Beiträge von Artoria Medeia

    Vinalia Rustica



    Schon von weitem konnte man sehen, daß die Villa Artoria für ein Fest geschmückt war. Überall hingen kleine Laternen um das Haus herum und vor der Casatür war ein Weinlaubenvordach errichtet worden. Große Weinamphoren standen neben dem Eingang und zeigten schon deutlich, was der Anlass der Feier war. Denn an jenem Abend sollten die Vinalia Rustica zelebriert und genossen werden. Wenn man durch die mit einem Weinkranz umrankte Tür schritt, trat man in das warm und etwas schummrig ausgeleuchtete Atrium. Dort hingen goldgefärbte Weinranken und in der Mitte auf dem kleinen Wasserbecken des Atriums schwammen Herbstblumen. Schon von dem hinteren Teil des Hauses drang leise Flöten und Leiermusik zum Atrium. Links und rechts der Tür standen großgewachsene und eingeölte Sklaven, die einen Lendenschurz trugen und um deren muskulösen Oberkörper schwarze, geflochtene Lederbänder geschlungen waren. Beide sahen sich zum verwechseln ähnlich und ihre schwarzen Haare waren mit Fett nach hinten gestrichen und mit einem Lederband zurück gebunden.


    Vor der Tür stand wartend der kleine Ianitor der Casa Artoria. An jenem Festtag trug er einen grünen Lendenschurz. Sein Körper war mit Weinranken aus Stoff bedeckt und er trug einen rauschenden, falschen Vollbart. An seinem Rücken war ein kleines Schweineschwänzchen zu sehen und auch sein Fuß steckte in einem nachgemachten Schweinehuf. Missmutig starrte Pumilus auf die Tür und wartete darauf, dass die ersten Gäste in der Casa Artoria eintreffen würden. An seiner Seite standen ein hölzerner Schemel und ein Tisch voll mit Weinrankenkränzen, die für die Gäste bestimmt waren. Hinter ihm warteten einige hübsche Sklavinnen und Sklaven. Diese waren in weingrünen Tuniken gekleidet, die ihnen bis zur Mitte des Oberschenkels gingen. Bei den Frauen wurden sie von hübschen Spangen an der Schulter gehalten und bei den Männern waren sie am Oberkörper nur über eine Schulter geschlungen.

    Vinalia Rustica




    Das Fest sollte an jenem Abend im Innenhof gefeiert werden. Öllampen waren aufgehängt worden und warfen ein warmes Licht, neben den hohen Fackeln, auf den mit schönen Mosaiken und Bepflanzungen verzierten Hof. Ein kleiner, steinerner Junge stand in der Mitte eines Brunnens und aus seinem Kelch floss Wasser plätschernd in ein Wasserbassin. Von einem Kapitel der Säulen zum Anderen waren Weinranken gewunden, in denen saftige, blaue und grüne Trauben hangen. Selbst neben den Klinen brauchte man sich nur etwas zur Seite zu beugen, um direkt die Trauben von den Ranken ernten zu können. Auf dem Hof stand eine übermenschlich große iuppiterähnliche Figur, doch war sie ganz aus Weintrauben und Weinreben gemacht. Nur das Gesicht wurde mit einer angemalten, hölzernen Maske dargestellt. Iuppiters Blick war auf die Bühne, die in der Mitte errichtet worden war, gerichtet. Dort sollte auch das Opfer am Abend stattfinden.


    Darum herum waren die Klinen angeordnet. Immer neun Stück, die Kopf an Kopf zusammengestellt worden waren und mit den anderen Neunergruppen den Hof ausfüllten. Am Rande der Klinen waren Weinamphoren aufgestellt, die fantasievolle Motive aus dem Wirken und Walten des Wettergottes und Schwerenöters zeigten. Auch die Tische waren mit großen Schalen voll mit saftigen Weintrauben verziert und die Klinen luden zu einem bequemen Liegen ein, mit all den weichen Stoffen und Kissen. Sanfte Leiermusik ertönte, gespielt von einem jungen Mann, und eine Frau begleitete ihn mit einer kleinen, knöchernen Flöte.

