Beiträge von Artoria Medeia

    Klatsch! Klatsch! Pumilus bekam davon erst nichts mit. Sein Geist weilte jenseits von Gut und Böse und in völliger Freiheit. Doch das Klatschen holte ihn langsam zurück. Gefällt, mit ausgestreckten Gliedmaßen, hing er schlaff an Avitus Armen, der ihn rüttelte. "Ooolyympiaaa!" murmelte Pumilus sehnsüchtig. "Ich hatte...einen schlimmen Traum, Goldlöckchen!" Jämmerlich öffnete Pumilus seine Augen und sah trübe zu Avitus hoch. Nur langsam erkannte er seinen Herren wieder und erschrack gar fürchterlich. "IieeK!" entfleuchte ihm prompt. Seine Augen weiteten sich und sahen sich hastig nach einem Fluchtweg um. Vielleicht hatte die kleine Maus noch Platz bei sich für ihn? "Oh Dominus, verzeih einem alten Wicht wie mir..." hauchte Pumilus. Gewitzt war er durchaus und somit passte sich der kleine Sklave schnell den Erfordernissen an, um noch der Prügelstrafe oder gar dem Kreuz zu entkommen.


    Betreten und noch immer mit weichen Beinen rappelte sich der kleine Ianitor auf und sah zu den vielen Soldaten hoch. "Willkommen zu Hause, Dominus. Und ihr werten Gäste, verzeiht die dummen Reden eines nichtswürdigen Sklaven. Eines Sklaven, der nicht nur dumm und verrrückt, sondern auch noch blind ist!" Schwach und nicht ganz in Form verneigte sich Pumilus. Dabei kämpfte er erneut mit einem Schwächeanfall. "Tretet herein in die Casa Artoria, die all ihren Glanz der Verteidigung durch Euch Soldaten verdankt, die jeden Tag ihr Leben für den Frieden Roms riskieren." Mühsam kletterte Pumilus auf den Hocker und rutschte immer wieder ab. Seine Hände und Beine zitterten einfach zu sehr. So reichte er auch mit zittriger Hand jedem der Männer einen kleinen Opferbeutel. Ähnlich verfuhr er mit den Kränzen, die aus Weinreben gemacht wurden und welche als Schmuck des Hauptes dienten. Sie ihnen aufzusetzen, dafür hatte der Ianitor keinen Nerv mehr. Kleinlaut winkte er eine Sklavin heran, die eine Flut aus goldenen Haaren hatte und einer Nymphe, aus einem klaren Teich entstiegen, glich. "Für das Opfer an Iuppiter später, eine Gabe! Diese Sklavin führt Euch, oh ihr stolzen Beschützer Roms, in den Innenhof.". Die Sklavin trat hervor, verbeugte sich geschmeidig und ging dann voran, um die Soldaten und den Sklaven dorthin zu führen.

    "Iiiiiiieck!" Pumilus quieckte erschrocken auf als der Griff von Avitus sich um seinen Hals schloß. Ein keuchendes Würgen entrann noch seiner Kehle und seine Augen quollen wie bei einer kleinen Kröte hervor. "Arrrggghhh..." würgte er hervor und der Stock fiel ihm aus der Hand. Polternd fiel er zu Boden und rollte bis vor Rutgers Füsse. Pumilus Zungenspitze lugte etwas aus seinem aufgerissenen Mund und Panik schlich sich in das Gesicht von Pumilus Minimus. Schon spürte er, wie der Boden unter ihm entschwebte und würgend versuchte er Luft zu holen. Es gelang nicht. Kaum einer Bewegung fähig und voll der Angst im Gesicht, nickte Pumilus andeutungsweise. "Ja, Dominus!" flüsterte er mit letztem Atemzug. Als sich der Griff lockerte, holte der kleine Zwerg, dessen Gesicht schon blau angelaufen war, tief und rasselnd Luft.


    Seine Beine waren ganz weich und wankend hielt er sich an der Tunika eines der Sklaven fest, der mit grimmiger Miene auf Avitus zu trat. Pumilus winkte jedoch matt ab. "Geh auf Deinen..." hauchte er, "...Platz, Herkules! Das ist ein..." Wieder Pause. "Herr des Hauses, aus der Legion!" Die letzten drohenden Worte hatten Pumilus schon nicht mehr wirklich erreicht. Denn er kämpfte mit der nahenden Schwärze. So eine Behandlung hatte er nicht verdient. Hatte er nicht alle Gäste umschmeichelt und gehuldigt? War er nicht ein ganz großartiger Ianitor, nur darauf bedacht, die Casa zu schützen? "Verzeih, Dominuuuus..." In dem Moment fiel er um. Plumpsend landete er auf dem Rücken und war in Ohnmacht gefallen.

