Beiträge von Artoria Medeia

    Weitere Menschen kamen in das Theater hineingeströmt und verteilten sich über die Praecinctiones, die Korridore zwischen den einzelnen Rangkeilen, auf die Zuschauersitze bis hoch zu der überdachten Galerie, die den Abschluss des Theaters bildete. Zwischen einigen Männern schälte sich Medeia heraus, die langsam an der Orchestra, der halbkreisförmigen Sitzgruppen direkt vor den Bühnen entlang ging. Hier konnten sich die Senatoren setzen, die sogar eigene Zugänge hatten. Medeia wählte einen dieser, ging jedoch an den Sitzen vorbei und auf die Reihen zu, die den Eques vorbehalten waren. Ihr moosgrünes Gewand, mit silbergoldenen Bändern um die Taille gebunden, floss förmlich um sie herum. Ihre Oberarme waren wieder bloß und nur eine schmale, sehr dezente Palla verdeckte einen Hauch von ihren Schultern. Ihre roten Locken hatte sie wieder kunstvoll hochgesteckt, während zwei gewollte Locken aus ihrer Frisur sich um ihren Hals herumschmiegten. Um ihren Hals trug sie eine schmale goldene Kette, deren Anhänger verheißungsvoll in ihrem Ausschnitt halb verborgen lag.


    Ohne zu zögern steuerte sie auf Plautius zu und blieb an seiner Seite stehen. Lächelnd sah sie auf den sitzenden Centurio herunter. „Centurio, einen wunderschönen Abend wünsche ich Dir. Wie schön, dass Du die Zeit gefunden hast, dem Theater bei zu wohnen. Ist der Platz neben Dir vielleicht noch frei?“ Ihre Palla rutschte etwas von ihren Schultern herunter und lagen dann in der Beuge ihrer Arme. Dabei zeigte sich, dass ihr Gewand von zwei schlangenförmigen Spangen aus Silber und mit goldenen Köpfen gehalten wurde.

    Medeia richtete sich etwas auf und sah sich suchend um. „Mein Neffe ist hier?“ Entdecken schien sie ihn jedoch nicht zu können. Wegen der Hitze und der Sonne, die schon auf sie herunterbrannte, zog Medeia ihre Palla über ihre Schultern, dass die Sonne ihr nicht die Haut verbrannte. „Der eigentliche Mithridatesreiter ist ausgefallen. So musste Fulmineus einspringen. Das wird ein harter Kampf für die Römer werden, wenn der Gladiator den Gegner spielt. Ich hörte, Fulmineus ist wie Mactator bis jetzt ungeschlagen. Beide haben wohl oft miteinander in einer Gruppe gekämpft.“ fügte Medeia erklärend an.


    Lächelnd sah Medeia auf die Kugel in Plautius Hand. „Da ich die Gewinne aus den Kugeln bezahle, wäre es ein wenig widersinnig, wenn ich die Missilia annehmen würde, Centurio. Wenn es mir auch eine Freude wäre!“ Pumilus war jedoch nicht so zimperlich. Mit leuchtenden Augen ergriff er die Kugel und schien einen Moment zu überlegen, ob er sie gleich und hier aufmachen sollte. Schnell sah er zu seiner Domina, die wohl nichts dagegen hatte, öffnete sie heimlich, spähte wieder zu Plautius und Medeia und setzte eine betont unbekümmerte und neutrale Miene auf. Medeia sah zu Mithridates, der immer noch fragend ins Publikum sah. „Ich muss gestehen, Centurio, eigentlich mag ich Gladiatorenspiele nicht. Aber ich kann mich dem schlecht entziehen, wenn jene Spiele von mir initiiert wurden. Und wie ist es bei Dir, Centurio? Welcher Teil der Ludi hat Dir am Besten bisher gefallen?“

    Zitat

    Original von Caius Helvetius Tacitus
    Der Aedil überflog das Edikt, kannte er dessen Inhalt doch zugenüge und widemte sich wieder dem Weib und bat sie mit einer Geste doch Platz zu nehmen.


    "Nun, das wundert mich in der Tat, daß es sich hierbei um ein Mißverständnis handeln soll. Denn nach den Ausführungen meiner scribae lagen die Waren eindeutig zum Verkauf da und es handelte sich ja auch um keine geringen Mengen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Auffassungsgabe des kontrollierenden scriba ihn fehlgeleitet hat. Hast Du Beweise für deine Behauptungen ?"


    Medeia neigte den Kopf einen Hauch zur Seite und hörte dem Aedil aufmerksam zu. Etwas verwundert vernahm sie seine Worte, lächelte jedoch unerschütterlich freundlich. Leicht nickend griff sie wieder in ein kleines Täschchen, wo sie auch das Edikt aufbewahrt hatte. "Werter Aedil, dass es sich um keine geringen Mengen handelte, wäre mir neu. Es waren nur einige schon vorbereitete Hähnchen, Brotschnitten und ein wenig Honigwein, die mir geliefert wurden. Außerdem standen die Waren in der Taberna bereit zum Abtransport in meine Casa. Dass sie verkauft werden sollten, war nicht angedacht. Aber vielleicht hilft Dir die Verkaufsquittung weiter, die ich beim Kauf dieser und anderer Waren erhalten habe?"


    Medeia stand auf und reichte Tacitus das Schreiben. Dann setzte sie sich wieder hin. Ruhig strich sie wieder ihr Gewand glatt, hob ihren Blick und sah den Aedil fragend an. "Wie Du vielleicht siehst, habe ich in der Zeit einige Waren erworben. Aber das Versehen ist aufgrund meiner alten Besitzansprüche an der Taberna zu den Mänaden passiert."