    Wieder lenkten die Schritte Medeia in den Innenhof der Casa, denn hier sollte doch in Kürze die Vinalia Rustica stattfinden. In der Mitte wurde auch eine kleine hölzernes Podest gebaut, wo die kleineren Vorstellungen, aber auch das göttliche Opfer statt finden sollte. Pumilus stapfte hinter Medeia her und betrachtete kurz nachdenklich ihren sich leicht unter dem Gewand abzeichnenden Hintern. Als Medeia ihren Blick zu ihm wandte, tat er ganz unschuldig und schien die Bepflanzung und die Schmuckdekorationen sinnierend zu mustern. „Pumilus, die Gästeliste wirst Du auswendig lernen. Ich werde sie Dich noch mal abfragen. Und wehe, Du läßt mir einen Sergier ins Haus. Obwohl, ich hörte, daß es auch wieder vernünftige unter ihnen gibt. Aber nein, die Gefahr einen jener Niveaulosen ins Haus zu bekommen ist mir zu groß. Ach, und wenn jemand sonst ins Haus will und er steht nicht auf der Gästeliste, dann sag mir oder Corvinus Bescheid. Hast Du das verstanden? Finger weg...“


    Pumilus, der nach einigen Weintrauben greifen wollte, die in der Dekoration angebracht war, zuckte zusammen und sah beledigt zu seiner Herrin hoch. Medeia sah eine Weile den arbeitenden Handwerkern zu, die laut mit Hämmern die Bodenplanken an der Bühne befestigten. Suchend sah Medeia sich nach Ceadh um und ob er wieder mal am trainieren für seinen Auftritt war. Seufzend sah sie auf ihre Wachstafel und schien noch mal über das Programm des Abends nachzudenken. „Ach, und wenn die Tänzerin und ihre Truppe kommt, dann laß sie einfach hinten rein. Sie werden auch nicht durch die Haupttür kommen! Aber kümmer Dich darum und sag mir Bescheid, wenn sie angekommen sind!“ Medeia sah prüfend zu Pumilus, ob er ihre Anweisungen verstanden hatte. „Gut, dann geh zu der Theatergruppe. Du hast Dich bei ihnen heute noch nicht sehen lassen und dein Part steht noch aus! Und vergiß Dein Kostüm nicht!“ Pumilus nickte dienstbeflißen, starrte jedoch mit seinen graublauen Augen unzufrieden in Richtung der Bühne. „Ja, Domina!“ Medeia nickte zufrieden und schien sich über die Laune von Pumilus nicht zu kümmern. „Dann auf auf, kleiner Mann!“ Finster sah Pumilus zu ihr hoch und trabte davon. Medeia lächelte amüsiert in sich hinein und sah dem Ianitor äußerst zufrieden hinter her. „Drollig!“ Dann wandte sie sich der weiteren Vorbereitung zu.

    Als Medeia das Klatschen hörte, sah sie in die Richtung und nickte sowohl ihrem Schwager als auch, den ihr unbekannten, Flavier freundlich und dankbar zu. Als jemand das Wort erhob, drehte sich die Candidata in dessen Richtung und lauschte aufmerksam seiner Frage. Ein Lächelnd huschte über ihr Gesicht als sie Beide vernommen hatte. Ohne zu zögern antwortete sie, ruhig und dass jeder sie in dem kleinerem Umkreis der Rostra wahrnehmen konnte.


    "Ist die Rethorik nicht auch die Kunst der Philosophen? Und gerade Platon lehrt uns doch, dass die Künste der Mathematik einem Philosophen und einem gelehrten Mensch gut zu Gesicht steht und ein tieferes Verständnis für die Geistesangelegenheiten ermöglicht. Drum sei versichert, werter Purgitius Macer, auch die Arithmetik war Teil meiner Ausbildung und auch lange Zeit praktisch von mir in dem Amte der Praeposita Sacri Cubiculi genutzt.


    Und auf deine zweite Frage möchte ich Dir gerne eine einfache und eine längere Antwort geben. So soll die Einfache sein, ich bin eine Frau!"


    Medeia schmunzelte und sah mit ein wenig Schalk in den Augen zu Macer.


    "Sind es nicht gerade wir Frauen, die mit dem täglichen Einkauf, mit den Sorgen der Kunden wahrlich vertraut sind? Aber auch als ich für den Palast einkaufen ging in meinem schon erwähntem Amte, war ich vertraut mit den üblen Tricks so manch eines unehrlichen Händler. Das Betrügen beim Abwiegen, faulige Ware unter die Frische zu legen, Fliegen, statt getrocknete Trauben unter das Brot zu mischen. All jenes habe ich selber erlebt und solchen unehrlichen Händlern werde ich durchaus das Leben schwer machen."