    Erstaunt sah Pumilus auf. Sein Köpfchen legte sich zur Seite und er kratzte in seinem Ohr etwas herum, holte dabei etwas Ohrschmalz hervor. Zufrieden, weil er sich getäuscht wähnte, lehnte er sich zurück. Das Klopfen ertönte erneut. "Ja, sind nicht schon alle Gäste da?" Pumilus blickte zu einem der Türsklaven, der nur stoisch vor sich hersah. "Hah, nun ja, wohl ein Überraschungsgast." Pumilus hüpfte vom Hocker runter und sah auf die wenigen, eher traurigen Kränze seines Begrüßungstisches. "Hmm!Dtdtd!" Doch dann stapfte er mit seinen kurzen Beinen auf die Tür zu. Geschlossen hatte er sie auch noch. So reckte er sich, griff nach dem Seil und zog daran. Langsam und knarrend öffnete sich die Tür. Pumilus warf einen mißtrauischen Blick nach draußen. Schliesslich konnte man sich nie sicher sein, ob nicht irgendwelche Halunken draussen standen. Und dem war auch so.


    Pumilus spitzte seine Lippen, erfasste sofort die Situation und funkelte sowohl Aristides, Avitus, Plautius als auch die Anderen wütend an. Schliesslich wollte Pumillus doch die Weintrauben essen. Das ging doch nicht an, dass ihm da irgendein Pack dazwischen kam. Wütend reckte er sein Fäustchen und griff schon zu seinem Stock. Es war Zeit, das Pumilus Maximus, der grosse Gladiator zur Tat Schritt. "Ihr Elenden! Gesindel! Pack, was vergreift ihr euch an unserer Dekoration? Trollt euch, ihr Diebe und Wegelagerer. Ihr Streuner und Vagabunden. Macht euch davon, oder ich werde euch Beine machen!" schreiend trat er einen Schritt in den Türrahmen und sein Gesichtchen verfärbte sich puderrot. Pumillus bot, den Stock und das Fäustchen in die Luft reckend, ein gar witziges Bild. Ging er den meisten der Männer doch gerade mal bis zur Hüfte. Das Kostüm was Pumilus trug, Weinreben mit einem kleinen Schweinschwänzchen vervollständigte das Bild der Lächerlichkeit.

    Medeia schmunzelte als sie die Worte von Macer vernahm. "Oh, ich hörte von der Feier der Valerier. Soll es doch in der Casa der Valerier sehr verngülich sein bei solchen Festen...für Männer zumindest! Und auch zahlreiche andere Familien werden Dir mit Sicherheit dutzende von Einladungen geschickt haben." Somit deutete sie an, dass sie sehr wohl von den anderen Gerüchten gehört hatte, welche man sich über die Valeriergelage erzählte. Medeia schien sich jedoch nicht wirklich daran zu stören. Es war dann doch etwas mühsam, sich aus der Traube von Menschen zu befreien, die alle für ein winziges Stück des Opfertieres anstellten. Doch dann atmete Medeia befreit auf als sie die Menge hinter sich gelassen hatten.


    Als sie das Capitolium hinunter wanderten, genoß Medeia die warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht und sie lächelte gelöst. Ein ereignisreicher Tag würde noch vor ihr liegen, doch freute sie sich auch auf die Feier. "Nun, ich sah Dich weder auf der Rostra kandidieren, noch hörte ich davon, daß Du wieder ein Kommando angenommen hast. Hast Du Dich gar den schönen Studien der Geschichte gewidmet oder den Künsten der Musen?" fragte Medeia mit einem vergnügten Gesichtsausdruck und einer gewissen Neugier.

    Verdutzt verstummte Medeia und schluckt die vielen Fragen herunter, die ihr auf der Seele brannten. Einen Moment schien sie hin und her gerissen zu sein bei der Art von Sura, der sie entweder für besonderlich dämmlich zu halten schien und sich einfach nur ungeschickt ausgedrück hatte. Medeia schwieg und ihre linke Augebraue wanderte etwas nach oben. Schließlich und nach einer demonstrativen Pause fragte sie: "Wurde ein Leichnahm gefunden?"

    Ein kurzer Schatten, der Hauch einer Verärgerung über den Überfall auf den Vigilen, zeigte sich auf Medeias Gesicht. Doch sofort verschwand er wieder und äußere Gelassenheit und Ruhe dominierte Medeias Ausstrahlung. Äußerlich war ihr somit nicht anzumerken, ob sie von jenem Vorfall oder von dem Vigilen schon je gehört hatte. "Ein Mann des Cursus Honorum? Das sind wahrlich bittere Zeiten. Erinnert es doch fast an die brutalen Gepflogenheiten aus der Zeit der späten Republik. Sehr bedauerlich!" Leicht kopfschüttelnd über den wahren 'Sittenverfall' Roms, ließ sie sich auf die Kline nieder. Ihren Arm legte sie auf das Kopfteil der Kline und trank noch etwas von dem Wein.


