avitus und Imperiosus, ihr heute nicht einfach machen. Medeia ignorierte auch das und widmete sich lieber wieder den Gästen. „Irgendwie scheint es mir doch bezeichnend zu sein, dass die Redaktion der Acta hauptsächlich aus Frauen besteht.“ Medeia sah von einer Frau zur Anderen und dann schmunzelte sie, wobei die nächsten Worte durchaus einen kleinen Funken von Schalk enthielten. „Nun, wann können wir denn mit euren Hochzeiten rechnen?“ Medeia deutete mit einer Kinnbewegung einem Sklaven heran zu treten und den Gästen Wein zu reichen. Medeia widmete sich noch nicht dem Essen, denn so kurz nach der Eheschließung würde sie keinen Bissen herunter bekommen können. Lächelnd sah sie zu ihrem Gatten. "Ihr kennt Camillus Matinius Plautius, Präfekt dieser Legion? Camillus, das ist Decima Lucilla, Germanica Aelia und Claudia Epicharis, alle Drei die Grundfeste der Acta." Mit entsprechenden dezenten Gesten stellte Medeia sie vor.

    Große dunkelbraune Kulleraugen, die der beiden Mädchen, ruhten sehr aufmerksam auf dem Brautpaar. Das Sonnenlicht durchdrang das feine Tuch des Flammeum und ließ es wie ätherische Feuerzungen aus tiefroter Farbe um Medeia erleuchten. Kühl und hauchzart lag die Hand von Medeia auf der von Plautius. Die laute Stimme ihres Verlobten holte Medeia fort von Gedanken um alte Reminiszenzen, sie sah ihm in die Augen und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Ein Augenblick schwieg Medeia nach der Willenserklärung von Plautius, lächelte weiterhin und erst dann sprach sie:


    „Wo und wann Du Gaius bist, dort und dann bin ich Gaia!“


    Die beiden Mädchen quiekten in dem Augenblick vergnügt auf und warfen zahlreiche weiße Rosenblätter über das Brautpaar. Der Priester sah aufmerksam auf das Paar hinab, neigte zustimmend den Kopf und wandte sich abermals um, hob den Togazipfel wieder sorgfältig über sein Haupt, ehe er begann die Litanei fortzusetzen. Zwischenzeitlich hatte er seine Hände in einer Wasserschale gereinigt, so dass seine Fingerspitzen keine Spuren von Blut mehr aufwiesen. Ein laues Lüftchen strich über den Innenhof, spielte mit den Blumengirlanden und der Toga des Priesters.


    „Pater Jupiter, Mater Juno, Mater Venus,
    Mater Suadela, Mater Diana,


    Pater Jupiter, Mater Juno,
    Mater Venus, Mater Suadela, Mater Diana,


    Dico ut vos autiatis oblatae dato!“


    Tiefer Resonanz und schmeichlerisch angenehm war seine Stimme selbst bis zum letzten Gast zu hören, wenn er auch nicht laut sprach. Seine Hand griff nach einem goldsilbernen Pokal. Vorsichtig tropfte er etwas Wein auf den Foculus, dazu legte er einige helle Dinkelkekse.


    „Dico ut vos autiatis oblatae dato,
    ut benidictionim maritum et maritam donatis!“


    Ein braunhaariger junge Mann spähte hinter dem Altar hervor, wartete auf den richtigen Augenblick, wo er auf den Plan treten würden, denn er war der Popa des Priesters und wartete mit dem zweiten Opfer im Arm auf die einleitenden Worte. Verklärten Blickes sah der Priester in den wolkenlosen Himmel, einige Tauben, die Unerschrockenen ihrer Gattung, saßen immer noch auf dem Dachsims. Der Priester hielt es für ein gutes Zeichen und intonierte.


    Mater Juno, Mater Ceres!“


    Der Popa trat nach vorne und setzte ein helles Ferkel vor die Füße des Priesters, strich dem mit Wollbinden verziertem Tier beruhigend über den Rücken. Das Tier sah aufmerksam über die Gäste hinweg, spitzte die Ohren und wedelte freudig mit dem Schwanz, ahnte es doch noch nicht von dem bösen Ende, was für ihn kommen würde.


    Mater Juno, Mater Ceres,


    Dico ut vos autiatis suovetauriliae dato


    Te hoc ferto obmovendo
    Bonas preces percor
    Uti sies volens propitia
    Mihi liberisque meis domo
    Familiae que meae macta
    Hoc ferto!”