    Medeia nickte Macer höflich zu und wollte warten, ob jener noch weitere Fragen hatten, doch wurde sie just in dem Moment abgelenkt. Als Medeia direkt unter der Rostra angesprochen wurde, sah sie hinunter. Erst schien sie Metellus nicht zu erkennen, dann breitete sich ein sehr amüsiertes und herzliches Lächeln auf ihrem Gesicht aus. "Optio Annaeus Metellus, salve! Ja, mir geht es gut. Ich danke der Nachfrage. Ich hoffe, es steht bei Dir ebenso, Optio!" Lächelnd sah Medeia zu Corvinus. "Lass ruhig, Decimus. Das ist ein spezieller Freund von mir und ich freue mich sehr, ihn zu begrüßen!"

    Medeia lächelte sehr erfreut als sie die Zusage von Gracchus hörte. Einen Moment dachte sie über seine Frage nach und nickte dann. „Es wäre uns eine große Ehre, wenn Du das Opfertier auswählen würdest und wir wären natürlich sehr dankbar, wenn Du und der Cultus uns in dieser Hinsicht behilflich sein würdet.“ Medeias Betonung auf dankbar wirkte nicht sehr aufdringlich, aber ein aufmerksamer Zuhörer und Beobachter würde erkennen können, dass sie damit auch eine mehr materielle Zuwendung im Sinn hatte als nur die Dankesfloskeln. Medeia beobachtete die Verdunklung des Tempels durch die Regenwolken und ihr Blick wanderte ebenso zu der Statue des Gottes. Ein wenig Ehrfurcht lag auf ihrem Gesicht als dieser wie lebendig wurde und der Tempel noch feierlicher wirkte.


    So schwieg Medeia als die Türen geschlossen und das Prasseln des Regens somit etwas leiser wurde. Medeia nickte auf Gracchus Worte hin. Zustimmend, aber wer würde auch einem Iupiterpriester in dessen eigenem Tempel widersprechen wollen? Doch war Medeia durchaus etwas beunruhigter. Als Actaautorin war sie doch auch gut informiert über die Provinznachrichten. „Dann wollen wir doch hoffen, dass die Menschen sich mehr an ihre Pflichten erinnern. Do ut des, das dürfen wir nicht vergessen. Auch ich werde mir das öfter vor Augen halten.“ Medeia wirkte in dem Moment feierlich, da es auch wie ein feierliches Versprechen war. Doch gleich drauf lächelte sie wieder andeutungsweise. „Gut, gibt es einige besondere Dinge, die das Opfer benötigt, an welche ich denken sollte?“

    Auch Medeia hatte sich früh an jenem Tag vor den Stufen des Iuppitertempels eingefunden. Schweigend war sie dort eingetroffen und schweigend nahm sie an der Zeremonie von einigen Reihen hinten teil. Ihre Palla hatte sie sich über ihre roten Locken gezogen, nur ihre Gesicht ragte aus dem Stoff hervor, ansonsten war sie von oben bis unten verhüllt in weichen und fließenden Gewändern in den Farben der Weinrebe gehalten, violett und dunkelgrün. Aufmerksam und sehr andächtig verfolgte sie jede der gekonnt gesetzten Bewegungen des Flaviers. Als die Prozession sich formierte, reihte sich Medeia unter die vielen Menschen ein, die den Priestern und Dienern der Götter folgen wollte. Langsam schritt sie den langen Weg mit ihnen entlang. Genoss die frühmorgendliche Luft und den Aufstieg der Sonne, die anfangs noch nicht allzu heiß brannte. Als immer mehr Menschen in die Prozession mischten, wurde es Medeia doch etwas mulmiger zumute. Und auch die heißer werdende Luft ließ sie ein oder zwei Mal wanken, doch lief sie weiter und schaffte es dann auch wieder auf den Capitolshügel hinauf. Doch oben angekommen, war sie recht blass und sah sich nach etwas um, woran sie sich fest halten konnte oder nach jemanden...