    "Die Standeserhebungen...!" murmelte Medeia leise. Eigentlich hatte sie vorgehabt einen gewissen Matinier vorzuschlagen, aber das hatte sich in letzter Zeit erübrigt. "Nun, ich hörte, daß solche Vorschläge von Seiten der Quaestoren nicht mehr erwünscht werden. Nur noch die Patrone sollen in dieser Hinsicht angehört werden! Und natürlich jene, die zum Consilium geladen werden, was jährlich im engen Kreis statt findet. Ich hörte, Du hast dort ebenfalls schon teilgenommen?"


    Sim-Off:

    Metellus ist in letzter Zeit nicht mehr aufgetaucht, oder?

    Medeia neigte zustimmend das Haupt. Nur kurz schweifte ihr Blick über die anderen Gäste, als Gastgeberin hatte sie viele Dinge gleichzeitig im Auge zu behalten. Doch galt ihre ganze Aufmerksamkeit sonst den Worten von Vitamalacus. "Ich wäre auch sehr froh, wenn sich die Wahlen nicht ins Endlose hinziehen. Aber das liegt jetzt nur noch in der Hand der Bürger und auch der Götter. Wer weiß, vielleicht kann ich wenigstens die Götter heute noch gnädig für mein Ansinnen stimmen." Bei den letzten Worten von ihrem Kollegen, wurde Medeia auf eine andere Sache aufmerksam gemacht.


    Suchend sah sie sich nach Gracchus um, ob jener vielleicht schon eingetroffen war für das Opfer des Abends, nachdem dann das Mal stattfinden sollte. Doch konnte sie ihn nicht erkennen. "Oh die Prozession war sehr schön und auch das Opfer sehenswert. Ich konnte jenen Priester, Flavius Gracchus, der das morgendliche Opfer geleitet hat, auch für ein Opfer an Iuppiter heute abend gewinnen. Ich bin sehr froh darum, sind doch seine Opfer besonders schön anzusehen und haben, soviel ich weiß, meist einen guten Ausgang."


    Just in dem Moment fiel Medeias Blick auf Minervina, die sie erst da zu bemerken schien. Besorgt musterte sie die junge Frau. "Ist alles in Ordnung, meine Liebe! Du siehst ganz blass aus. Möchtest Du Dich vielleicht hinsetzen?"

    Belasa lächelte strahlend. Das dunkelblaue Gewand, aus koischem Stoff, jedoch dreifach gewunden, floß wie ein sanfter Gebirgsbach um ihre schlanke Gestalt. Etwas geziert hielt sie den Weinbecher in ihrer Hand und das schnelle Weiterreden von Seiten Caecilius Crassus führte tatsächlich dazu, dass sie kein Wiedererkennen des Namens zeigte. Oder sie tat nur so! "Es freut mich Dich kennen zu lernen, Caecilius Crassus. Ach mein Mann? Nun, er ist Vorsteher der Tuchhändler und Stoffärber hier in Roma! Und somit immer seeehr viel beschäftigt und sehr lange aus dem Haus!" Mit der leichten Betonung des 'lange' waren ihre Andeutungen nur sehr unschwer zu erkennen. Der Musik und dem Gesang des Homers widmetete sie keines Blickes. "Aber Du bist es, der mich viel mehr interessiert als die Beschäftigung meines Mannes. Bist Du ein Soldat? Ich erkenne einen Soldaten sofort vor mir. Dieser gestählte Körper, die aufrechte und unbeugsame Haltung, dieser unnachgiebiger Blick. Nur ein Soldat kann diesen zeigen."


    Ein Sklave trat an den Beiden vorbei und schenkte etwas Mulsum nach ehe er zu der nächsten Gruppe lief und mit einer leichten Verbeugung Tiberia Livia und auch Imperiosus einen Becher mit dem appetitanregenden Naß reichte. Auch die rothaarige Frau, Diotima, ließ sich einen Becher, Mulsum reichen. Die junge Frau neben ihr schien sich nicht wirklich zu trauen ein Wort zu sagen, doch trug sie ihre feinen Gesichtszüge mit einem abwesenden Blick zur Schau. Diotima musterte Imperiosus einen Moment länger und nachdenklich, ehe sie Livia mit einem Lächeln antwortete. "Ich hörte von Medeia, dass es wohl eine Komödie von Plautus ist. Also eine höchste römische Komödie!" Mitten in ihrer Perrücke thronte eine funkelnder Smaragd, einzeln und auch um ihren Hals trug sie viele Ketten aus Gold und mit funkelnden Smaragden, zumindest sahen sie auf den ersten Blick so aus. "Und wie ich sie kenne, wird es wohl ein Stück sein, was zum heutigen Abend passt. Also tippe ich da auf den Amphitruo!" Diotima musterte noch mal Imperiosus. "Bist Du nicht der junge Priesterneffe von Medeia?"