    Quittung


    Hiermit bestätige ich, Decimus Artorius Corvinus, den Verkauf von


    350 Kannen Vinum Vesuvio
    200 Traubenstrünken
    30 Amphoren Vinum Vesuvio
    aus dem Weingut Vinea Vesuvio,


    Kostenpunkt: 680 Sesterzen.

    sowie
    24 Stück Fladenbrot mit Käse,
    30 Portionen Huhn a la Fronto,
    sowie 5 Kannen Honigwein
    aus der Taberna zu den Mänaden.


    Kostenpunkt: 305,5 Sesterzen.
    Gesamt: 985,5 Sesterzen.


    für den Eigenverbrauch auf der Familienfeier der Vinalia Rustica.



    [Blockierte Grafik: http://img247.imageshack.us/img247/4624/corvinusoi6.png]

    Rufus führte Medeia auf das Amphitheater zu und in den Kreis der Klinen hinein. Dort blieb er stehen und hob seine rechte Hand, um die Aufmerksamkeit der Männer auf sich zu ziehen. "Gladiatoren, Pack, wie ihr seht, wird euch eine weitere römische Dame heute die Ehre erweisen." Einige der Männer wandten ihren Blick um und hoben ihre Becher und knallten sie wuchtig auf die Tische. Medeia lachte gut gelaunt, nickt dem ein oder anderen Mann durchaus geneigt zu. Rufus tätschelte vertraulich Medeias Hand, die auf seinem Arm lag. "Aber jetzt speisen wir doch erst mal, holde Medeia." Zustimmend nickend, folgte Medeia seiner Führung. Als Medeia und Rufus an einer Kline mit einem grobschlächtigen Gladiator und einer Bewunderin vorbeikamen, packte dieser die Frau, warf sich sie über die Schultern und lief auf das Haupthaus zu. Einige der Gladiatoren lachten zustimmend, widmeten sich jedoch dann wieder den kulinarischen Delikatessen.


    Medeia glitt auf einer der angebotenen Klinen. Rufus setzte sich zu ihren Füßen und lächelte anzüglich. Etwas lasziv hob Medeia ihre Augenbrauen und legte ihre Beine auf die Kline. Ihr Gewand rutschte an dem Schnitt ein wenig zur Seite und enblösste ihre Wade und das untere Drittel ihres Oberschenkels, während sich ihr smaragdgrünes Gewand um ihren Leib schmiegte, wie eine zweite Haut. Auffordernd und mit einem Schmunzeln reckte sie ihre Sandalen in Richtung des Gladiatorenschulleiters. Dieser fasste vorsichtig ihren Knöchel. „Wenn ich darf...?“ Medeia lehnte sich zurück. „Aber sicher doch, hochgeschätzter Rufus!“ Rufus grinste breit und löste vorsichtig die Riemen von Medeias Sandalen und streifte sie von ihren zierlichen Füßen. Rufus nahm Medeias Fuß in seine Hand und fuhr mit seinem Daumen über ihren Fußrücken und ihrem Spann. Bei den Zehen verharrte er, beugte sich nach vorne und küsste ihren Fußrücken. Medeia ließ ihn lächelnd gewähren. Rufus Küsse wanderten über ihren Fuß entlang und an ihren Knöchel hoch und wieder bis zu ihren Zehen, die er ausgiebig umspielte. Erst dann setzte er ihren Fuß vorsichtig ab. „Das wollte ich schon länger tun!“ Medeia lachte leise und ihre roten Locken strichen über ihren zart geschwungenen Hals. „Ich weiß, mein lieber Rufus! Aber Du hast meinen anderen Fuß schmählich vernachlässigt!“ Rufus zog betont zerknirscht seine Augenbrauen hoch. „Wie konnte ich nur?“ erwiderte er und tat dasselbige auch mit Medeias anderem Fuß.


    Draußen vor der Ludus Magnus drängten sich langsam immer mehr Leute zusammen. Einige weitere Frauen betraten die Gladiatorenschule und auch einige Männer, die das nötige Kleingeld zusammen hatten. Pumilus lief derweil an der Sänfte auf und ab. Immer wieder blieb er gaffend stehen als eine große, blonde Frau an ihm vorbei lief. Gequält seufzte Pumilus. Er wusste doch, dass dort drinnen bald jede Hülle fallen würde. Und ER war nicht dabei. Wie grausam! Ah, war das nicht der Centurio? Pumilus winkte ihm fröhlich zu. Er hatte schon bemerkt, dass Medeia dem Centurio freundlicher gegenüberstand. Und da wollte Pumilus vorsichtshalber sich auf gutem Fuße mit jenen Mann stellen. „Salve, Centurio! Auch auf dem Weg zur Feier?“ rief Pumilus quer über die Menschen hinweg.

    Erst als der Kampf gegen die Frauen entschieden war, schaffte es auch Medeia von den Katakomben auf die Zuschauertribünen. Langsam schritt sie an der Balustrade entlang und sah sich suchend um. Ihr kleiner Alllzweckssklave, Pumilus, lief vornweg und rief immer wieder gewichtig. "Platz da, Platz für die Dame! Aus dem Weg, Du kleiner Wicht. Platz da!" Immer noch sah sich Medeia suchend um und zog die helle und mit cremfarbenen Mustern verzierte Palla zurecht. Und es waren die aufmerksamen Augen ihres kleinen Sklavens, der den Gesuchten als Erster ausmachen konnte. "Da, Domina, da hinten!" Ungeniert deutete Pumilus direkt auf Plautius. Medeia gab Pumilus einen sachten Klaps auf den Rücken. "Das ist ungehobelt, Pumilus. Aber trotzdem, gut gemacht!"


    Zielstrebig lief Medeia auf die Plätze zu und trat dann, ihr dunkelrotes Gewand raffend, die Stufen nach oben und direkt auf den Centurio zu. Entschuldigend lächelnd, nickte sie ihm zum Gruß zu. "Salve, Matinius Plautius. Es tut mir leid, daß ich mich ein wenig verspätet habe. Der Leiter des Ludus Magnus, Rufus, hat mich ein wenig aufgehalten. Einer der Schlüsselgladiatoren ist leider ausgefallen." Medeia wandte ihren Blick zu der Arena und sah auf die niedergestreckten Frauen. Dann bemerkte sie auch den Mann, der Gast in ihrer Casa gewesen war, und sie nickte dem Flavier höflich zu, ehe Medeia sich neben Plautius setzte. "Wie ich sehe, hast Du bei der Missilia eine glückliche Hand bewiesen!"