    Alles, alles Liebe zum Geburtstag! Ich wünsche Dir, dass dein nächstes Lebensjahr mit Deinen guten Vorsätzen in Erfüllung geht. Deine Arbeit Dich nicht zu sehr streßt und Du viele schöne Momente, lachende, leidenschaftliche, fröhliche, heitere und einfach gute Augenblicke erlebst. Lass Dich nicht unterkriegen und feier erst mal schön und zünftig mit einem großen Schokoladenkuchen und vielen Geschenken. :]


    Alles Gute! :)

    Es war ein schöner Morgen, die Sonne hatte sich gerade erst über den Dächern Roms blicken lassen. Die Tauben gurrten noch in den Straßen und erst langsam erwachte Rom zum pulsierenden Leben. Das Leben, worauf das ganze Imperium zuströmte, denn hier war das Herz des Imperiums und auch die Seele. Als die Sonne noch ein klein wenig höher gewandert war, wurde eine Sänfte durch die Straßen getragen, die Via Sacra hoch und dann auf das Forum Romanum. Vorbei an dem Weg zum Kaiserpalast hoch und dann in Richtung der Curia, wo die Rostra stand. Ort vieler mündlichen Auseinandersetzungen, aber auch der Sammelpunkt von Wahrsagern, Scharlatanen und verrückten Rednern. Die Sänfte wurde herunter gelassen und Medeia entstieg ihr. Sie trug wieder eine schneeweiße Stola und ihre Haare streng, aber nicht ohne Kunst, nach hinten gebunden. Einige Schritte von der Rostra entfernt blieb Medeia stehen. Etwas Unruhe huschte über ihr Gesicht, doch gleich darauf straffte sie ihre Gestalt und bekam wieder einen gelassenen Ausdruck. So stieg sie auf einer der Rednerbühnen und wandte sich um. Eine Zeitlang blieb sie auf der Rostra stehen und wartete. Ab und an grüßte sie bekannte Gesichter bis eine Menschenmenge sich vor der Rostra versammelt hatte.


    „Bürger Roms! Heute stehe ich nun schon ein zweites Mal vor Euch. Schon letztes Jahr erklomm ich diese Bühne, sprach zu Euch und warb um Euer Vertrauen für mich als Quaestor. Und Ihr habt mir Euer Vertrauen gegeben. Dafür danke ich Euch. Ich hoffe sehr, Euch nicht enttäuscht zu haben.“


    Medeia stand immer noch aufrecht, doch all ihre Gestik vermittelte Offenheit gegenüber Zwischenfragen und auch Anmerkungen. Kunstvoll bewegte Medeia ihre recht Hand bei ihrer Rede, um ihren Worten mit ihren rethorischen Künsten Gewicht zu geben. Ihre linke Hand hielt dabei die strahlendweiße Palla, die fast wie eine Toga sorgsam in Falten um ihre Schultern lag.


    „Heute stehe ich erneut hier, um Eure Stimmen für mich zu werben. Ich, Artoria Medeia aus der Gens Artoria, möchte um das Amt des Aedilis Plebis kandidieren. Nicht lange möchte ich über die Taten meiner Quaestur sprechen. Ich möchte Euch nicht mit der Aufzählung quälen, welche Teile der Chroniken der letzten Jahre bis zur Inthronisation unseres geliebten Kaisers und weiter zuvor ich geordnet, sortiert und in eine annehmbare Form gebracht habe. Auch nicht jene Ereignisse aufzählen, die ich erst der Chronik hinzugefügt habe oder meine Archivarbeiten erwähnen, die eines Quaestor Urbanus benötigten. Das werde ich Euch, so sollte es Euch interessieren, noch in einiger Zeit ausführlich darlegen und mich Euch allen Fragen stellen.“


    Medeia lächelte leicht und sah von Einem zum Anderen. Ihre Augen suchten auch den Blickkontakt mit den Bürgern und Zuhörern an jenem Tag.


    „Über das, was ich in der nächsten Amtzeit vollbringen will, werde ich sprechen. Denn das Amt des Aedils bringt mannigfaltigere Aufgaben mit sich als bis jetzt vor mir lagen. Und zu den einzelnen Aufgaben will ich Euch erläutern, warum ich mich dafür berufen fühle, Euch in diesem Amte zu dienen.“


    Medeia verstummt, um das bisher gesagte kurz wirken zu lassen. Doch wartete sie nicht zu lange, damit die Menge sich nicht wieder zerstreute.