    Jetzt war es an Medeia, die etwas verwundert ob der Antworten des Probatus wirkte. Doch gleich drauf lächelte sie milde.


    "Das freut mich für Dich, Germanicus Sedulus. Dann wirst Du sicherlich Deinem Vater nacheifern wollen. Wie es mir scheint, hast Du schon die ersten Schritte in die Richtung getan."


    Einige Wolken, die kürzlich die Sonne vergorgen hatten, schoben sich zur Seite und Medeia blinzelte ein bis zwei Mal als sie von der warmen Sonne angeschien wurde. Die Bemerkung über Senat und besonders den Kaiser ließen Medeia kurz schmunzeln. Doch ernsthaft und freundlich erwiderte sie auf Sedulus' Bemerkung:


    "Das hast Du richtig erkannt, werter Germanicus. Und es ist gut, daß die Magistrate Roms immer von vielen Augen beobachtet werden."

    Langsam spähte Pumilus von seiner unterwürfigen und ganz demütigen Position nach oben. Ah, sehr gut, der Priester schien nicht verärgert zu sein und auch nicht erzürnt über Pumilus Anmassung, ihn danach zu fragen, wie man verfahren sollte. Immer noch war sein Kopf näher dem Boden als dem Dach und sein Schweineschwänzchen an seinem Kostüm wackelte munter hin und her. Sich aufrichtend strahlte Pumilus und spickelte in Richtung des Fleischstückes. "Ganz wie es Dir beliebt, oh weise und wissender Gesandte der Götter! Das Fleisch wird Dir und einigen ausgewählten vor der Secunda Mensa und nach der Prima Mensa aufgetragen werden!" Dabei duckte sich er sich schnell, falls es Gracchus nicht recht war. Doch dann besann sich Pumilus und erkletterte den Hocker, um überhaupt an die Kränze heran zu kommen. Demütig sich wieder verbeugend reichte er den Kranz an Gracchus. "Diese Sklavin wird Dich zu den anderen Gästen begleiten, oh großer Glücksbringer aller götterfürchtigen Römer!" Eine junge und gerstenschlanke Sklavin trat an Gracchus heran und verbeugte sich respektvoll vor ihm. Ihre langen, braunen Locken fielen locker über ihren Rücken und leicht wie eine Feder lief sie Gracchus voran in den Innenhof.


    Währenddessen machte sich Pumilus daran, das Gefolge und das gefährliche Untier, den er mit Argus Augen betrachtete, zu versorgen und ins Triclinum führen zu lassen.

    Medeia lächelt freundlich und nickte als er sich vorstellte.


    "Dann freut es mich Dich kennen zu lernen, Germanicus Sedulus. Es ist mir immer eine Freude Männer der Cohortes Urbanae treffen zu dürfen. Sorgen sie doch gerade für unsere Sicherheit hier in Roma. Meine Verbundenheit rührt aber auch aus anderen Gründen. Mein Neffe, Lucius Artorius Castus, arbeitet in Deinen Reihen. Und auch mein anderer Neffe, Lucius Artorius Avitus, war einige Zeit bei der Stadtwache im Dienst. Und natürlich hat mein Patron Marcus Decimus Livianus die Urbanae lange kommandiert."


    Ein Schmunzeln lag auf Medeias Lippen und sie strahlte immer noch eine heitere und ruhige Gelassenheit aus.


    "Nun, ich hoffe, ich konnte Deine Frage aufklären!"

    Der ältere Herr sah Caecilius Crassus einen Moment erstaunt an. Mit wenigen Worten hatte Crassus ihm den Wind aus den Segeln genommen und seiner Argumentation den Boden entzogen. Und er reagierte wie die meisten Menschen, die trotzdem ihren Standpunkt vertreten wollten und rethorisch nur wenig bewandert waren. "Ja, aber..." Die junge Frau verdrehte erneut die Augen und sah schmunzelnd zu Crassus. Der ältere Herr ließ sich davon jedoch nicht beirren. "...aber ist nicht gerade die Vielfalt an Spielen etwas, was unser Verngügen mehren sollte? Du magst schon recht haben, die Wagenrennen sind eine hohe Kunst und nicht zu unrecht beliebt. Aber so manch eine Schlacht, die im Circus und den flavischen Theatern nachgekämpft wurden, sind doch mit den Wagenrennen kaum zu vergleichen. Es ist schon einige Jahre her, da sah ich im Colosseum eine Seeschlacht nachgestellt. Beindruckend! Einfach nur beeindruckend und natürlich kostspielig!"