    Der Praeco, Ausrufer und Verkünder, stieg auf dem Forum Romanum auf die Rednerbühne. In seinem Hintergrund war die Curia zu sehen, einige Tauben flatterten von ihren morgendlichen Brotkrumen auf und eine Katze sprang fauchend von der Rednerbühne herunter. Der Mann, heute in grün gekleidet, sah auf seine Tafel und hob seinen Arm, den er kunstvoll mal nach rechts schwenkte, dann nach oben oder den Finger bedeutungsvoll gen Boden stieß.


    „Volk von Rom! Bürger, höret mich an. Heute Abend findet das erste Theaterstück der Ludi Romani an. Eine bewegende Tragödie wird euren staunenden Augen vorgeführt werden. Das Schicksal des König Oedipus werdet ihr heute Abend im Marcellustheater erfahren. Kommt und lasst Euch unterhalten!


    Höret, höret, das Theaterstück ‚Oedipus’ wird heute im Marcellustheater aufgeführt!“


    Auch an anderen Stellen wurde dies verkündigt, so dass möglichst viele von dem Stück erfuhren.



    Die Tore öffnen sich!


    Im Norden Roms und in der Nähe des Forums Holitorum, dem Gemüsemarkt, doch nicht allzu weit weg von den anderen Veranstaltungsorten, öffnete ein weiteres Theater seine Pforten. Sklaven schlossen die Tore zum Marcellustheater auf und ließen die ersten Gäste hinein. Man könnte meinen die Theaterstücke wären bei der breiten Masse nicht so beliebt, wie die Spektakel der Gladiatorenkämpfe, die Aufregungen der Tierhatzen oder die Begeisterung der Wagenrennen. Auf den großen Teil traf es zwar zu, doch auch das Theater war in Rom beliebt. So hatten auch hier sich schon einige Besucher versammelt, die in das große Amphitheater schritten, welches noch nicht mal 100 Jahre alt war und dem Neffen des Augustus gewidmet und dem Gott der Künste, Apollo, geweiht war. Wie immer wurden die ersten Reihen für die Prominenz und die reiche Schicht frei gehalten. Diese Reihen waren auch mit Kissen belegt, damit jene priviligierten Gäste bequemer sitzen konnten. Die ärmeren und einfacheren Römer und Ausländer mussten sich mit den hinteren Reihen begnügen. Doch auch sie würden die Theatervorstellung hautnah mitverfolgen können und selbst die hinterste Reihe würde flüsternde Worte noch verstehen können.


    Der Dramatiker Bubalus, der das Theaterstück immer und immer wieder mit den Schauspielern eingeübt hatte, schlich aufgeregt in das Theater hinein. Seine Schritte lenkten ihn auf die vorderen Reihen zu, wo ein Platz für ihn reserviert war. Blass und nervös strich er sich immer wieder über seine spärlichen Haare, als ein vornehmer Römer ihn ansprach. „Salve, Bubalus. Als ich hörte, dass Du das Stück aufführst, bin ich natürlich gleich hierher geeilt. Aber sag, welches Stück war es noch mal? Die Antigone oder der Oedipus?“ Bubalus blieb stehen, lächelte dünn und neigte kurz das Haupt. „Werter Aurentius, was für eine Ehre, dass Du meinem Stück beiwohnen wirst. Es wird der Oedipus sein, ganz frei nach griechischem Vorbild!“ Aurentius, seine Gattin an der Seite, lächelte erfreut. „Sehr schön, dann hoffe ich, beginnt die Vorstellung bald?“ Der Dramatiker nickte eifrig. „Aber natürlich, sobald noch einige weitere Zuschauer eingetroffen sind!“ Weitere Besucher kamen durch die Pforten und suchten die besten Plätze vorne zu ergattern...


    Der Kampf der Zwerge


    Das gute dutzend Zwerge, laut brüllend und somit wie eine kleine Horde wirkend, brandete gegen die vereinzelnd stehenden Frauen. Diese hoben zwar ihre Kurzschwerter, doch an ihren unbeholfenen Bewegungen war schnell zu erkennen, dass sie nicht sonderlich geübt waren. Die Axt des ersten Zwerges bohrte sich in den Brustkorb einer schlanken, schon fast mageren, afrikanischen Sklavin. Blut spritzte auf den sauberen Sand. Ein gellender Schrei ertönte, wurde doch gleich von den Massen der jubelnden und grölenden Zuschauer weggerissen. Die Zwerge bildeten um die Frauen einen tödlichen Kreis. Als die Sklavinnen ihrer aussichtslosen Lage bewusst wurden, wandten sie sich zum Kampf um. Verzweiflung stand in ihren Gesichtern geschrieben. Einer der Frauen ließ sogar ihr Kurzschwert fallen und sank auf die Knie. Schluchzend schlug sie ihre Hände vors Gesicht als im nächsten Moment ein Schwert durch ihren Brustkorb drang. Ehe sie auf den Boden fiel, verließ sie schon die diesseitige Welt. Eine Frau nach der Anderen wurde niedergemacht.


