Der alexandrinische Sklave trat zu Medeia und kniete sich vor ihr nieder. Lächelnd griff Medeia in die Schüssel, die er ihr hinhielt und nahm sich einen Zweig saftiger blauer Trauben. Selig seufzend lehnte sie sich gegen die Lehne der Kline zurück und genoss den Geschmack der Trauben auf ihren zartrosigen Lippen und in ihrem Mund. Mit halbgeschlossenen Augen betrachtete sie Rufus Tun an ihrem Fuß, der erstaunlich lange dort herummachte. Einige Musikanten fingen an zu spielen, fröhlich und wenig kunstvoll, dafür mitreißend. Immer wieder war lautes Lachen oder das Schmatzen der schmausenden Gladiatoren zu hören. Medeia musterte einen der muskulösen Gladiatoren, der vorbei streifte und sich neben eine dunkelhaarige Frau setzte. Da fiel ein Schatten auf sie. Jemand trat zwischen die Fackel, die ihr den Lichtschein schenkte, und Medeia. Langsam hob Medeia ihren Blick und musterte den Mann, der ihr für einen Moment unerkenntlich erschien. Doch dann fiel Licht auf ihn. Medeia, die erst freundlich gelächelt hatte, erbleichte etwas. Ihr Lächeln erstarb und sie sah Aquilius verblüfft an. Sie brauchte einige Herzschläge um den Schock zu überwinden, doch dann lächelte sie. Nicht ganz so strahlend, als wenn sie einen alten und guten Freund begrüßen würde.
“Aquilius! Das ist ja eine...angenehme Überraschung, Dich in Rom wieder zu treffen.“ Sie sah an Aquilius vorbei und dann bemerkte sie verblüfft Rutger, der ihr schon auf der Vinalia Rustica aufgefallen war. Sie sah zwischen Aquilius und Rutger hin und her, schien jedoch nicht sonderlich überrascht zu sein, dass jene zusammen hier waren. Sie nickte Rutger freundlich zu. „Dann bleibst Du hier in Rom? Oder bist Du nur auf der...Durchreise?“ War da nicht ein Fünkchen Hoffnung heraus zu hören? „Nun...“ setzte Medeia an zu sprechen, doch dann überschlug sich viel. Die Frucht kam geflogen als Medeia gerade Rufus ihren Fuß entziehen wollte. Das Furchtfleisch zerplatzte, Rutger konnte seinen Herren vor der Sauerei bewahren, nur Medeia bekam durchaus noch einiges davon ab. „Äh...“ verblüfft verfolgte Medeia Rutgers Wutausbruch. So bemerkte sie Plautius nicht.
Doch auch Rufus, der hochroten Kopfes aufgesprungen war, folgte dem jungen Germanen. Dieser sprang auf den zuschlagenden Rutger zu. „Aus dem Weg, Mann! Barius, du widerliches Miststück!“ Rufus schlug auf den völlig verdatterten, schon sehr ramponierten Dicken ein. Einige der Gäste wandten sich um und lachten hämisch über den Geschlagenen und feuerten Rufus an. Medeia richtete sich auf der Kline auf und kopfschüttelnd sah sie sich um. Mit ihrem Daumen strich sie sich etwas Fruchtfleisch von der Wange und sah darauf. „Mango?“ Rufus schlug noch mal auf Barius ein, der laut quieckte. “Aufhören! Hiiiiilfe….ich war…es nicht! Auuuuuuu...hiiiiilfe!“ Erst da ließ Rufus ab und richtete sich auf. Er funkelte Rutger wütend an, als ob dieser genauso an dem Wurf Schuld war und wischte sich über seinen Hinterkopf. Fluchend marschierte er davon ohne jemand noch eines Blickes zu würdigen. Der Geschlagene blieb wimmernd und blutend auf der Kline liegen. Aus seiner Nase floß ein wahrer Strom von Blut und voller Angst starrte er zu Rutger hoch.