    Ein junger Sklave eilte auf den älteren Herr zu. "Verzeih, werter Plotius. Ein Sklave ist an der Tür. Er fragt nach Dir wegen einer Geschäftsangelegenheit!" Hin und her gerissen sah Plotius zu Crassus und dann zum Sklaven. Schicksalsergeben nickte er. "Wenn Du mir verzeihst, aber die Geschäfte beanspruchen mich den ganzen Tag." Sein Blick fiel auf die junge Frau an seiner Seite und wieder auf Crassus. "Ich sehe, Du bist ein Edelmann. Da kann ich meine Gemahlin Deiner Obhut überlassen." Schon eilte er davon und ließ seine Frau zurück. Die lächelte darüber nicht unglücklich und wandte sich mit einer samtweichen Stimme an Crassus. "Verzeih, mein Mann hört sich selber sehr gerne reden. Mein Name ist Belasa! Und mit wem habe ich die Ehre?" Ihre blauen Augen funkelten vergnügt als sie die Entschuldigung für ihren Mann aussprach.

    Der Stimmenpegel um sie herum wurde ein wenig lauter. Gelächter, freudige Begrüßungen, mehr oder minder angeregtes Unterhalten ließen die Musik von den beiden Künstlern auf der Bühne etwas leiser wirken. Doch dann fing jener Mann an zu singen. Erst leise, seine Stimme, die tief, dennoch sehr klar war, vermischte sich mit dem tiefen Lachen eines der Gäste, doch dann hob er sich ab wie eine trillernde Lerche über die Stimmen der anderen Vögel. Auf Griechisch begann er einer der Heldenepen aus Homers Werken wieder zu geben. Halb gesungen und halb gesprochen. Die Musik begleitete seine warme Stimme. Nur ein paar der Gäste wandten sich dem zu, andere nahmen es als schönen Hintergrund war.


    Medeia sah nur kurz zu den Musikanten. Zwar hörte sie gerne dem Gesang zu, aber jenen hatte sie immer wieder bei den Proben der Beiden in den letzten Tagen gehört. Eine sanfte Sommerbrise, die über den Hof und den Weinreben strich, spielte mit ihrem Gewand und ließ es am Unterrand in kleine Wellen, wie das ruhige Mittelmeer, fallen. "Den hispanischen Wein schätze ich auch sehr! Er schmeckt vollmundiger als der Italische und würziger und kräftiger als der griechische Wein. Es ist fast so als ob der Wein, die warme Sonne, den kräftigen Boden und die Wildheit der Einwohner in sich aufnimmt!" Auch Medeia wirkte an jenem Abend sehr heiter, gelöst und entspannt. Aber wie so oft in den letzten Wochen schien sie wenig aus der Ruhe zu bringen.


    Erfreut lächelte Medeia und neigte zustimmend den Kopf. "Auch mich würde es sehr freuen, wenn wir im Aedilat zusammen arbeiten könnten. Was ich von Deinen Vorstellungen über die Spiele gehört habe, dem kann ich nur mit den Meinigen beipflichten. Ich bin mir sicher, daß wir dort gut zusammen arbeiten könnten. Auch was die anderen Aufgaben angeht." Schmunzelnd fügte sie an. "Nun, um ehrlich zu sein habe ich auch die Konkurrenz gesucht. Drang mir doch zu Ohren, daß sich einige Kandidaten aufstellen lassen wollten. Eigentlich habe ich mit noch mehr Andrang gerechnet. Aber auch so ist es spannend genug!" Medeia winkte einen der ganymedgleichen Sklaven heran und ließ sich ebenfalls einen Becher Mulsum reichen und Tiberius nachschenken. "Warst Du auch bei der Prozession heute mittag dabei und hast das Opfer an Iuppiter bestaunen können?"


    Just in dem Augenblick fiel Medeias Blick auf Pollux, dem Gallier und Kochschreiber der Acta. Erstaunt kletterten Medeias Augenbrauen nach oben. Mit Pollux schien sie wohl nicht gerechnet zu haben und war verwundert, dass der Ianitor ihn reingelassen hatte. Oder hatte einer der Familienmitglieder eingeladen. Doch ein freundliches Lächeln huschte über ihr Gesicht und mit einem leichten und andeutungsweisen Nicken sah Medeia zu dem Koch, der noch einige Schritte von ihnen entfernt war. Dabei fielen Medeia auch die fielen anderen Gäste ins Auge. Lächelnd begrüßte sie sowohl Adria, als auch Lucilla mt einem Nicken. Und auch dem jungen Mann hinter der Säule, den sie eigentlich noch nicht kannte, warf sie einen freundlichen und lächelnden Blick zu.