    Zwei Frauen entkamen jedoch der Falle der kleinen Männer. Mehrere Zwerge rannten hinter ihnen her und an den Rand der Arena. Einer der fliehenden Frauen, eine dunkelhaarige Schönheit, sprang behände nach oben und griff nach einem Mauervorsprung. Die andere Frau wurde von den nachkommenden Zwergen eingeholt. Ein Kleinwüchsiger grub der Frau seine Axt tief in den Rücken. Das Blut der niedergeschlachteten Frau hinterließ eine breite Spur in dem Gesicht des Mannes. Überlegen grinsend näherten sich die Zwerge der Frau, die versuchte weiter an der Mauer hoch zu klettern. Als die Männer nach ihr schlugen, zog sie schnell ihre Beine an. So blieb sie außerhalb ihrer Reichweiter. Hilfesuchend starrte die Frau nach oben. Sie formte ein lateinisches Wort mit ihren Lippen. Es könnte Succursus- Hilfe heißen. Doch das Gebrüll und die aufpeitschenden Rufe übertönten ihren Hilferuf. Verzweifelt sah sie direkt zu einem der Zuschauer einige Meter über ihr, in der letzten Hoffnung noch hochgezogen zu werden. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus.


    Just in den Moment wickelte sie die Peitsche eines Aufpassers am Rand um ihren Hals. Erschrocken keuchte die Frau auf und wurde von der Mauer heruntergerissen. Hart landete sie auf den Boden. Mit Schmerz ins Gesicht geschrieben rollte sie sich vom Boden auf ehe die Zwerge herankamen. Schnell bückte sie sich nach dem Kurzschwert. An ihrer Flucht gehindert, reagierte sie wie eine Tigerin, die in die Ecke gedrängt wurde. Entschlossen sah sie den Zwergen entgegen. Als der Erste an sie heransprang, wirbelte sie zur Seite, holte aus und versenkte elegant und mit Kraft ihr Kurzschwert in seiner Schulter. Der Mann, überrascht von der Entschlossenheit der Frau, taumelte weiter. Doch mehrere Andere kamen heran. Und wahrlich, die Frau kämpfte wie eine Tigerin, nein wie eine Löwin. Zwei der Männer übergab sie Plutos Boten ehe immer mehr Schnittwunden und Verletzungen sie auf die Knie zwangen.


    Auf der anderen Seite hob sich das Gitter wieder und ein Ross galoppierte nach draußen. Auf seinem Rücken saß ein bulliger Mann, breitschultrig, mit Leder gepanzert und einer Kopfbedeckung aus einem fellbedeckten Hyänenschädel gemacht, der Gladiator Fulmineus. Über den Sand der Arena kam er direkt auf die Zwerge am Rand zu. Laut brüllte er und die Zwerge verharrten- in dem Moment des Todesstoßes. Der Reiter, der wohl Mithridates darstellen soll, aufgrund der goldenen Prachtkette um seinen Hals, riss einen leicht krumm geformten Säbel aus seiner Scheide und hielt ihn gen Himmel. Tänzelnden Trabes ritt er die Arena auf und ab und sah fragend zum Publikum. Sollte die Frau sterben oder durfte sie weiterleben?


    Auf den Rängen


    „Tafeln, schöne große Tafeln mit der Unterschrift des Mactator, des Gorgoneus oder des Fulmineus. Ein Sesterz das Stück, nur sagenhafte ein Sester!“ Eine dicke Frau mit einem Tuch um ihren Kopf gebunden drängte sich durch die Massen von Menschen. „Und heute im Angebot, Tafeln mit einem kleinen Bildnis von Mactator, nur 3...sagenhafte 3 Sesterzen das Stück.“ Lockend winkte die Frau mit den Bruchsteintafeln und verkaufte prompt eins an eine junge Frau, die seufzend das strichhafte Bildnis des großen Mactator betrachtete. „Tafeln mit Unterschriften...nur 1 Sesterze. Nur heute und hier!“


    Die Tabulae gingen weg wie warme Semmeln als die Frau die Ränge entlang lief. Besonders viele weibliche Anhänger, aber auch einige Männer ließen sich das nicht entgehen. Und schon der nächste Verkäufer wollte die Gunst der Stunde nutzen und lief mit seinem kleinen Bauchladen an den Menschen vorbei. „Statuen der Gladiatoren, zusammen nur 10 Sesterzen. Einzeln 1 Sesterze. Bemalte Holzstatuen der Gladiatoren, heute ganz besonders günstig.“ Und noch ein Dritter wollte sich das Geschäft des Jahres nicht entgehen lassen. „Kissen, weiche Kissen, gefüllt mit weichem Stroh. Kissen für das wunde Gesäss. Jedes Kissen nur 2 Sesterze!“ Zwischen all den Verkäufern liefen kleine Jungs entlang, die große Amphoren oder Holzbretter mit einfachen Bechern trugen. Eifrig schenkten die kleinen Jungs den Wein kostenlos an die Zuschauer aus. Selbst wenn es nur einfacher Landwein war und doch auch verwässert, so war er doch erfrischend für den heißen Tag.

    Gut gelaunt und heiterer Stimmung, schließlich musste Medeia hier das Fest nicht organisieren, sondern sie war nur als Gast hier, trat sie näher an die Casa heran. Dementsprechend wohlgefällig und lächelnd grüßte sie den Gastgeber und Bräutigam. „Salve, werter Annaeus. Ich danke Dir sehr, für Deine freundliche Einladung. Ich freue mich immer sehr, auf Hochzeiten eingeladen zu sein. Sie sind doch immer solch freudige Ereignisse!“ Der nächste Gast kam und die Vorstellung natürlich auch. Medeia nickte Florus dankbar zu, wenn die Vorstellung auch unnötig war. „Salve, Purgitius. Wie ich sehe, genießt Du wirklich das zivile Leben aus vollen Zügen.“ Schon ein weiterer "Gast" nahte. Auch der wurde vorgestellt und Medeia musste erneut schmunzeln. Sie unterdrückte ein leises, freundliches Lachen und nickte Metellus zu. „Salve, Civis Annaeus Metellus. Mir scheint es, dass die Parzen in letzter Zeit unsere Lebensfäden auf seltsame Weise überkreuzen. Erst als Du noch Vigil warst, dann auf der Rostra und nun auf dieser Hochzeit. Rom ist wahrlich keine große Stadt, müsste man da denken!“ Medeia sah zu Corvinus, musterte kurz seine Toga und zufrieden mit dem Ergebnis, fast als wären die Beiden verheiratet, wandte sie sich wieder den Anderen zu.