    „Primus werde ich mich natürlich um die Aufsicht kümmern. Die Märkte bedürfen eines genauen Blickes der Aedile, damit Gerechtigkeit und ein vernünftiger Handel dort bestehen kann. So sollt Ihr wissen, dass ich früher auch ein Geschäft führte und somit eure Sorgen und Eure Probleme diesbezüglich genau kenne. Doch heute führe ich dieses nicht mehr und bin so in der Lage, objektiv und ohne meinem eigenen Betrieb den Vorteil zu geben, Euch mit meinen Kräften zu unterstützen und zu helfen.“


    Erneut pausierte Medeia kurz.


    „Secundus werde ich auch mein Augenmerk auf all jene Kontrollarbeiten richten, die die Aedile benötigen. Die Straßen Roms und der dortige Verkehr muss gut beobachtet, kontrolliert und ausgebessert werden. Dies will und werde ich auch tun. Doch auch die Bauarbeiten bedarf es mit Argusauge zu überwachen. Wie oft stürzen immer noch Insulae wegen der schlampigen Art der Bauherren ein? Wer kennt nicht jemanden, der einen Verwandten unter diesen morschen und alten Balken der Insulae verloren hat?“


    Medeias Stimme sprach energischer und sie sah bestimmt zu den Zuschauern. Niemand sollte glauben, dass sie sich nicht auch mit den Reicheren anlegte, um des Wohls der römischen Bürgers Willen.


    „Dennoch werde ich die Aquädukte, mit Hilfe der städtischen Behörden, und unsere großen und kleinen Thermen nicht vergessen. Nur in schönen Thermen sind die entspannten Stunden nach der harten und oft unbarmherzigen Arbeit des Tages möglich. Sauber, gepflegt und geöffnet sollen sie sein und das zu jeder Jahreszeit und jedem Tag!“


    Mit einer kurzen Pause sah Medeia zu den einzelnen Zuhörern.


    “Viel wird in letzter Zeit gesprochen über eine mögliche Verärgerung der Götter. Unzufrieden mit unserem Glauben und mit unseren religiösen Diensten sollen sie sein. Gerade deswegen sollten wir auf die Tempel besonders wieder achten und ob sie dem Blick eines Gottes und unserer ehrwürdigen Ahnen genügen können. Auch davon werde ich mich überzeugen und meine Kräfte für jenes Ziel einsetzen!“


    Und somit kam Medeia zu ihrem letzten Punkt, den sie in Verbindung mit ihrem möglich zukünftigen Amt erläutern wollte.


    „Tertius werde ich jedoch mich um einer der wichtigsten Aufgaben der Aedile, natürlich mit meinen Kollegen, kümmern. Genau werde ich den Ankauf des Getreides überwachen und dafür Sorge tragen, dass es die Römer erhalten, denen es von Rechts wegen auch zusteht. Neben Panem, sollen jedoch die Circenses nicht zurück stehen.“


    Medeia lächelte kurz, wusste sie doch allzu gut, wie sehr sich gerade die Römer auf diese freuten.


    „Die Ludi Romani stehen bald an und ich werde Euch nicht wenig versprechen. Wie mir schon zu Ohren gekommen ist, kündigte Euch der Candidatus, Tiberius Vitamalacus, große und fulminante Spiele an. Und ich kann Euch versichern, auch ich werde meinen Beitrag leisten, dass Ihr jene vielen Tage im September dieses Jahres nicht vergessen werdet. Lange schon ist es her, dass in Roma mehr als Wagenrennen stattfanden. Ihr sollt aufregende Kämpfe, berühmte Gladiatoren, gefährliche und exotische Tiere sehen und doch auf die Aufregung der Wagenrennen nicht verzichten müssen. Auch werde ich an so manch eine Ludiattraktionen anknüpfen, die schon lange nicht mehr bei den Spielen vorkamen. Doch mehr möchte ich Euch heute und hier nicht verraten.“


    Medeia schmunzelte bei ihren letzten Worten und holte zum letzten Teil ihrer Rede aus. Dabei griff sie mit einer wohlgesetzten Gestik an ihre Palla.