    Der Priester beugte sich hinab, löste mit seinem schmalen Opferdolch die Wollbinden, die sanft hin abglitten und unter dem Ferkel auf dem Boden zu Ruhen kamen. Wie eine bittersüße Liebkosung strich der Dolch über den Rücken entlang, dann erhob sich der Priester und sah auf den Popa hinab. „Agone?“, fragte der junge Mann atemlos, denn es war sein erstes Opfer, wo er den Helfer darstellen durfte. Der Priester schwieg einen Moment, dann nickte er. „Age!“ Das Messer drang in den Hals des Tieres, genau an der Stelle der Schlagader, das Blut floss über den steinernen Boden des Innenhofes und das Tier sank in die Arme des Popa, der es zur Seite legte und mit einer Bewegung den Bauch aufschlitzte. Seine Hände griffen in den Bauchraum und blutigrot kamen sie wieder zum Vorschein, die dampfende Leber auf eine Schüssel legend, die er dann an den Sacerdos weiter reichte. Dieser spähte auf die frische Leber des Ferkels hinab und wendete zum zweiten Mal das Innere des Tieres vor sich hin und her. Den Rücken hatte er dabei den Gästen zugewandt und seine Augenbrauen zogen sich ein wenig zusammen, denn die Leber war auf der Rückseite unbedeutend dunkler als die Vorderseite, an sich kein Verunreinigung des Organs, aber auch nicht die beste Leber, die ein Tier haben konnte. Unsicherheit, was er verkünden sollte, hatte der Priester indes nicht. Dennoch und weil er noch nie tatsächlich eine göttliche Bestätigung erhalten hatte, sein Glaube und sein Wissen als Priester vermutete nur den göttlichen Willen, drehte sich der Priester um und sprach feierlich. „Litatio!“ Er reichte die Schale an den Popa, wusch seine Fingerspitzen und hob die Hände. Mit erhabener Miene, schließlich musste er das als Priester ausstrahlen, verkündete er:


    „Ligamen conectet, matrimonium statuet!“


    Die Mädchen warfen wieder die Blumen und die junge Frau, die die Braut zum Opferschrein geführt hatte, rief: „Felicitas!“ Medeia lächelte noch mal Plautius an, umschloss mit ihren Fingern seine Hand und wandte sich dann den Gästen zu. Von außerhalb meinte Medeia die kräftige Stimme eines Soldaten zu hören, gepaart mit dem durchdringenden, aber leutseligen Ton eines Horns. Verwundert sah Medeia zu Plautius, womöglich war das eine soldatische Tradition, die sie nicht kannte.

    Die Kleidchen der Mädchen leuchtete im Sonnenlicht wie feines goldenes Gespinst, was durch die göttlichen Finger der Moiren geglitten ist und sich zu einem Geflecht des Schicksals verwoben hat, welchem die Mädchen mit den schwarzen Locken auf dem Haupte voran schritten. Nachdem schon zahlreiche Gäste erschienen waren und auch der Bräutigam im Hof seine Präsenz offenbarte, Olympia hatte alles ausgespäht, war es Zeit für die Braut herein zu treten. Nur wenige Schritte hinter den beiden Mädchen verließ sie das Zimmer und trat mit ihren zierlichen, goldenen Calcei Mulieres hinter den Mädchen auf die Blumenblätter. Schon ihre Hochzeitskleidung zeugte davon, dass Medeia nicht das erste Mal heiratete. Denn ihre lange, aus feiner Seide genähte Tunica war in einem güldenen Ton gehalten, an der Taille mit roten Bändern geschnürt. Doch der traditionelle Flammeum umhüllte ihr Haupt und fiel weich über ihre Schultern und vermischte sich mit den Falten ihres Kleides, verbarg jedoch auch noch zur Gänze ihr Gesicht. Langsam schritt sie hinter den Mädchen her und einer hübschen, blond gelockten jungen Frau, die in eine dunkelblaue Tunica gekleidet blaue Krokusblüten verstreute. Erst vor dem Opferschrein und dem Priester, der sich bei den ersten Gästen in eine wartende und würdevolle Pose gestellt hatte, blieb Medeia stehen und hob langsam den Schleier von ihrem Gesicht.