    Gerade als das Opfer beendet wurde und das erlösende Litatio durch den Innenhof schallte, trat Medeia, jetzt in Begleitung mit Plautius, vom Garten kommend wieder in den Innenhof. Mit einem Blick erfasste Medeia den Stand der Dinge. Höflich sah sie zu Plautius, verzichtete doch im Moment auf ein Lächeln. „Wenn Du kurz verzeihst?“ Sie löste sich von dem Centurio und schritt auf den Brunnen zu. Mit einem Lächeln streifte ihr Blick noch mal den jungen Germanen. Vor dem Brunnen drehte sich Medeia um. Im Hintergrund packten einige Sklaven das tote Tier und trugen es von der Bühne. Vor dem vorderen Teil der Bühne wurde ein Tuch herunter gelassen, damit die Gäste von den dortigen Reinigungsarbeiten nichts mitbekamen. „Werte Gäste! Da das Opfer so glücklich für uns verlaufen ist und somit Iuppiter auch dem Fest wohlwollend gegenüberstehen wird, möchte ich Euch nun alle zum Vorspeise laden. Nehmt Platz, speist und genießt die Unterhaltung dabei! Auch möchte ich unseren Weinkönig bitten, zu verkündigen wie wir unseren Wein am heutigen Abend zu uns nehmen werden! Möge er seines Amtes walten!“ Lächelnd sah sie zu Vitamalacus und neigte leicht den Kopf.


    Sklaven und Sklavinnen knieten sich mit blütenübersäten und wassergefüllten Schüsseln neben die Klinen, um den Gästen die Füße mit wohlduftenden Ölen und Wasser zu reinigen. Auch Schalen mit kühlem Wasser wurden dargebracht, damit auch die Hände sauber nach den Vorspeisen greifen konnten. Wie auf einem geheimen Zeichen wurden die ersten Speisen aufgetragen. Auf großen Platten kamen viele Eier heran, doch waren es nicht nur Hühnereier. Wachteleier, Taubeneier, Amseleier, Gänseeier und andere Vogeleier wurden den Gästen angeboten. Sogar an jeder Klinengruppe wurden Straußeneier herangebracht, die in gleich großen Viertel geteilt waren. Die Eier waren bemalt, mit feinen gefärbten Gewürzen bestreut, mit Fischeiern, Fleisch-, Fisch oder Gemüsecreme gefüllt und auf höchst dekorative Weise dargeboten. Dazu gab es natürlich verschiedene Gemüsesorten, Käse, Oliven, Weintrauben, die bei jedem Gang nicht fehlen durften, und Brot.


    Eine Sklavin trat auf Rutger zu. Ihre blonden Haare fielen sorgfältig geflochten über ihren Rücken herunter und ihre dunkelblaue Sklaventunika betonte ihre blauen Augen vortrefflich. Höflich lächelnd sah sie ihn kurz an, ehe sie wieder den Blick senkte. „Verzeih, Herr, aber wenn Du vielleicht einen anderen Platz als den Brunnen suchen würdest? Es wird dort gleich kein Wasser mehr fließen!“ Und in der Tat versiegte der Wasserfluss, das Bassin trocknete schnell aus. Doch wieder geheimnisvoll sprudelte plötzlich rote Flüssigkeit aus der Amphore der Statue und Wein ergoss sich in den, mit Marmor ausgekleideten, Brunnen. Sklaven kamen herbei und schöpften direkt dort den Wein heraus.

    Die blauen Blüten des Blauregens schwankten im lauen Abendwind ein wenig hin und her und streiften auch die Locken von Medeia, die sich in dem Moment wieder Plautius zuwandte. Als er auf sie zutrat, wich sie ihm weder aus, noch machte sie einen Schritt zurück. So standen beide recht nahe. Auch ihre Augen wandte sie nicht ab. Das höfliche Lächeln verschwand wieder von ihrem Gesicht. Doch ihre Miene blieb eher ausdruckslos und ihre Fassade wieder unberührt. Doch dass die Worte von Plautius sie verwundert, erstaunte, manchmal sogar etwas verlegen machte, konnte man an vielen kleinen, fast unbedeutenden Zeichen erkennen. Ihre Augen weiteten sich ein wenig, ihre Pupillen vergrößerten sich, ihre Lippen wichen für einen Bruchteil eines Fingers auseinander oder ihre Nasenflügel zuckten mal ganz leicht. Doch zu einer weiteren Reaktion konnte Plautius Medeia nicht hinreißen. Selbst ein Lächeln bei den Komplimenten erschien nicht um ihre Lippen.


    Stattdessen musterte Medeia Plautius prüfend. Sie hob ihr Kinn ein wenig und sah zu Plautius hoch. Dabei waren ihre grünen Augen fest auf Plautius gerichtet. Sie unterbrach Plautius nicht, noch machte sie Anstalten zu sprechen. Erst als er sich abwandte und ihr den Arm anbot, blieb Medeia noch stehen. Sie wartete ruhig, ließ ihn für einen Moment warten. Nun sah sie auch von Plautius weg und sah auf die blauen Blüten um sie herum. Ein spöttisches Lächeln umspielte Medeias Lippen ehe sie das wieder unterdrückte. Einziges Zugeständnis an dem, was durch sie bewegte. „Werter Centurio, Deine Worte sprechen von einer Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, die Männer selten besitzen. Auch Dein Wort rechne ich Dir hoch an. Doch da Du schon einiges gehört hast, will ich Dir einige weitere ehrliche Worte darbieten.“ Medeia sah ganz langsam zu Plautius. „Du irrst! Ein Mann, und das bist Du nun mal, kann und wird in mir kaum lesen können wie in einer Schriftrolle. Du ahnst in keinster Weise, was in mir vorgeht oder was ich denke.“ Sie lächelte schmal, ihre Augen funkelten amüsiert.


