Beiträge von Quintus Sabbatius Aurelianus

Da niemand sonst außer Detritus sich meldete, nahm ich an, dass sie ebenfalls keine Fragen hatten.

"In Ordnung. Ich werde den Entwurf dann noch einmal überarbeiten und, wenn er fertig ist, der Curia erneut vorlegen."

"Tristan, er war der Stadtschreiber…"

Ich sah besorgt zu Kyria hinüber, die inzwischen zu dem Brunnen gegangen war und ihr Kopf kurz ins Wasser hielt. Ihre Hautfarbe hatte eine ungesunde Blässe angenommen und allgemein wirkte sie sehr mitgenommen. Ich sah den Vigil an.

"Er war ein Sklave und gehörte Titus Claudius Imperiosus Iulianus. Mein Vorgänger, Lucius Octavius Detritus, stellte Tristan damals ein. Ich war zur dieser Zeit noch Magistratus und hatte wenig mit Tristan zu tun, weswegen ich ihn erst vor kurzem kennen gelernt hatte."

Immer noch geschockt stand ich neben der Leiche. Eben noch, vor wenigen Minuten, hörte ich die kleinen Steinchen das Dach runter rieseln, wie sie auf den harten, kahlen Boden fielen. Nun lag dort Tristan. Eine Blutlache bildete sich langsam unter seinem toten Körper. Er lag auf dem Bauch, das Gesicht zur Seite gedreht. Kyria, die gerade wiedergekommen war, war ebenfalls erschrocken in der Erkenntnis, dass wir ihm nicht helfen konnten - nicht helfen konnten, nicht zu springen.

Die Tür, die von der Curia in den kleinen Park führte, öffnete sich und ein Vigil kam zu uns gerannt. Anscheind hatte noch jemand, vielleicht ein Mitarbeiter aus der Curia, etwas von Tristans Selbstmord mitbekommen und ihn gerufen. Anders konnte ich mir nicht erklären, wie die Vigiles so schnell hier sein konnte. Er fragte nach Zeugen.

"Ja, wir haben gesehen, was passiert ist. Das hier ist Sabbatia Kyria, meine Cousine aus Mantua."

ich deutete auf Kyria.

"Mein Name ist Quintus Sabbatius Aurelianus. Ich bin der Duumvir der Stadt Ostia."

sagte ich mit einer halb festen, halb vom Schock geschwächten Stimmen. Ich konnte immer noch nicht so richtig glauben, was gerade passiert war.

"Ich habe nichts dagegen."

Zitat

Man verzeiht, wenn ich mich hier einmische. Der Gesetzestext klingt recht ansprechend, doch möchte ich kurz etwas einwerfen. § 1 Abs 4 besagt, daß man Mitglied des Ordo Decurionum auf Lebenszeit ist. Ich persönlich habe aber schon mehrmals bemerkt, daß die Mobilität unter unseren Bürgern, zumindest was jene angeht, die höhere Posten bekleiden, durchaus hoch ist. Was soll aber mit jenen passieren, die nicht mehr Bürger der Provinz Italia sind? Oder jenen, die sich dem Ordo als unwürdig erweisen? Kurz gesagt, es fehlt ein Passus, wie man den Status verlieren kann. Ist dies gewollt?

"Den Passus können wir ruhig noch hinzufügen, da er mir ebenfalls nicht unwichtig erscheint."

Zitat

"Mir scheint der Absatz 5 überflüssig zu sein. Der Ordo Decurionum sollte nur nach entsprechender Leistung vergeben werden."

"Das sehe ich auch so"

An alle gewand

"Gibt es sonst noch Punkte, die ergänzt, verbessert oder entfernt werden sollten?"

"Verehrte Mitglieder der Curia,

ich muss die traurige Nachricht verkünden, dass Tristan, der Stadtschreiber der Stadt Ostia, sich vom Dach der Curia Ostiae gestürzt hat, um so seinem schweren seelischen Leiden ein Ende zu setzen. Möge der Tod ihm das geben, was er im Leben nicht finden konnte."

"Vielen Dank, Regulus, für dein Vertrauen."

Kaum hatte Livilla ihre Worte zu ende gesprochen, da öffnete sich mit einem lauten Schlag die Tür der Taverna, sodass sie in ihren Angeln eine Zeit lang wackelte. In der Tür stand mit knallroten Wangen und völlig außer Atem Regulus.

"Regulus!"

Rief ich voller Freude.

"Setzt dich zu uns."

Zum Glück war der Tisch groß genug für drei Personen und ein Stuhl stand auch schon bereit, sodass dies überhaupt kein Problem darstellte. Als er mir den Grund seiner Verspätung sagte, musste ich halslaut lachen.

"Ach, das ist nicht schlimm. Zu gut kenne ich die Tücken der Straßen in Rom. Sie wollen einfach nicht dahin führen, wo man gerne hin möchte. Das ist zum Verrücktwerden. Aber du hast dich wacker geschlagen. Ich hätte niemals alleine diese Taverna gefunden. Woher wusstest du überhaupt, dass wir hier sind?"