    Alabasterfarben zeigte sich ihr Antlitz, ihre Lippen waren von einem zarten Rot gefärbt und ihr schlanker Hals war mit einem feinen Netz aus Meeresperlen umwunden, ebenso waren kleine Edelsteinbänder in ihre Haare geflochten, die kunstvoll unter dem Flammeum zu einer aus vielen Zöpfen geflochtenen Frisur sich offenbarten, nur zwei lange Locken wanden sich, gewollt, aus der Frisur und an ihrem Nacken entlang. Ihre Augen erschienen durch die jadegrüne Schminke noch tiefer in ihrer smaragdgrünen Farbe zu leuchten. Diese Augen richteten sich auf Plautius und ihre Lippen wölbten sich zu einem glücklichen Lächeln. Die Menschen um sie herum schienen in dem Augenblick völlig vergessen zu sein und sie schenkte das Lächeln nur ihrem Bräutigam. Tympanon und Kymbala ertönten in einem Crescendo, ertönte noch mal in einem kurzen Sforzato und verstummte als die Worte des Priesters zum Schweigen aufriefen. „Favete Linguis!“ Der Priester zog sich den Zipfel seiner leuchtend weißen Toga über das Haupt und griff in eine Wasserschüssel. Mit einigen Handbewegungen streute er zahlreiche kleine Wassertropfen über die Gäste und dann einige mehr über das Brautpaar, was vor den Stufen des Opferaltars stand.


    Medeia riss sich von Plautius Anblick los und sah nicht nur zu dem Priester, der ihren Schleier hauchzart benässte, sondern auch über die Gäste und wurde blass unter ihrer Schminke, was, den Göttern sei Dank, darum nicht bemerkt werden konnte. Starr sah Medeia in ein grünes Augenpaar, was sie nicht mehr geglaubt hatte jemals wieder zu sehen. Es war als ob die Götter ihr an ihrer eigenen Hochzeit einen Streich spielen wollten. Und ein schrecklicher Verdacht keimte in Medeia auf. Womöglich war Castus in der Fremde gestorben und hier als Toter erschienen. Denn in Mantua sah sie nun mal ständig die Toten ihrer Vergangenheit, aber auch völlig fremde Personen. Erschüttert stand Medeia vor dem Altar und konnte sich nicht rühren, vermochte nichts anderes wahrzunehmen als den Blick jenes Mannes.


    So verpasste Medeia auch die würdevollen Bewegungen des Priesters, der sich umwandte und seine Arme hob. Seine Augen richteten sich auf den Himmel, seine Stimme intonierte tief und volltönend, war er doch das Sprechen vor dem Angesicht der Götter geübt, die Menschen waren da nur sekundär wichtig.


    „Pater Jupiter, Mater Juno, Mater Venus,
    Mater Suadela, Mater Diana


    Mater Iuno
    Dico ut vos autiatis ovi dato”


    Seine Hände sanken hinab und er griff nach den bereit stehenden Schalen, die das erste Opfer enthielten. Das unschuldige Lamm, rein und weiß, dass der Priester am Morgen sorgfältig begutachtet hatte und dann in einer Zeremonie, die dem zweiten Opfer recht ähnlich war, dargebracht hatte. Nur würde er jetzt aus den Eingeweiden lesen und die Zeremonie unterbrechen, sollte er Übles erkennen. Und hier würde er genau schauen, denn der Priester wusste, daß der Bräutigam in den Krieg ziehen würde. Seine Finger griffen zu der kleinen Leber des Tieres. Sorgfältig besah er sich die rotbraune Oberfläche, betastete ihre Konsistenz, dann drehte er die Lebe im Schein der Sonne hin und her, schaute sie sich von Caput bis Cauda an und legte sie zurück in die Schale. Seine blutigen Finger hoben sich und er murmelte ein leises Dankgebet. Dann wandte er sich um.


    „Kein Zorn der Götter liegt über dieser Verbindung, kein Schatten zeugt von schlechter Kunde. Mit Wohlwollen sehen die Götter auf diese Zeremonie.“


    Er neigte den Kopf und die junge Frau, deren Gatte auch zwischen den Gästen stand und seine hübsche Frau stolz betrachtete, ergriff erst Plautius Hand und hob sie in die Höhe, dann nahm sie Medeias Hand, die in dem Moment aus ihrer Starre sich löste und immer noch etwas neben sich das geschehen ließ, und legte diese sanft auf die Hand von Plautius. Die junge Frau trat beiseite, denn jetzt war es an Plautius die Formel seines Willens zu sagen, dann an Medeia, wonach das Opfer folgen konnte.