    „Deine Hilfe, die Du mir anbieten möchtest, ehrt Dich genauso. Aber wenn Du wirklich in mir lesen könntest, wüsstest Du, dass ich keine Hilfe brauche. Ich bin in meinem Leben immer ohne Unterstützung anderer ausgekommen. Im Gegenteil, selbst meinen Mann habe ich immer mit durchbringen müssen. Meinen Patron habe ich und werde ich auch nie um etwas bitten und ich glaube kaum, dass ich dies noch ändern werde.“ Ein wenig stolz hob Medeia wieder ihr Haupt. Schließlich nickte sie langsam und ergriff den dargebotenen Arm. „Aber auf die Spiele begleite ich Dich trotzdem gerne, Centurio. Mir scheint es, dass Du ein interessanter Mann bist. Eine solche Gesellschaft möchte ich mir nicht entgehen lassen. Aber gehen wir doch lieber hinein, denn das Opfer ist wahrscheinlich schon vorbei.“ So strebte Medeia wieder hinein.

    Erbost in ihrem Streit gestört zu werden, drehte sich die geifernde Frau wütend um. Ihre Fäuste hatte sie in ihre Taille gestemmt und sah sich suchend nach dem Störenfried um. Schon wollte sie loszetern. Ihr Mann, der jedoch wohl etwas geistesgegenwärtiger war, erblasste bei dem Blick des Purpurstreifens an Macers Toga. „Bitte, was sa...?“ Der gescholtene Ehemann zupfte schnell an dem Gewand seiner Gattin, die irritiert in seine Richtung sah. In einer kläglich dezenten Gestik deutete der Mann auf Macers Toga. Einige weitere Römer versammelten sich und gafften.


    Medeia lächelte über Macers Reaktion, neigte leicht den Kopf und trat zur Seite. Der Ehemann reagierte schließlich wieder etwas geistesgegenwärtiger als seine Frau, die verwirrt von Macer zu Medeia sah. „Meine Frau hat jemand anders gemeint. Verzeih bitte, werter Senator...ähm...Vale!“ Verlegen nickend sah er kurz zu Medeia und packte seine Frau an der Hand. Völlig den Boden ihrer Streitlust verlierend, ließ sich die Frau mitziehen. Ein älterer Römer lachte. „Siehste? Du schuldest mir 20!“ Ein anderer Römer schüttelte energisch den Kopf. „Nein, wirklich gesiegt hat der Mann nicht. Eher der Senator und auf den hat keiner von uns gewettet!“ Ein Dritter mischte sich ein. „Passt lieber auf, Glücksspiel ist doch seit neustem verboten!“ Der Erstere lachte. „Nicht in Rom, Amicus. Aber lasst uns zu den Thermen gehen. Hier ist wohl alles vorbei! Vale Senator!“ verabschiedete sich auch jener Mann und die Schaulustigen zerstreuten sich ein wenig.


    Medeia sah dem sich wieder leise streitenden Ehepaar hinter her und trat dann auf Macer zu. „Das war sehr freundlich von Dir, werter Purgitius. Ich glaube, die Frau hätte wohl alles zum Anlass genommen, einen Streit mit ihrem Mann, was er wohl ist, anzufangen. Nun, wer so etwas nötig hat!“ Medeia schmunzelte, da sie von solchen Menschen nicht viel hielt. „Gehen wir doch weiter!“ Nachdenklich runzelte Medeia kurz die Stirn. „Wir wurden leider unterbrochen. Die Frau hat meinen Gedankenfaden auch vollends zerrissen. Wo waren wir stehen geblieben?“

    Belasa Katzenkrallen wollten gerade wieder ausfahren als Scintilla zu ihrem wortreichen Gegenschlag ausholte. Ein amüsierter, etwas mitleidiger Blick erschien auf ihrem Gesicht. „So, eine Tänzerin?“ Aus ihrem Mund klang das wirklich wie eine Beleidigung. Abschätzig gesprochen, etwas herabwürdigend und mit einer gelangweilter Körpersprache untermalt. Gerade wollte sie sich erneut ihrer Eroberung, wie sie schon hoffte, zuwenden als das Fiasko ihres Abends passierte. Aus den Augenwinkeln konnte die schöne Belasa noch sehen, wie das Tablett rutschte, der Becher flog und der Wein ergoss sich über ihr kostbares Gewand. Sprachlos öffnete sie den Mund und starrte erschrocken auf ihr nasses Gewand. Ihr erster Impuls war loszukeifern. Doch die Anwesenheit von Crassus hinderte sie daran. So holte sie nur tief Luft...und ließ den Atem wieder entweichen. Da Crassus es schon übernahm, den Sklaven herunter zu putzen, schwieg Belasa und musterte missmutig ihren koischen Stoff. Das Opfer nahte und sie konnte unmöglich damit stehen bleiben. Geschmeidig wie eine Katze trat sie einen Schritt an Crassus heran. „Verzeih, ich muss mich kurzzeitig zurückziehen. Aber vielleicht sehen wir uns bald wieder!“ Gekonnt bot sie sich dar, so dass ihr nasses Gewand eher vorteilhaft ihre wohlgerundete Figur betonte. Ihre Augen funkelten verheißungsvoll und sie lächelte sinnlich. Dann wandte sie sich ab, warf Scintilla einen tödlichen Blick zu und ließ sich von dem zerknirschten Sklaven nach hinten führen.



    Der erste Kampf- Die Schlacht gegen orientalischen Barbaren: Teil 1


    Akrobaten und Schausteller traten auf, während die Loskugeln in die Menge geworfen wurden. Somit wurden all jene abgelenkt, die keine der begehrten Loskugeln ergattern konnten oder die, die darin nur gähnende Leere vorfanden, aber keinen Gewinn. Einige aus den Zuschauern sprangen jubelnd auf als sie einen der vielen Gewinne darin entdeckten, an manchen Stellen wurde immer noch um die Kugeln geprügelt. Die restlichen Ränge füllten sich weiter mit letzten Nachzüglern. Auch allerlei Prominenz traf noch auf der Cavea ein. Doch die Kaiserloge war noch leer.