    „Bürger Roms! Schon letztes Jahr sprach ich davon, dass es mein Bestreben im Amte ist, Euch zu dienen. Allen Menschen der Stadt und allen römischen Bürgern möchte ich das Leben erleichtern und ihnen Zufriedenheit und sogar Glück in ihr Leben bringen. Weder Stand, noch eine unterschiedliche Ansicht soll dabei mein Tun beeinflussen, sondern nur das Wohl des Imperiums werde ich vor Augen behalten. Es ist an Euch zu entscheiden, ob Ihr in mir eine Frau und einen künftigen Amtsträger seht, die all jenen Aufgaben gewachsen sein wird. Ich hoffe, dass Ihr mir erneut Euren Vertrauen schenkt und mich in das Amt des Aedils wählt.“


    Medeia schwieg für einen Herzschlag, lächelte freundlich, wirkte dabei jedoch weiterhin aufrecht, gelassen und unerschrocken.


    „Und gerne stehe ich Euch noch für Fragen zur Verfügung!“

    Immer noch war Medeia betroffen von der ganzen Angelegenheit. Zwar war sie nicht eine Frau von sentimentaler Art, doch der Tod eines Verwandten ließ sie nicht unberührt. Doch Verwirrung zeigte sich nach Suras Worten in Medeias Gesicht. Einige Sekunden versuchte sie seine Worte zu ergründen. "Was meinst Du mit den Überresten von Falco? Hast Du erst seinen Leichnahm dort gefunden?" Fragend sah sie Sura an, machte sich jedoch gleich dran, die vielen Fragen zu beantworten. "Ich bin Falco leider nicht begegnet. Wie gesagt, ich wußte noch nicht einmal, daß er hier in Roma weilt. Deswegen war ich auch nie an jenem Orte, wo er gewohnt hatte. Auch weiß ich recht wenig über sein Leben und seine Arbeit. Aber mir wurde kürzlichst zugetragen, daß er wohl private Aufträge entgegen nahm. Welcher Natur sie war, ist mir genauso unbekannt."


    Immer noch verwirrt beugte sich Medeia leicht vor. "Von wem wurde Falco eigentlich gefunden? Und wann war das? Hat ein Medicus seinen Leichnam untersucht?" Medeia lehnte sich wieder zurück. "Und wo ist sein Leichnam nun?"

    Im Palast hatte sich Medeia es angewöhnt, stets die Planungen im Kopf zu behalten. Wie oft hatte sie schließlich ihre tabula irgendwo dann liegen gelassen? So dachte sie über die Frage von Gracchus nach und antwortete, nachdem sie die passende Zeit für das Opfer überlegt hatte: "Das Fest wird am späten Nachmittag beginnen. Somit würde ich das Opfer am frühen Abend, wenn alle Gäste eingetroffen sind, ansiedeln. Natürlich werden viele an jenem Tag an den öffentlichen Opfern teilnehmen wollen. Wir schließlich auch. Ich hoffe, es würde Dir genügend Zeit geben!" Medeia lächelte freundlich und nickte. "Die Gens Artoria würde sich sehr geehrt fühlen, solltest Du das Opfer an jenem Abend bei der Feier anleiten."


    Als der Regen stärker wurde, sah auch Medeia lächelnd nach draußen. Es würde den Dreck und den Staub des Sommers von den Straßen schwemmen und Rom wieder in helleren Farben und saftigen Grün erstrahlen lassen. Außerdem mochte Medeia den Regen sehr gerne. Wie auch Gewitter, die in ihren Augen nur beeindruckende Zeugnisse dieses Gottes waren. "Rom kann froh sein, dass der Regenspender uns gewogen ist. Die Neptunalia? Ja, ich hörte, dass Du die Opferung dort geleitet hast. Leider konnte ich in letzter Zeit viel zu selten den religiösen und den heiligen Pflichten eines Römers folgen. Eigentlich schändlich, wenn man bedenkt, dass man gerade als Amtsträger ein Vorbild sein sollte. Aber vielleicht rütteln die Ereignisse der letzten Wochen nicht nur mich aus meiner 'Lethargie' heraus."

    Die letzten Tage mit Regen waren Vergangenheit. Denn schon seit einiger Zeit strahlte die Sonne wieder über Rom. Hektische Betriebsamkeit brach in der Casa Artoria aus. Denn in wenigen Tagen war es soweit. Endlich kehrte wieder Leben in die Casa und ein Weinfest sollte gefeiert werden. Dafür musste jedoch zuerst die Casa auf Hochglanz gebracht werden. Medeia hatte dafür und auch für das Fest bei einem befreundeten Griechen einige Dutzend Sklaven und Sklavinnen ausgeliehen. Diese wuselten schon den ganzen Tag durch das Haus.