    Die Sonne erstrahlte in blitzenden Strahlen am Firmament, beleuchtete in schmeichlerischer Liebkosungen die Stadt Mantua, die grünen, von dem Regen feuchten, Wiesen, das Castellum und das Praetorium, dessen Fresken und Mosaike in prachtvollen Farben erstrahlte. Einige Tauben saßen auf dem Dach und gurrten beharrlich, betrachteten mit ihren schwarzen Perlaugen das Treiben im Innenhof, wo die Blüten und Blätter der Pflanzen des Viridarium noch von den zahlreichen Tropfen des nächtlichen Regens glitzerten, schön und anmutig wie klare Perlen. Rote und weiße Blütenblätter lagen auf dem Boden ausgestreut, die Simse des Daches waren mit Rosengirlanden behängt und die samtblauen Vögel vervollständigten das harmonische und festliche Bild mit dem aufgestellten Altar in der Mitte des Innenhofes. Im Stehen vor sich Hindösend wartete dort ein grauhaariger Priester, in weißer Robe, der am Morgen aus der Stadt hochgebracht worden war, ausgiebig in der Küche gefrühstückt hatte und nun auf seinen kurzen Moment während der Zeremonie wartete. Den größten Teil seiner Aufgabe hatte er schon am Morgen vollbracht, das rituelle Schafsopfer von einem reinen, weißen Lamm, was Iuno dargebracht wurde, wenn auch die Gaben noch für die Zeremonie der eigentlichen Hochzeitsformeln bereit standen, das Blut und die Eingeweide. Das Fleisch des Lammes briet bereits auf den Spießen der Culina. Doch noch waren erst die Tauben die ersten Gäste der Hochzeit, der Innenhof noch verlassen….


    …Medeia stand mit angespannter Haltung in einem der Zimmer der Praetoriums, welches ihr Patron ihr zur Verfügung gestellt hatte. Um sie herum wuselten eine neue Sklavin und ihre lang gediente Olympia, die die Launen ihrer Herrin zur Genüge kannte. „Nimm deine kleinen Pfoten von mir!“, zischte Medeia als die neues Sklavin eine Haarnadel in Medeias Locken stecken wollte. Erschrocken trat das junge Mädchen zurück. Olympia schritt heran und meinte leise. „Domina, wenn Du Dich bitte setzen würdest?“ Ungnädig sah Medeia zu der blonden Sklavin, nahm jedoch auf dem Hocker Platz. Olympia beugte sich vor und fing an, die mit Blei vermengte weiße Paste auf Medeias Gesicht aufzutragen und sie hauchdünn auf ihrer Haut zu verteilen. Ihr Kleid lag auf einem Tisch ausgebreitet bereit und es waren nur noch weniger als zwei Stunden bis die Feier beginnen würde. Medeia atmete tief ein und schloss die Augen als sie den Schwamm auf ihrer Stirn spürte. Medeias Unterlippe erzitterte einen Augenblick, dann bildete sich auf der porzellanzarten Schicht der Schminke eine feine Spur einer einzelnen Träne. Olympia verharrte in ihrer Bewegung und sah erstaunt auf ihre Herrin hinab, die sie noch nicht so gesehen hatte. „Domina?“, fragte sie leise. „Mach weiter!“, erwiderte Medeia wütend und hob die Hand, trocknete die eine Träne an ihrer Wange. Beherrsch Dich, Medeia, mahnte sie sich selber an. Überhaupt, was war nur los mit ihr? Schließlich mochte sie zwar Plautius und war ihm sehr zugetan, aber lieben tat sie ihn nicht. Oder etwa doch? Es krampfte sich durchaus etwas in ihr zusammen, wenn sie daran dachte, dass er bald in den Krieg ziehen würde, fern von ihr und ständig in Gefahr. Medeia schloss die Augen und ließ Olympia die grüne Schminke auf ihrem Oberlid auftragen und sich dann ihren Haaren zuwende. Es war schließlich nicht mehr viel Zeit, bis sie bereit sein musste und die Zeremonie begann….


    …erst als alle geladenen Gäste im Innenhof eingetroffen waren. Das eilig in die Wege geleitete Fest war womöglich doch etwas ungewöhnlich, wenn auch weiterhin in traditioneller Form. Es waren in der Hauptsache die Verwandten von ihr aus dem Castellum, aber auch Patrone und deren Verwandtschaft geladen, denn wer konnte schon innerhalb von wenigen Tagen von Rom nach Mantua kommen, außer Menschen mit viel Muse und Zeit für so etwas? In der Mitte des Hofes war ein Altar unter dem goldroten Tüchern eines Baldachins aufgebaut, purpurne und goldene geflochtene Bänder hingen am Rande hinab, Ranken aus blauen Krokussen, dem Symbol der Liebe, und roten Rosen wandten sich um den Altar, bis hinauf zum Dachfirst. Zwei junge Mädchen, kaum sechs Sommer alt, traten in den Innenhof. In ihren Händen trugen sie Körbe mit weißen Rosenblätern, die sie ausstreuten. Die Musik von von Tympanon und Kymbala mischte sich mit der Tibia, der Doppelflöte. Die Türen zu einem angrenzenden Gemach öffneten sich langsam, wohinter der Einzug der Braut beginnen sollte.