    Trotzdem hielt es den dicken Mann, Lucius Vitellus, nicht ab, die große Tribüne zu ersteigen. Er erklomm einen kleinen Vorsprung, raffte seine Toga und winkte den dunkelhäutigen Posaunenspielern zu. Diese bliesen die Posaunen und deren Ton dröhnte tief über den Platz. Vitellus hob seinen dicken Arm und gebot der Menge noch mal zusätzlich zu schweigen. Seine tief dröhnende Stimme hallte wie ein mächtiges Organ über das flavische Amphitheater.


    „Volk von Rom! Seid willkommen zu den Ludi Romani und dem ersten Tag der Gladiatorenspiele. Noch bis zum Ende der Ludi Romani werdet ihr unzählige Kämpfe sehen, Schlachten und dann einen fulminanten Höhepunkt. Schaut und staunt!“


    Selbst die hinteren Tribünen erreichte seine Stimme noch, wenn auch nicht von allen gehört, die sich immer noch um die letzten Kugeln stritten. Doch immer mehr Augenpaare wandten sich dem Praeco, Herold und Ausrufer, zu. Dieser schien das durchaus zu genießen und sprach zufrieden weiter.


    „Und nun seht, wie das römische Reich erneut triumphieren wird, im Kampf gegen den König von Pontus. Bithynien, ein Königreich in seiner Nachbarschaft, gehörte in jener Zeit schon dem römischen Imperium an, wenn auch noch bewohnt von Barbaren, so waren sie doch Freunde der Römer. Der ruchlose und ehrlose Mithridates jedoch brach erneut den großzügigen römischen Friedensvertrag und fiel in das Land der Bithynier ein, schlachtete wehrlose Frauen und Männer ab. Doch wir Römer schlugen zurück. Der Zorn der Römer war unbeschreiblich. Doch seht selber....“


    Rasselnd hoben sich die Gitter der Zugänge zur Arena. Aus den Ausgängen strömte ein dutzend Frauen, Sklavinnen aus Afrika und Asien, auf den sandigen Platz. In ihren Händen trugen die Frauen Kurzschwerter und um ihre Hüften Lendenschurze aus Fellen. Ansonsten waren sie nackt und ihre Haut glänzte ölig. Die Frauen verteilten sich schnell in der Arena. Auf der anderen Seite öffnete sich ein Tor und eine ganze Armee von Zwergen marschierte herein. Unter grölendem Gelächter der Zuschauer traten die Männer, mit den kleinen Gliedmaßen und übergroßen Köpfe, auf den Sand. Sie trugen Felle von orientalischen Raubtieren, hauptsächlich Hyänen, und ihre Gesichter waren grotesk bemalt. Die ersten Zwerge klopften mit ihren Knüppeln, Schwertern und Äxten gegen ihre mit Fellen umwickelten Schilde. Dann rannten sie schreiend los und auf die Frauen zu, die zu ihnen herumwirbelten....

    Natürlich hatte Medeia es genutzt, dass sie Mitausrichter der Spiele war. So musste sie nicht wie die vielen Tausend andere Zuschauer den langen Weg durch die Menge nehmen, sondern sie kam über einen kleinen Nebeneingang des Amphitheaters und durch die unterirdischen Katakomben direkt auf die unteren Ränge. Medeia schritt mit einem leichten Kopfnicken an den vielen Ordnern vorbei und unter das große Sonnensegel. Gut gelaunt, die gröbste Arbeit war ja erledigt und die vielen kleinen Helfer würden jetzt über das Gelingen oder Misslingen der Spiele entscheiden, nahm sie dort Platz. Gespannt und etwas angespannt wartete sie ab und verfolgte schließlich den Einzug der Wölfe.


    Als dann der Hirsch hereinkam, setzte sich Medeia ein wenig mehr auf und spähte auf ihn herunter. Bewundernd betrachtete sie den eleganten Gang jenes Tieres und ihre Sympathien waren eindeutig für jenen, der sich gegen die Wölfe erwehren musste. Eigentlich nicht zimperlich, erschauderte Medeia dann doch beim dem markdurchdringenden Heulen des Leitwolfes. Gebannt biss sich Medeia leicht in die Unterlippe und sah schließlich auf die Obsttüte, die seltsamerweise in ihre Hände gelangt war. Nachdenklich griff sie nach einem Granatapfelstück und fing an einige der Kerne herauszuarbeiten. Erst als der Hirsch erlegt war, hob sie wieder ihren Blick und spähte in die Arena. Suchend sah sie nach den Barbaren und musterte sie. Einige der Granatapfelkerne kauend, sah sie stumm auf den Platz. Zwischendrin sah sich Medeia jedoch auch nach einigen der Zuschauer um sie herum um, suchend ob nicht jemand bekanntes darunter war.



    Erster Auftakt: Missilia- die Losgewinne!


    Eine einsame Taube flog am Himmelsdach von Rom entlang. Langsam segelte sie über den idyllischen Palast, über das doch erstaunlich leere Forum Romanum hinweg und dann über das Colosseum. Verschreckt flatterte sie schnell weiter. Denn inzwischen hatte sich das Colosseum noch sehr viel mehr gefüllt. Tausende von Römer hatten sich an jenem Tage eingefunden. Der Boden bebte unter ihren Füßen. Auch Cantus, ein einfacher Römer, Maurer von Beruf, und heute einer der Ludibesucher. Glück für Cantus, der sich weit unten einen Platz ergattern konnte. Gut gelaunt und einer der vielen freien Weinbecher ergatternd, spähte er auf die Arena. Die Sonne strahlte auf den Sandplatz, der mit Malachitsplittern und Mennigepulver bestreut war. Tief grün und tief rot bildeten das Pulver und die Splitter Muster auf dem Sand. Direkt an den Wänden unter den Tribünen standen muskulöse Männer, die Peitschen in den Händen hielten. Sie würden dafür sorgen, dass die Gladiatoren auch kämpften und nicht zaghaft umeinander schlichen. Zwar waren noch nicht alle der mehreren zehntausend Römer, die in das Colosseum passten auf ihren Rängen angekommen, doch schon waren die ersten Posaunensignale zu hören. Pauken dröhnten, dumpf schallten die Tuben.