Mit einem fragenden Blick schaute ich Regulus an.

Irgendwie scheint Detritus heute in Geberlaune zu sein. Mal sehen, wen er womöglich als nächstes vorschlägt

"Ich habe nichts dagegen einzuwenden."

Ich nickte und freute mich auf das baldige Wiedersehen.

"Vale, Regulus. Möge Mercurius dich auf die richtigen Wege führen."

Nachdem Regulus gegangen war, machte ich mich daran wieder zu arbeiten.

Aufmerksam hörte ich Kyria zu. Sie hatte viel zu sagen und ich ließ mir jedes ihrer Worte genau im Kopf durchgehen.

Wir gingen im Garten spazieren und langsam merkte man den nahenden Frühling. Es war eine sehr friedlicher Ort. Umso weniger passte Kyrias Blick, der auf einmal wie versteinert, gar voller Panik war. Ich wollte schon ihrem Blick folgen, um zu sehen, was sie so erschreckte, doch sie hielt mich davon ab und sagte, dass der Sklave auf dem Dach stünde.
Sklave...? Meinte sie Tristan? Oh nein... Ich hätte ihn nicht alleine lassen sollen, dachte ich und Schuldgefühle machten sich in mir breit.

"Musik?" wiederholte ich leise. Bisher war Tristan immer sehr verschlossen und man kam selten an ihn heran. Vielleicht war es nur die falsche Sprache, die wir verwendet haben? Vielleicht kann Musik tatsächlich helfen? Viel Zeit hatte ich aber nicht, darüber nachzudenken, denn Kyria ging bereits zu ihrem Pferd, um ihre Flöte zu holen. Hoffentlich würde Tristan nicht springen.

"Stimmt. Die Götter sollten man nicht warten lassen, vor allem Iuno nicht. Ihre Rache soll alles andere als angenehm sein."

Unweigerlich fiel mir die Geschichte von Hercules ein. Iuno hatte ihm aus Rache zwei Schlangen in die Wiege gelegt, weil er das Produkt eines weiteren Seitensprungs ihres Gatten Iuppiter war. Die Geschichte gehörte zwar mehr in den griechischen Raum, man konnte aber nie wissen, ob auch Iuno hier den gleichen Sinn für Rache hatte. Ausprobieren wollte ich es sicherlich nicht.

Ich nahm noch den letzten Schluck Wein, um auf andere Gedanken zu kommen. Eine kurze Pause enstand.

"Wirst du den Weg finden? Nach Rom zu kommen ist einfach. Folge der Via Ostiensis, dann wirst du bald vor dem Stadttor Roms stehen. Allerdings in Rom wird es schon etwas schwieriger. Die Straßen folgen keinen Regeln und oft kommt man woanders an, als man ursprünglich hin wollte. Am besten, du fragst dich einfach durch und bittest um Mercurius Hilfe, denn die wirst du mit Sicherheit gebrauchen. Wir sind im Tempel der Iuno Lucina."

"Da Detritus zurzeit genug zu tun hat, habe ich ihm etwas Arbeit abgenommen und habe die Ordo Decurionum Provinciae Italiae überarbeitet."

Ist das mit der Geschäftsordnung der Curia vereinbar? Ich denke nicht.
Ich zitiere:

Zitat

§ 3 VORSITZ - PRINCEPS CURIAE
(1) Den Vorsitz über die Curia Provincialis führt der von den Vollmitgliedern der Curia Provincialis für die ganze Periode der Curia gewählte Princeps Curiae.

Für eine Auszeichnung:
MARCUS AURELIUS ANTONINUS
LUCIUS OCTAVIUS DETRITUS
HERIUS CLAUDIUS VESUVIANUS

Keine Frage, das erhält meine Zustimmung

Für drei Auszeichnungen:
SECUNDUS FLAVIUS FELIX

Erhält ebenfalls meine Zustimmung

Bei der Statua schließe ich mich Detritus Meinung an. Dies ist eine sehr hohe Auszeichnung, die wir nicht verleihen sollten. Versteht mich nicht falsch, ich bin sehr wohl der Meinung, das Felix sie mehr als verdient hat, doch eine hohe Auszeichnung sollte auch von einem der höchsten Organe im Imperium verliehen werden, während sich die Curia auf Diploma beschränken sollte. Schließlich ist eine Auszeichnung mit mehr Ehre verbunden, wenn sie vom Senat kommt.

Für das Amt des Princeps Curiae geht meine Stimme an: Marcus Aelius Callidus

"Vielleicht meint Fortuna es gerade auch gut mit Regulus? Wer weiß. Es könnte doch sein, dass er gerade jemanden nach dem Weg fragt."

Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.

"Ich kann micht glücklich schätzen, die Straßen Roms meinen Feind nennen zu dürfen. Denn ohne ihn, wären wir uns niemals begegnet und das wäre wahrlich schlimmer."