    "Ich bin kein Knabe, Du rotzfrecher Bengel! An Jahren habe ich mindestens doppelt so viel auf meinem Buckel als Du und Du hättest mich in der Zeit meiner Gladiatorenkarriere sehen sollen. Groß und unbesiegbar war ich...oh ja! Und vergiss nicht. Selbst der große Caesar war klein gewachsen....gut, nicht so klein wie ich, aber trotzdem klein genug!" Funkelnd sah Pumilus einen der ausgeliehenen jungen Sklaven an, der sich vor Lachen über den kleinen Pumilus den Bauch hielt. Pumilus überlegte gerade, ob er einfach einen Stock nehmen sollte, und dem jungen Mann eine Lektion, was ein wahrer Gladiatorenkämpfer alles konnte, zeigen sollte. Aber zu diesem Vergnügen kam er nicht mehr. Ein wuchtiges Klopfen lenkte ihn ab. Ja, wer hat denn die Tür nach dem letzten Besucher geschloßen? Ärgerlich grummelnd lief er zur Tür und griff nach dem Seil, um sie zu öffnen. An die Türklinke kam er ohne Hocker nicht. Ihm blieb auch die Spucke weg als er den nächsten Gast sah. Genauso breit, wie hoch und tief! Und immer noch größer als Pumilus. Als sich Pollux vorstellte, grübelte Pumilus über die Gästeliste nach. Ne, der war definitiv nicht darauf. Aber von Pollux, dem Gallier, hatte Pumilus schon gehört. Sollte er seine Domina rufen? Lieber nicht, sie war bestimmt mit all den Gästen genug beschäftigt.


    Mißtrauisch musterte Pumilus den Neuankömmling. Der trug tatsächlich Hosen? Wie barbarisch und für ihn ein wenig widerwärtig. Na, exotisch war der wahrlich und wollte seine Herrin nicht noch einen Exoten aus Germania oder Dacia oder so empfangen? Na, was solls! So verbeugte er sich ein ganz klein wenig, nicht wirklich tief und grummelte. "Na, für die Acta tut man doch alles. Trete ein, Gallier, und fühl Dich willkommen in der Casa Artoria. Wir feiern heute das Weinfest zu Ehren Iuppiters, was auch Vinalia Rustica genannt wird." Gemächlich kletterte Pumilus auf den Hocker und griff nach dem Weinkranz, den er Pollux aufs Haupt drückte. Auch reichte er ihm einen Opferbeutel. "Das ist eine Gabe, die Du unserem Gott Iuppiter machen kannst bei dem späteren Opfer. Auf dass der Wein immer fließen möge! Diese Sklavin wird Dich zu den anderen Gästen und auch meine Domina, Artoria Medeia, führen." Eine junge Sklavin, deren Gewand schwer ihre Rundungen verbarg, trat vor und musterte Pollux erstaunt. Doch dann huschte ein verlegenes Lächeln über ihr Gesicht und sie führte ihn in Richtung des Innenhofes.

    "Neinnein, dort hinein, junger Mann!" Pumilus schob einen der Sklaven der Gäste in einen Nachbarraum. Dort wurden die ganzen Sänftenträger, nachdem sie die Sänften der Gäste in ein kleines Nachbarhaus unterstellen konnten, man kannte ja die dreisten Diebe Roms allzugut, hindirigiert. Auch die vielen Ankündiger und Sklaven, die nicht Leibsklaven oder Nomenklatoren waren, wurden dort versorgt, bewirtet und mit derben Späßen durch einfache Gaukler unterhalten. Schnaubend blieb Pumilus stehen und krazte sich grübelnd das kurze weiße Haar, was dadurch etwas abstand. Irgendwas hatte er vergessen. Was wollte er noch mal machen? Ah, Olympia wieder nahe kommen. Mit glitzernden Augen wandte er sich um. Oh wie prächtig, sie stand genau richtig. Mit dem Rücken zu ihm. Er wäre an ihrem Gesäß heran ehe sie es nur merken konnte. Doch wieder meinte es das Leben nicht gut mit dem kleinen, lüsternen Ianitor. Schritte näherten sich, ein Blöcken ertönte. Verdutzt huschte Pumilus auf den Eingang zu und sah dem Tier entgegen. Pumilus war nur ein klein wenig größer als das Tier und unbehaglich behielt er das für ihn gefährliche Opfer im Auge. Nicht, dass er noch mit den vergoldeten Hörnern aufgespießt wurde!!!