    Am Eingang waren zwei junge Sklavinnen dabei, die Bodenmosaike von dem Schuhdreck und dem Staub zu befreien. Unter der leicht blassen Schicht, die im Laufe der Zeit, trotz des Putzens entstanden waren, kamen wieder leuchtende Mosaike zum Vorschein. Die Sklavinnen saßen auf dem Boden und schrubbten mit groben Bürsten. Neben ihnen standen Pumilus, der grinsend und von der Höhe seiner Augen nicht weit weg, auf den sich bewegenden Hinterteil einer blonden Sklavin starrte. Immer wieder zuckte seine Hand in die Richtung, doch konnte er sich gerade noch bremsen. „Oha....was für ein Mädchen!“ flüsterte Pumilus leise.


    Auch an anderer Stelle wurde fleißig geputzt. Die Casa sollte sich an dem Tag der Vinalia Rustica doch vom besten Licht zeigen. Medeia war im cavum aedium und beaufsichtigte einige Sklaven, die gerade das Dachsims und den Verzierungen von alten Blättern und einer toten Taube befreite, die vor einigen Tagen dort herunter gestürzt war. In ihrer Hand hielt sie eine Wachstafel. Mit einem Griffel schlug sie immer wieder auf den Rand der Tafel und sah ungeduldig den Männern bei der Arbeit zu. Als das Gröbste getan war, ging sie weiter und sah überall nach dem Rechten.


    “Du kleiner hässlicher Wicht! Nimm Deine Drecksfinger von mir!“ Schrill schrie eine Sklavin vom Atrium durch das Haus. Medeia blieb verwundert stehen und ging dann schnellen Schrittes zum Atrium. Die blonde Sklavin stand auf dem Mosaik eines Wolfes, der zwei Zwillinge säugte und starrte von oben auf Pumilus wütend funkelnd herunter. Pumilus hielt sich seine schmerzende Wange und funkelte ebenso wütend. Gerade wollte er etwas erwidern, als er Medeia herein kommen sah. Medeia sah von der Sklavin zu Pumilus. „Olympia, geh und hilf in der Küche mit! Pumilus, komm mit!“ Forsch nickte sie Pumilus zu, der der Sklavin noch mal zuzwinkerte und ihr beim vorbeigehen in den Hintern kniff. Mit einem wütenden Aufschrei wollte Olympia Pumilus noch eine verpassen, doch Medeias strafender Blick, der Beiden galt, hinderte sie daran. Grummelnd verließ die Sklavin das Atrium.


    „Also, wir müssen noch die Gästeliste durchgehen. Schließlich sollen auch alle Gäste hinein kommen, aber die Unerwünschten draußen bleiben. Hast Du schon das Kostüm probiert?“ Medeias Augen waren bei den Worten auf die Tafel gerichtet. Dadurch sah sie nicht, wie Pumilus die Augen verdrehte und sie bei jedem Schritt ein wenig nachäffte. „Aber sicher doch, Domina. Das haben wir! Passt uns ganz wunderbar....“ Grummelnd und fast unhörbar führte er an. „...wenn wir ein Idiot wären...warum müssen wir so was immer machen? Bei den Göttern, eines Tages bereut ihr das alle noch.“

    Dankbar lächelnd nahm Medeia den Becher mit Wein entgegen. Langsam schwenkte sie den Wein in dem Becher hin und her und betrachtete die schillernd rote Farbe darin. Ehe sie einen Schluck nahm, roch sie an dem Wein und nahm den Duft tief in sich auf. "Apollo war mit mir in den Wochen nach dem Attentat und ich bin den Göttern für ihren Beistand sehr dankbar. Doch dies ist überwunden und ich versuche, die Tat jenes Mannes aus meinem Geist zu streichen. Was bringt es, zu zaudern und sich zu fürchten? Oder gar lange über die Schlechtigkeit der Menschen nachzudenken? Aber verzeih, ich fange schon wieder mit meinen grüblerischen Reden an."


    Medeia schmunzelte und trank noch etwas von dem Wein. "Ein Vigil ist überfallen worden? Das wird doch sicherlich öfters in der Urbs Romanae vorkommen." Medeia ließ wieder den Wein hin und her schwenken und sah den Quaestor fragend an. "Aber wie ist es Dir in der Amtszeit ergangen? Haben die Arbeiten Deine Zeit gut gefüllt oder hattest Du noch Zeit, Rom wieder zu erkunden nach dem langen Germanienaufenthalt?"