    Beim Paukenschlag traten sieben Herolde auf den Sand der Arena. Ihre leuchtend roten Umhänge flatterten hinter ihnen her als sie würdevoll auf den Platz kamen. Ihre Helmbüschel schwankten bei jedem Schritt. Auf ihren Schultern trugen sie goldene Schalen. In den Schalen lagen große, weiße Kugeln. Die Masse der Römer, die diese erspähten, jubelten laut auf. Denn es hatte sich herum gesprochen, dass die alte Gewohnheit der Kaiser wieder aufgenommen wurde. Die Loskugeln sollten in die Menge geworfen werden. In einigen dieser Kugeln würde eine Missilia stecken, ein Preis. Cantus sprang begeistert auf und streckte die Hände nach vorne. Seinem Nachbarmann nickte er zu. „Hast Du gehört? Es sollen dieses Mal Pferde, Togen, Schmuck und Gewänder verschenkt werden. Oh, hoffentlich bekomme ich das Pferd!“ berichtete Cantus seinem völlig desinteressierten Nachbarn. „Hier, hier! Werft hierher...!“ Der erste Herold griff eine Missilia und warf sie auf die Tribünen hoch. Auch die anderen Herolde folgten seinem Beispiel.


    In wenigen Sekunden hatten sich über den Herolden kleine Hexenkessel gebildet. Männer und Frauen streckten ihre Hände aus, wollten sie doch einer der Kugeln erwischen. Menschen wurden über die Tribünen gestoßen, geprügelt und manchmal sogar zertrampelt. Alles in der Hoffnung eine Kugel zu fangen. Auch Cantus hatte eine erwischt. Gierig umschloss er die Kugel und bemühte sich, dass sie ihm nicht entrissen wurden. Denn in den Kugeln steckten die Losgewinne....




    Sim-Off:

    Und jeder, der hier an den Gladiatorenspiele als Zuschauer teilnimmt, kann ebenfalls das Glück haben, etwas zu gewinnen. Schickt mir bitte innerhalb der nächsten Tage eine Nummer zwischen 1 und 100. Die Gewinne sind auf Nummern verteilt und wer am Nächsten dran kommt, wird den Gewinn einstreichen dürfen. Viel Glück :)

    Medeias Augen weiteten sich ein wenig als Plautius aus dem Schatten hervortrat. Unmerklich und etwas erschrocken zuckte sie leicht zusammen, versuchte jedoch schnell ihre Fassung wieder zu gewinnen. Der raubtierhafte Blick des Centurios ließ jedoch einen Riss ihrer sonst makellosen Fassade entstehen. Unbehaglich wich Medeia seinem Blick aus und presste die Lippen aufeinander. Erst als Plautius sprach, hob Medeia wieder ihre Augen und sah ihm ins Gesicht. Ernst und von der Feierlaune völlig befreit hörte sie ihm zu. Einige Herzschläge vergingen und in Medeias Augen spiegelten sich verschiedene Gefühle wieder, von Zorn bis hin zu Angst und Entsetzen. Mühsam kontrollietre Medeia ihre Miene, damit jene Gefühle sich nicht offen auf ihrem Gesicht zeigten. Schon wollte Medeia ansetzen zum sprechen, öffnete leicht ihren Mund, sagte dann jedoch kein Wort.


    Schließlich gelang es Medeia doch. Ihre Fassade wurde schneller aufgebaut als ein Maurer eine Wand hochziehen konnte. Ihr Atem wurde ruhiger und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Ihre Augen erreichte es jedoch nicht. „Das freut mich natürlich. Der Garten ist auch einer meiner liebsten Plätze im Haus. Dann hoffe ich, hast Du genug Ruhe hier gefunden? Dann gehen wir doch vielleicht zum Fest zurück?“ Medeia wandte sich halb um und sah Plautius fragend an.

    Der Wind spielte mit Medeias Locken als sie an den Säulen vorbeiging, deren Schatten sie immer wieder zu verschlucken schien. Gerade wollte sie in das Haus treten als das laute Maunzen der Katzen durch den Garten schallte. Abrupt blieb Medeia stehen und wandte sich schnell um. Die Katze lief fauchend und mit aufgeplustertem Schwanz an Medeia vorbei. Schnell schritt Medeia wieder den Gang zurück. Ihre Miene war eisig und sie schien mit ihrer Beherrschung zu ringen. Denn immerhin waren gerade einige pikante Details ihres Lebens ausgeplaudert worden. Ihre Augen versuchten die dunklen Schatten zu durchdringen und mit dem wenigen, spärlichen Licht die Kontur eines Mannes genauer zu erkennen. Medeia presste ihre Lippen aufeinander und holte tief Luft, um ihre Stimme unter Kontrolle zu bringen. Nach einem Herzschlag lächelte sie kühl.


    „Hast Du Dich verlaufen?“ Medeia wusste immer noch nicht, wer dort stand und ob er, oder sie, das Gespräch mitverfolgt hatte. Hinter ihr rankte blauer Regen an einer der Säulen nach oben und reichte mit verschlungenen, hölzernern Strängen über das Dach des Säulenganges hinweg. Blaue Blüten hingen in einer späten Herbstblüte an den zarten Blättern herunter und einige der Blüten streifte Medeias Stola. Die Katze war mittlerweile auch nicht mehr zu sehen.