    Erstaunt bemerkte Pumilus, daß jener hohe Sacerdos sich gar selber vorstellte. Das Opfer? Gracchus? Flavius Gracchus! Natürlich. Sofort war Pumilus die Bedeutung jenes Mannes klar, der da vor ihm stand. Dieser Mann würde über Erfolg und Nichterfolg des Abends bestimmen! Nein, nicht nur über den Abend, sondern über die gesamte Ernte der Artorier. Ein Fehler und seine Domina würde es ihn bestimmt mit der Peitsche spüren lassen und Pumilus würde seines Lebens nicht mehr froh werden. So verbeugte er sich genauso tief wie vor dem Praetorianerpräfekten. Akrobatisch berührte er mit seiner Stirn den Boden, obwohl er dabei noch stand. "Oh großer Sacerdos, hochgeehrter Patrizier aus der noblen und edlen Gens Flavia, die doch dem Imperium großen Glanz verliehen hat. Sei willkommen in der Casa Artoria, die fast beschämt sein muss, durch so viel Ehre, die Du dieser erweist!" Das mit der Kletterei war dieses mal nicht notwendig, weder ein Sack mit Opfergaben noch ein Kranz mussten an den Sacerdos weiter gereicht werden. "Wenn wir, Unwürdigen und Dreck vor Deinen edlen Füßen, etwas vorschlagen dürfen? Wir kümmern uns darum, dass Deine Sklaven und Deine Helfer, die Du für das Opfer benötigst, genauso wie das große Tier dort, gut versorgt im Triclinum warten. Du könntest derweil Dich schon den Gästen im Innenhof anschließen. Oder wünschst Du Ruhe und Abgeschiedenheit bis zum Opfer?"

    Gerade grübelte Pumilus nach, wie er denn jetzt Olympia am Besten betrunken machen könnte. Wein floß heute abend in Hülle und Fülle. Da sollte es doch nicht schwierig sein, die blonde Sklavin abzufüllen. Gedankenverloren knabberte Pumilus an der Dekoration neben sich, die Trauben schmeckten auch herrlich. Als er dann jedoch auf ein Weinblatt biß, verzog er angewidert die Miene. Hunger hatter auch schon, die vielen Gäste und somit die viele Kletterei wurden auch langsam anstrengend. Schon trat wieder einer der Sklaven der ankommenden Gäste heran. Pumilus ließ die abgeerntete Dekoration links liegen und trat schnell trippelnd auf den Eingang zu. Zuerst blieb Pumilus Blick an den Riesen von Ianitor der Iulier hängen. Der, mit diesem gemessen, sehr winzige Ianitor der Artorier gaffte ihn erstaunt an. Doch bei dem Anblick der Iulierin gaffte Pumilus noch mehr. Ein bewundernder Seufzer entfuhr seiner Kehle. Ja, er würde sich ins Zeug legen. Und auf der Bühne spielen als ginge es darum in Plutos Reich den Eintritt in die elysischen Gefälle zu erobern. Denn sollte ihm, was er insgeheim ein wenig hoffte, gar einer dieser Damen die Gunst aus einer seltsamen Laune heraus erweisen, dann war er im römischen Paradies gelandet.


    "Oh ihr edlen Iulier, aus dem Geschlecht des göttlichen Caesar, Nachfahren des Aenaes, Sohn der berauschenden und strahlenden Venus! Seid willkommen in der Casa Artorier, die soviel Ruhm und Familienglanz und Schönheit an Damen gar nicht zu ertragen vermag." Pumilus verstummte und sah Helena dabei einen Moment bewundernd und sprachlos an, ehe er sich wieder an seine Aufgabe erinnerte."Tretet ein und lasst Euch die Feier der Vinalia Rustica gefallen." Nach jedem Satz verbeugte sich Pumilus leicht und dann kletterte er geschickt, er hatte genug Zeit zum Üben, auf den Hocker. Schnell griff er nach den Kränzen und drückte ihn wenigstens dem Miles aufs Haupt. Dabei reichte er ihm auch den kleinen Opfersack. Bei Helena zögerte er und reichte ihr mit einem schon fast verlegenen Lächeln den Kranz und dazu das Opfersäckchen aus dem feinen Stoff. "Dies soll Euch als eine kleine Opfergabe an Iuppiter dienen bei dem späteren Opfer." Blitzschnell überlegte Pumilus. Sklave oder Sklavin? Lieber dem Willen der Frau entsprechen, denn dieser wollte Pumilus lieber einen Gefallen erweisen. "Dieser Sklave wird Euch zu den anderen Gästen geleiten." Ein Sklave, der sehr griechisch anmutete mit seine dunklen Locken, seiner gerade Nase und den Zügen, die einer griechischen Statue entsprungen sein könnten, verbeugte sich vor den beiden Iuliern, warf Helena einen etwas längeren Blick zu und führte sich dann in Richtung des Innenhofes.