    Medeias Sänfte wurde in den Palast getragen und dort von den Trägern vorsichtig auf dem Vorplatz abgestellt. Die Vorhänge blähten sich für einen Moment im Wind auf, dann wurden sie zur Seite geschoben. Anmutig entstieg Medeia der Sänfte und trat auf den Vorplatz. Ihr grünes Gewand, welches mit Goldfäden durchwirkt und um ihre Taille mit goldenen Bändern umwunden war, wehte um ihre Füße. Ihre Haare waren in einer komplezierten Frisur nach hinten geflochten und durchwoben von kleinen und feinen goldenen Kettchen. Ihre lange Krankheit und die Schwäche sah man ihr an jenem Abend in keinster Weise an. Ihre Wangen waren leicht gerötet, ihre grünen Augen von dunkler Schminke umrahmt, welche sie noch katzenhafter wirken ließen. Erhobenen Hauptes wandte sie sich an ihren Schwager zu. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. "Gehen wir doch, Decimus. Ich glaube, wir sind etws spät dran!"


    Medeias Gewand raschelte leise als sie auf den Empfangsbereich ohne zu zögern schritt. Aber sie kannte sich im Palast schließlich genug aus, um keinen Diener zum Führen zu brauchen. Ab und an nickte sie einem bekannten Gesicht zu, jemand, der ihr früher bei ihrer Arbeit unterstand. Bei einer jungen Frau blieb Medeia kurz stehen und wechselte einige Worte ehe sie weiter schritt. Bei den übrigen Gästen angekommen, blieb Medeia stehen. Freundlich lächelte sie zu Adria und ihrem Gatten, nickte ihren Amtkollegen als Begrüßung zu und betrachtete dezent jene Gäste, die Medeia noch nicht kannte.

    Ich kann den Duccier einfach nur zustimmen. Gut gesprochen :)


    Das Problem ist doch auch, ein Tribunal hätte niemals den Einblick, wie es die SL hat. Also was die TochterID angeht, etc. Und das möchte ich nicht, daß die "Tribunalsspieler" wissen, welche meine TochterID sind und auch die verschiedenen Daten sollten vertraulich bleiben.


    Außerdem: Was ist der Unterschied bei der menschlichen Fehlerrate zwischen der Gruppe von Spielleitern und Mods, die ja der Spielerliga entstammen und einer Gruppe von reinen Spielern?

    Medeia nickte und zuckte gleich mit der Schulter. "Das ist nunmal ein Risiko, in der Öffentlichkeit zu stehen. Etwas, womit man fast rechnen muss, da die Kandidatur durch meine Person, wie bei jeder anderer Frau, sehr umstritten ist. Aber was erzähl ich Dir das?" Medeia schmunzelte. "All diese Probleme und den Ärger wirst Du wahrscheinlich in deiner Familie erlebt haben. Die Anfeindungen an die Senatorin Tiberia Livia sind doch teilweise äußerst unverschämt. Dabei leistet sie viel für Rom und das Imperium." Kopfschüttelnd zeigte Medeia ihre Mißbilligung.


    Ein müdes Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie seufzte. Obwohl sie sich immer noch aufrecht hielt, schien das Gespräch sie durchaus sehr angestrengt zu haben. Sie war etwas blasser als zuvor und schien, trotz der Hitze des Tages, etwas zu frieren. "Kann ich Dir mit sonst etwas behilflich sein, Tiberius Durus?"

    Mit Bestürzung im Gesicht geschrieben lauschte Medeia den Erläuterungen von Sebastianus. "Entführt? Grauenhaft. Den Göttern sei Dank haben sie Dich wieder zurück nach Rom gebracht. Aber wer hat Dich entführt? Wurde Lösegeld verlangt?" Spontan sprudelten diese Fragen aus Medeia, nachdem Sebastianus gesprochen hatte. "Aber zu schade, dass Du nach Germania musst! Ist es der Posten von Annaeus Florus, den es zu besetzen gilt? Wirst Du ihn erhalten?" In Medeias Augen funkelte durchaus die Neugier, doch erinnerte sie sehr wol an seine weitere Frage. "Castus? Ja, wolltest Du eigentlich ihn sprechen?"