    An den Legatus Legionis der Legio I
    Marcus Decimus Livianus
    Legio I Traiana Pia Fidelis
    Mantua





    Salve werter Patron,


    kürzlichst habe ich erfahren, daß Dich dein Kommandantenposten der Legio I wieder zurück nach Italia gebracht hat, was mich sehr erfreut. So bald es mir möglich ist, werde ich Dir natürlich in Mantua einen Besuch abstatten. Doch möchte ich Dich auch sehr gerne zu der Vinalia Rustica einladen, wenn es auch eine kurzfristige Einladung ist. Zwar weiß ich nicht, ob es Dir erlaubt sein wird, die Stadtmauern von Rom zu betreten, hoffe jedoch Dich in der Casa Artoria begrüßen zu dürfen.


    Vale
    Artoria Medeia










    An Centurio Camillus Matinius Plautius
    Legio I Traiana Pia Fidelis
    Mantua





    Salve werter Matinius Plautius,


    sehr habe ich mich über Deinen letzten Brief gefreut. Ich bedauer auch sehr, Dir erst wieder geschrieben zu haben, nachdem Du den Fuß auf italischen Boden gesetzt hast. Ich hörte jedoch auch kürzlich von Deiner Versetzung und dachte mir, dass ein Brief von mir Dich nicht mehr rechtzeitig in Germania erreichen würde. Ich hoffe, die Reise verlief gut und die Versetzung zu der neuen Legio nicht allzu problematisch. Vielleicht hattest Du auch schon genug Zeit, Dich in der Legio I zu etablieren. Denn dann könnte ich ohne schlechten Gewissen, Dir diese Einladung zu kommen lassen. Meine Familie und ich feiern in Kürze die Vinalia Rustica in der Casa Artoria. Ich würde mich sehr freuen, solltest Du die Zeit für einen kleinen Ausflug nach Roma erübrigen können.


    Vale
    Artoria Medeia












    An Centurio Lucius Artorius Avitus
    Legio I





    Lieber Lucius,


    als erstes möchte ich Dir zu Deiner Beförderung gratulieren. Die Familie und ich sind sehr stolz auf Deine Wirken in der Legion und deiner sehr erfolgreichen Arbeit. Auch freue ich mich sehr, dass Du wieder in Italia weilst, wenn auch in dem immer noch fernen Mantua. Doch sei gewiß, die Familie und ich werden Dich sicherlich immer gerne besuchen kommen.


    Wir feiern in Kürze die Vinalia Rustica in unserer Casa und ich hoffte, dass Du vielleicht für jenen Abend und einige weitere Tage in der Legio frei bekommen könntest. Ich habe unseren Patron ebenfalls eingeladen und vielleicht fühlt er sich deswegen auch bemußigt, Dir den kleinen Ausflug zu gewähren. Ich würde mich sehr darüber freuen.


    Deine Tante
    Medeia


    P.S: Gerne sind auch Freunde und Kameraden von Dir bei unserem Fest gesehen, die Du gerne mitnehmen möchtest.


    Kurz wurde Medeias Aufmerksamkeit von dem Sklaven aus dem Hause der Tiberier abgelenkt, der ihre Kandidatur als rechtmäßig verkündete. Doch nachdem dieser gegangen war, wandte sie sich gleich wieder dem Fragestellenden zu. Ein freundliches Lächeln huschte über ihr Gesicht.


    "Du erleichterst mich! Ich dachte schon, eine ernsthafte Sache, von der ich noch nicht wußte, wäre passiert. Aber zu Deiner Frage..."


    Medeias Lächeln wurde zu einem fröhlichen Schmunzeln.


    "Wie ich schon dem werten ehemaligen Aedil, Purgitius Macer, erläuterte. Ich kaufe ein, aber ich verkaufe nicht. Ich bin mir sicher, daß es sich bei dem Edict um ein reines Mißverständnis handelt, was ich, so schnell es mir meine Zeit auch erlauben wird, klären werde. Darauf hast Du mein Wort, werter...?"


    Fragend und höflich sah Medeia den Probatus an. In der Hoffnung, er würde sich ihr noch vorstellen.

    Da ich ja einer der beiden Kandidaten bin, die hier ausgestochen werden sollen, fühle ich mich mal bemusigt einen Kommentar und meine Meinung zu äußern :]


    Also, man merkt einfach, dass wir beide, Dio/Avitus und ich, einfach aus verschiedenen Rollenspiel-/Spieltraditionen kommen. Ich bin eine reine RPGlerin. Ich kenne solches Outtimegeklüngel von Vampire- The Masquerade jedoch wirklich zu genüge und ich habe das lange genug live gespielt um sagen zu können, daß ich keine Lust auf so ein Spiel habe. Ich möchte einfach meinen Spaß hier haben, ein konstruktiver Teil der Simulation sein und das auch mit den Ämtern. =)


    Wie jeder hier das Spiel betreiben will, möchte ich ihm selber überlassen. Auch wie die Spieler verschiedene Ansätze deuten. Wir sind hier doch (die Meisten) recht erwachsene Leute. :) Außerdem ist das Ganze hier nur ein Spiel ;)